Hanss Georg Haldenwang, mein 8-facher Urgroßvater, geboren 1649 in Ofterdingen bei Tübingen, hat um 1672 eine Anna Sophia aus Murr geheiratet. Hanss Georg hatte das Küferhandwerk gelernt, vermutlich führten ihn seine Wanderjahre nach Abschluss der Lehrzeit nach Murr. Oder wie man im Schwäbischen sagt: er war uff dr' Walz.
Der Ofterdinger Johann Georg Haldenwang schrieb über das Leben in seinem Heimatdorf um 1840: So sprach der Vater öfters: ‚Wir müssen fort von hier, die Not lässt sich nicht mehr bewältigen‘. Wir hatten Freunde in Amerika, die hatten im Staat Ohio eine Farm gekauft und schrieben uns öfters, wie gut es ihnen gehe. ‚Dahin wollen wir auch ziehen‘, sprach der Vater, ‚da werdet wenigstens ihr, ihr Kinder, euch ein sorgenfreies Leben schaffen können‘. (…)
Amerika war für uns kein unbekanntes Land. Seit langen Jahren wandten sich schon aus unserem Orte viele Auswanderer hin, ohne je wieder zu kommen. (…) Alljährlich kaufte sich mancher Geselle das blaue Hemd, zog es zum Schutze über sein Gewand, gürtete es, nahm für immer Abschied von Vater und Mutter, wanderte hinunter nach Heilbronn, schiffte sich den Neckar und Rhein hinab und segelte nach Amerika. Es war ein ewiges Gehen und nicht mehr Kommen und doch waren alle Häuser voller Leute.
Die Not dauerte schon sehr lange an in Ofterdingen, denn über Abraham Haldenwang (1643 - 1711), den Vetter meines Vorfahren Hanss Georg, findet man folgende Zeilen:
Sonntag Sexagesima 1687 ist der Kirchenkonvent wieder zusammen gekommen, da vorgebracht wurde:
Abraham Haldenwang und seine Schwieger (mutter) Ursula, Kasper Mayers selige Witwe, haben in ihrem Haus große Händel angefangen. Sind mit garstigen Worten ganz zornig aneinander geraten. Abraham H. soll zu seiner wohlverdienten Strafe ein Pfund Heller, die Schwieger Ursula aber 10 Schilling erlegen.
Anno 1696 in Feria Bartholomai ist verwilligt worden Abraham Haldenwangs Kindern, die neuen Katechismusbüchlein aus dem Heiligen zu bezahlen.
Actum, den 1.11.1696 muß Abraham 15 Schillinge Strafe zahlen, weil er an Simonis und Juda den ganzen Tag Kraut eingemacht hatte.
Er starb 1711 als ehrlicher, frommer, aber sehr armer und kraftloser Mann.
Dem hochfürstlichen, gnädigsten Befehl gemäß, zur Abstellung des Gassenbettelns, wird am 7.5.1713 eine Zusammenstellung der Hausarmen gemacht. Darunter ist Abraham H. Witwe Barbara (2. Ehefrau), 56 J., Witwe 2 Jahre lang, Schweizerin, hat keinen Taufschein. Kinder: Apollonia 13J., Barbara 10 J., beides Schulkinder. Vermögen: nichts. Vieh: Nichts als zwei Geißlein, nichts einzuschneiden. Arbeit: Zum Tagelöhnen nicht tüchtig, sucht mit spinnen und Bändel weben etwas zu verdienen, hilft die Gänse hüten. An Almosen erhält sie vom Kloster wöchentlich 6 Heller und vom Flecken 12 Kreuzer.
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