Im Jubiläums-FOCUS ist unter der Rubrik Kultur ein Interview mit Reinhold Würth: "Was ist es für ein Glück, die Schutzmantelmadonna zu besitzen, Herr Würth?" als Auftakt zu der neuen Serie "Deutschland, deine Kunstsammler".
Reinhold Würth (82) machte den 2-Mann-Betrieb seines Vaters zum Weltmarktführer. Die Kunstsammlung des Unternehmens zählt mit mehr als 17 000 Werken zu den größten Privatsammlungen Europas. Untergebracht ist sie in den 14 Museen des Unternehmers: dem Museum Würth in Künzelsau, der Kunsthalle Würth und der Johanniterkirche in Schwäbisch Hall und den Museen in der Schweiz, Spanien, Dänemark, Österreich, Frankreich, Norwegen, Italien und den Niederlanden. Für mich ist die Kunsthalle Würth und das Museum Würth mit den Wechselausstellungen seit vielen Jahren ein wichtiger Ort. Fast vor der Haustüre gibt es wertvolle alte, moderne und abwechslungsreiche Kunst, die sonst nur in Metropolen zu sehen ist. Bildungstechnisch sind die Museen für Kinder und Jugendliche hervorragend. Und ich werde den Tag nicht vergessen, wo meine Tochter fasziniert und ganz nah vor einem Gemälde von Claude Monet stand. - Würth macht's möglich und der Eintritt ist frei.
Aus dem jahrelangen Ringen um den Erwerb der Himmelskönigin ging Milliardär Würth als Sieger hervor, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, Kenner der Kunstszene schätzen 50.000.000 Euro plus X. Dabei ist zu bedenken, dass die Madonna auf der nationalen Liste der zu schützenden Kulturgüter steht, das heißt: mit Ausfuhrverbot belegt ist - und also dem internationalen Markt entzogen ist, auf dem dieses Schlüsselwerk der nordischen Renaissance einen wesentlichen höheren Preis erzielt hätte. Also ein Schnäppchen für den Kunstsammler aus Hohenlohe.
Schutzmantelmadonna in der Johanniterkirche
Meisterwerk von Hans Holbein dem Jüngeren,
der zwischen 1526 und 1528 neben der Jungfrau mit dem Kind
die Familie des Basler Bürgermeisters Jakob Meyer "zum Hasen"
dargestellt hat
146,5 cm x 102 cm
FOCUS: "Bitte beschreiben Sie das Glück, die Schutzmantelmadonna zu besitzen:"
Reinhold Würth: "Glück ist relativ. Was die Schutzmantelmadonna angeht: Da bin ich nicht sentimental. Mich beeindruckt mehr die Geschichte des Werkes. Holbein malte es, als in Basel die Reformation einzog, er keine Aufträge mehr bekam und fliehen musste. Zum Glück nahm er das Gemälde mit."
Wie schon im vorigen Beitrag erwähnt, hat mein Vorfahre Michel Erhart an der Ulmer Schule mit Hans Holbein dem Älteren zusammengearbeitet. Die beiden Familien lebten zeitweilig in Ulm. In Schwäbisch Hall treffen 500 Jahre später Holbein und Erhart wieder aufeinander. Von der Johanniterkirche aus gelangt man in wenigen Minuten zur Evangelischen Kirche St.Michael, die durch die Freilichtspiele auf der großen Treppe weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Dort über dem Altar ist das 1494 von Michel Erhart geschaffene Chorkruzifix, ein Hauptwerk der schwäbischen Gotik.