"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Dienstag, 15. März 2016

Murr anno dazumal - Wetter & Mäuseplage

In den 1960ern stöberte ein Bürger unserer Gemeinde im Dorfarchiv und berichtete im wöchentlich erscheinenden Gemeindeblatt unter dem Pseudonym "Euer Dorfbuchdoktor" über Ereignisse aus den vergangenen Jahrhunderten.

1816, also vor genau 200 Jahren, gab es eine Mäuseplage: '1816 hat der Jahrgang so einen betrübten Anfang genommen, erstens so eine schreckliche Anzahl Feld Maus geben, das sie auf dem Feld alles Verfreßen haben und zu letzt das Samen Feld ganz durch bort und durch freßen und man glaubt hat, man werde von ihnen gar nicht los aber den Winder sind sie doch alle wegkommen. Es hat viel geschnien und recht gewindert.' - Mäsuejahre sind Trockenjahre, in solchen vermehren sie sich 'wie die Ratten'.
Er berichtet auch über das Hitzejahr 1822, das Gegenstück war die große Kälte des Winters 1827, wo das Thermometer am 18. Februar 22° Kälte anzeigte und am Lichtmeßtag (2. Februar) des Jahres 1830 fiel das Thermometer auf - 28 1/2°. Wassernot gab es in den Jahren 1824 und 1826. Extrem war das Hochwasser 1817, daß man gemeint hat 'die betrübte Sindflut komme'. Häufig waren schwere 'Donnerwetter' von Hagelschlag begleitet. Derjenige vom Jahr 1860 muß so stark und anhaltend gewesen sein, daß er auch im Jahre 1861 keinen Wein gab. Er wiederholte sich im Jahre 1862 und vernichtete die Traubenernte dieses und des nächsten Jahres. Das Unwetter des Jahres 1830 wurde durch übergroße Kälte, die dann bei Kältebruch am 6ten Februar zu einem großen Eisgang führte: 'daß man glaube, er nehme die Mühle weg. Auch in der Floß Brücke hat sich das Eis so gesteckt, daß man hat Männer an Sailen hinunder gelaßen hat und auch auf Feuer Leidern, um es loß zu hauen'.

(Anmerkung: der Text entspricht dem Beitrag des Dorfbuchdoktors im Gemeindeblatt aus dem Jahre 1968 und er entspricht nicht den gültigen Rechtschreibregeln.)

 
Landschaft (Nasses Wetter) von Richard Burnier - Ende 1870er


Diese extremen Wetterverhältnisse bescherten schlechte Ernten auf den Feldern und in den Weinbergen. Die Vorfahren im ländlichen Raum lebten fast ausschließlich von den eigenen Produkten. Oftmals, bedingt durch die Erbteilung, hatten sie wenig Äckerle und kleine Weinberge, bei Ernteausfällen musste die Familie hungern. - Vielen Familien blieb oft nur die Hoffnung, dass eine Auswanderung nach Nordamerika, Australien oder Russland ein besseres Leben ermöglichen wird.



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