"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Mittwoch, 27. Juli 2016

Familie Stadelmann aus Rügland in Mittelfranken

Catharina Stadelmann, meine 6-fache Urgroßmutter ist 1681 in der mittelfränkischen Ortschaft Rügland geboren. Das Städtchen mit dem 1611 und 1714 erbauten Schloss liegt 15 Kilometer nördlich von Ansbach. Vor 1696 kam Catharina mit ihren Eltern Johannes und Barbara nach Murr. Johannes Stadelmann war von Beruf Hafner (Töpfer oder/und Ofenbauer), in seinem neuen Wohnort Murr war er als Gerichtsverwandter aktiv.
Catharina war in 1. Ehe mit Hans Caspar Rapp aus Murr verheiratet. Nach dessen Tod heiratete die 39-jährige Witwe Matthäus Hoffmann aus Murr, meinen 6-fachen Urgroßvater.



1611 - Schloss Rügland - 1714

Durchzüge, Einquartierungen, Abgaben und Plünderungen, sowie Hungersnöte und die Pest führen nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges zu einer Verödung von Rügland – nur ein Fünftel der Anwesen ist noch bewohnt. Ab 1650 lassen sich österreichische Exulanten (meist protestantische Glaubensflüchtlinge) in Rügland nieder, um 1664 machten sie mehr als die Hälfte der Bevölkerung aus. 1680 erreicht Rügland in etwa wieder den Güterstand der Vorkriegszeit mit ca. 30 Anwesen.
Der Name Stadelmann ist in Österreich weit verbreitet, möglicherweise gehörten meine Stadelmann-Vorfahren zu den zugezogenen Exulanten aus Österreich. 



Samstag, 23. Juli 2016

Familie Trefz vom Fürstenhof

Mein Vorfahre Daniel Trefz ist 1678 auf dem 1456 erstmals erwähnten Fürstenhof geboren. Der Weiler Fürstenhof gehört zur Gemeinde Großaspach im Landkreis Backnang. Ursprünglich nannte sich der Weiler Fürstenberg und im Jahre 1528 wird er Fürstenberg der Schaff Hoff genannt.

Wie aus der  Beschreibung des Oberamts Backnang/Kapitel B 9 hervorgeht, hat Daniels Vater 1675 den Fürstenhof zusammen mit zwei weiteren Bauern für 2.000 Gulden erworben:
'Fürstenhof, ein ansehnlicher Weiler, der 1/4 Stunde westlich von Groß-Aspach eine schöne freie Lage auf der Hochfläche zwischen dem Wüstenbach und dem Klöpferbachthal hat.
Der jetzige Weiler war ursprünglich nur ein Hof, welcher den Namen Fürstenberg führte. Derselbe war nach dem Lagerbuch von 1528 Württemberg mit aller Ober- und Herrlichkeit zugethan und gehörte in das Gericht zu Groß-Aspach, so daß der dortige württembergische Schultheiß allhier Gebot und Verbot hatte. Er wurde den 8. Mai 1508 von Herzog Ulrich dem Kanzleischreiber Trautwein Vaihinger zu Lehen gegeben, und kam den 18. Juli 1666 durch Kauf von des Syndikus Klöpfers zu Hall Erben für 1800 fl. an Herzog Eberhard III. von Württemberg, welcher ihn jedoch der Landschaft nicht inkorporirte, sondern zur fürstlichen Rentkammer schlug. Im Jahr 1675 wurde er wieder an Michael Läpple, Albrecht Traub und Jakob Trefz für 2000 fl. verkauft. Das Stift Backnang bezog 2/3, das Stift Oberstenfeld 1/3 des großen Frucht- und Weinzehentens'. - In  dieser Zeit ist die Kiesersche Forstkarte vom Fürstenhof entstanden. 

 
Fürstenhof anno 1686 - Forstlagerbuch Andreas Kieser

Die Trefz haben heute nicht nur Nachfahren in unserer Region, sie sind auch nach Australien und Nordamerika ausgewandert. Sie haben Stammbäume bei ancestry mit diesem Wappen der Familie Trefz.



Montag, 18. Juli 2016

Matthäus Nusser, Süßbäcker aus Ulm

Matthäus Nusser, Schwiegervater von Pfarrer David Müller und mein 9-facher Urgroßvater ist 1596 in Ulm geboren, von Beruf war er Süßbäcker. Süßbäcker ...? ... noch nie gehört, möglicherweise ein Konditor? Aber was hat es nun wirklich auf sich mit dem Beruf Süßbäcker, den es nur im Raum Ulm zu geben scheint?

Die Südwest Presse Ulm schreibt dazu:
Das Bäckerhandwerk war in Ulm lange Zeit aufgeteilt in drei Sparten: die Süßbäcker, die Sauerbäcker und die Zuckerbäcker. - Die Sauerbäcker wirkten bis Ende des 16. Jahrhunderts als Lohnbäcker, die im Auftrag arbeiteten und nicht der Zunft angehörten. Sie stellten, wie schon der Name sagt, die Brote aus Sauerteig her.
Die Süßbäcker, welche die Bäckerzunft dominierten, produzierten die weißen Brotsorten, etwa das Herren- oder Semmelbrot, sowie die Brezeln.
Die Zuckerbäcker gehörten nicht zur Bäcker-, sondern zur Kramerzunft. Sie stellten unter anderem Lebkuchen, Met und Marzipan her und handelten mit Zucker, Honig und Gewürzen. Das Zuckerbrot buken allerdings die Süßbäcker.

 
Ulmer Zuckerbrot wird in der Bäckerei Zaiser bereits in der 6.Generation gebacken
 
 

Und noch ein Pfarrer - David Müller aus Ulm

Die neu erworbenen Hefte über Ortsfremde in Kirchenbüchern aus Baden-Württemberg sind eine wahre Fundgrube.
Amtmann Carl Valentin Halbmayer, mein 7-facher Urgroßvater, kam mit seiner Familie 1695 aus Dettingen (Heidenheim) nach Murr, sie erwarben damals das Schlössle in der Mühlgasse. Bisher endete die Linie seiner Ehefrau Anna Regina Müller mit dem Namen ihres Vaters. Unter den Ortsfremden findet man Geburtsort und Geburtsdatum von Anna Regina und den Hinweis, dass ihr Vater David Pfarrer in Oberiflingen (Freudenstadt) gewesen ist. Anna Maria ist dort 1659 geboren. Ein weiteres Puzzleteilchen also und gleichzeitig die Verbindung zum Verzeichnis der Pfarrer aus dem Pfarrerbuch des Herzogtums Württemberg.


Grenzsteinzeuge Oberiflingen

David Müller ist 1623 in Ulm geboren. Sein Vater Jakob war Schneider von Beruf. In Tübingen und Straßburg studierte er Theologie, er war Pfarrer in Schömberg, Oberiflingen und Hermaringen. Seine Ehefrau Maria Nusser ist ebenfalls in Ulm geboren, ihr Vater Matthäus war Süßbäcker in Ulm.

Sonntag, 17. Juli 2016

Grafeneck - Steingebronn - Ödenwaldstetten

Gestern jährte sich der Todestag von Adolf N. zum 76. Mal. Ein Anlass um nach Grafeneck zu fahren, an den Ort wo er und weitere 74 Männer am 16. Juli 1940 ermordet wurden. Viel Zeit ist seither vergangen, aber bis vor wenigen Jahren sprach man in Deutschland kaum über Euthanasiemorde und wir wissen erst seit gut 3 Jahren von dem Schicksal unseres Familienangehörigen. Ich habe über sein Leben recherchiert und ein Dreivierteljahrhundert nach der Ermordung noch viele Informationen gefunden.

 
 Gedenkstätte Grafeneck 


Im benachbarten Steingebronn ist 1702 mein Vorfahre Johann Conrad Ulmer geboren. Er wuchs dort im Pfarrhaus auf. Vater, Großvater und Urgroßvater waren Pfarrer, sie haben in Tübingen und Straßburg Theologie studiert. Seine Mutter stammt aus Ulm, ihre Eltern Hans Held und Rosina Löw haben 1631 in Ulm geheiratet. Hans Held war 'Schiffmann' von Beruf. - Johann Conrad lernte Schuhmacher und heiratete 1732 die Steinheimerin Dorothea Ruff, Tochter des Schultheißen Jacob Ruff. Johann Conrad war offensichtlich selbständiger Schuhmachermeister, denn er beschäftigte laut Kirchenregister der Ortsfremden mehrere Schuhknechte. Johann Conrad, zwei mal als 6-facher Urgroßvater im Stammbaum, hatte 10 Geschwister, sein älterer Bruder Anton (*1697) war ebenfalls Pfarrer. Württembergische Kirchengeschichte samt Daten von Pfarrern und Äbten gibt es bei der Evangelischen Kirche online. 


Evangelische Kirche in Steingebronn

Weiter ging's nach Ödenwaldstetten wo Johann Konrad Ulmer von 1719 bis zu seinem Tod 1733 seine zweite Pfarrstelle hatte. Vor Besichtigung der Kirche mit Pfarrhaus und angrenzendem Friedhof  stärkten wir uns in der Brauereigaststätte Lamm.


Evangelische Nikolauskirche und Pfarrhaus in Ödenwaldstetten

Die Kirche war geöffnet, so konnte ich den Altar fotografieren vor dem mein 7-facher Urgroßvater Johann Konrad Ulmer vor 300 Jahren das Wort Gottes verkündete.

 
Altar und Orgel der Nikolauskirche
 
Man verlässt die Schwäbische Alb nicht ohne regionale Produkte probiert und eingekauft zu haben. Früh morgens habe ich in Bad Urach beim Becka Bäck eingekauft: Brot, Brezeln und eine Flasche Albwhisky aus Owen. In der Hohensteiner Hofkäserei kam noch Albkäse und Büffelmozarelle hinzu. Der nächste Ausflug auf die Alb ist in Planung, dann geht es in das Lenninger Tal von wo die Vorfahren Laitenberger abstammen. In den 1690-ern kam die Familie nach Großbottwar und auf Schloss Liebenstein.

Samstag, 16. Juli 2016

Steinheim - ortsfremde Bedienstete von 1730 - 1807

In dem Buch Ortsfremde in Kirchenbüchern aus Baden-Württemberg - Steinheim/Murr gibt es eine Liste über ortsfremde Bedienstete. Bedienstete im Haushalt, bei Handwerkern und Bauern. Berufe und Tätigkeiten die wir heute oftmals nicht mehr kennen:

Barbiergesell, Barbierjunge, Bauernknecht, Beckenknecht, Bildwebergesell, Dienstmädle, Dienstmagd, Eseltreiber, Färbergesell, Gerbergesell, Glasergesell, Hafnergesell, Haushälterin, Hirtenbub, Incipient, Kindsmagd, Kindsmägdlein, Klosterknecht, Klosterweingärtner, Köchin, Küferjunge, Küferknecht, Kuhhirt, Ladendiener, Magd, Mahlknecht, Maurergesell, Metzgergesell, Metzgerjunge, Mühlbauer, Nagelgesell, Nagelschmiedgesell, Nähmädle, Oberknecht, Provisor, Sartor, Säubub, Schäfer, Schafjunge, Schäferknecht, Schmiedjunge, Schmiedknecht, Schneidergesell, Schuhknecht, Scribent, Strohschneider, Substitut, Unterknecht, Viehmagd, Wagnergesell, Webergesell, Weingartknecht, Weinknecht, Zieglerknecht, Zimmergesell

In der Liste der Ortsfremden aus dem Ehebuch tauchte der Beruf Zainenmacher auf. Aber was ist ein Zainenmacher? Ein Handwerker der Zainen macht. Aber was sind Zainen? - Gut, dass es Google gibt. Arg viel spuckt Google nicht aus. 'Zaine steht für schweizerisch mundartlich für Korb (Behälter)'. Aber auch im Schwabenland ist/war ein Korb eine Zaine.

 
Zainenmacher anno 1694

Ich weiß noch was eine Zaine ist, aber bereits eine Generation später ist die Zaine aus dem Wortschatz verschwunden. Meine Tochter kennt das Wort nicht mehr. Kirschen, Äpfel und Kartoffeln haben wir früher in Zainen geerntet. Für die Apfelernte verwenden wir heute Eimer. Nachdem jetzt der Plastikeinkaufstüte der Kampf angesagt wurde, erleben wir vielleicht doch die Rückkehr der Zaine als Einkaufskorb.



Dienstag, 12. Juli 2016

Patin Johanna Elisabeth von Baden-Durlach

In Taufbüchern liest man immer wieder, dass die Herrschaft Ehrenpatenschaften für Kinder ihrer Untertanen übernommen haben. Johanna Elisabeth von Baden-Durlach, die Ehefrau des Herzogs Karl Eberhard von Württemberg ist die Patin von Johanna Elisabetha Laitenberger, geboren 1698 in Großbottwar. Sie war das 17. Kind meiner 9-fachen Urgroßeltern Johann Georg Laitenberger (1647 Laichingen - 1705 Metterzimmern) und Anna Keller (1652 Frickenhausen - 1736 Siglingen/Möckmühl)
Anna und Johanna Georg und stammen aus dem Raum Schopfloch auf der Schwäbischen Alb. Sie sind zwischen 1693 und 1696 von Suppingen und Gutenberg nach Großbottwar gezogen. Fünfzehn Kinder kamen in Suppingen (8) und Gutenberg (7) zur Welt, die beiden jüngsten Kinder wurden in Großbottwar geboren. Anna erreichte als Frau für die damalige Zeit ein erstaunlich hohes Alter von 84 Jahren. "17 Kinder, 72 Enkel und über 20 Urenkel" - so lautet ein späterer Eintrag im Kirchenbuch.
Johann Georg war Meier (Verwalter) auf Krebsstein bei Gutenberg im Lenningertal. Auch Andreas Kieser war zu jener Zeit in Krebsstein und zeichnete den 1459 erstmals erwähnten Weiler, bestehend aus 6 württembergischen Lehenhöfe, für das Forstlagerbuch.


Krebsstein anno 1683 aus dem Forstlagerbuch von Andreas Kieser
 
 
In den 1690ern war Johann Georg 'Herrschaftlicher Schlossgutsbestandsmaier" auf Schloss Liebenstein, heute im Landkreis Heilbronn, damals zum Kameralamt Großbottwar gehörend. Seine Nachfolge auf Schloss Liebenstein traten seine Söhne an, Johann Georg zog nach Metterzimmern und verstarb dort 1705 an Schwindsucht.
 

 Schloss Liebenstein anno 1686 - Forstlagerbuch Andreas Kieser
 
 
Anna lebte danach bei ihrem jüngsten Sohn in Siglingen (Möckmühl) und verstarb dort nach einem arbeitsreichen Leben im Jahre 1736. Ihr Sohn Friedrich Carl war ehrsamer Bürger und Küfer in Siglingen und Zunft-Meister der Küfer.
 



Montag, 11. Juli 2016

Erdmannhausen - Museum für die Brezel

Dass die Brezel seit Jahrhunderten zum Süden unseres Landes gehört und bei uns einen hohen Stellenwert besitzt, sieht man auch immer wieder an Hausfassaden in den Altstädten. Über dem Eingang einer früheren Bäckerei in der Marbacher Niklastorstraße, unterhalb der Stadtkirche, ist dieser restaurierte Kopfstein aus dem Jahre 1779. 
 

 Hauseingang in der Marbacher Altstadt

Seit wenigen Tagen gibt es im benachbarten Erdmannhausen das weltweit erste BREZELMUSEUM. Ein Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit der Geschichte und dem Mythos der Brezel sowie dem Handwerk. Die Schau soll auch anregen, sich grundsätzlich mit dem Thema Lebensmittel auseinanderzusetzen.
 
brezelmuseum.de

Auf der Webseite geht es unter 'Aktuelles' zu den Pressestimmen: 66 Aspekte ist ein sehr interessanter Artikel in der Zeitschrift Schönes Schwaben. 
 

 


Dienstag, 5. Juli 2016

KU Leuten in Flandern & Andreas Lempp aus Steinheim

Was hat mein 14-facher Urgroßvater Andreas Lempp (*um 1480) aus Steinheim mit der KU, der größten Universität in Flandern zu tun?
In dem Buch 'Ut Granum Sinapis: Essays on Neo-Latin Literature in Honour of Jozef IJsewijn', das zu Ehren von Jozef Ijsewijn, dem 'Vater der modernen Neu-Lateinischen Forschung' geschrieben und von der Leuten University gedruckt wurde, findet man im Kapitel 'Eine Tübinger Magisterprüfung im Jahr 1509' den Namen meines Vorfahren:
Jährlich fanden 2 Promotionsverfahren statt. Die des Sommers wurde am 15. Juni angekündigt und drei oder vier Tage später eröffnet. Die kandidierenden Baccalaurei (magistrandi) hatten sich nach ihrer Anmeldung und ihrer Zulassung durch den Dekan, im vorliegenden Falle war es der Magister Michael Mögling, zuerst einer mündlichen Prüfung durch vier 'examinatores' ihres 'Weges' zu unterziehen, die durch das Los aus den Magistern der Realisten und der Modernen gewählt worden waren ..... magister Andreas Lempp (aus Steinheim an der Murr, imm. Tübingen 1494, Bacc. 1501, Mag. 1504).
Einer der 'examinatores', also einer der Prüfer, war Andreas Lempp aus Steinheim an der Murr, der 1494 mit seinem Studium in Tübingen begonnen und 1504 das Studium mit dem Magister abgeschlossen hat.
Damals gab es keine öffentlichen Schulen samt Schulpflicht. Er hat wohl eine Lateinschule, also eine katholische Schule, besucht. Mit vierzehn Jahren das Studium zu beginnen war wohl durchaus üblich, dieses Alter für die Immatrikulation fand ich auch an anderen Stellen.


Die Eberhard Karls Universität in Tübingen zählt zu den ältesten Universitäten Europas. Sie wurde 1477 auf Betreiben des Grafen Eberhard im Bart ins Leben gerufen und trägt zudem den ersten Namen des württembergischen Herzogs Karl Eugen.


Sonntag, 3. Juli 2016

Kleinbottwar - Spielhaus für den König von Rom

Im romantischen Park von Burg Schaubeck steht dieses über 200 Jahre alte Gartenhaus. Als Kinder konnten wir dieses Spielhaus nur über die Natursteinmauer die den Park umgibt bewundern. - Jetzt hatte ich die Gelegenheit das mit Eichenrinden verkleidete berühmte Spielhaus aus der Nähe zu sehen.

 

Napoleon Bonaparte hatte für 1812 seinen Besuch im Ludwigsburger Schloss angekündigt, begleiten sollte ihn sein kleiner Sohn Napoleon Franz. Der Herzogliche Hofbaumeister Nicolaus Friedrich von Thouret ließ für den kleinen König von Rom zwei Spielhäuser entwerfen und bauen. Der Besuch des kleinen Königs in den Spielhäusern kam wegen des Russlandfeldzuges 1812 leider nicht zustande.
Eines der beiden Spielhäuser steht heute als 'Weingärtnerhaus' im Blühenden Barock in Ludwigsburg. Das Schaubecker Spielhaus wird heute als 'japanisches Teehäuschen' bezeichnet. Der württembergische König verschenkte das Teehäuschen an Generalmajor von Brusselle, den Ur-Ur-Ur-Urgroßvater des heutigen Burgherrn Felix Graf Adelmann.

In dem früher für die Öffentlichkeit verschlossenen Park finden heute Veranstaltungen wie die Wein- und Kulturtage oder das Sommerfest samt Rockmusik und Feuerwerk statt. Ein Geheimtipp ist allerdings das Opern-Burgcafé mit italienischen Kaffeespezialitäten, höchstpersönlich zubereitet vom Burgherrn 'Barista Felix'.



Samstag, 2. Juli 2016

'Hexe' Irmula Krauss-Straub & Wikipedia

Von 1562 bis 1684 gerieten in den Hexenverfolgungen in Sindelfingen 34 Frauen in Hexereiverdacht. Im Gegensatz zu vielen Gebieten in Württemberg fanden über die Hälfte der Verdächtigen den Tod: 19 der angeklagten Frauen wurden in Hexenprozessen hingerichtet.
SO beginnt bei Wikipedia der Artikel Hexenverfolgungen in Sindelfingen.

Meine 11-fache Urgroßmutter Irmula Straub geborene Krauss wird dort unter Hexenprozesslawine 1615 bis 1616 genannt: In der Hexenprozesslawine von Mai 1615 bis September 1616 gerieten 19 Frauen in den Verdacht des Schadenzaubers und der Hexerei. Zwölf Frauen verloren ihr Leben. -
Judith Stick wurde im Mai gefoltert. Sie war angeblich schon 1589 in Vaihingen in einen Hexenprozess geraten. Sie konnte lesen, schreiben und war in der Bibel versiert. Sie bestand die theologische Befragung durch das Gericht mit Bravour. 15 Zeugen verdächtigten sie des Schadenzaubers. Ein Folterurteil wurde erlassen, doch während der Tortur der kleinen, zierlichen Person zerbrachen mehrere Folterinstrumente. Nach dem Scheitern der ersten Tortur wurde sie auf eine Wiederholung der Folter verklagt. Vergeblich versuchte sie, den Vogt mit 50 Gulden zu bestechen. In der zweiten Folter legte sie ein Geständnis ab und besagte vier weitere Frauen als Hexen: Barbara Ada, Irmula Straub, Katharina Rohr und Katharina Heubacher. Diese gehörte zur Oberschicht, ihr Bruder war mehrmals Bürgermeister und Ratsmitglied. Der Rat zögerte zunächst bei Ermittlungen gegen sie, aber fürchtete den Unmut der Bevölkerung. Alle vier besagten Frauen wurden angeklagt, der Folter unterworfen, zum Geständnis gezwungen und wie Judith Stick hingerichtet..... 1615 Irmula Straub hingerichtet....

Waldburga Pfau wurde am 1.Oktober 1616 hingerichtet. Es war die letzte bekannte Hexenverbrennung in Sindelfingen.
Im Stadtarchiv Sindelfingen befindet sich noch ein großer Teil der Original-Protokolle über die Hexenprozesse und Einzelschicksale.



Auf die Hexenverfolgungen 1615/1616 in den württembergischen Ämtern Dornstetten, Leonberg und Sindelfingen (Sündelfingen) machte eine Hexenzeitung aus Tübingen 1616 aufmerksam: Zwo Hexenzeitung (…) Die ander: Auß dem Hertzogthumb Würtenberg: Wie der Hertzog zu Würtenberg in unterschiedlichen Stätten das Hexenbrennen auch angefangen. DEr Hertzog zu Würtenberg hatt das Hexenbrennen auch angefangen, in den Stätten Dornstatt, Sündelfingen ... weiterlesen bei Wikisource ...


Freitag, 1. Juli 2016

Auf den Spuren der Ahnen - Sommer 2016

Die Reiseliste für dieses Jahr ist abwechslungsreich. Das am weitesten entfernte Ziel sind die Dörfer Egliswil und Seengen am Hallwiler See im schweizerischen Aargau. Von dort sind nach dem 30-jährigen Krieg die Häussermanns eingewandert. Auch Aldingen, der erste Wohnort der 'Hüsermanns' nach der Einwanderung ins Herzogtum Württemberg, steht auf der Liste.
Iptingen, Dürrmenz und wenn ich schon dort bin, besichtige ich auch die Waldenserdörfer Perouse, Pinache und das Waldensermuseum in Ötisheim.
Bei Gingen an der Fils, Kuchen samt der Gaststätte "Deutscher Kaiser" und der Weiler Grünenberg mit dem gleichnamigen Landgasthof kommt Freude auf. Gut, wenn Gastwirte zu den Vorfahren gehören!

 
Grünenberg anno dazumal

Bei den Gasthausbesuchen darf natürlich das Brezelzimmer des Goldenen Löwen in Marbach nicht fehlen. Mein 6-facher Urgroßvater Hans Leonhard Pfuderer kaufte das Gasthaus samt Backstube von Friedrich Schillers Großvater für seinen Sohn, den Bäcker Johann Ludwig.

Die Stadtführung 'Hexenverfolgung in Sindelfingen' wird ins Mittelalter zum vermutlich dunkelsten, traurigsten und deshalb auch spannendsten Kapitel der Sindelfinger Stadtgeschichte führen. Mindestens 17 Frauen wurden bei lebendigem Leibe verbrannt. - Eine der Frauen, deren Leben nach grausamen Folterungen auf dem Scheiterhaufen in Sindelfingen beendet wurde, war meine Vorfahrin Irmula Straub geborene Krauss. Nach einem durch Folter am 4. August 1615 erzwungenen Geständnis wurde Irmula zum Tode verurteilt und im September 1615  auf dem Goldberg hingerichtet.