Der Hungerstein am Marbacher Mühlweg erinnert an die Teuerung der Lebensmittel, die vor 200 Jahren nach dem zweitgrößten Hochwasser des Neckars ihren Höhepunkt erreichte. Die bereits schon astronomischen Getreidepreise stiegen auf nie zuvor erreichte Höhen an.
Am Ende der napoleonischen Kriege (1804 - 1815) war die Bevölkerung Württembergs verarmt. Hohe Steuerlasten und militärische Dienstleistungen hatten für eine schwierige wirtschaftliche Situation gesorgt. Durch die Verköstigung der vielen einquartierten Soldaten waren die Vorräte aufgebraucht. Hinzu kamen Missernten, besonders gravierend war das Jahr 1816 mit starker Kälte bis in den Frühsommer, starken Regenfällen und Hagelschlag. Da der Nahrungsbedarf damals zu 80 Prozent aus Getreide gedeckt wurde, traf die schlechte Getreideernte die Menschen besonders hart. Die Getreidepreise "explodierten", erbärmlicher Hunger bestimmte das Leben der Menschen.
Nach dem Hochwasser des Neckars am 28. Mai 1817 kostete ein Scheffel Hafer mit 25 Gulden zehnmal mehr als in den früheren Jahren. Die Stadt Marbach kaufte aus Russland und Polen eingeführtes Getreide auf, um die notleidende Bevölkerung zu unterstützen. Die Ernte fiel entgegen allen Befürchtungen sehr ergiebig aus. Ende September lag der Brotpreis wieder auf dem Niveau vom Frühjahr 1816.
Die Stifter des Hungersteins sind Werkmeister Christoph Heinrich Albrecht (1757 Mühlacker - 1834 Marbach) und seine Ehefrau Maria Elisabetha geb. Schempp (1760 Marbach - 1819 Marbach).
Hungerstein an der Stützmauer im Mühlweg
Merkmal stiftet
Werkmeister Christoph Heinrich Albrecht & Maria Elisabetha
Albrechtin - den 28ten May 1817
stieg der Nekerstrom hier auf bis an die Wand, darauf
fiel ein, eine grosse Theuerung im ganzen Land.
1 Scheffel Kernen 84 Gulden - 1 Simr Welschkorn, Bohnen 9 Gulden
1 Scheffel Korn, Ackerbohnen 64 Gulden - 1 Simr Erbsen, Linsen 6 Gulden
1 Scheffel Gersten 48 Gulden - 1 Simr Grundbiren 2 Gulden 48 Kreuzer
1 Scheffel Haber 25 Gulden - 1 Simr düren Zwetschen 15 Gulden
1 loth weck 1 Kreuzer - 1 Pfund brod 15 Kreuzer
Die Familie von Christoph Heinrich Albrecht stammt aus dem Raum Mühlacker. Zu meinen Vorfahren, der Marbacher Metzgers- und Gastwirtsfamilie Albrecht besteht keine familiäre Verbindung.
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