"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Donnerstag, 19. Oktober 2017

Johannes Spring - Burg Stettenfels

Breit, mächtig und weithin sichtbar thront die Burg Stettenfels über Untergruppenbach. Keiner kann sie übersehen der auf der Autobahn von Stuttgart aus nach Norden fährt oder sich von Heilbronn aus ostwärts in Richtung Löwensteiner Berge begibt. 




Im 11. Jahrhundert erbaut, war sie wohl ein Sitz der Calw-Löwensteiner Grafen. Im Laufe der Jahrhunderte hatte Burg Stettenfels zahlreiche Besitzer, u.a. Ritter Burkhard von Sturmfeder, Herzog Ulrich von Württemberg, die Bankiersfamilie Anton Fugger von der Lilie, Siegfried Levi, ab 1945 die amerikanische Vermögensverwaltung und 1951 erhielt Siegfried Levi seinen Besitz zurück. 
Seit 1994 kümmert sich der jetzige Eigentümer Architekt Roland Weimer um die dringend gewordene Renovierung. Die Nutzung der Burg ist vielseitig: Biergarten, Konzerte, Theater und die Festsäle werden vielseitig genutzt. Stettenfels ist heute ein Ort mit Tradition und besonderem Charme.




Johannes Spring, mein 9-facher Urgroßvater, war von 1639 bis 1644 "Fuggerscher Präfekt" auf Burg Stettenfels. Er war Hauslehrer beim gräflich fuggerischem Nachwuchs. Danach war er 56 Jahre lang Pfarrer in Oberstenfeld und Murr. Im August 1700, nur wenige Monate nach Beginn des Ruhestandes verstarb er in Steinheim im Alter von 81Jahren und wurde


"auf dem Gottesacker nächst bey der Kirche christlich bestattet".




Gedenktafel für Johannes Spring an der Martinskirche in Steinheim

Mittwoch, 18. Oktober 2017

Von Hugenbeckenreute über Murr nach Buffalo

Hugenbeckenreute? Bis vor 10 Tagen noch nie gehört. Dabei war ich der Meinung, dass ich die Dörfer im  Schwäbischen Wald kenne, zumindest dem Namen nach.


Heute war ich also in Hugenbeckenreute und in Kirchenkirnberg zu dessen Pfarrei Hugenbeckenreute gehört. Unter dem großen Viadukt hindurch ging es weiter zur Laufenmühle, vorbei an rauschenden Wasserfällen, dann von der Landstraße rechts ab den schmalen Weg hinauf in den Weiler Steinbach ganz nah am Viadukt über das die Schwäbische Waldbahn fährt. Weiter ins Tal hinab nach Klaffenbach und weiter zur evangelischen Kirche nach Rudersberg. In diesem Teil des Schwäbischen Waldes scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, um so krasser war es wieder in meine dicht besiedelte Heimat zu kommen.


Pfarrhaus in Kirchenkirnberg

Zu Hugenbeckenreute: Vor 10 Tagen kam eine Message aus USA wegen Maria Magdalena Blank, geboren 1826 in Murr, die in meinem Online-Stammbaum steht, aber nicht zu meinen Vorfahren gehört. Und so machte ich mich auf die Spurensuche.


Klaffenbach anno 1686 - Forstlagerbuch Andreas Kieser

Maria Magdalena heiratete 1852 den aus Klaffenbach stammenden Zimmermann Jakob Mayle. Sein Vater Johann Georg ist 1791 in Steinbach geboren, mehr als 100 Jahre bevor dort das Viadukt über den Strümpfelbach gebaut wurde. Die Mutter von Jakob, Salome Frank, ist 1794 in 'Hugenb......' bei Kirchenkirnberg geboren. Den Geburtsort konnte ich im Familienregister nicht lesen, selbst raten blieb ohne Erfolg. Hier konnte nur der Wanderwalter (wanderwalter.de) weiterhelfen, denn dort ist jede Mühle, jeder Bach und auch jeder Weiler zu finden. Und tatsächlich fand ich auf einer Waldlichtung ein Gehöft mit dem Namen 'Hugenbeckenreute'.


Hugenbeckenreute auf einer Lichtung im Schwäbischen Wald

Im Staatsarchiv Ludwigsburg gibt es eine topographische Karte aus dem Jahr 1831 mit dem Wohnplatz 'Hugenbeckenreute', der damals aus 2 Gebäuden bestand und 1764 erstmals erwähnt wurde. Drumherum ist der Eulenwald und der Sandwald.
In der Beschreibung des Oberamts Gaildorf aus dem Jahr 1852 wird der Wohnplatz auch genannt: Hugenbeckenreute auch 'Drehershof' genannt, auf einem Hügel, ein ganz kleines vor etwa 80 Jahren angelegtes Gut, 10 Einwohner.

Huckenbeckenreute ist also in den waldreichen Bergen, wo sich, wie wir aus dem Flachland sagen: "Fuchs und Hase gute Nacht sagen." - Wie muss es dort vor 200 Jahren gewesen sein? Dichter Wald, wenig Felder, unbefestigte Straßen und die Waldbahn gab es noch nicht. Und trotzdem fand Salome, Tochter eines Bauern aus Hugenbeckenreute, in diesem dünn besiedelten Gebiet ihren Ehemann aus dem Weiler Steinbach.


Steinbach vor dem Viadukt der Schwäbischen Waldbahn


uralte Scheune in Steinbach

Man kann vermuten, dass der junge Zimmermann bei Holzfällarbeiten von Steinbach am Strümpfelbach nach Hugenbeckenreute hinauf gekommen ist. Seinen Sohn Jakob, ebenfalls Zimmermann von Beruf, zog es weiter weg nach Murr im Oberamt Marbach.
Die Handwerker gingen nach Abschluss der Lehrzeit auf Wanderschaft. "Auf der Walz" konnten die Gesellen neue Arbeitspraktiken, fremde Orte, Regionen und Länder kennenlernen und Lebenserfahrung sammeln. Und so mancher Handwerkergeselle hat sich "auf der Walz" verliebt. So könnte es auch bei Jakob Mayle (*1822) und Maria Magdalena Blank (*1826) gewesen sein. - Drei ihrer vier Kinder verließen den Heimatort Murr und wanderten nach Nordamerika aus. Die Nachfahren der ausgewanderten Tochter Magdalena Friederike (*1855), die wenige Wochen nach dem frühen Tod ihres Vaters geboren ist, leben heute in Buffalo.


Johanneskirche in Ruderberg
zu dessen Pfarrei auch die Einwohner von Steinbach gehörten



Sonntag, 15. Oktober 2017

Maulbronn - Hermann Hesse & Bäbber


Was man so alles im Kloster-Shop Maulbronn findet,
gleich neben den Werken von Hermann Hesse.



Volksfeschd, Flädle, Butterbrezla,
Kehrwoch, Sauerkraut und Spätzle,
Hightech, Riesling, s'beschde Bier,
des senn Schwabe, so senn mir !


So ganz richtig ist der Swabenslang nicht, aber Nicht-Schwaben fällt es halt nicht so auf. Der Kabarettist Christoph Sonntag sollte halt noch etwas üben.

Der Kloster-Shop bietet außer einer großen Auswahl an Postkarten und schwäbischen "Bäbbern" *) außergewöhnlich viel Werke von Hermann Hesse an. - Der Grund dafür ist, dass Hermann Hesse das evangelisch-theologische Seminar im Kloster Maulbronn besucht hat. - Aber dort zeigte sich im März 1892 der "rebellische" Charakter des Schülers. Er entwich aus dem Seminar weil er "entweder ein Dichter oder gar nichts" werden wollte und wurde einen Tag später auf dem freien Feld aufgegriffen.

In seiner 1909 erschienene Erzählung "Unterm Rad" verarbeitet Hesse seinen Aufenthalt in Maulbronn. 


*) Bäbber - deutsch: Aufkleber