"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Sonntag, 22. Januar 2017

Das Geheimnis der Heilerin - Historischer Roman

Meine 14-fache Urgroßmutter Susanna Daucher geb. Spitzmacher, auch als Adolfine von Augsburg bekannt, wurde 1528 aus der Stadt Augsburg gewiesen, weil sie den Wiedertäufern angehörte und gegen das Versammlungsverbot verstoßen hatte.
Fast 500 Jahre nach der Vertreibung aus der Stadt Augsburg "lebt" sie in dem historischen Roman Das Geheimnis der Heilerin weiter.


 
"Darum hat dieser Rat beschlossen, dass sie mit dem Brand auf ihren Backen bezeichnet werden sollte."
Schlagartig ging ein tiefes, zufriedenes Raunen durch die Menge. Susanna Daucher jedoch zuckte zusammen und senkte den Kopf.
"Da sie aber schwanger ist, wurde sie begnadigt, damit sie aus der Stadt geführt werde."
Es sah so aus, als wollte die Kraft Susanna Daucher verlassen; dieser elende Rest der ihr noch verblieben war. Man sah, wie sie sich wieder mühsam aufrichtete und noch einmal die Knie unter dem schweren Leib durchdrückte.
"Ihr Leben lang darf sie nicht mehr in dasselbe Gebiet kommen, auch nicht in einen Umkreis von sechs Meilen. Danach habe sich jedermann zu richten. Gegeben am 21. April anno 1528", endete der Stadtschreiber und rollte das Papier sorgsam wieder zusammen. Er ließ etwas Zeit verstreichen, dann gab er den Bütteln zu Füßen der Verurteilten ein Zeichen.
Susanna Daucher stand da wie erstarrt. Eisig war es in ihrem Inneren, eisig wie der Wind, der durch ihr löchriges Gewand und den Mantel blies, der auch nur noch ein Fetzen war. Die Stille über dem Rathausplatz hielt sich wie ein Netz, das alle verschlungen hatte. Die Stadtknechte stiegen zu der Verurteilten hinauf und lösten sie aus den Eisen. Erst schien es, als breche sie unter ihren Händen zusammen, aber dann raffte sie sich erneut auf und stieg zwischen ihnen mühsam und umständlich die grobe Leiter hinab, die wieder hingestellt worden war.
Im selben Moment hob das Verhöhnen wieder an. Schimpfworte wurden laut, Brüllen und ein bedrohliches Auffahren, als wollten die Leute in einer Welle über die Daucher kommen. Die Büttel beschleunigten ihre Schritte und rissen die Hochschwangere mit sich, während die vordersten Schergen den Weg mit ihren Hellebarden freistießen.
"Jetzt treiben sie die Daucher zur Stadt 'naus ... auf zum Gögginger Tor!", rief einer, und die Masse johlte ...
 
Aus der Huffington Post: "Dieser historische Roman lässt das Leben im Mittelalter vor dem Auge des Lesers auferstehen! Lebendige Bilder erscheinen vor seinem geistigen Auge - situationsangemessen mal farbenprächtig heiter, mal bedrückend düster, honorig sachlich oder grausam brutal".
 
 
 
Der Verruf (Urteil) ist Ausstellungsobjekt in der Lutherstiege.
 
 
 
 


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