500.000 Spruchkammerakten liegen im Staatsarchiv Ludwigsburg und geben Auskunft darüber, was eine halbe Million Menschen während den 12 Jahren nationalsozialistischer Herrschaft gemacht haben, oder besser, was die Spruchkammern nach dem Kriegsende über sie ermitteln konnten. Vom einfachen Mitläufer bis zum Hauptschuldigen können unzählige Schicksale durch die Akten rekonstruiert oder wenigstens teilweise ausgeleuchtet werden.
Nach mündlicher Überlieferung wurde mein Großvater von der Gestapo abgeholt und im Hotel Silber in Stuttgart "festgehalten". - Ihm wurde eine Lohnerhöhung versprochen, die seitens des Arbeitgebers dann doch nicht eingehalten wurde. Aus Protest verließ er vormittags seinen Arbeitsplatz, bereits zur Mittagszeit wurde er vom Esstisch weg verhaftet.
Ich hoffte in der Spruchkammerakte eines 1947 verurteilten "Ortsansässigen" einen Hinweis über die Verhaftung zu finden. Die umfangreiche Spruchkammerakte enthält leider keinen Hinweis darüber. Trotzdem war das stundenlange Aktenstudium hochinteressant. Interessant deshalb, weil ich einen Teil der Menschen kenne die Anschuldigungen vorbrachten, interessant waren auch die wohl von dem Beschuldigten vorgelegten "Persilscheine" seiner Nachbarn und Verwandten, die mir teilweise auch bekannt sind. Für einen Freispruch reichten diese "Persilscheine" zum Glück nicht aus.
Mit einer virtuellen Einführung stellt das Staatsarchiv Ludwigsburg die Spruchkammerakten und ihre unterschiedlichen Dokumenttypen vor.
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