Es wird mit allem gehandelt, was im Flecken gebraucht wird, vor allem mit Stoffen verschiedener Art: Barchent, Zeugle, Berliner Flanell, Golgas, gefärbte Bique, Crepp, Ziz, Cotton, halb Biber, Zwilch, Renforces, Allianz-Band und andere Stoffe. Auch verschiedenes Eisen: Zahn-, Hufstab-, Faßreif-, viereckiges Eisen. Die Firma ist also gut sortiert.
Herstellung von Zwilch oder Zwillich - ein dichtes und strapazierfähiges Gewebe
Der Vorfahre ist auch im Grundstückshandel aktiv. In den Kaufbüchern erscheint immer öfter sein Name, wenn Gebäude, Äcker, Weinberge und Wiesen ihren Besitzer wechseln und er zugreifen kann.
Er wird reich und selbstsicher. Man sieht es seiner schwungvollen Handschrift an, die er unter die Kaufverträge setzt. Da sticht oft der ungelenke Namenszug des Verkäufers daneben ab oder die drei Kreuzchen, dabei der Vermerk "weil er des Schreibens ohnerfahren". Ja, er bringt es zu Reichtum und auch damit zu Ansehen.
Als 22-jähriger sitzt er bereits im Gericht und Gemeinderat. Der Protokollführer und auch der Pfarrer setzen in den Kirchenbüchern seinem Namen von jetzt an immer das "HE." voran: "Herr"! Er wird 1771 mit 12 zu 15 Stimmen zum "Zweiten Burgermeister" gewählt, der für alle Baumaßnahmen im Dorf verantwortlich ist. Jahre später werden ihm die Gemeindefinanzen anvertraut und er trägt den Titel "Erster oder Oberburgermeister".
Auch die Kirchengemeinde, aufs engste mit der bürgerlichen Gemeinde verbunden, braucht den erfahrenen, gewandten Kayser. Schon seit 1644 gibt es den "Kirchenkonvent" als Instrument zur Überwachung von Zucht und Sitte in den Gemeinden. Dem Gremium gehören Pfarrer, Schultheiß, Kirchenpfleger und zwei Gemeinderäte an. Bei einer Nachwahl 1780 für den Kirchenkonvent in Oberstenfeld fällt die Entscheidung einmütig für "HE. Johann Friedrich Kayser, des Gerichts, Burgermeister und Handelsmann allhier, welchem solches eröffnet und von im ohne Bedenken gerne angenommen worden".
Seiner Ehefrau Rosina Magdalena bleibt nicht viel Zeit sich im Ruhme ihres Mannes zu sonnen. Von 1770 bis 1790 kommt sie nicht aus dem Windelwaschen heraus: neun Geburten, verteilt auf 20 Jahre. Doch nur vier der Kinder kommen ins Erwachsenenalter. Ihr arbeitsreicher Alltag und ihre Sorge um Haus und Familie sind des Erinnerns wert.
Im Januar 1810 stirbt Jacob Friderich Kayser mit 62 Jahren. Seine Witwe behält eine Hälfte des Hauses, der übrige Besitz wird aufgeteilt und verlost. Die andere Hälfte des Geschäftshauses fällt an den jüngsten Sohn Philipp, damals noch "der Handlung beflissen", also Lehrling. Er führt das Geschäft weiter. Der zweitjüngste Sohn Johann Carl erwirbt das Gasthaus zum Stern (heute Metzgerei "Ochsen"). Er stirbt 38-jährig kinderlos.
Die 1783 geborene Tochter Christine Magdalene ist meine Vorfahrin, sie heiratete 1805 den Oberstenfelder Johann David Ziegler (*1776), Sohn des Schultheißen Leonhard Balthasar Ziegler.
(aus dem Buch: Oberstenfeld in Geschichte und Geschichten Band I)
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