"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Mittwoch, 27. Mai 2015

Wilhelm Hauff - schwäbischer Dichter & Schriftsteller

Wilhelm Hauff, der 1802 in Stuttgart geborene Schriftsteller der Romantik und zum Kreis der Schwäbischen Dichterschule gehörend, ist bekannt durch seine Märchen, Sagen, Gedichte und den Roman Lichtenstein.


Hauffs Spuren und meine Spuren treffen sich bei Valentin Halbmayer (1606 - 1672) und seiner Ehefrau Anna Margarethe (1619 - 1665). Valentin und Anna Margarethe sind die 4-fachen Urgroßeltern von Wilhelm Hauff. Sie sind aber auch meine 8-fachen Urgroßeltern. Hauffs Linie setzt sich durch Anna Margarethe Halbmayer (1641 - 1673) fort. Ihr Bruder, Amtmann Carl Valentin Halbmayer (1640 - 1696), der Erwerber des Murrer Schlössle, ist mein Vorfahre.

Wilhelm Hauff war ein kurzes Leben beschieden, er starb am 18. November 1827 an Typhus, eine Woche nach der Geburt seiner Tochter  Wilhelmine. Sein Grab befindet sich auf dem Hoppenlaufriedhof in Stuttgart.

Wie viel Schüler wurden wohl durch das Lernen der langen Hauffschen Gedichte traktiert? Dieses Hauffsche Spruchgedicht wäre mein Lieblingsgedicht als Schülerin:

Ach, wie bald, ach, wie bald,
schwindet Schönheit und Gestalt.



Wanderer über dem Nebelmeer
ein aus dieser Zeit stammendes Gemälde von Caspar David Friedrich



Dienstag, 26. Mai 2015

Hans Melchior Trautwein - 1707 auf der Flucht gestorben

Hans Melchior Trautwein, mein 9-facher Urgroßvater aus Steinheim ist am 13.Juni 1707 "auf der Flucht" in Murrhardt gestorben.
Was geschah 1707 damals in Württemberg ? - Die französische Armee unter Marschall Villars überquerte am 23. Mai 1707 den Rhein und drang nach Württemberg vor. In der Bevölkerung breitete sich Panik aus. Ganze Gemeinden wurden aus Furcht vor Übergriffen verlassen. So flohen beispielsweise die Oberriexinger nach Fornsbach bei Murrhardt. Die Invasoren plünderten die Dörfer und steckten Kirchen in Brand. Vieh wurde mitgenommen und den Wein den die Soldaten nicht tranken, ließen sie auslaufen.


Claude-Louis-Hector de Villars (1653 - 1734)
- Prince de Martigues -
- Marquis et Duc de Villars -
- Vicomte de Melun -
Der Marschall von Frankreich war einer der berühmtesten Generäle der französischen Geschichte und einer von nur sieben General-Marschällen von Frankreich.


Auch in der Gemeinde Tamm gab es große Schäden, die das Dorf in Armut gebracht haben sollen. Andere Orte wie Bietigheim und Ingersheim konnten Plünderungen und Brandschatzungen verhindern, mussten dafür aber den französischen Truppen saftige Geldsummen zahlen.
Vermutlich sind auch Steinheimer Bürger und mit ihnen die Familie Trautwein in den Schwäbischen Wald geflüchtet. Nach seinem Tod kehrte die Ehefrau Helena mit ihren Kindern nach Steinheim zurück. Mein 8-facher Urgroßvater Sebastian Trautwein war damals 14 Jahre alt.

Markgraf Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth ging im Juli mit dem Reichsheer gegen Villars vor und überschritt Mitte des Monats mit Verstärkungen bei Philippsburg den Rhein. Im September übernahm Kurfürst Georg Ludwig von Hannover den Befehl über das Reichsheer und drängte Villars vollständig hinter den Rhein zurück.
Die Beute der Franzosen in Franken und Schwaben wurde auf 9 Millionen Gulden geschätzt, der angerichtete Schaden war weit höher.


Montag, 25. Mai 2015

Bietigheim - Wappen, Zunftzeichen & andere Zeichen


Bietigheim 1684 - Forstlagerbuch Andreas Kieser


Unteres Tor - einziges erhaltenes Stadttor von ehemals vier Toren


Landsknechte - "Hie gut Wirtemberg allweg" 


Fachwerk am Tor und Hirschstangenwappen der Grafen von Württemberg


1781 - Relief mit der doppelgesichtigen Frau
vom Haus des Bäckers Johann Martin Böhringer


Fräuleinsbrunnen mit dem Turmwappen der Stadt Bietigheim


Wasserspeier am Fräuleinsbrunnen


Städtische Galerie, ehemaliges Haus des Stadtmüllers
Schlussstein mit Mühlrad, Baujahr und Namen der Erbauer: Georg Jacob Roth und Christina Catarina Rothen


Herzogliches Wappen am "Alten Schloss", um 1506 als Haus und Hof des Vogtes erbaut.
Wappen des Herzogtums Württemberg in der seit 1703 gültigen Form -
E(berhard) L(udwig) H(erzog)  Z(u) W(ürttemberg) 1709.


Wappentafel des Oberen Tores von 1541, nach Abriss des Tores 1821 am Beginenhaus angebracht. Während der Reformation wurde das Haus 1534 "verstaatlicht", blieb den Beginen jedoch bis zum Tod der letzten Schwester im Jahr 1557 als Wohnhaus.


Zunftzeichen an der heutigen Apotheke


Zunftzeichen von 1583 an einem alten Wohnhaus


1587 - überbauter rechteckiger Turmstumpf der Hauptmauer mit illusionistischer Renaissance-Bemalung


Erhaltene bemalte Festungswerke sind in Württemberg sehr selten.



Bietigheim - Der "Arme Konrad" im Hornmoldhaus


Besuch der Wanderausstellung
"Der Arme Konrad vor Gericht"
im Bietigheimer Hornmoldhaus


"fotografieren nicht erlaubt"
dafür gibt es Bilder vom Hornmoldhaus


Das Hornmoldhaus ist eines der besterhaltenen Bürgerhäuser der Renaissance in Süddeutschland. Erbaut wurde das Haus durch den Bietigheimer Vogt und Stadtschreiber Sebastian Hornmold.


Besonders sehenswert sind die Innenausmalungen aus der Renaissancezeit.


Das Haus beherbergt heute das Stadtmuseum.


Hortensien im Garten des Hornmoldhauses


Sonntag, 24. Mai 2015

Eutendorf - Sühnekreuz

Dieses Sühnekreuz aus Sandstein steht ca. 300 Meter westlich des Ortsrandes von Eutendorf an einer Wegkreuzung unter uralten Linden. Ein wuchtiges Kreuz mit breiter Front- bzw. Rückseite und schmalen Seiten. Die Rückseite weist starke Abblätterungen auf. Von der Einrillung, die eine Pflugschar darstellen soll, ist außer einer waagrechten Kerbe im Kopfbereich nichts mehr zu sehen. Einst sollen dort 2 Kreuze gestanden haben.


Das Sühnekreuz wird auf das 15. bis 16. Jahrhundert datiert. In einem Gemeinderegister von 1531 wurde das Steinkreuz von Eutendorf genannt: bei Eutendorf unter einer Linde stehen zwei Steinkreuze, bei denen ein Duell stattgefunden haben soll.


Von der Einrillung ist kaum mehr etwas zu erkennen.


Zwei Linden auf der gegenüberliegenden Straßenseite.


Der Sage nach gibt es gleich 3 Deutungen für dieses Sühnezeichen:
1. Zwei Handwerksburschen oder Bettler sollen wegen eines Brotlaibs in Streit geraten sein und gegenseitigen Totschlag begangen haben.
2. Nachts gehe der Lindengeist und geisterhafte Hasen um.
3. Hier soll ein Duell stattgefunden haben.




Eutendorf - auf den Spuren von Melchior Keller

Auf den Spuren meines 11-fachen Urgroßvaters Melchior Keller, geboren um 1586 in Eutendorf. Melchior Keller war Wirt in Eutendorf. Er und seine Frau Magdalena zogen im Alter nach Aldingen zu ihrer Tochter Magdalena, die dort mit dem Wagner und Weingärtner Bartholomäus Daubenthaler verheiratet war.


Maibaum in Eutendorf


Eutendorfer Wappen am Maibaum


St. Kiliankirche - ein burgartiger spätgotischer Bau mit Inschriften die bis in das Jahr 1343 zurückreichen. Im Turm hängen 3 Glocken, die größte stammt aus dem Jahr 1511 und wurde von Glockengießer Lachamann aus Heilbronn gegossen.


Wetterhahn der St. Kiliankirche



Fenster der St. Kiliankirche


Inschrift über der Eingangstüre des Kindergartens
"Psalm 34, 12"
1838

Psalm 34,12 lautet: Wer ist, der Leben begehrt und gerne gute Tage hätte? 

Samstag, 23. Mai 2015

Melchior Keller - Wirt in Eutendorf

Melchior Keller, einer meiner 11-fachen Urgroßväter väterlicherseits, stammt aus Eutendorf, heute ein Stadtteil von Gaildorf im Landkreis Schwäbisch Hall. Melchior Keller (*um 1586 in Eutendorf +1650 Aldingen) war Wirt in Eutendorf.
Aus dem Bestand der Schenken *) Limpurg-Obersontheim gibt es im Landesarchiv Baden-Württemberg die Archivalieneinheit B 113 I Bü 749 mit dem Titel: Akten über die Wirte, insbesondere Melchior Keller, zu Eutendorf im Amt Gaildorf über Weinverkauf / 1622-1628.


Gasthof und Bäckerei "Rose" in Eutendorf

Eutendorf gehörte einst zum Oberamt Gaildorf, wurde 1091 erstmals als "Uodendorf" urkundlich erwähnt. Es wurde wohl von Westheim aus in merowingischer Zeit gegründet (das älteste Königsgeschlecht der Franken vom frühen 5. Jahrhundert bis 751). Wahrscheinlich als Besitz der Grafen von Komburg. Im 14./15. Jahrhundert erwarb Limpurg Güter aus Niederadelsbesitz, 1357 den Hauptteil von den Grafen von Oettingen. 

Die Klöster Komburg und Murrhardt hatten Lehen, über welche Limpurg die Vogtei beanspruchte. Bis zum Übergang an Württemberg (1780) gehörte der Gemeindebezirk in das Limpurgisch-Wurmbrandische Amt Gaildorf, von 1938 bis 1972 zum Landkreis Backnang.

*) Schenk oder Schenck (lat. pincerna), auch Mundschenk, war ursprünglich ein germanisches Hofamt und unter anderem mit der Aufsicht über die höfischen Weinkeller und Weinberge verbunden. Im Mittelalter wurden häufig Ministeriale mit diesem Amt betraut und stiegen in den Adelsstand auf. Seit dem Ende des Mittelalters war dieses Erbamt allerdings mit keiner Funktion verbunden. Der Wohnsitz eines Schenken war in der Regel eine kleinere Burg mit dazugehörigem Landbesitz.



Sonntag, 17. Mai 2015

Häussermann & Häussermann - Ehen

Karolina Rosina Häussermann (1841 Oberstenfeld - 1923 Murr), meine Ur-Urgroßmutter ist die jüngste Häußermann in meiner Linie. Unter ihren Vorfahren gibt es 4 Häussermann-Ehen. All diese Häussermann-Vorfahren gehen zurück auf Johannes (Hanns) Häussermann aus Egliswil und drei seiner in Aldingen geborenen Söhne:

Johannes (1670 Aldingen - 1738 Heidenhof) verheiratet mit Genoveva (Nachname nicht bekannt). Johannes war Bauer auf dem Heidenhof.
Jakob (1672 Aldingen - 1737 Frühmeßhof) verheiratet mit Anna Katharina verwitwete Lindenmayer (Geburtsname ist nicht bekannt). Jakob war Bauer in Wolfsölden und auf dem Frühmeßhof.
Ulrich (1677 Aldingen - 1733 Steinächlehof) verheiratet mit Barbara Banzhaf. Ulrich war  Bauer in Wolfsölden und Meier auf dem Steinächleshof.


Heidenhof 1686 - Forstlagerbuch Andreas Kieser


Johann Jakob (*1735), der Enkel von Jakob heiratete Maria Katharina (*1737), die Enkelin von Ulrich. Der gemeinsame Sohn Georg Jakob (*1761)  schloss den Bund für Leben mit Anna Katharina (*1765), Urenkelin von Johannes. 
Johannes (*1786) der Sohn von Georg Jakob und Anna Katharina, war mit Christiane Häussermann (*1795) verheiratet. Christianes Eltern sind Johannes Häussermann (*1757 Siegelhausen) und Christina Häussermann (*1763 Wolfsölden). Diese Christine ist die Schwester von Georg Jakob (*1761). Das Ehepaar Johannes und Christiane sind Vetter und Bäsle. Die Eltern von Johannes (*1757 Siegelhausen) sind Johannes Häußermann (*1713 Wolfsölden) und Maria Agnes Fischer (*1717 Siegelhausen). Dieser 1713 geborene Johannes ist wiederum ein Sohn von Ulrich.
Meine Ur-Urgroßmutter Karolina Rosina ist die Enkelin der Häußermann-Ehe Johannes und Christiane.
Das war jetzt kompliziert, gell ? Ohne Zeichnung kommt man diesen schwierigen "Ermittlungen" kaum auf die Spur.



Samstag, 16. Mai 2015

Immer vorwärts - Wappen der Familie Banzhaf

Barbara Banzhaf (*1686 Söhnstetten) ist eine meiner 9-fachen Urgroßmütter väterlicherseits. Anno 1704 heiratete sie Ulrich Häussermann (*1677 Aldingen), er war Bauer in Wolfsölden und von 1724 bis zu seinem Tod 1733 Meier auf dem Steinächleshof.


Das Wappen besteht aus einem dreifach geteilten Schild. Im oberen rechten Feld in rot eine Art Krone mit drei Zacken, die mit Kugeln besetzt sind, wovon die zwei äußeren je den oberen Teil einer Hellebarde führen, die Beilschneide ist nach außen gerichtet. Im oberen linken Feld in gelb (Gold) eine mit Pfeil beschickte Armbrust. Im unteren Feld in blau ein rot gekleideter Mannesrumpf mit silbernem Doppel-Fischschwanz. Der Mannesrumpf trägt am roten Rock einen silbernen Kragen und auf dem Kopf eine Mütze, über der rechten Schulter trägt er an einem Bandelier einen Köcher mit drei Pfeilen. In der rechten und linken oberen Ecke dieses Schildteils befindet sich je ein goldener Stern. Aus dem weiß und grün bewulsteten Helm wächst das Brustbild eines rot gekleideten Armbrustschützen heraus. Über der linken Schulter trägt dieser ebenfalls einen Köcher mit drei silbernen Pfeilen, in der rechten Hand hält er eine mit Pfeil beschickte Armbrust, die linke Hand ist in die Hüfte gestemmt. Die Farben der Helmdecke sind grün und weiß (Silber) - die Farben des Ortes Gerstetten.


Donnerstag, 14. Mai 2015

Steinächle - auf den Spuren meiner Häussermann-Vorfahren


Johannes Häussermann (*1647 Egliswil, CH +1721 Wolfsölden), mein 9-facher Urgroßvater, war von 1693 - 1696 Meier auf dem Steinächlehof bei Affalterbach


altes Fachwerk an einem Pferdestall


diese Scheune hat auch schon bessere Tage erlebt 


Dorfbrunnen in Steinächle


Eingang zum 1908 erbauten Viehstall


Tor des 1866 erbauten Tiefkellers


Kopfstein von 1866


Erdbeeren vom Heidenhof

Johannes (Hanns) Häussermann (*1647 Seengen, CH +1721 Wolfsölden) kam 1693 von Aldingen als Meier auf den herzoglich württembergischen Hof in Steinächle.  1694 zog sein ältester Sohn Johannes (*Aldingen 1670 +1738 Heidenhof) als Bauer auf den Heidenhof bei Weiler zum Stein.
Ulrich (*1677 Aldingen + 1733 Steinächleshof), der dritte Sohn, wurde 1704 Bauer in Wolfsölden und war ab 1724 Meier auf dem Steinächlehof.

Seit der Einwanderung der Familie Hüsermann, so nannten sich die Vorfahren damals noch, sind gut 350 Jahre vergangen. In unserer Region gibt es zahlreiche Nachfahren mit dem Stammnamen Häussermann, die nach alter Familientradition auch heute noch in der Landwirtschaft tätig sind. Sie betreiben Obst- und Weinbau, bauen Salat und Gemüse an und verkaufen ihre Produkte in ihren Hofläden und auf Wochenmärkten.


Montag, 11. Mai 2015

Hans Rudolf von Hüsern - Bürger in Egliswil, Schweiz

Hans Rudolf von Hüsern (1515 - 1602), Bürger aus Egliswil, ist mein 13-facher Urgroßvater väterlicherseits. Nach dem 30-jährigen Krieg sind die "von Hüsern" von der Schweiz nach Württemberg ausgewandert. Bisher hatte ich in meinem Stammbaum nur württembergische Vorfahren. Die "von Hüsern" sind die Vorfahren der Familie Häußermann aus Wolfsölden.


Wolfsölden 1686 - Forstlagerbuch Andreas Kieser

Die Häußermann, bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts "von Hüsern" genannt, erhielten ihren Namen von dem Hofe "Hüsern" am Hallwiler See. Dieser Hof wird in alten Urkunden um 1300 erwähnt, so z.B. in einem Verzeichnis von Zinsen des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen: "Ad Husira de uno feodo 2 Schilling et una decima 6 den. et villico ante vinum 1 Schilling" (zu den Hüsern von einem Lehen 2 Schilling und von einem Zehnden 6 Denare und dem Meier (Anm.: örtlicher Verwalter des Grundherren) statt des Weines einen Schilling).
Den Familiennamen finden wir erstmals in einer Urkunde vom 22. August 1306. Darin urkundet der Abt von Einsiedeln, dass er Besitzungen des Klosters Einsiedeln in Hüsern am Hallwilersee, welche von Burkhard und Arnold genannt von Hüsern bebaut werden, die Ritter Hartmann von Hallwil weiter verleihen. - Urkundenbuch Zürich, Band XII, No 2855a


Wappen von Egliswil

Da die Schweiz bei den Verheerungen des 30-jährigen Krieges gänzlich verschont blieb, war diese verhältnismäßig überbevölkert. Dagegen war Württemberg ein gänzlich menschenleeres Land. Arbeitskräfte waren Mangelware. Um das Land bebauen zu können, mussten die Herrschaften zusehen wo sie brauchbare Leute fanden. 
In dem reichsritterschaftlichen Ort Aldingen am Neckar waren die Freiherren von Kalthental ansässig. Junker Reinhard Heinrich von Kalthental war verheiratet mit Sybilla Maria von Hallweil. Diese war eine Enkelin des Hans Georg von Hallweil, des württembergischen Obervogts in Backnang und Marbach, der sich vom Aargau her in württembergische Dienste nach Beihingen a.N. (Anm.: heute Ortsteil von Freiberg) begab. Im 30-jährigen Krieg war die Beihinger Familie in die Schweiz geflüchtet. 1653 oder 1654 wurde nun der Egliswiler Bürger Jakob Hüsermann (Urenkel des Rudolf von Hüsern) - wie er sich noch hieß - Meier des Junkers Reinhard Heinrich von Kalthental in Aldingen. Etwa 1659 wurde Jakob Hüsermann Meier bei einem Herrn Grötzinger, ebenfalls in Aldingen. Etwa 1662 ist Jakob Häußermann dann auf den etwa 2 km entfernten Tennhof gezogen. Dort war er Kloster Adelbergischer Meier, das heißt in diesem Fall Pächter, und war damit selbständig. Am 6. Mai 1665 ist er dort gestorben. Seine Witwe Elisabeth Meyer hat sich 1667 in Möglingen mit dem Witwer Hans Wyrt, Schmied aus Möglingen verheiratet, zwei Jahre später ist sie bereits verstorben. Dieser Hans Wyrt war wohl ein Landsmann von ihr, da dieser Name in Egliswil häufig vorkommt.
Der Sohn Johannes (Hanns) wurde Wagner in Aldingen. Mit 3 Töchtern ist er 1693 als Meier auf den herzoglich württembergischen Hof in Steinächle bei Weiler zum Stein gezogen und 1694 kam sein ältester Sohn Johannes (*Aldingen 1670 +1738 Heidenhof) als Bauer auf den Heidenhof bei Weiler zum Stein.
Ulrich (*1677 Aldingen + 1733 Steinächleshof), der dritte Sohn, wurde 1704 Bauer in Wolfsölden und war ab 1724 Meier auf dem Steinächlehof. Seine Nachkommenschaft ist weit verbreitet, aber heute noch in der Affalterbacher Gegend ansässig. 


Steinächle 1686 - Forstlagerbuch Andreas Kieser

Georg Jacob Häussermann (*1815 Wolfsölden +1890 Oberstenfeld), der 3-fache Urenkel von Ulrich, heiratete nach Oberstenfeld, war dort Bauer und Gemeinderat. Seine Tochter Karoline Rosine heiratete den Murrer Bauern und Gemeinderat Karl Friedrich Pfuderer, Sohn des letzten Murrer Ochsenwirts in meiner Linie.


Ur-Urgroßmutter Karoline Rosine Häussermann (*1841 Oberstenfeld + 1923 Murr) mit ihrem Ehemann Karl Friedrich Pfuderer aus Murr und ihren Zwillingen Karl und Wilhelm


Die Häussermannlinie endete bisher bei meinen 4-fach Urgroßeltern Georg Jakob Häussermann und Anna Katharina Häussermann in Wolfsölden. Das Buch "Wolfsölden - Jugend in einem schwäbischen Bauerndorf" von Paul Sauer brachte mich überraschenderweise bis zu meinem vor 500 Jahren in der Schweiz geborenen Vorfahren Hans Rudolf von Hüsern.

Aus dem Buch von Paul Sauer: "Schon bald hatte sich meine Mutter in dem kleinen Weiler einen guten Ruf erworben. Auch die wohlhabenden Bauern, damals meist Angehörige der nach dem 30-jährigen Krieg aus der Schweiz eingewanderten Häussermann-Sippe, die sich großenteils etwas Besseres dünkten, und dies vor allem die Kuhbauern und Nebenerwerbslandwirte sowie deren Kinder spüren ließen, respektierten sie." - Dieser Standesdünkel ist wohl auch die Erklärung dafür, dass mehrfach Häussermann & Häussermann-Ehen geschlossen wurden. 

Der Hinweis auf die Schweizer Herkunft und intensive Suche ergänzten meine Häussermannlinie um neun Generationen. Ein Glückstag für Ahnenforscher !




Wecker & Seefische & Eheanbahnung - 1936





Anno 1936 wurde das von meinem 6-fachen Urgroßvater Hans Leonhard Pfuderer im Jahr 1716 eröffnete Gasthaus Ochsen in Murr - nach 220 Jahren Familienbesitz - verkauft. Am 3.Oktober 1936 berichtete die Marbacher Zeitung (damals in NS-Kreiszeitung umbenannt) über den "Abschied der Familie Pfuderer vom 'Ochsen' in Murr". Als ich in den archivierten alten Zeitungen nach diesem Artikel suchte, warf ich auch einen Blick in den kleinen Anzeigenteil. 
Der heute noch in Marbach existierende "Uhren-Fischer" warb für zuverlässige Wecker. Die in der Anzeige "frische Seefische" genannten Läden Pfund und Sorg existieren schon lange nicht mehr in Marbach und in den dortigen Holdergassen steht auch keine Nutz- und Schaffkuh mehr in den Bauernhäusern. Der in Murr angebotene kleine Ofen des Schreiners Seitz heizt heute vermutlich keine Stube mehr, aber das Gewerbe Eheanbahnung hat sich bis in das 21. Jahrtausend hinüber gerettet.