"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Montag, 15. Dezember 2014

Tötungsanstalt Grafeneck

Mein zweites Blog-Jahr geht zu Ende. Der 111. Beitrag ist unserem Opa Adolf gewidmet, der am 16. Juli 1940 in Grafeneck ermordet wurde.


Endstation Grafeneck


Namensbuch der Opfer von Grafeneck 1940


eine Rose aus der Heimat - für Pauline Stiegler wurde kürzlich 
in der Marbacher Niklastorstraße ein Stolperstein verlegt


die Recherche nach Namen bisher unbekannter Opfer ist noch nicht abgeschlossen, für diese Opfer wurde der Alphabet-Garten angelegt

Nur ein kleiner Teil der Täter wird nach dem Krieg vor Gericht gestellt und bestraft. 
Die meisten kehren in die Gesellschaft zurück, aus der sie gekommen sind.


Vom 18. Januar bis Mitte Dezember 1940 wurden mindestens 10.654 behinderte Kinder, Frauen und Männer durch Gas ermordet und ihre Leichen verbrannt. Durch diese Mordaktion wird Grafeneck zur ersten Vernichtungsstätte auf deutschem Boden, in der Menschen planmäßig ermordet wurden. Grafeneck ist damit der Ort, an dem der "Holocaust" seinen Anfang nahm. - (Dokumentationszentrum Grafeneck)


Armer Konrad

Im Laufe dieses Jahres recherchierte ich in Sindelfingen über die Familie Schaffhäuser mit ihrem "Rebellen" Hans Schaffhäuser, beteiligte mich wegen ihm, meinem 13-fachen Urgroßvater, an dem Projekt Mail-Art für den "Armen Konrad" und las den dazu passenden historischen Roman "Armer Konrad" von Jürgen Seibold.


Der "Konrad" genoss internationale Aufmerksamkeit, bei der Ausstellung der Mail-Art in Beutelsbach fand ich meinen Beitrag "Zur Erinnerung" neben dem Brief eines japanischen Künstlers wieder.


Zu Beginn des neuen Jahres macht die Wanderausstellung Der ‚Arme Konrad‘ vor Gericht. Verhöre, Sprüche und Lieder in Württemberg 1514  des Landesarchivs Baden-Württemberg Station in der Volksbank Marbach.



Kraichgau & Odenwald

Zum 50. Geburtstag eines guten Freundes begab ich mich auf die Suche nach seinen Vorfahren, deren Zuhause im Kraichgau und Odenwald gewesen ist. Was anfangs sehr schwer erschien, entpuppte sich nach und nach in kleinen Schritten - auch mit Hilfe anderer Ahnenforscher - als wirklich gelungenes Geburtstagsgeschenk: eine Ahnenliste mit 330 Namen + alte Familienfotos + Familiengeschichten + Familienwappen.
Zu Beginn meiner Suche fuhr ich nach Gochsheim, um in der Kraichtal-Bibliothek einen Blick in das Buch "KAMUF - Geschichte und Verbreitung eines Namens 1330 - 1990" zu werfen. Ich hielt fast den Atem an, als ich die kleine Geschichte über die (vermutliche) Herkunft der Kamuf las. 

Von Indien nach Rettigheim
Es wurde erzählt, dass die KAMUF im 30-jährigen Krieg aus Indien nach Rettigheim eingewandert sind. Sie hätten dort ein Stück Land besessen, "so groß wie's badisch Länd'l", außerdem hätten sie viel Gold mitgebracht, das ihnen aber während des damaligen Krieges geraubt wurde.
Als Wappen hätten sie eine Eule gehabt. Die damalige Kriegs- und Pestzeit sollen sie in einem Schuppen überlebt haben, in dem sie sich versteckt hielten und zu dem man nur über eine Leiter gelangen konnte. Diese hätten sie nachts hochgezogen und sich so vor herumstreunenden Soldaten und vor der Ansteckung durch die Pest gesichert.




Diese geheimnisvolle Geschichte, das Familienwappen mit der Eule  und der doch etwas exotisch klingende Name KAMUF sind faszinierend.
Doch der schöne Traum von indischen Prinzen und Prinzessinnen, die vielleicht auf Elefanten von Indien nach Rettigheim kamen, zerplatzte schnell. Richtig ist, dass die Kamuf, wie in der geheimnisvollen Geschichte erzählt wird, während des 30-jährigen Krieges nach Rettigheim kamen. Aber sie kamen nicht den langen Weg aus Indien, sondern aus dem Nachbarort Malsch.

Und trotzdem bleibt die Familie Kamuf, mit ihrer kleinen faszinierenden Geschichte, das Highlight meiner Recherchen, denn von keiner anderen Familie sind so viele Aufzeichnungen - bis ins Jahr 1330 zurück - zu finden.



Sonntag, 14. Dezember 2014

Murrbrücke in Steinheim

Die Ursprünge der steinernen Bogenbrücke gehen auf das Jahr 1603 zurück. Damals ließ der umtriebige Schultheiß Hans Trautwein eine für diese Zeiten äußerst solide Brücke bauen, die durch immer wiederkehrende Hochwasser der Murr enorm großen Beanspruchungen ausgesetzt war, und zwar besonders im Winter, wenn öfter größere Eismassen gegen den Unter- und den Oberbau des Bauwerks geschoben wurden .



Ortsansicht aus den 1950ern - links der alte Brückenteil

Allein im Jahre 1795 gab es laut Chronik 19 Mal Hochwasseralarm an der Murr. Im folgenden kalten Winter 1796 waren die Eismassen der hochwasserführenden Murr so mächtig, dass die Hälfte der steinernen Murrbrücke durch den Eisgang weggerissen wurde. Eine vermeintlich kostengünstige Holzkonstruktion, die nach jedem Hochwasser hohe Reparaturkosten erforderte, wurde schließlich als Ersatz über die Murr geschlagen.
Außer bei Hochwasser sorgte dieser Flussübergang Ende des Zweiten Weltkriegs für Aufsehen. Am 20. April 1945, einen Tag bevor amerikanische Truppen in Steinheim einmarschierten, versuchte die deutsche Wehrmacht durch eine Sprengung der Murrbrücke noch einen Beitrag zum sogenannten Endsieg zu leisten. Anfang der fünfziger Jahre wurden die Reste der historischen Bogenbrücke, die auf der Nordseite erhalten geblieben sind, zum südlichen Ufer durch eine Betonbrücke ergänzt.

Schultheiß Hans Trautwein (1560 - 1634) ist mein 11-facher Urgroßvater.



Steinheimer Volkssturm 1944 - 1945

Der Deutsche Volkssturm war eine deutsche militärische Formation in der Endphase des Zweiten Weltkrieges. Er wurde nach einem von der NSDAP ausgehenden propagandistischen Aufruf an alle „waffenfähigen Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren“ gebildet, um den „Heimatboden“ des Deutschen Reiches zu verteidigen, „bis ein die Zukunft Deutschlands und seiner Verbündeten und damit Europas sichernder Frieden gewährleistet“ sei. Ziel des Aufrufs war es, die Truppen der Wehrmacht zu verstärken. 
Der Volkssturm wurde im Oktober 1944, nach einem Führererlass vom 24. September 1944, gegründet. 
Das Aufgabengebiet des Volkssturmes umfasste in erster Linie Bau- und Schanzarbeiten, Sicherungsaufgaben und die Verteidigung von Ortschaften, zumeist in unmittelbarer Heimatgegend. Die Aufstellung des Volkssturms wurde von umfangreichen Propagandaaktivitäten begleitet. Der Volkssturm war nicht Teil der Wehrmacht. - (wikipedia)

Steinheimer Volkssturm vor dem Marktbrunnen
6. von rechts: mein Uropa Wilhelm (*1885)