Noch druckfrisch habe ich das neueste Buch von Dr. Heiner Geißler gelesen, innerhalb weniger Tage wurde es zum
SPIEGEL Bestseller.
Kann man noch Christ sein,
wenn man an Gott zweifeln muss?
Er hat lange gezweifelt, ob er dieses Buch schreiben soll. Danke Herr Geißler, dass Sie doch den Mut hatten, denn Sie treffen mit Ihrer Frage "Wenn es einen Gott gibt, warum ist die Welt dann voller Katastrophen, Krankheiten und Kriege?" genau das Thema, dass immer mehr Menschen beschäftigt. Die Veröffentlichung seines Buches passt perfekt ins Lutherjahr.
Deutschland feiert ein Jahr lang Martin Luther und gönnt sich noch den Luxus das Reformationfest einmalig als arbeitsfreien Tag zu begehen. Martin Luther an allen Ecken und Enden, in jedem Buchladen türmen sich Bücher und Sonderhefte über den Reformator.
Aber von Luther sind mehr als 30 Hexenpredigten überliefert. Er glaubte an die Existenz von Hexen und forderte entschieden deren Verfolgung und Hinrichtung.
Die weltliche Obrigkeit wurde von Luther ausdrücklich dazu aufgefordert, die angeblichen Hexen schärfer zu bestrafen. Regierende in lutherischen Fürstentümern und Städten, Juristen und Theologen sind ihm darin gefolgt. In der Folge führten viele Fürsten, Territorien und Städte umfangreiche Hexenverfolgungen durch.
Heiner Geißler fragt "Wer trägt nun die Verantwortung für dieses Leid, für die Hexenverbrennung im Namen Gottes? - Ein Gott müsste auf die Schicksale und Geschichten der Menschen einwirken können. Entweder es gibt ihn und er tut es nicht, weil er nicht kann und nicht will - dann ist dies nicht ein Gott des Evangeliums - oder es gibt ihn nicht."
Meine 11-fache Urgroßmutter Irmula Straub geb. Krauss wurde 1615 in Sindelfingen als Hexe hingerichtet. Gerade deshalb interessiert mich dieses Thema in Zusammenhang mit dem landauf und landab gefeierten Reformator Martin Luther.
In Hexenpredigten schürten auch andere Theologen die Hexenangst und riefen zur Verfolgung von Hexen auf.
Luther forderte nicht nur die Tötung der Hexen, sondern auch mehrfach deren Folter und Feuertod, und das nicht nur für Schadenszauber, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Teufel haben, ohne jeglichen Schaden anzurichten. Die enorme Vergrößerung des Kreises der potentiellen Angeklagten durch die Kriminalisierung des Aberglaubens war ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu den epidemischen Hexenverfolgungen der kommenden Jahrzehnte.
Und die Evangelische Kirche feiert ein ganzes Jahr lang ihren Luther und verdrängt auch diese Schandtaten, wie viele andere in den vergangenen Jahrhunderten. Aber wo bleibt dazu der Aufschrei unserer Profi-Feministinnen?
Zwischen 1450 und 1700 fand die große europäische Hexenjagd statt, ihren Höhepnkt erreichte sie zwischen 1550 und 1680. Von Schottland bis Siebenbürgen und von Spanien bis Finnland wurden Tausende Frauen systematisch gefoltert, hingerichtet, vorwiegend auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der Missbrauch im Namen Gottes ist kein "Privileg" vergangener Jahrhunderte. Er ist hochmodern..... (Heiner Geißler)