"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Freitag, 9. Dezember 2016

Bozen 1500 - Lorenz Schmidlin - Kempten 1555

Lorenz Schmidlin ist um 1500 in Bozen geboren, heiratete in Kempten/Allgäu Catharine Weidinger. Nachfahren seiner Kinder Johannes Schmidlin (1544 Kempten - 1594 Urach), Dekan in Urach und Catharina Schmidlin (1537 Kempten +nach 1572) sind meine Eltern. Dreizehn bzw. vierzehn Generationen nach Lorenz Schmidlin sind sich meine Eltern weit ab von Kempten begegnet und hatten an Weihnachten 1950 ihr erstes Date, ganz romantisch, im Pferdeschlitten durch verschneite Wälder.

Johannes und seine Nachfahren lebten in Urach, Leonberg, Dornstetten, Güglingen, Oberstenfeld und Murr. Sie waren Präzeptor (Lehrer), Stiftsküfer, Sternwirt, Schultheiß, Gerichtsverwandte, Metzger und Bauern.
Catharina heiratete den Klosterpräzeptor und Pfarrer Wilhelm Elenheinz aus Böblingen, sein Vater ist Balthasar Elenheinz, der erste evangelische Abt im Kloster Alpirsbach. Die Tochter Barbara heiratete Melchior Volz, den in Kirchenkreisen bekannten Abt des Klosters Maulbronn. Die Nachfahren von Lorenz Schmidlin in dieser Linie lebten in Kempten, Böblingen, Blaubeuren, Dürrmenz, Sindelfingen und Steinheim. Sie waren Äbte, Pfarrer, Amtsschreiber, Vogt, Gerichtsverwandte, Ratsbürgermeister, Sattler, Glaser und Bauern.

Es ist nicht selten, dass man denselben Vorfahren mehrmals im Stammbaum hat, dann sind es aber Ehen, die in den zurückliegenden Jahrhunderten auf demselben oder den umliegenden Dörfern geschlossen wurden. Hans Trautwein (1560 – 1634) ist in sechs Linien mein Vorfahre. Auch Rudolf von Hüsern (1515 – 1602) steht sechs mal im Stammbaum der vielen Häussermannvorfahren.
Dass sich aber Nachfahren nach dreizehn und vierzehn Generationen begegnen, sich auf den ersten Blick verlieben und heiraten, ist bei meinen Vorfahren (bisher) einmalig.

Lorenz Schmidlin hat Rechtstwissenschaften studiert, hielt 1531 in Kempten das Bürgerrecht, er war dort Gerichtsschreiber, Stadtschreiber und Schulherr. Zum Empfang Kaiser Karl V. in Kempten hielt Lorenz am 15. Juli 1543 eine Rede. 1545 reiste er in Sachen des Schmalkaldischen Bundes nach Augsburg, Ulm und Memmingen. - Im Jahr 1543 wird er zum Grafen Montfort abgeordnet, um ein Lehen zu empfangen.
 
Kaiser Karl V. - Gemälde von Tizian
 
Mich begeistern immer wieder meine Vorfahren, die vor Jahrhunderten zu den wenigen Menschen gehörten die damals lesen und schreiben konnten. Die späteren Äbte und Pfarrer haben schon in sehr jungen Jahren das Elternhaus verlassen um Klosterschulen zu besuchen und anschließend das Abitur und Studium der Theologie – meist in Tübingen – zu absolvieren. Vermutlich ging es ihnen auch wie Friedrich Schiller, der ab seinem 14. Lebensjahr die Hohe Karlsschule in Stuttgart besuchte und während seinen Schuljahren nie nach Hause kam. – Ey, was sind wir heute doch verhätschelt …. 

 

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