"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Donnerstag, 31. Oktober 2013

Vor 110 Jahren - Teil 2


Heute vor 110 Jahren ist dieses Mädchen als 5. Kind von 12 Geschwistern geboren. Berta ist meine Großmutter väterlicherseits. Spontan verbinde ich mit ihr die gute schwäbische Küche und da ganz besonders die Backerei. Es gab kein Wochenende an dem nicht gebacken wurde. Für den Samstag einen einfachen Kuchen, für Sonntag einen feinen Kuchen und der Rührkuchen reichte bis Mittwoch. Sonntags fehlte nie ein großer Topf Schlagsahne auf dem Kaffeetisch.
Apfelkuchen, Zwetschgenkuchen, Johannisbeerkuchen, Kirschkuchen, Bienenstich, Erdbeerkuchen, Marmorkuchen, Zwiebelkuchen, Kartoffelkuchen, Schneckennudeln, Flachswickel, Mitschele...... die Weihnachtsgutsle reichten oft bis Ostern. Niemand machte die zuckrigen leicht zerbrechlichen Schokoladensterne besser als meine Oma.
In ihrer Lebenszeit von 1903 bis 1986 hat sich sehr viel auf dieser Welt verändert. An die modernen Errungenschaften wie Autos, Fernseher, Telefon musste sie sich erst gewöhnen. Der Minirock war ihr suspekt und als ich mit 19 Jahren nach Berlin reiste, hatte meine Oma, wie so oft, ein passendes Sprüchle parat: Du bist verrückt mein Kind, du musst nach Berlin. Wo die Verrückten sind, da gehörst du hin. Dabei war das geteilte Berlin wie ein großes Dorf, völlig unspektakulär.

Ihre Familie war ihr das Wichtigste, sie verließ nur einmal das Land um nach Südtirol zu reisen. "Kinder, ich könnte ein Buch schreiben... " hörte ich sie oft sagen. Geschichten, die sie von "fernt" - also von früher - erzählte, hätte man tatsächlich aufschreiben sollen, viele davon sind heute in Vergessenheit geraten.

Ihre Kommode, auf der sie die großen Blechdosen mit Weihnachtsgutsle lagerte, steht heute in meinem Wohnzimmer. In den Schubladen ist das gute Geschirr meiner Oma. Ein weißes Speiseservice mit Goldrand, die großen Schüsseln mit verschnörkelten Henkeln & ein weißes Kaffeeservice mit großen Tassen, jeweils für 12 Personen. Nahezu alle Teile haben bisher 85 Jahre überlebt. Wenn ich die Schubladen aufmache, kommen Erinnerungen an die großen Familienfeste, an denen der Tisch mit dem "guten Geschirr" gedeckt wurde .....

Vor 110 Jahren - Teil 1

Sonntag, 27. Oktober 2013

Waldglas - Glasmuseum Spiegelberg

Im Schwäbischen Wald, Heimat meiner Vorfahren, gab es einst Waldglashütten. Das reich bewaldete Gebiet der Löwensteiner Berge und des Mainhardter Waldes bot alles, was zum Betrieb der Waldglashütten nötig war: Holz, Quarzsand und Wasser.
Typisch für Waldglas ist die grüne Farbe, die durch das im Quarzsand enthaltene Eisenoxid zustande kommt. Obwohl die Waldgläser meist Gebrauchsgläser waren, besitzen sie eine große Formenvielfalt und reichhaltige Verzierungen.



Im Schwäbisch-Fränkischen Wald sind insgesamt 25 Hüttenstandorte nachgewiesen. Aus den meisten haben sich noch heute bestehende Ortschaften entwickelt. Die älteste urkundlich erwähnte Glashütte  ist Weihenbronn (1430), gefolgt von Altlautern (1488) und Stangenbach (1505). Die längste Bestandszeit hatte Neulautern (1530 - 1822). Als letzte Glashütte beendete Erlach 1865 die Produktion. Von besonderer Bedeutung war die Spiegelberger Manufaktur, die als einzige Spiegel herstellte. Sie wurde 1705 gegründet und bestand bis 1820.
Quelle: Glashaus Spiegelberg

Im Glasmuseum Spiegelberg kann man sich auf eine Reise in die Welt der Glas- und Spiegelmacher begeben. Produkte aus längst vergangenen Zeiten lassen erahnen, welche Glaskunst einst in unseren Wäldern gefertigt wurde. Die Ausstellung präsentiert Glas vom späten Mittelalter bis in die Gegenwart.


Spiegel der Glashütte Spiegelberg aus dem 18. Jahrhundert


Im Glasmuseum blätterte ich im "Heimatbuch Spiegelberg", fand zu meiner Überraschung einen Artikel über den Hetzelhof
Aus dem Heimatbuch: 1887 wurde die Scheune abgebrochen und kam nach Kleinaspach. Die Nassacher bedauerten es, dass der Hetzelhof aufgeforstet wurde. Der Boden soll dort ertragreicher gewesen sein als der größte Teil der Nassacher Sandböden. Fast alle Wiesen waren reich mit Obstbäumen bepflanzt. Später, als der Staat schon aufforstete, waren diese ein beliebtes Ziel für die Nassacher Kinder, da sich um das Obst, das die Bäume noch trugen, sonst niemand kümmerte. Eine besondere Pflaumenart, hier Hengst genannt, wurde vom Hetzelhof hierhergebracht. Die Nassacher Männer halfen beim Schlagen und Abtransport der Obstbäume.


Samstag, 26. Oktober 2013

Bonfeld - Treschklingen - Flein - Gemmrigheim

Herbstliches Traumwetter um auf den Spuren von Vorfahren zu wandeln. Es sind die Vorfahren einer deutsch-kirgisischen Freundin die in Bonfeld, Treschklingen, Flein und Gemmrigheim zuhause waren. Ihre Ur-Ur-Ur-Urgroßeltern Johann Michael Hoffmann (*1797 Flein) und Katharina Ehrmann (*1800 Bonfeld) folgten dem Ruf von Zarin Katharina II. und Zar Alexander I. Die Zarin und der Zar luden Ausländer zur Ansiedlung in Russland ein, um die wirtschaftliche Entwicklung und Kultivierung des Landes voranzutreiben. Den Siedlern wurden Privilegien wie kostenlose Landzuteilung und Religionsfreiheit garantiert. Aus der Geschichte wissen wir, dass diese Privilegien bald abgeschafft wurden und diese Menschen zum "Spielball" zwischen Russland und Deutschland wurden. Die Russlanddeutschen kämpften im II.Weltkrieg für Deutschland und gegen das Land, das ihre Heimat war. Einigen Familienangehörigen gelang es während des Krieges nach Westdeutschland zu flüchten und sich dem Griff der Russen, die ihnen freies Geleit und die Rückgabe ihrer Häuser zusicherten, zu entziehen. Andere Familienangehörige wurden nach Sibirien oder Kirgisien verschleppt, lebten dort in Arbeitslagern. Nach Öffnung des "Eisernen Vorhangs" stellten sie Ausreiseanträge und leben seit mehr als 20 Jahren wieder dort, von wo einst ihre Vorfahren mit großen Träumen und Hoffnung auf ein besseres Leben auswanderten. - Hoffnungsfeld, Hoffnungsthal und Neu Glücksthal nannten die Russlanddeutschen die von ihnen neu gegründeten Städte. Von diesen Siedlungen, die heute im Grenzgebiet von Moldawien und der Ukraine liegen, existieren nur noch einige Gebäude wie Kirchen und Schulhäuser.
Seit gut 20 Jahren kenne ich die Deutsch-Kirgisierin, vor einigen Monaten machten wir uns auf die Suche nach ihren Wurzeln, die inzwischen bis zu den 10-fach Urgroßeltern nach Gemmrigheim reichen.


Wirtschaftsgebäude beim Oberschloss in Bonfeld, einst im Besitz der Freiherren von Gemmingen. Heute wird das Schloss von den Eigentümern, der Familie Gebhard, bewohnt.



Eingang zum Evangelischen Pfarrhaus in Treschklingen.



Das Wappen der Freiherren von Gemmingen an der Kirche in Treschklingen.


Johann Friedrich Wagner (*1785 Höpfigheim) und Gottfried Wagner (*1800 Höpfigheim), die Urenkel meines 6-fach Urgroßvaters Johann Jakob Nafzger, sind mit ihren Ehefrauen ebenfalls nach Hoffnungsthal ausgewandert. 




Donnerstag, 10. Oktober 2013

Vetterles- und Bäsleswirtschaft

Meine Mutter und mein Vater waren nicht nur miteinander verheiratet, sie sind auch miteinander verwandt.
Christiane Magdalena Trautwein (1804 Steinheim - 1872) ist die Ur-Ur-Urgroßmutter meiner Mutter und die Ur-Urgroßmutter meines Vaters. 
Ist Christiane Magdalena Trautwein nun meine 4-fach oder meine 3-fach Urgroßmutter?



Dienstag, 8. Oktober 2013

Vor 110 Jahren - Teil 1

Heute, am 8.Oktober vor 110 Jahren ist mein Opa Karl geboren. An ihn habe ich viele gute Erinnerungen, obwohl er allzu früh, vier Tage vor seinem 67.Geburtstag, gestorben ist. Schwere körperliche Arbeit und die Kriegszeit in der Hohen Tatra hinterließen Spuren und sein Herz blieb einen Tag vor der lebensverlängernden Operation unerwartet stehen.
Er betrieb eine kleine Landwirtschaft und wenn es die Zeit erlaubte, arbeitete er in der örtlichen Ziegelei. Er liebte Pferde, an seine Fanny kann ich mich noch erinnern. Auch der Fortschritt machte nicht halt und eines Tages war das Fuhrwerk ein roter Traktor von Porsche, den wir noch bis vor einigen Jahren in Gebrauch hatten.

Vor 110 Jahren - Teil 2


Samstag, 5. Oktober 2013

Wie viel 12-fach Urgroßväter hat ein Mensch ?

Nur einer meiner 12-fach Urgroßväter ist namentlich bekannt. Es ist Leonhard Klenk, geboren 1516 in der Hankertsmühle im Rottal.
Vorausgesetzt es hat kein Vetter seine Base geheiratet, lässt sich die Anzahl der 12-fach Urgroßväter einfach ermitteln. Das Ergebnis ist überraschend hoch, es sind

8.192 Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großväter


Hinzu kommen genau so viele 12-fach Urgroßmütter. Mit den 12-fach Urgroßeltern sind es 14 Generationen mit 32.766 Vorfahren. 
Würde ich mich mit meinen Vorfahren treffen können, würde das Fußballstadion der TSG 1899 Hoffenheim aus allen Nähten platzen !!



1935 in Lauffen/Neckar
Mein Ur-Großvater Friedrich "Fritz" Wilhelm (3. von links) und seine Brüder Karl und Wilhelm (5. und 7. von links) zu Besuch bei ihrer Schwester Christiana Friederike Mack (sitzend).


Dienstag, 1. Oktober 2013

Gasthaus Rößle - Rielingshausen


Fährt man durch Rielingshausen, steht linkerhand das Gasthaus Rößle. Das Wirtshausschild mit dem goldenen Rößle glänzt in der Herbstsonne, die Gaststätte scheint nicht mehr in Betrieb zu sein.
Wie oft ich wohl schon durch Rielingshausen gefahren bin und das Rößle nie richtig wahrgenommen habe? -
Das Rielingshäuser Rößle tauchte jetzt aber bei der Ahnenforschung auf, war einst im Besitz von Pfuderers. Deshalb gab es heute vor dem Rielingshäuser Rößle einen "Fototermin".
Karl Pfuderer heiratete 1821 Anna Maria Wildermuth geb. Winterlin, die Witwe des Gutsbesitzers und Rößlewirts Johann Jakob Wildermuth.
Caroline Magdalene, die älteste Tochter des Ehepaares Pfuderer/Winterlin heiratete Friedrich Johann Schwaderer, sie übernahmen das Rößle und 110 Morgen Güter in Rielingshausen. Die zweite Tochter Marie Luise Friederike heiratete den Gutsbesitzer Karl Friedrich Motzer vom Frühmeßhof und die jüngste Tochter Wilhelmine Sophie ehelichte den Kaufmann Karl Ludwig Richter aus Marbach.
Die Töchter der wohlhabenden Anna Maria Winterlin schienen begehrte Heiratskandidatinnen zu sein. - Justina Philippina, ihre Tochter aus der Ehe mit Johann Jakob Wildermuth, war mit dem Stadtschultheiß Ehmann aus Beilstein verheiratet.



Eingang zur Gaststätte - Carl Pfuderer und die Jahreszahl 1846 wurden in den Sandstein des Eingangsportals gehauen. 




Es gibt Stammbäume die sich bezüglich des zweiten Ehemannes der Anna Maria Winterlin widersprechen. Der verwitwete Amtmann Carl Pfuderer (1765-1845), der Vater von Karl Pfuderer, wird auch als Ehemann genannt. Da er jedoch 50 Jahre als Amtmann in der Gemeinde Murr tätig war und in Murr begraben wurde, Frau Winterlin 21 Jahre älter ist und laut dem Mormonenarchiv sein Sohn Karl (*1793) Frau Winterlin 1821 geheiratet hat, ist eine Ehe mit dem Amtmann Pfuderer eher unwahrscheinlich.