"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Dienstag, 26. Juni 2018

Russland - gestern & heute

Gestern war der 74. Todestag meines Großvaters Rudolf. - Mein Großvater fiel in Russland zu Beginn der Operation Bagration bei Bobruisk. Drei der vier Divisionen des rund 40.000 Mann starken 53.Korps in Witebsk unter General Friedrich Gollwitzer durften auf Hitlers Erlaubnis hin am 25. Juni 1944 "ausbrechen" - doch die russischen Stoßkeile standen da schon 80 Kilometer weiter im Westen, die Ausbrecher fanden sich überall umzingelt, liefen in Sperren, wurden bombardiert, aufgerieben, getötet oder ergaben sich......



- Deutscher Soldatenfriedhof in Costermano sul Garda -
eine von 833 Kriegsgräberstätten in 46 Ländern die vom
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut werden

Meine Mutter hat, verständlicherweise, kein Faible für Russland und der Russe war und ist bei ihr der Feind. Trotzdem bestellte ich vor etwa 40 Jahren beim staatlich russischen Tourismusamt ein Prospekt über die Transsibirische Eisenbahn. Die Transsib hinter dem Eisernen Vorhang faszinierte mich wohl auch deshalb, weil sie ein völlig unbekanntes Land durchquerte und unerreichbar schien. Für mich blieb es bisher bei diesem Prospekt und einem Buch über diese Eisenbahn.

In den vergangenen Wochen fuhr meine Tochter mit der Transsibirischen Eisenbahn von Novosibirsk nach Irkutsk, weiter in die Mongolei nach Ulaanbaatar und über Ulan-Ude zurück nach Novosibirsk. Zuhause kamen immer wieder Fotos von Bahnstationen entlang der Strecke samt Kurzberichten an. Auch Fotos vom Baikalsee, von buddhistischen Tempeln und dem monumentalen Reiterstandbild des Dschingis Khan. 

Auch wenn ich es bis heute nicht geschafft habe mit der Transsib zu fahren so ruckelte doch mein Pullover in Stephanies Rucksack unendlich viele Eisenbahnkilometer durch Russland! 
Sie hat in Russland und der Mongolei viele Freundschaften geschlossen. Die jungen Menschen lassen sich von dem nicht akzeptablen Tun der Politiker in Europa nicht beeinflussen und das ist auch gut so. 



Sonntag, 3. Juni 2018

Jede Generation bewundert die Urgroßväter - Quo vadis, Europa?

Aus einem Zitat des englischen Schriftstellers William Somerset Maugham: "....jede Generation bewundert die Urgroßväter."
Zwei meiner Urgroßväter kämpften im 1. Weltkrieg in Frankreich, die beiden anderen Urgroßväter waren wohl zu alt um für das Kaiserreich in den Krieg zu ziehen. Heute vor 100 Jahren wurde mein Urgroßvater Gottlob Andreas Albrecht nach einer Verwundung bei Brimont (Reims) in das Lazarett nach Aschersleben, Sachsen-Anhalt, verlegt. Mitte Dezember wurde er nach Hause entlassen. An der sehr langen Aufenthaltsdauer sieht man, dass es eine schwere Verwundung gewesen sein muss.
Ein Granatsplitter zerfetzte sein rechtes Bein, nach der Amputation blieb nur ein Stumpf übrig, eine Holzprothese wurde angepasst und er lernte wieder gehen. Nach seiner Genesung hatte er für seine 5-köpfige Familie zu sorgen. Der 2. Weltkrieg machte fünf seiner Enkel zu Halbwaisen und zwei Enkel zu Vollwaisen, die Sorge um die nächste Generation ging weiter. 30 Jahre lang arbeitete er mit seiner schweren Kriegsverletzung auf seinen Feldern und Wiesen, im Weinberg und im Viehstall um die große Familie durchzubringen. Bewundernswert!


"Returning to the Trenches"

Morgen fahre ich in die Südvogesen auf den Hartmannsweilerkopf. Die Elsässer nennen den Hartmannswillerkopf "Menschenfresser" oder auch "Berg des Todes". Der Berg war Schauplatz blutiger Kämpfe im 1. Weltkrieg, schätzungsweise 25.000 bis 30.000 deutsche und französische Soldaten fielen in den Schützengräben auf dieser 956 Meter hoch gelegenen Bergkuppe.

Soldatenfriedhöfe und Gedenkstätten aus beiden Weltkriegen sollen zum Frieden mahnen. Und während ich diese Zeilen schreibe marschieren amerikanische Truppen mit schwerem Kriegsgerät Richtung Russland um in Osteuropa bis zum Beginn der Fußballweltmeisterschaft ein meiner Meinung nach provokatives Manöver abzuhalten. Europa ist nicht mehr was es einst war, es droht zu zerfallen. Anschläge, Angriffe auf unsere Polizei, Morde, Vergewaltigungen und Überfälle nehmen seit 2015 drastisch zu. Wir brauchen inzwischen auch in kleinen Kommunen private Sicherheitsdienste. - Quo vadis, Europa?