"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Samstag, 31. Dezember 2016

DJT fight for a better world

Mit dem letzten Sonnenuntergang des Jahres 2016 über meiner schwäbischen Heimat geht ein weiteres Bloggerjahr zu Ende. Ein Jahr das bei der Ahnenforschung immer wieder Überraschungen parat hatte. Ein Jahr in dem ich zum zweiten Mal dem französischen Staatspräsidenten und der deutschen Bundeskanzlerin begegnet bin. 'Small talks' mit Francois Hollande und Angela Merkel, mit Menschen die Geschichte 'schreiben',  wer kann das schon von sich erzählen?!
Die Reise nach Verdun und Romagne-sous-Montfaucon war das Highlight in diesem Jahr. Dort, wo sich vor 100 Jahren französische und deutsche Soldaten an der Front gegenüberstanden, spielte das deutsche Heeresmusikkorps aus Ulm die Totensignale "Aux Morts" und "Ich hatte einen Kameraden", sowie die französische Nationalhymne und die deutsche Nationalhymne. Beeindruckt hat mich an diesem Tag ein Amerikaner, der nach Verdun gereist war, um am Grab seines gefallenen Großvaters einen Blumenkranz niederzulegen.
Die europäische Einheit war aber noch nie so in Gefahr wie in diesem Jahr. Die politische Landschaft hat sich verändert, auch in den Vereinigten Staaten. Wir haben Verwandte und Freunde in Übersee, wir haben aber auch in den letzten Jahren Freundschaften mit Russen geschlossen. Ein Land das für mich im Alter meiner Tochter unerreichbar war. Darum freut es mich um so mehr, dass meine Tochter die russische Sprache erlernt hat, in Moskau studiert und in Sibirien gearbeitet hat.
An Weihnachten 1943 war mein Großvater als deutscher Soldat in Russland. An Weihnachten 2016 besuchten uns russische Freunde meiner Tochter aus Moskau. - What a change !

Barack Obama, der als Friedensnobelpreisträger gestartet war, hat die Hoffnungen der Amerikaner und der restlichen Welt nicht erfüllt, das Verhältnis zu Russland ist untragbar, um so ärgerlicher, dass die große Europäische Union kein Rückgrat zeigt und amerikahörig ist.

 DJ Trump: fight for a better world !
Ob DJT meinen Wunsch wohl erfüllen kann?




Sonnenuntergang an Silvester in den Kleinbottwarer Weinbergen


Das neue Ahnenforschungsjahr starte ich am 1. Januar mit der Besichtigung der Burg Lichtenberg in Oberstenfeld. Gleichzeitig stimmt sich mein Heimatdorf mit Glockengeläut auf ein Jahr ein, das für uns Protestanten eine ganz besondere Bedeutung hat: das Lutherjahr. Zahlreiche Veranstaltungen erinnern daran, dass Martin Luther im Jahr 1517 seine berühmten Thesen über den Ablasshandel veröffentlichte und damit die Reformation anstieß. Das Glockengeläut beginnt um 15.17 Uhr und wird 500 Sekunden lang dauern. - Das Lutherjahr beschert uns am 31. Oktober einen einmaligen Feiertag.




Samstag, 17. Dezember 2016

Susanna Daucher - Augsburger Täuferbewegung

Eine Vorfahrin zu haben, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts lebte, die sich gegen den Willen ihres Ehemannes taufen ließ und über die es eine Wikipedia-Seite gibt, ist nicht alltäglich.
Susanna Daucher geb. Spitzmacher, Ehefrau des Augsburger Bildhauers Hans Daucher, gehörte der Augsburger Täuferbewegung an.

 
Am Hinteren Lech 2 - Augsburg
Wohnhaus der Familie Daucher - Versammlungsort der Täufer
 
 
Am Ostersonntag 1528 traf sich die Täuferbewegung im Haus der Familie Daucher zum Gottesdienst, Hans Daucher war zu dieser Zeit berufsbedingt in Österreich unterwegs.
Die Verantwortlichen der Stadt Augsburg hatten schon längere Zeit zuvor per Ratsbeschluss die Aufnahme und Bewirtung von Täufern strengstens verboten. Susanna Daucher verhängte deshalb bei der Vorbereitung des Gottesdienstes vorsorglich die Fenster ihres Hauses mit Tüchern. Die rund 100 Personen, die sich im Daucher-Haus zum Gottesdienst eingefunden hatten, konnten aber in der Enge des Augsburger Lechquartiers nicht verborgen bleiben. Das Treffen wurde bei den städtischen Behörden denunziert. Der Stadtrat beorderte bewaffnete Polizeikräfte und ließ das Haus umstellen. Nach etwa einer Stunde erfolgte der Zugriff. 88 Personen wurden verhaftet, in Eisen gelegt und zum Rathaus verbracht. Unter ihnen befanden sich 39 nicht ortsansässige Täufer und Täuferinnen, die bereits am folgenden Tag mit der Peitsche, einige auch nach Kennzeichnung durch „den Brand auf den Backen“, der Stadt verwiesen wurden. Die Augsburger Bürger und Bürgerinnen unterzog man  peinlichen Verhören. Susanna Daucher verteidigte sich unter anderem mit dem Argument, dass auch in häuslicher Umgebung gemeinsames Bibellesen und Beten nicht verwerflich sein könne.
 
Am Ende der gerichtlichen Untersuchungen stand der so genannte „Verruf“, mit dem die schwangere Susanna Daucher aus der Stadt vertrieben wurde und der heute zu den Ausstellungsobjekten der Lutherstiege (theologisch-historisches Museum in der Augsburger Kirche St. Anna) gehört:
Susanna Daucher, genannt Adolfin von Augsburg, hat gegen die getreue Warnung, die der ehrbare Rat der Stadt Augsburg hat verkünden und anschlagen lassen die besagt, dass niemand die Wiedertaufe annehmen sollte, dass zusammenkommen und sich versammeln von Wiedertäufern verboten ist und mit Leibes- oder Lebensstrafen bestraft wird, die Wiedertaufe angenommen. Sie hat Wiedertäufern zu Essen gegeben, sie mit Speis und Trank versorgt, in ihrer Wohnung hat sie eine verbotene Versammlung zugelassen und Versammlungen an anderen Orten besucht. Darum hat dieser Rat beschlossen, dass sie mit dem Brand auf ihren Backen bezeichnet werden sollte. Da sie aber schwanger ist, wurde sie begnadigt, damit sie aus der Stadt geführt werde. Ihr Leben lang darf sie nicht mehr in dasselbe Gebiet kommen, auch nicht in einen Umkreis von sechs Meilen. Danach habe sich jedermann zu richten. - Gegeben am 21. April Anno 1528."

 
Gedenktafel am Haus der Familie Daucher
 

Am Tag der Urteilsverkündung wurde Susanna Daucher unterhalb des Rathauserkers an den Pranger gestellt. Anschließend wurde der Ausweisungsbeschluss umgehend vollzogen. Die beiden Kinder musste Susanna Daucher zurücklassen; sie wurden unter Pflegschaft gestellt. Als der Ehemann, der im Blick auf das Geschehene ahnungslos war, von Wien zurückkehrte, war seine Existenz durch den Verlust seiner Familie und den Einzug seines Vermögens ruiniert. Damit war auch seine künstlerische Tätigkeit beendet; nach dieser Zeit ist – soweit bekannt – kein Werk mehr von ihm entstanden. Ab 1530 führte man Hans Daucher in den städtischen Steuerlisten als „Habnit“ (= Habenichts). Er verzog nach Württemberg, wo er gegen geringen Lohn eine Anstellung bei Herzog Ulrich fand. Um 1537 starb Hans Daucher in einem Siechenhaus in der Nähe von Stuttgart.
Ob er seine Ehefrau wiedergesehen hat, muss eine offene Frage bleiben. Susanna Dauchers weiterer Lebensweg bleibt ebenfalls im Dunkeln. Vermutungen gehen dahin, dass sie – wie andere vertriebene Täufer auch – in Stuttgart eine neue Heimat fand. - (Quelle: Wikipdedia)
 
 

 

Dienstag, 13. Dezember 2016

Ulrich von Ensingen - Ulricus Fissingen de Ulme

Ulrich Ensinger, auch Ulrich von Ensingen und Ulrich Fissingen de Ulme ist um 1350 in Oberensingen bei Nürtingen geboren und am 10. Februar 1419 in Straßburg verstorben. Er war nicht nur ein berühmter Baumeister der süddeutschen Gotik, er ist auch mein 19-facher Urgroßvater.

 
Der Münchner Bildhauer Hermann Lang schuf 1912 eine überlebensgroße Statue des Baumeisters, die im Ulmer Münster errichtet wurde.


Ulrich von Ensingen war der Stammvater der Werkmeisterfamilie Ensinger. Eine enge Beziehung zur Stadt Esslingen brachte für Ulrich der Bau der Frauenkirche mit sich. Er trat in die dortige Bauhütte als Geselle ein. In den Esslinger Steuerlisten ist er als Murer und Stainmetz nachgewiesen.
Er baute von 1392 bis 1417 am Ulmer Münster, wo er das bereits begonnene Langhaus bis in die halbe Höhe weiterführte. Sein Entwurf für den Münsterturm ist im Ulmer Stadtmuseum erhalten und ist eine der bedeutendsten gotischen Architekturzeichnungen. Von 1394 bis 1395 baute Ensinger am Mailänder Dom. Anno 1399 berief man ihn nach Straßburg, wo er bis zu seinem Tod den oktogonalen Nordturm auf der Plattform des Straßburger Münsters bis zum Ansatz des Helmes erbaute. Er lieferte 1414 den Entwurf für den Georgsturm des Basler Münsters, 1415 auch für den Westturm des Frankfurter Domes. - Keines seiner Werke wurde zu seinen Lebzeiten vollendet.


Der Turm des Straßburger Münsters, der zu den genialsten Turmkonstruktionen der Gotik gezählt wird, gilt als sein Meisterwerk, auch wenn die Vollendung auch hier erst nach seinem Tod geschah.


Freitag, 9. Dezember 2016

Bozen 1500 - Lorenz Schmidlin - Kempten 1555

Lorenz Schmidlin ist um 1500 in Bozen geboren, heiratete in Kempten/Allgäu Catharine Weidinger. Nachfahren seiner Kinder Johannes Schmidlin (1544 Kempten - 1594 Urach), Dekan in Urach und Catharina Schmidlin (1537 Kempten +nach 1572) sind meine Eltern. Dreizehn bzw. vierzehn Generationen nach Lorenz Schmidlin sind sich meine Eltern weit ab von Kempten begegnet und hatten an Weihnachten 1950 ihr erstes Date, ganz romantisch, im Pferdeschlitten durch verschneite Wälder.

Johannes und seine Nachfahren lebten in Urach, Leonberg, Dornstetten, Güglingen, Oberstenfeld und Murr. Sie waren Präzeptor (Lehrer), Stiftsküfer, Sternwirt, Schultheiß, Gerichtsverwandte, Metzger und Bauern.
Catharina heiratete den Klosterpräzeptor und Pfarrer Wilhelm Elenheinz aus Böblingen, sein Vater ist Balthasar Elenheinz, der erste evangelische Abt im Kloster Alpirsbach. Die Tochter Barbara heiratete Melchior Volz, den in Kirchenkreisen bekannten Abt des Klosters Maulbronn. Die Nachfahren von Lorenz Schmidlin in dieser Linie lebten in Kempten, Böblingen, Blaubeuren, Dürrmenz, Sindelfingen und Steinheim. Sie waren Äbte, Pfarrer, Amtsschreiber, Vogt, Gerichtsverwandte, Ratsbürgermeister, Sattler, Glaser und Bauern.

Es ist nicht selten, dass man denselben Vorfahren mehrmals im Stammbaum hat, dann sind es aber Ehen, die in den zurückliegenden Jahrhunderten auf demselben oder den umliegenden Dörfern geschlossen wurden. Hans Trautwein (1560 – 1634) ist in sechs Linien mein Vorfahre. Auch Rudolf von Hüsern (1515 – 1602) steht sechs mal im Stammbaum der vielen Häussermannvorfahren.
Dass sich aber Nachfahren nach dreizehn und vierzehn Generationen begegnen, sich auf den ersten Blick verlieben und heiraten, ist bei meinen Vorfahren (bisher) einmalig.

Lorenz Schmidlin hat Rechtstwissenschaften studiert, hielt 1531 in Kempten das Bürgerrecht, er war dort Gerichtsschreiber, Stadtschreiber und Schulherr. Zum Empfang Kaiser Karl V. in Kempten hielt Lorenz am 15. Juli 1543 eine Rede. 1545 reiste er in Sachen des Schmalkaldischen Bundes nach Augsburg, Ulm und Memmingen. - Im Jahr 1543 wird er zum Grafen Montfort abgeordnet, um ein Lehen zu empfangen.
 
Kaiser Karl V. - Gemälde von Tizian
 
Mich begeistern immer wieder meine Vorfahren, die vor Jahrhunderten zu den wenigen Menschen gehörten die damals lesen und schreiben konnten. Die späteren Äbte und Pfarrer haben schon in sehr jungen Jahren das Elternhaus verlassen um Klosterschulen zu besuchen und anschließend das Abitur und Studium der Theologie – meist in Tübingen – zu absolvieren. Vermutlich ging es ihnen auch wie Friedrich Schiller, der ab seinem 14. Lebensjahr die Hohe Karlsschule in Stuttgart besuchte und während seinen Schuljahren nie nach Hause kam. – Ey, was sind wir heute doch verhätschelt ….