Der Schwiegeropa Adolph wurde im Alter von 77 Jahren am 16. Juli 1940 in Grafeneck ermordet. Ermordet von den Nazis, weil er als alter Mann nach dem Tod seiner beiden Söhne im ersten Weltkrieg und nach dem Tod seiner beiden Ehefrauen mit dem Leben nicht mehr zurecht kam und in eine psychiatrische Klinik gebracht wurde. Er war dort 12 Jahre.
In seiner Krankenakte, die im Bundesarchiv in Berlin lagert, wird von guten und von schlechten Tagen berichtet. Manisch-depressiv war die Diagnose. In guten Tagen arbeitete er draußen im Garten, war lustig, sang und tanzte auch mal durch den Garten. In schlechten Tagen konnte er nicht schlafen, war zänkisch und kaum zu beruhigen. Einmal ist er aus der Klinik entwichen, kam Wochen später wieder zurück. Seine drei Kinder aus der 2. Ehe wuchsen bei Verwandten auf, ob er sie jemals wieder gesehen hat, ist nicht überliefert. Adolph wäre irgendwann in der Klinik friedlich gestorben, wenn..... ja wenn nicht die Nazis mit der "Aktion T4" seinem Leben ein Ende gesetzt hätten. "T4" steht für die systematische Ermordung von Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen. Neben rassehygienischen Vorstellungen der Eugenik sind kriegswirtschaftliche Erwägungen während des Zweiten Weltkrieges zur Begründung herangezogen worden.
Christian Wirth, ein deutscher Polizeibeamter, war maßgeblich an der "Aktion T4" beteiligt. Er leitete die Büroabteilungen der Tötungsanstalten in Brandenburg, Grafeneck und Hartheim. In dieser Funktion war er für die Sicherheit der Anstalten, die Sonderstandesämter, in denen Sterbeurkunden amtlich gefälscht wurden, das Personal und die Überwachung des Mordvorganges selber zuständig.
Und jetzt, vor wenigen Tagen, "stolpere" ich in Costermano über diesen Namen. "Denn irgendwo da unten zwischen den akkurat gestutzten Heidehecken liegt in einem Doppelgrab auch Christian Wirth, einer der übelsten Massenmörder der deutschen Geschichte." schrieb Dirk Schümer in dem FAZ-Artikel Endlich Frieden in Costermano.
Infotafel - lesbar durch anklicken
Gräberfeld in Costermano
Infotafel in der Kapelle