"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Donnerstag, 6. August 2015

In Memoriam Arnold Jacob Bauer 1931- 2015

Welch ein Leben: von der Einraumschule mit 15 Schülern aller Jahrgänge in der Prärie von Kansas bis zum Professor der Universität Davis in Kalifornien und der Verleihung des Ordens "Merit Gabriela Mistral", der höchsten Auszeichnung, die einem Ausländer von der chilenischen Regierung verliehen wird.
Dazwischen war Arnold Bauer mit der Air Force in Marokko. Aufenthalte in Mexiko und Chile während der wilden politischen Zeiten Südamerikas und das Studium in Kalifornien folgten.

Arnold J. Bauer hat deutsche Wurzeln, sein Großvater Wilhelm Jakob Bauer ist 1869 in Steinheim an der Murr geboren und 1883 mit seinen Eltern und drei Geschwistern nach Nordamerika ausgewandert. - Seine Urgroßmutter Katharina Barbara geb. Albrecht und ich haben dieselben Wurzeln in Steinheim.  - Die Familie Bauer bewirtschaftete eine Farm in Goshen Township, Clay County, Kansas. Ich kannte Arnold nicht persönlich, wir schickten uns nur ein paar E-Mails über den Atlantik und beim lesen seines Buches "Time's Shadow" stießen meine Englischkenntnisse an die Grenzen. Aber ich wollte unbedingt wissen wie das Leben in der Prärie damals war. Stellte Vergleiche zu dem Leben meiner Eltern her, die dasselbe Alter haben und deren Jugendjahre vom 2.Weltkrieg bestimmt wurden.
Arnold fuhr mit dem Sohn des Schmieds in dessen Model A Ford in die High School nach Clay Center. Undenkbar in der Nachkriegszeit bei uns auf dem Land. Er und auch meine Eltern mussten zuhause auf der Farm bzw. Bauernhof helfen und den Lebensunterhalt der Familie mitsichern.

Beeindruckt hat mich seither sein Lebensweg "von der Einraumschule bis zum Universitätsprofessor" und der Tag seiner Geburt 1931 auf der elterlichen Farm, den er in seinem Buch und Interviews gerne erzählt hat: "I  was born on a 160-acre farm northeast of the town of Clay Center, Kansas, 15 miles of unpaved roads from the nearest doctor, with my Aunt Helen serving as midwife". - WAS wird doch HEUTE für ein Tohuwabohu um Geburt und Schule gemacht .... !? - Seine Tante Helen brachte ihn also zur Welt, da sie vom nächsten Doktor 15 Meilen auf unbefestigten Straßen entfernt lebten... 1982 habe ich bei der resoluten Aunt Helen einige Tage verbracht, es war mein erster Kontakt mit dem "real way of life" in USA. Auch nach über 30 Jahren denke ich noch gerne an die Frederick Street in Clay Center zurück. Ihr Mann Walter rief uns immer hinterher, wenn wir uns vom Haus entfernten: "Folks, don't get lost... " als ob wir uns in dem Präriestädtchen verirren könnten. In Walters Straßenkreuzer "ritten" wir dann auch über die "unpaved roads" auf die Friedhöfe, zu den Gräbern der deutschen Auswanderer und zur alten Bauerfarm.

Nachdem ich jetzt ein Interview mit ihm aus dem Jahr 2013 und die beeindruckenden Nachrufe und Kondolenzwünsche gelesen habe, bedaure ich doch, dass ich mich nicht aufgerafft habe, ihn zu besuchen. Trotz der Karriere hat er seine Wurzeln nicht vergessen und ist ein bodenständiger Mensch geblieben. Sein Haus "Dos Patos" in Kalifornien hat er selbst gebaut und seinen eigenen Wein gekeltert, 300 Flaschen pro Jahr.

Mein Eindruck, dass er trotz des wilden und interessanten Lebens fern der Heimat an der weiten Prärie von Kansas hing, hat sich bestätigt: seinem Wunsch entsprechend, wird seine Asche in Kansas ausgestreut.
 
 
Time flies over us, but leaves its shadow behind.
 
Mit diesem Zitat aus "The Marble Faun" von Nathaniel Hawthorne beginnt das Buch "Time's Shadow - Remembering a Family Farm in Kansas".
 
 
 
Requiescat in pace, Arnie !



Ein Nachruf im "Davis Enterprise"
 


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