"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Samstag, 30. April 2016

Rückkehr der geflüchteten Steinheimer - 1693

Nach dem das französische Heer im Sommer 1693 wieder abzog, war Ende August der Pfarrer und der größere Theil der Einwohner wieder nach Steinheim zurückgekehrt.
Aber wie trafen sie die Heimath wieder an! Sieben und dreißig Häuser meist solche, die im 30-jährigen Kriege verschont geblieben waren, waren gänzlich niedergebrannt, alle ausgeplündert, die meisten mit dem größten Muthwillen ruiniert, die Kirche, die zu einem Eselsstall gemacht worden war, abscheulich zugerichtet, die Fenster ausgeschlagen, die Thüren ausgehoben und verbrannt, die Kirchengefäße gestohlen, die Orgelpfeifen zerschnitten, die Kirchenbücher zerrissen, beschmutzt, versudelt und auf Düngerhaufen geworfen, aller Vorrath des Fleckens und Heiligen (Kirche) an Baumaterialien, Geräthschaften, Früchte und Wein verschwunden, und was die augenblickliche Noth noch am meisten erhöhte, der reiche, schon beinahe zeitige ErndtErtrag theils beim Fouragiren  abgemäht, theils von den Pferden in Boden getretten, theils auf dem Halm niedergebrannt. Eine menge fruchtbarer Bäume waren zu Wachtfeuern niedergehauen worden, ja sogar der Reben in den Weinbergen hatte man nicht geschont.
Zu all dem Elend kam noch eine durchs ganze Land verbreitete Theurung, wo der Scheffel  Kerner (Getreide) bis auf 22 fl (Gulden) stieg, und eine, auf so viel Elend, Mangel und unnatürliche Nahrungsmittel folgende, ansteckende 'hitzige Krankheit', an der im ganzen Lande in den 2 Jahren 1693 und 94, 37.635 Menschen und hier 138 starben, so daß - obgleich damals der Flecken drei Kirchhöfe hatte, diese doch nicht zureichten, sondern der am Schaf-Thor noch durch Ankauf erweitert werden mußte.

Mit großer Sorgfalt hatte vor der Flucht Pfarrer Gottfried Pfaff mit dem Provisor Bayer erst nach dem 30-jährigen Krieg wieder angeschaffte 'Vasa sacra' in dem Gemäuer des Kirchthurms versteckt, aber die sinnreichen Franzosen bemerkten den vor die Oeffnung nur locker vorgeschobenen Stein und nahmen alles fort. Es waren 2 versilberte und vergoldete Nachtmahl-Kelche, eine silberbeschlagene HostienKapsel, 3 Altarkannen und 1 TaufPatine, auch 3 Chorhemden, zusammen mehr als 100 fl (Gulden) nach damalig wohlfeilem Anschlag werth, meist lauter fromme Stiftungen, was in die gottlosen Hände der Franzosen fiel.
Eines, und zwar das älteste Tauf-,  Todten- und Ehebuch, das mit einer Menge Notizen aus der Zeitgeschichte versehen ist, und aus welchem zum Theil diese Bemerkungen geschöpft sind, wurde erhalten. Zwar fanden es die Franzosen auch, zerrissen und bemalten es und warfen es dann auf einen Düngerhaufen (Misthaufen). Ein wackerer Bürger, Johannes Illg, sammelte die zerstreuten Blätter, hob sie sorgfältig auf und gab sie nach der Rückkehr dem Pfarrer zurück. Mit großer Mühe wurden die Blätter geordnet und zusammen gebunden, und noch heute sieht man die Sudeleien der Franzosen, die von dem damaligen Pfarrer jedesmal mit der Bemerkung 'petulantia Gallorum' ausgehoben, und die noch so schwarz sind, wie erst gestern geschrieben, während dem die Dinte des Pfarrers in der langen Zeit erbleichte. Die große Weimar'sche Bibel ist den Franzosen entgangen, da sie der Pfarrer im Taubenschlag versteckte und Holz vorgebeugt hatte. Beim Einzug der allirten Armee wurde die Bibel von einem Graf von der Lippe und seinem Feldprediger, nebst einem ganzen Sack voll anderer Bücher eingepackt und fortgenommen.

Krieg und Ungemach hatten die Herzen bei vielen verhärtet, und so sah man in diesen Zeiten des Jammers neben den Beispielen der Wohlthätigkeiten und Frömmigkeit, leider auch Beispiele großer Verdorbenheit und unmenschlicher Rohheit.
Leider lassen sich für die Züge der Wohlthätigkeit fast keine Namen und nur wenige Beispiele anführen. Häufig dagegen wurde in der damaligen Zeit, wie die alten Acten ausweisen, von unbekannter Hand dem Pfarrer Frucht (Getreide), oder Brod oder Geld zur Austheilung unter die Armen übergeben. Jacques Chastignieur, Herzoglicher Parforce-Jäger, der mit 80, um schweres Geld aus Frankreich für den Herzog erkauften Jagdhunden, im Kloster seinen Sitz hatte, zeichnete sich besonders durch solche Gaben der Mildthätigkeit aus, legirte nach seinem Tode (1703) 10 fl (Gulden) in das Almosen und ließ Kanzel und Altar neu kleiden. Überhaupt war er ein wackerer Waidmann, der von allem Übermuthe weit entfernt war.

Philipp Ulrich, der Sohn des in Orléans geborenen Jacques Chastignieur, heiratete 1707 die vom Murrer Schlössle stammende Maria Magdalena Halbmayer. Ihre Eltern, Carl Valentin Halbmayer und Anna Regina Müller, sind meine 7-fachen Urgroßeltern, die 1695 aus dem Raum Heidenheim zugezogen sind und das Murrer Schlössle erworben haben.

(Quelle: Geschichte und Topographie des Marktfleckens und ehemaligen Frauenklosters Steinheim an der Murr von M.F.A. Scholl, Pfarrer zu Steinheim - Druck 1826 / die Schreibweise entspricht nicht der gültigen deutschen Rechtschreibung).



Freitag, 29. April 2016

Der Marodeur im Dienste des Dauphin - Steinheim 1693

Im Frühjahr 1693 überquerte der Dauphin mit einem 80.000 Mann starken Heer den Rhein und zog den Neckar herauf, ging am 17. Juli bey Beihingen und Großingersheim über den Neckar. In Pleidelsheim war das Hauptquartier, das Heer lagerte zwischen zwischen Pleidelsheim und Steinheim. Alle umliegenden Orte wurden geplündert und niedergebrannt. Scharen von Flüchtlingen kündigten schon früh die Annäherung der Franzosen an. Die gefürchteten "Schnapphahne" gingen dem Hauptheer voraus und schon war die ganze Bevölkerung von Steinheim , wie in den Zeiten des 30-jährigen Kriegs oft geschehen war, im Begriff sich nach Marbach mit Weib und Kindern und was sich an Habe retten ließ, zu werfen, in der Hoffnung, dort vor dem schnell vorübergehenden Durchzug eines Streif-Corps sicher zu sein. Als einer von eben jenen dem Heer vorausziehenden Marodeure, der mit einigen seiner Kameraden zuerst nach Steinheim gekommen war und durch reichliche Bewirtung und freiwillige Geschenke sich das Plündern hatte abkaufen lassen. Er hatte die Beratschlagungen zur Flucht mit angehört, auf einmal - ob er gleich vorher kein "teutsches" Wort zu verstehen sich stelle - in gutem Dialekt des Landes die Leute dringend bat, doch ja nicht nach Marbach zu gehen, das Morgen mit Steinheim selbst und allen umliegenden Orten, auf Befehl des Dauphins, der mit der Haupt-Armee nachkomme, geplündert und niedergebrannt werde.
Mit Dank wurde diese Nachricht zur Warnung genommen. Und so wandte sich der ganze Zug der Flüchtlinge, mit Ausnahme weniger, die einzeln anders wohin sich zerstreuten, fast die gesamte Gemeinde über Backnang in das Hällische Gebiet. Ein trauriger Anblick, jammernde Weiber, weinende Kinder, auf Wagen Kranke und gebrechliche Greise. Der 77-jährige, am Podagra (Gicht) leidende Pfarrer Pfaff mit seiner Gattin, der so viele Drangsale des 30-jährigen Krieges durchgemacht, verließ auch jetzt seine Gemeinde nicht. Auf einem Wagen mit wenigem Geräthe zog er mit dem Haufen der Fliehenden und hinter sich sah er das von ihm zu einem Ruhesitz seines Alters erbaute eigne Haus in Flammen auflodern, und verloren war mit allem Hausgeräthe seine sorgfältig gesammelte Bibliothek  und zahlreiche Manuscripte vieljähriger, literarischer  Thätigkeit. Sein Sohn, der junge Pfarrer Gottfried Pfaff zog mit zu Fuß, zu Fuß mit ihm seine Gattin eine 14-tägige Wöchnerin, das neugeborene Kind selbst tragend, während der Vater zwei Knaben an den Händen führte und das dritte Knäbchen, ein 4-jähriges Kind, den größten Teil des Wegs auf den Schultern trug.
Das jüngste Kind erkrankte und starb im Forsthause Rietenau. Aber der Schrecken feindlicher Ankunft, der die Flüchtlinge schnell weiter trieb, nöthigte die Eltern schon 4 Stunden später nach dem Tode das Kind in dem Rietenauer Walde zu begraben. Ja sogar von der Beerdigung weg mußten sie fliehen und eine angstvolle Nacht im Walde zubringen.

"Der Marodeur soll ein Steinheimer gewesen seyn", sagte der alte Pfaff in der dieß enthaltende handschriftlichen Nachricht. "Er wollte aber nicht genannt seyn und ritt, als er erkannt zu werden glaubte, nachdem er dem Wirth einen harten Thaler in die Hand drückte, was sonst die Herrn Franzosen nicht zu thun pflegen, auf und davon."

(Quelle: Geschichte und Topographie des Marktfleckens und ehemaligen Frauenklosters Steinheim an der Murr von M.F.A. Scholl, Pfarrer zu Steinheim - Druck 1826 / die Schreibweise entspricht nicht der gültigen deutschen Rechtschreibung)

 
Auf dem Felsen 1

Wer immer die Franzosen verraten und die Steinheimer vor der Flucht hinter die Stadtmauern der Oberamtsstadt Marbach gewarnt hat, wird ein ewiges Rätsel bleiben. Bis auf das Haus "Auf dem Felsen 1" der Familie Fuchs (meine Vorfahren) brannten beim Marbacher Stadtbrand alle innerhalb der Stadtmauer gelegenen Wohnhäuser und Scheunen ab.

Donnerstag, 28. April 2016

Friedrich Pfaff - Pfarrer zu Steinheim von 1647 bis 1685

Pfaff , Friedrich, Pfarrer zu Steinheim an der Murr, Marbacher Amts im Würtenbergischen, war auf diese Welt gebohren den 9. November 1616 zu Langenbeutingen in der Grafschafft Hohenlohe, allwo sein Vater, M. Johann Friedrich Pfaff, Pfarrer gewesen, aber über 30 Jahr nicht alt worden, und war aus der bekannten Würtenbergischen Stadt Urach oder Aurach gebürtig welche aller berühmten Würtenbergschen Herrn Pfaffen ihr Stammhauß gewesen. Nachdem also unser Friedrich seinen Vater noch als Kind eingebüßßet, wurde er in seinem 11. Jahr zu seines Vaters Bruder, M. Johann Pfaffen, damaligem Decano und Specialen nach Urach gebracht, und in die daßige Lateinische Schule gethan, nach gelegtem Grund aber 1633 in die berühmte Kloster-Schule zu Bebenhausen genommen. Allein als nach der Nördlinger Schlacht keine Sicherheit mehr alda zu finden, retirirte er sich alsdann nach Straßburg, wo er sich 2 Jahr lang aufhielt, und anfänglich sein Stücklein Brod mit Singen vor denen Häusern verdienen mußte, bis ihn hernach der berühmte D. Johann Schmidt wegen seiner schönen Handschrifft auf ein halb Jahr als Amanuensem (Sekretär) zu sich an den Tisch nahm, auch hernach zu der gleichen Bedienung an den D. Bernegger recommandirte. Als er 1636 nach Tübingen zurück gekommen, erhielt er durch Unterhandlung Herrn D. Neuffers das Stipendium Martinianum, setzte sein Studieren also noch 2 Jahr fort, wurde auch Magister, hernach aber Präceptor zu Wildberg, wo er jedoch 2 Jahr ohne Bestallung dienen mußte.
Endlich gelangte er 1643 mitten unter den Kriegs-Troublen ins Ministerium und wurde als Pfarrer nach Geisingen, im Calwer Amt gelegen, beruffen, allwo er aber auch nur halbe Besoldung genossen, und zweymal ausgeplündert worden. Im Jahr 1647 hielte er um eine anderweite Beförderung an, und wurde ihm unter 13 Orten die Wahl gelassen, da er dann den halbabgebrannten Flecken Steinheim an der Murr erwählet, allwo er auch bis an sein Ende noch 56 Jahr in diesem einigen Pastorat gelebet, wiewol er während der Zeit sonderlich, im Jahr 1693 bey dem feindlichen Einfall der Franzosen vieles ausgestanden, und nachdem von denenselben sein Wohnhaus eingeäschert worden, sich mit der Flucht nach Ulm retiriren müssen.
In den Ehestand hatte er sich schon als Präzeptor zu Wildberg 1642 eingelassen mit M. Johann Jacobs Magyri, damaligen Stadt-Pfarrers zu Brilstein, Tochter, Anna Justina, mit welcher er 12 Kinder erzeuget, von denen M. Gottfried Pfaff sein Substitut und Successor worden, der sich aber nach 43-jähriger Verwaltung des Predigt-Amts 1724 hinwieder seinen Sohn M. Johan Friedrich Pfaffen substituiren lassen.
Endlich starb unser Friedrich 1703 den 8. Julius im 87. Jahr seines Alters und 6osten seines Ministerii, nachdem er verschiedene kleine Schriften zu Stuttgard und Augspurg in Druck gehen lassen, darunter find:
1. Stratiotica oder Diseurs von alten und neuen Kriegs-Händeln
2. Eine Seelen-Apothecke
3. Ein Biblisches Rauch-Altärlein
4. Psalterium


Quelle:

(Die Schreibweise entspricht nicht der gültigen deutschen Rechtschreibung).


Dienstag, 26. April 2016

Murr anno MDCLXXXXIII - im Exilio getauft worden

Bekanntlich zogen 1693 französische Soldaten durch Württemberg, plünderten Häuser oder setzten wie in Marbach, ganze Städte in Brand. Auch vor den Kirchen machten sie nicht Halt, dort wurden Wertgegenstände entwendet und Kirchenbücher vernichtet.

In Murr wurde nach dem Abzug der feindlichen Truppen ein neues Kirchenbuch angelegt, darin heißt es zu Beginn: 'Taufbuch zu Murr - angefangen anno 1693'.
Der erste Eintrag lautet:
'Dies' (= Tag) 16. August
'Infantes' (= Kind) Dorothea
'Parentes' (= Eltern) Georg Knorpp und Dorothea sein ehelich Haußfrau
'Gevattern' (= Paten)  ---
mit der Bemerkung: 'dies Kind ist im Exilio zu Vellberg im limpurgischen getauft worden.'

Demnach ist die Familie des Murrer Schultheißen Georg Knorpp in das 60 Kilometer östlich gelegene Vellberg im Limpurger Land geflüchtet. Georg Knorpp und Dorothea 'sein ehelich Haußfrau' sind meine 8-fachen Urgroßeltern. - Vellberg ist nicht weit entfernt von Schwäbisch Hall, wohin im Sommer 1693 auch meine Steinheimer Vorfahren vor den Franzosen geflüchtet sind.

In der Stadtchronik von Schwäbisch Hall wurde 1693 festgehalten:
Schwäbisch Hall ist mit Flüchtlingen aus Heilbronn und Württemberg überfüllt, die vor dem Zerstörungsfeldzug der französischen Armee geflüchtet sind. Es kommt zu einer Teuerung. Auf den Straßen der Stadt stehen „viele 100 Wägen mit Mobilien“, Stadt, Vorstadt und Land „wimmelten von Mensch und Vieh“.

 
Mittelaltermarkt in Vellberg - Schmiedewerkstatt





An der Ecke steht ein Schneemann

Frau Holle ist fleißig, selbst bei 200 Meter über Meereshöhe fallen heute große Schneeflocken und am kommenden Wochenende beginnt die Freibadsaison....


"An der Ecke steht ein Schneemann den die Kinder da gebaut und er liebt das Fräulein Lehmann, hätte sie so gern zur Braut .... " - Ein Oldie auf Schellackplatte, der an Schneesonntagen durch Oma's gute Stube trällerte, wenn wir halb erfroren vom Schlittenfahren heim kamen. Es gibt den Oldie noch, auf YouTube, von den 'Westfälischen Nachtigallen. - Und auch Jahrzehnte später kann ich es nicht sein lassen, beim ersten Schnee einen Schneemann zu bauen, den heimlichen Verehrer von Fräulein Lehmann.


 
 

Samstag, 23. April 2016

Wer hat's erfunden.... ?

Wer hat's erfunden? Die Bayern. - Vor 500 Jahren legten der bayerische Herzog Wilhelm IV. und sein Bruder Herzog Ludwig X. fest, dass Bier nur mit Wasser, Gerste und Hopfen gebraut wird. Hefe kam erst viel später ins Spiel.

 
23. April 2016 - 500 Jahre Deutsches Reinheitsgebot

Samstag, 16. April 2016

Immer vorwärts - Sytz Banzhaf aus Türkheim

IMMER VORWÄRTS - getreu dem Motto der Familie Banzhaf, machte ich mich auf die Suche nach weiteren Banzhaf-Vorfahren. Die Linie hat sich um 7 Generationen verlängert. Sytz Banzhaf, der älteste namentlich bekannte Banzhaf aus dieser Linie, ist mein 18-facher Urgroßvater aus Türkheim, einem Ortsteil von Geislingen an der Steige. Sytz Banzhaf (1380 - 1450) hat im Stammbaum die Nummer 1.381.376 und ist damit der älteste meiner Vorfahren. Außer den Geburts- und Sterbedaten ist über ihn nichts bekannt.
Etwas mehr weiß man über meinen 15-fachen Urgroßvater Lienhard Banzhaf (*1468) aus Gerstetten. Er war ums Jahr 1500 in Gerstetten ansässig, wo er einen der "Herrschaft Heidenheim" zugehörenden Meierhof betrieb. Lienhard Banzhat erscheint dann in der Türkensteuer-Liste von 1542 und war auch in der Gerstettener Steuerkommission tätig. In einem späteren Steuerbuch ist folgende Bemerkung über ihn zu finden "... vermag 40 Gulden ..." Demnach umfasste sein Anwesen ziemlich viel Grund und Boden, der übrigens im Heidenheimer Lagerbuch von 1522 zum Teil des Näheren beschrieben ist.



 Aus dem Buch "Die Banzhaf und ihr Geschlecht" - Chronikbuch aus Württemberg 1935
 


 

Blumen für Romagne-sous-Montfaucon - Verdun 2016

Wie schon viele Jahre zuvor, haben wir Blumen für drei Gräber unbekannter Soldaten gespendet. Am 28. Mai 2016 werden im Rahmen einer Gedenkveranstaltung Gräber unbekannter Soldaten auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Romagne-sous-Montfaucon im Department Meuse (40 km nordwestlich von Verdun) damit geschmückt.
Auf diesem Friedhof ruhen 1.407 deutsche und 8 französische Soldaten aus dem 1.Weltkrieg. Die dort Ruhenden gehörten Truppenteilen an, deren Heimatgarnisonen in Schlesien, Sachsen, Württemberg, Bayern, Westpreußen, Pommern, Mecklenburg, im Rheinland und in Lothringen lagen.

Ein Soldatenfriedhof der USA, der Meuse-Argonne-Cemetery, liegt am ostwärtigen Ortsausgang von Romagne-sous-Montfaucon. Er ist mit 14 246 Toten aus den Kriegsjahren 1917 und 1918 die größte amerikanische Kriegsgräberstätte beider Weltkriege in Europa.

Die Gedenkveranstaltung 100 Jahre Schlacht um Verdun findet am folgenden Sonntag am Beinhaus Douaumont und am Mémorial de Fleury statt. Im Beinhaus werden die Gebeine von über 130.000 nicht identifizierten französischen und deutschen Soldaten aufbewahrt. Im Mémorial werden
2.000 Sammlerstücke, zahlreiche, zum Teil unveröffentlichte Fotos, französische und deutsche Zeugnisse sowie außergewöhnliche Ton- und Filmdokumente aufbewahrt, sie illustrieren das Leben der einfachen Soldaten, die von überall hierher gekommen waren.

Den bei der Schlacht um Verdun vor 100 Jahren gefallenen Soldaten gedenken am 29. Mai 2016 auch der französische Staatspräsident Francois Hollande und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel.


Mémorial de Fleury


 Beinhaus und Soldatenfriedhof Douaumont
Zwei unserer Familienangehörigen sind im Alter von 20 und 23 Jahren im 1.Weltkrieg in Nordfrankreich gefallen und werden vermisst. Mein Urgroßvater wurde 1917 schwer verwundet, ihm wurde ein Bein amputiert. Mit seiner Tochter, also meiner Großmutter, war ich schon vor 38 Jahren in und um Verdun, wir haben das Beinhaus, den Bajonettgraben und die Festung Fort Vaux besucht. Ein für sie nicht einfacher Tag, denn sie hat den 2. Weltkrieg erlebt, in dem auch ihr Ehemann am 25. Juni 1944 in Russland gefallen ist und vermisst wird.
Wir haben weitaus mehr Abstand zum Grande Guerre 1914-1918 und zu den Ereignissen während des 2. Weltkrieges 1939-1945, aber wir besuchen die an unseren Reisewegen liegenden Soldatenfriedhöfe und spenden seit Jahren Blumen für Gräber unbekannter Soldaten, als sichtbares Zeichen dafür, dass sie in der Heimat nicht vergessen sind.

Freitag, 15. April 2016

Sindelfingen - Türkenhilfe 1545

Die Reichstürkenhilfe war eine Steuer, die für den Kaiser des Heiligen Römischen Reichs auf dessen Bitten hin von den Reichsständen zur Abwehr der "Türkengefahr" im Rahmen der Türkenkriege aufgebracht wurde. - Auf dem Reichstag 1544 in Speyer wurden dem Kaiser Hilfen für eine Offensive gegen die Osmanen bewilligt.
Die Sindelfinger Steuerliste aus dem Jahr 1545 ist noch erhalten, darin heißt es:
"Hilffgelt wider den Thürcken lut des gehaltenen Reich Tags zu Speir uff Thome Apostoli (21. Dezember) anno '44 durch die vier Verordneten vom Gericht verfertigt."

 
Urkunde der Universitätsbibliothek Heidelberg
Türkensteuer Speyer 1548

In der Steuerliste stehen die Namen meiner Vorfahren und die Höhe der erhobenen Abgabe:
Dionysus Ada - 5 Pfund 14 Schilling 9 Heller
Martin Kalb - 6 Pfund 13 Schilling
Kellermeister Hans Metzel - 8 Pfund 5 Schilling 2 Heller
Hans Schaffhäuser (Schaffhuser, Bürgerm.) - 11 Pfund - 13 Schilling - 9 Heller
Hans Straub (Strub) 3 Pfund 11 Schilling 4 Heller
Michael Aichelin (Michel Eichlin) 2 Pfund 2 Schilling

Den höchsten Betrag für die Türkenhilfe zahlte 1545 Bürgermeister Hans Schaffhäuser. Das bestätigt, dass die Schaffhäusers, wie auch anderen Quellen zufolge, zu den wohlhabenden Sindelfinger Familien zählten.



Sonntag, 10. April 2016

So schwätzet die Schwoba

Wir leben hier mitten im Schwabenland, unser Dialekt ist unverkennbar, böse Zungen stecken uns in die Schublade "Bauerntrampel". Unser Dialekt geht mehr und mehr verloren, schwäbische Eltern sprechen heute mit ihren Kindern nach der Schrift in der irrigen Meinung, dass die Kinder dann in der Schule besser schreiben können. Komisch, dann dürften Texte meiner Generation nur so vor Fehler strotzen, aber sie tun es nicht. Das Gegenteil ist der Fall, das bestätigt auch der Hirnforscher Dr. Manfred Spitzer von der Universität Ulm. Denn "Dialektkinder" wachsen zweisprachig auf und das Sprachzentrum wird dadurch besser ausgebildet. Doch bevor junge schwäbische Eltern sich von unserem Dialekt distanzieren, sollten sie eher über die Folgen der Smartphonenutzung nachdenken. Anstatt mit ihren Kindern auf der Gass' zu schwätza, bleiben Vater und Mutter stumm und glotzen ständig auf das Display, als ginge es um ganz ganz große wichtige Geschäfte, dabei geht's doch wirklich nur um Blabla. - Und da frage ich mich dann, wer jetzt der Trampel ist? Mir Schwäbischschwätzer oder ignorante Eltern bei denen Smartphone vor Kind kommt? - Aber die staatlich verordnete individuelle (Sprach-)Förderung in der Schule wird's schon richten... oder auch nicht, dabei könnt's so oifach sei!
 
Der Baden-Württemberg-Slogan "Wir können alles. Außer Hochdeutsch" ist total verkehrt, richtig ist: "Mir kennet älles, au Hochdeutsch!" Dr' Jürgen Klinsmann dät jetzt saga: "Mir sen dia wo au Hochdeutsch kennet".  (Anmerkung: schwäbisch schwätza goht oifacher als schwäbisch schreiba).
 
 
Hen sie älles verschtanda? Noi? Guad! - Noi, net guad ...
 
Was isch au bloß Breschdlingsgsälz? Ganz oifach: Erdbeermarmelade.
Zibeb = Rosine
Muggabadschr = Fliegenklatsche
Lugabeidel = Lügner
Grombira = Kartoffel
Laugaweckle = Laugenbrötchen
Gugg = Tüte, Tasche
Begagsell = Bäckergeselle
Biletle = Fahrkarte
Boiz = Kneipe, Gaststätte
Bodschambr = Nachttopf
Seggel = Seggel, a Seggel isch a Seggel, do gibt's koi Übersetzung ^^
 
... viel Spaß beim lesen ...


Samstag, 9. April 2016

Mausfanger - Langer Weber - Göckelbua

Im Mainhardter Wald lehrte zwischen 1750 und 1773 eine Räuberbande den Menschen das Fürchten. Der Bande gehörten 65 Männer an, die von Haus aus meist arme Teufel waren: Knechte, Taglöhner, Salzträger, Bürstenbinder ...
Der Gögelhof (Rutzenweiler) war der verschwiegene Stammsitz der Bande. Die Räuber überfielen Postkutschen, begingen Raubmorde an Geldboten und Metzgern, betrieben Wilderei, stahlen Rinder, Kälber und Kühe in Neuhütten, Ziegelbronn und in der Traubenmühle, aber auch andere Nahrungsmittel und Betten.

Am Ortsausgang von Mainhardt in Richtung Schwäbisch Hall sind die drei Räuber "Mausfanger, Langer Weber und der Göckelbua" als Holzskulpturen dargestellt.

 
Mausfanger - Johann Adam Eichel
Der Mäusefänger Johann Adam Eichel wohnte in Kreuzle bei Neuhütten,
1772 wurde er verhaftet und 1773 mit dem Schwert in Maienfels hingerichtet.
 


Langer Weber - Johann Georg Schoch
Der Weber und Salzträger Johann Georg Schoch vom Nüßlenshof wurde
1772 verhaftet und 1773 in Pfedelbach mit dem Schwert hingerichtet. 
 

 
Göckelbua - Johann Martin Haas
Der Knecht Johann Martin Haas vom Gögelhof wurde ebenfalls
1772 verhaftet und 1773 mit dem Schwert in Maienfels hingerichtet.
 
 Der Gögelbua in seinem Versteck am Waldesrand.
 
 
 

Wanted - Family Allbright from Philadelphia

Im Oktober 2015 habe ich hier über die Glockenspende für die Steinheimer Martinskirche aus Philadelphia geschrieben. - Heute starte ich hier den Versuch, Nachfahren meines 4-fachen Urgroßvaters Georg Friedrich Albrecht (*1785 Steinheim) zu finden, der 1854 nach dem Tod seiner Ehefrau nach Philadelphia ausgewandert ist.

 
Der Stadtplan von Philadelphia schachbrettartig angelegt - Ausschnitt aus dem Plan of the City and Environs of Philadelphia aus dem Jahr 1777.
 
Er verließ Deutschland zusammen mit seinem Sohn Samuel Friedrich (*1828). Zwei seiner Kinder sind einige Jahre zuvor in die "Neue Welt" ausgewandert. Sein Sohn Gottfried Albrecht (*1815 Steinheim) ist 1842 ausgewandert und 1860 in Bridgeton, New Jersey verstorben. Seine Tochter Regina Catharina (*1825 Steinheim) folgte ihm 1847 in die "Neue Welt". Die Albrechts waren Metzger von Beruf, wie schon Generationen vor ihnen. Sie stammen aus Kuchen bei Göppingen, kamen durch Heirat 1699 nach Marbach am Neckar und später nach Steinheim an der Murr.
Samuel war in erster Ehe mit Christiana verheiratet, 1858 ist die Tochter Carolina geboren. Im Jahr 1897 heiratete Samuel die 31 Jahre jüngere Philippina Betz, verwitwete Mohl. Philippinas Söhne Harry (*1888) und Berthold (*1891) haben laut Census den Namen ihres Stiefvaters angenommen, der sich inzwischen "Allbright" nannte. Im Jahr 1900 lebte die Familie Allbright in Philadelphia, 2038 N 2d.

Zum Glück ist der Sohn Ludwig Friedrich (1801 - 1881) mit seiner Familie in Steinheim geblieben, sonst gäbe es mich nicht .... !