"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Samstag, 30. Januar 2016

Urlaubsmesse CMT & meine Vorfahren

Auf der CMT in Stuttgart, der weltweit größten Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit, 'stolperte' ich doch über das Haus meiner Vorfahren in Sindelfingen. Am Infostand der Stadt Sindelfingen gab es einen 'Stadtplan mit Altstadtrundgang', zu dem auch das Haus der Schaffhäusers gehört.

 
Am  Rundgang durch die Sindelfinger Altstadt liegt das Chorherrengehöft, die Propstei mit Klosterbibliothek, die Stiftskirche St.Martin, das Webereimuseum, die Gaststätte Drei Mohren erbaut 1714, das Storchenhaus, das Schultheißen-Wohnhaus, die Historische Badstube, das Alte Rathaus, das Salzhaus und das Haus der Familie Schaffhäuser in der Hinteren Gasse 9.
 


Das Gehöft mit dem 'Haus am Hexensprung' besteht aus dem 1475 errichteten Wohnhaus, einem Anbau von 1506 und einer Doppelscheune mit spätmittelalterlichem Kern. Das Anwesen ist eine der letzten anschaulich überlieferten spätmittelalterlichen Hofanlagen in der Altstadt von Sindelfingen.
Der Anbau über schiefwinkeligem Grundriss, mit überbauter Durchfahrt an der südlichen Traufseite zur Martinsgasse, wurde 1506 errichtet. Die historische innerstädtische Hofanlage ist als Sachgesamtheit ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung.

Der schönste Tag im Leben ?!

Die Hochzeit war und ist bis heute das größte und wichtigste Erlebnis in einer Familie. Sie bildet den Höhepunkt und Abschluss einer Abfolge von früher sehr strengen Regeln, Riten und Verhandlungen die nach einer festgefügten Reihenfolge eingehalten werden mussten. Manches mutet aus heutiger Sicht sehr hart und fast unmenschlich an. - Häufig bestimmte nicht die Liebe, sondern die Herkunft und das Vermögen die Wahl des Ehepartners.



Liebesheiraten waren seltene Glücksfälle. Sehr viele junge Menschen konnten vom Heiraten, von Liebe und Glück in einer Familie nur träumen. Die einen waren zu arm einen eigenen Hausstand zu gründen, die anderen mussten auf ihr persönliches Lebensglück verzichten, weil ein Standesunterschied sie trennte. Das war noch bis weit in die 1920er Jahre so. Haben die jungen Leute 'angebändelt' oder sind 'miteinander gegangen' und sie wollten - oder was nicht selten passierte, 'mussten' heiraten, begann ein eingespieltes Prozedere - es wurde ernst.

Zuerst kamen die Eltern zum 'Einsehen'. Das diente zum gegenseitigen Kennenlernen, aber hauptsächlich um die Besitz- und Vermögensverhältnisse festzustellen. Fiel dies zufriedenstellend aus, kam es zum nächsten gesellschaftlichen Akt, dem 'Heiratstag', dem Tag der Entscheidung. - Hier wurde über die Mitgift, das Heiratsgut, die spätere Versorgung, das Offizielle, oft zäh verhandelt.

Nach einer kleinen Feier, in ärmeren Familien auch nur nach einem Vesper, war das Paar ab jetzt verlobt. Sie waren nun 'Hochzeiter' oder 'Hochzeiterin'. Nun musste eine Heiratserlaubnis von der Obrigkeit und der Kirche eingeholt werden (heute regeln gesetzliche Bestimmungen die geplante Heirat). Schließlich stand der Planung der Hochzeit nichts mehr im Wege.

Dieser Höhepunkt der Familienvereinigung war ebenfalls eingebunden in örtliche und regionale Regeln, die genau eingehalten werden mussten. - Das Fest nahm seinen Lauf .....

Brautkranz anno 1890


'Der schönste Tag im Leben?!' heißt die bis 28. Februar 2016 dauernde Ausstellung im Wüstenroter Glas- und Heimatmuseum. Das Museum ist im alten Rathaus, Hauptstraße 11. Die Öffnungszeiten sind sonntags von 14 bis 17 Uhr oder nach Vereinbarung.

www.gemeinde-wustenrot.de

Donnerstag, 28. Januar 2016

Heiraten in Murr und um Murr herum

Wenn innerhalb der Großfamilie geheiratet wird, wenn also der Vetter sein Bäsle heiratet oder zwei Brüder zwei Schwestern, oder wenn sie den Vetter ihrer Mutter heiratet oder oder ..... dann wird es schwierig dies in einem Stammbaum übersichtlich darzustellen. Diese Gemeinschaftsarbeit auf DIN A2 versucht das "Wirrwarr" aufzulösen.


Stammbaum der Familie Pfuderer


Bäcker Johann Ludwig Pfuderer wird 1756/57 Wirt im Goldenen Löwen in Marbach, dem Geburtshaus von  Elisabetha Dorothea Kodweiß, sie ist die Mutter von Friedrich Schiller - die frühere Backstube ist heute das "Brezelzimmer" im Goldenen Löwen


10 Ochsenwirte in 220 Jahren


von der Hankertsmühle im Rottal bis nach Murr an der Murr




Ahnenforschung ist wie ...

Ahnenforschung ist wie ..... Weihnachten, wie ein Überraschungsei oder wie puzzeln !?

Es gibt immer wieder Überraschungen, ganz kleine und auch ganz große. Zu den großen Überraschungen gehören zwei Fotoalben mit alten Familienfotos und Soldatenbildern, teilweise sind die Fotos mehr als 100 Jahre alt. Fotos von Urgroßmüttern und Urgroßvätern die in den 1870-ern geboren sind.

 
zu Besuch bei der Verwandtschaft in Lauffen


meine Urgroßmütter Friederike Rörich (*1872) aus Murr und Luise Müller (*1879) aus Steinheim
 
Es gibt also viel zu tun. Die Fotos scannen und auf den vielen Hochzeitsfotos meine Vorfahren suchen; Urgroßeltern, Großeltern und Eltern, aber auch Tanten und Onkel, Urgroßtanten und Urgroßonkel.




Dienstag, 19. Januar 2016

Schwäbische Sternstunden

Schwäbische Sternstunden - wie wir Weltspitze geworden sind, lautet der Titel des neuesten Buches von Gunter Haug.

 
 
 
Wir sind spitze. Weltspitze sogar. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Deshalb lassen wir das übliche schwäbische Understatement also einmal fahren und weisen darauf hin, dass hierzulande schon seit fast 150 Jahren der "Bär brummt". Das ist einfach so. Nirgendwo gibt es so viele Tüftler, Erfinder und Patente, wie auf diesem kleinen Flecken Erde im deutschen Südwesten. Kein Wunder, dass sie hier das Automobil erfunden haben. Genauer gesagt: in Cannstatt, das damals noch kein "Bad" war. Dort hat der Schorndorfer Bäckersbub Gottlieb Daimler zusammen mit dem Waisenknaben Wilhelm Maybach seine Träume wahr werden lassen und der Welt die individuelle Mobilität beschert - das Ganze gleich dreifach: "zu Lande, zu Wasser und in der Luft".
Cannstatt war das "Silicon Valley" des 19. Jahrhunderts. Während sich in dem abgelegenen kalifornischen Seitental noch die Hyänen balgten, ist zwischen Neckar und Nesenbach längst Technologiegeschichte geschrieben worden.
 
So beginnt das erste Kapitel Das Weltwunder aus Gunter Haugs neuestem Buch Schwäbische Sternstunden.
 
 


Dienstag, 12. Januar 2016

1891 - Bennie Trautwein - 1916

 

 
A loved one dear from us is gone.
A voice we loved is stilled.
A place is vacant in our home.
Which never can be filled.
  
So lautet die Inschrift auf dem Grabstein, des im Alter von 25 Jahren an Typhus verstorbenen Benjamin Wilhelm Trautwein, von seiner Familie "Bennie" genannt.
Seine letzte Ruhe fand Bennie auf dem Brethren in Christ Cemetery in Green, Clay County, Kansas.
Bennie ist der Sohn von Jakob Friedrich Trautwein (1841 - 1896) und Friederike Rosine Hay (1847 - 1912). Die Familie Trautwein-Hay ist mit zwei kleinen Kindern 1882 von Steinheim nach Kansas ausgewandert. In Kansas kamen weitere 7 Kinder zur Welt, Bennie ist der Jüngste von 6 Brüdern.
 
 


12.1.44 - Brückenstützpunkt "Erlkönig" im Osten

Der Poststempel der Feldpost ist vom 12.1.44 - vor genau 72 Jahren hat mein Großvater Rudolf diesen Brief vom Brückenstützpunkt "Erlkönig" im Osten an seine "Dote" Pauline nach Steinheim geschickt.
Dieser Feldpostbrief wurde kürzlich bei der Auflösung des Haushalts seines Vetters Richard gefunden. Die ledige Patentante "Päule" lebte bei den Eltern von Richard. Es ist übrigens der einzige Feldpostbrief den es von meinem Großvater, der seit dem 25. Juni 1944 in Russland vermisst wird, gibt. Meine Großmutter hat die Feldpostbriefe am Ende ihres Lebens vernichtet, wir sollten diese sehr persönlichen Zeilen, die sie von ihrem Rudolf erhalten hatte, nicht lesen dürfen. Fast 50 Jahre lang hat sie die Briefe ihrer großen Liebe aufbewahrt und immer wieder gelesen.
Ich beneide hin und wieder die Menschen die Feldpostbriefe und Kriegstagebücher ihrer Großväter und Urgroßväter haben. Aber andererseits kann ich verstehen, dass sie diese Briefe vernichtet hat.
Somit ist der Feldpostbrief vom Brückenstützpunkt "Erlkönig" eine Rarität.
Der Text ist schwer lesbar, mein Großvater hatte eine etwas eigenwillige Handschrift und die Bleistiftschrift ist verblasst. - Aber ich gebe nicht auf, den Text zwischen "Dienstag, den 11.1.44, Liebe Dote... " und "Grüße vom Brückenstützpunkt "Erlkönig" im Osten, Rudolf" zu entziffern.


etwas "überarbeitet" ist die Schrift besser lesbar 
Der Feldpostbrief kam aus der Gegend um Minsk, dem heutigen Weißrussland. Nach den Daten von der WASt Berlin, der Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht hielt er sich zu diesem Zeitpunkt dort auf. 
Mein Großvater fiel zu Beginn der Operation Bagration bei Bobruisk. Drei der vier Divisionen des rund 40.000 Mann starken 53. Korps in Witebsk unter General Friedrich Gollwitzer durften auf Hitlers Erlaubnis hin am 25. Juni ausbrechen - doch die russischen Stoßkeile standen da schon 80 Kilometer weiter im Westen, die Ausbrecher fanden sich überall umzingelt, liefen in Sperren, wurden bombardiert, aufgerieben, getötet oder ergaben sich......

zerschossene deutsche Kolonne bei Bobruisk
An diesem 11. Januar 1944 begannen die alliierten Luftangriffe im direkten Zusammenhang mit der Vorbereitung auf die Operation Overlord.
Bereits vier Monate vor der Durchführung der Operation Overlord wurde von den Alliierten eine Serie von Luftangriffen gegen Ziele an der Kanalküste, der holländischen Küste und Ziele im Reichsgebiet durchgeführt, mitunter um die Verteidigungsbereitschaft der deutschen Luftwaffe zu testen. Bei diesen Operationen, die bei den alliierten Besatzungen als "Big Week" bekannt wurden, stellte sich heraus, dass die alliierten Luftstreitkräfte an jedem Ort und zu jeder Zeit die Luftherrschaft erringen konnten.

Kansas - Familie Hay in May Day

Gut vier Jahrhunderte lebten die Familien Hay in Steinheim. Der älteste namentlich bekannte Hay ist Hans (1599 - 1670), er ist mein 9-facher Urgroßvater, von Beruf war er Seiler.
Ende des 20. Jahrhunderts sind in Steinheim noch Hays geboren, danach enden aber die Daten bei familysearch und aus Datenschutzgründen sind die neueren Kirchenbücher nicht online. Ich kann mich allerdings an keine Familie Hay in Steinheim erinnern.
Wie kann ein uralter Familienname nach vierhundert Jahren aus einer Kleinstadt verschwinden, wo doch Familien wie die Trautweins bis heute überlebt haben? Namen großer Familien sind durch Auswanderung und überwiegend weiblicher Nachfahren, wie bei den Albrechts aus Steinheim, ausgestorben.

Im County Riley in Kansas, genauer in May Day, fand ich die erste Spur der Hays. Bei der Volkszählung im Jahr 1900 wurde in May Day die Familie Jacob Wilhelm Hay registriert. Friederike Rosine Trautwein, Schwester von Jacob Wilhelm, zog es 1882 ebenfalls mit ihrer Familie in die Neue Welt.



Viel zu sehen gibt es in May Day heute nicht mehr, die alten Farmhäuser sind verlassen und wegen Altersschwäche teilweise zusammengebrochen. Eine kleine Farm kann in Kansas heute nicht mehr wirtschaftlich arbeiten. Spuren findet man auf Friedhöfen mit über 100 Jahre alten Grabsteinen, die in der Prärie an den Kreuzungen der Naturstraßen liegen. Auch Kirchen und die alten Einraumschulen, in der meist alle Jahrgänge zusammen unterrichtet wurden, sind längst verlassen.

 
Schule in May Day  
 
Jacob Wilhelm Hay (1852 - 1921) und seine Ehefrau Karoline Friederike geborene Hammer (1850 - 1906) wurden auf dem Zion Cemetery in Randolph, Riley County, Kansas bestattet.
 
 
Grabstein des Ehepaares Hay
 
Carl Wilhelm oder Charles William, wie sich der 1876 in Deutschland geborene Sohn von Jacob Wilhelm Hay später nannte, zog weiter in den Westen nach Colorado. Im Jahre 1905 heiratete er Helene Teresa Schuster (1886 - 1969). - Auf dem Riverside Cemetery in Fort Morgan steht der Grabstein von Charles W., seiner Ehefrau Helen T. und der Tochter Helen H. (1922 - 1927). 
 
 
 
Ob die Hays und Trautweins ihr Glück in der Neuen Welt gefunden haben, aus dem die früheren Siedler die Indianer vertrieben haben und ob sich ihre persönlichen Erwartungen und Träume erfüllt haben ist nicht überliefert.
 
Der gesamte Mittlere Westen der USA war jahrhundertelang der traditionelle Lebensraum der Plains-Indianer die auf den großen Ebenen zu Hause waren und deren Lebensgrundlage der Bison war. Ihr Siedlungsgebiet erstreckte sich über den ganzen Korridor von Kanada runter bis Texas.
 
 
 
 
 

Sonntag, 3. Januar 2016

Kuchen & Grünenberg bei Gingen an der Fils

Die Albrechts aus Steinheim habe ich inzwischen über Marbach bis nach Kuchen bei Gingen an der Fils, Kreis Göppingen, "verfolgt". Jacob Albrecht (1624 - 1693) war "Gastgeber" (Gastwirt) in Kuchen. Mit seinem Vater Jerg Albrecht (1586 - 1626) endet die Linie Albrecht in Kuchen. Der Besitzer des ehemalige Gasthauses "Zum Deutschen Kaiser" in Kuchen an der Fils war L. Albrecht, vermutlich ein Nachfahre eines anderen Familienzweiges.
Maria Ziegler, die Mutter von Jacob Albrecht ist um 1590 auf dem Weiler Grünenberg bei Gingen geboren. Die Linie Ziegler geht bis zu Bartholomä (* um 1450), dem Ur-Ur-Ur-Urgroßvater von Jacob Albrecht und meinem 13-fachen Urgroßvater.


Grünenberg liegt 540 ü.N.N., von dort hat man eine schöne Sicht auf die drei Kaiserberge Hohenstaufen, Rechberg und Stuifen und eine Weitsicht bis ins Albvorland.

In der "Beschreibung des Oberamts Geislingen" von 1842 wird auch der Weiler Grünenberg beschrieben: Der Weiler Grünenberg, mit 15 Einwohnern, Filial von Gingen, 1/2 Stunde entfernt, hat eine eigene Markung von 205 Morgen und besteht aus dem Anwesen des dortigen Zieglers und eines weitern Bauern. Man genießt von dort eine hübsche Aussicht ins Unterland. Im Jahr 1487 gehörte Grünenberg dem Ritter Wilhelm von Zillenhard, der es an Ludwig Ziegler verkaufte. Im Jahr 1567 war sein Kaufpreis 600 fl (Gulden).
Auch bei Landeskunde online wird Grünenberg erwähnt: 8. Jahrhundert Grunenberk, wo Kloster Lorsch Besitz erhielt. 1487 gehörte Grünenberg den von Zillenhart und kam später an Ulm.



Im Hauptstaatsarchiv lagert dieses Saalbuch von Grünenberg. Ein Saalbuch ist ein auf Veranlassung eines Hoheitsträgers erstelltes Register, in dem die Güter eines Territoriums und seiner Bewohner sowie die zu erwartenden Erträge bzw. Steuern aufgeführt werden. Die Lager- und Saalbücher erfüllten verschiedene Zwecke der allgemeinen und Steuerverwaltung, spielten aber auch eine Rolle in Rechtsstreitigkeiten zwischen Bürgern.

Heute ist auf dem Grünenberg der "Landgasthof Grünenberg", der mit schwäbischen Gerichten wie Maultaschen und Linsen mit Spätzle zum verweilen einlädt.

Kuchen mit dem ehemaligen Gasthof "Zum Deutschen Kaiser" und der Grünenberg stehen auf der "Reiseliste 2016".