"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Samstag, 14. Dezember 2013

Back to the roots


Torturm des Höpfigheimer Schlosses



Wappen von 1593 am Torturm



Zufahrt zum Innenhof



Wohngebäude des Schlosses

Heute war ich auf dem Weihnachtsmarkt im Höpfigheimer Schlosshof, mit der Kamera habe mich dem Arbeitsplatz meines 6-fachen Urgroßvaters Johann Jakob Nafzger "genähert".
Ob es wohl noch den Weinkeller gibt, wo er als "Herrschaftlicher Kellerey Kiefer" den Wein für die Herrschaft ausgebaut und "betreut" hat? 
Die "Stuttgarter Nachrichten" schrieben anlässlich des 80.Geburtstages des Schlossbewohners, Ex-Landrat Dr.Ulrich Hartmann:  "Er ist ein noch sehr beweglicher Pensionär, der die zahlreichen Treppen im Schloss und besonders die steile Kellertreppe in seinen wohl sortierten Weinkeller ohne Probleme mehrmals am Tag meistert."

Also es gibt ihn noch, den Weinkeller, in den eine steile Treppe hinunterführt. Irgendwie muss das zu schaffen sein, diesen Weinkeller zu besichtigen !

Freitag, 13. Dezember 2013

Schloss Höpfigheim

Höpfigheim gehörte seit dem 14.Jahrhundert den Grafen/Herzögen von Württemberg, die es als Lehen weitergaben, u.a. ab 1587 an die Jäger von Gärtringen, die auch das kleine Schloss im Ortszentrum erbauten. Das Schloss wurde ursprünglich als Wasserburg gebaut, der Wassergraben wurde im 18.Jahrhundert zugeschüttet, die Zugbrücke wurde durch eine Steinbrücke ersetzt. 1678 zog Württemberg das Lehen ein und verleibte es dem Kammerschreibereigut ein, das Stabsamt Höpfigheim entstand.


Wappen der "Jäger von Gertringen" - 1605

Einer der Jägers war Melchior Jäger von Gärtringen (1544 Neuffen - 1611 Stuttgart), er war Kammerherr und Geheimer Rat bei Ludwig Herzog von Württemberg. 
Er wurde den 11. April in der Kirche zu Höpfigheim begraben. und zwar , wie er selbst befohlen hatte, ohne Prunk, nicht in köstlichen Gewändern, noch mit einem Schwerdt an der Seite, wie damals bei Adlichen Sitte war.


Mein 6-fach Urgroßvater Johann Jakob Nafzger war langjähriger Herrschafts-Küfer im Höpfigheimer Schloss. Im Inventar- und Teilungsprotokoll, das anlässlich seines Todes 1762 angefertigt wurde, ist vermerkt: Weyland Johann Jakob Nafzgers gewesenen vieljährigem Herrschaftl. Kellerey Kiefers und Bürgermeisters allhier hinterlassene zeitliche Vermögensschaft. 
Nach dem ohnerforschlichen Rath und Willen hat es dem Herrn über Leben und Tod gefallen vorgemelten Herrschaftl. Kellerey Kiefer allhier aus dieser Zeit in die Ewigkeit abzuforden.  

Mittwoch, 11. Dezember 2013

1 Sommerhuhn und 3 Simri Kernen

Um 1500 gehört die Hankertsmühle zu Schönbronn und ist an die Brüder Hans und Lienhart Klenk vergeben. Für das Wasserrecht zahlen die Klenks 4 ßd, 1 Sommerhuhn und 3 Sri Kernen "Zinsen".

3 Sri Kernen = 3 Simri (66,45 Liter) Traubenkerne, die Traubenkerne wurden zu Öl verarbeitet
4 ßd = ß bedeutet Schilling - d = denar (Pfennig)


Quelle: Seite 161 - heilbronnica 4

Das Murrhardter Lagerbuch von 1576

Bereits 1576 wird im Murrhardter Lagerbuch die Hankertsmühle erwähnt, allerdings in der mittelalterlichen Schreibweise: Hannckharzmülin.

Closter Murrhart
filialia in das closter vnd pfarr Murrhardt gehörig
Alle einwohner vnd mann vnd weybs personen, jungen vnd alten, zw Harpach, Hoffeldt, Vorder vnd Hinder Murrhörlin, Meilenberg, Hördt, Franckhenweiler, Trauzenbach, Grab, Schönbrun, Hannckharzmülin, Maurbach, Mannaweiler, Stainberg, Wolffenbrückh, Sigelsperg, Büechelberg, Karnsperg, Haussen, Furnspach, Stöckhach, Newstetten, Mettelbach, Blaphöfflin, Klingen, Köchersperg, Mettelberg, Weidenbach, Schlosshof, Hinder Westermurr, Keeßbach, Vorder Westermurr, Faudtspach, Hörschbach, Welttersperg vnd Schwanberg gehören todt vnd lebendig in die pfarr geen Murrhardt, haben auch vor jarn im wehrenden bapsttumb die vier opffer seelen geredt vnd andere fur ire pfarrliche rechte ainem pfarrherr daselbsthin gegeben.


1686 - Ansicht von Kloster Murrhardt v. Andreas Kieser


Quelle: Murrhardter Lagerbuch - Seite 14

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Baierische National-Zeitung - 1813

Die Baierische National-Zeitung schrieb am 6. März 1813 zu dem (vorgetäuschten) Attentat auf den württembergischen König:

Baden. Die badische Staatszeitung enthält einen Steckbrief gegen Joh.Georg Briegel, von Murr, Oberamt Marbach im Württembergischen. Dieser Verbrecher ist der abscheuliche Thäter des vor einigen Wochen gegen das Leben Seiner Majestät des Königs von Württemberg, versuchten Mordanschlages.

Quelle: Seite 255 - Baierische National-Zeitung -


Dienstag, 3. Dezember 2013

Der Staats- und Polizeiminister Graf von Taube berichtet

Aus der ALLGEMEINEN ZEITUNG - Mit allerhöchsten Privilegien - aus dem Jahr 1813. Diese Zeitungen sind zu Büchern gebunden, lagern im Newspaper Room der General-Library Berkely - University of California.



Die Stuttgarter Hofzeitung enthält nachstehenden alleruntertänigsten Bericht des Staats- und Polizeiministers an des Königs Majestät. Eure königliche Majestät haben mir, aus Veranlassung der in dem auf der Markung des Dorfes Murr für Allerhöchstdieselben zubereiteten Jagdstandes in der Nacht vom 7. auf den 8. Januar d. J. vorgefundenen, einen Mordanschlag gegen Allerhöchstdero geheiligte Person vermuten lassenden Gegenstände den allerhöchsten Befehl zu erteilen geruht, eine sorgfältige Untersuchung einzuleiten, um diesen Vorfall und die bei demselben von den Tätern gehabte Absicht mit der größtmöglichsten Bestimmtheit zu erheben. Eure königliche Majestät geruhten dabei, mir zu äußern, wie Allerhöchstdieselben die Überzeugung hätten, dass keiner Ihrer Untertanen, welche stetshin und in allen Zeitverhältnissen eine treue Anhänglichkeit und unbegrenzte Verehrung für ihren Regenten beschäftigt hätten, fähig sei, sich an Allerhöchst dero geheiligten Person zu vergreifen, das Leben ihres Regenten in Gefahr zu setzen, und hierdurch sich eines so schweren Verbrechens schuldig zu machen, dass Eure Majestät vielmehr annehmen zu können glaubten, dass bei dem ganzen Vorgang eine gewinnsüchtige Absicht oder der Zweck zu Grunde liegen werde, durch die Anzeige einer Allerhöchstdenselben gedrohten großen Lebensgefahr sich ein besonderes Verdienst erwerben zu wollen. Eure k. M. befahlen mir bei der anzuordnenden Untersuchung diesen Gesichtspunkt nicht aus dem Auge zu verlieren, sondern unausgesetzt zu verfolgen. Die von mir sofort eingeleitete und mit aller der Wichtigkeit des Gegenstandes angemessenen Umsicht geführte Untersuchung hat nun auch die Erhebung eines reinen Resultats herbeigeführt. Ich schätze mich glücklich, Eure. k. M. alleruntertänigst anzeigen zu können, dass das väterliche Vertrauen zu der Anhänglichkeit, Liebe und Treue Allerhöchstdero Untertanen Sie nicht getäuscht hat. Die durch die Untersuchung erhobenen sämtlichen Umstände und das unumwundene, offene und reumütige Geständnis der entdeckten Täter setzen es außer allem Zweifel, dass bei dem ganzen zur Anzeige gebrachten Vorgang im königlichen Jagdstand auch nicht die entfernteste Absicht vorlag , das einem jeden Württemberger so teure Leben Eurer k. M. in Gefahr setzen, oder sich an Allerhöchstdero geheiligten Person vergreifen zu wollten. Einzig die Absicht, durch eine so wichtige Anzeige, durch welche eine drohende Lebensgefahr von dem geliebten und verehrten Regenten abgewendet werden sollte, ein ausgezeichnetes Verdienst sich zu erwerben, und eine diesem angemessene Belohnung zu erhalten, leitete die Täter, und bestimmte sie, jene Vorrichtungen im königlichen Jagdstande zu machen. Johann Georg Briegel, Bürger und Bauer in Murr, der nämliche, welcher die erste Anzeige des Vorgangs dem Schultheißenamt in Murr erstattete, und seiner Schwester Sohn, Johann Georg Wahl, gleichfalls von Murr, sind die beiden Personen, welche, von Ruhm- und Gewinnsucht verleitet, den unglückseligen Gedanken fassten, die in dem königlichen Jagdstand entdeckten Vorrichtungen zu treffen. Ersterer verfiel auf dieses Mittel, sich einen Namen und Geld zu verschaffen, und wusste Letzteren, einen 21jährigen Menschen, zu bestimmen, ihm in Vollziehung seines Plans beizustehen. Einverstanden in der Art der Ausführung musste Wahl, auf Anleitung des Briegels, schon einige Wochen und Tage vorher das Pulver und die übrigen, eine Mordabsicht verraten sollenden Werkzeuge an verschiedenen Orten und unter erdichteten Vorgeben erkaufen, diese Sachen in seinem Hause verborgen halten, und dann am 7. Januar d.J. am Vorabend der bestimmten königlichen Jagd, solche sämtlich in dem königlichen Jagdstand hinterlegen, das bezeichnete, früher schon von Briegel aufgebogene Brett aufreißen, und die verabredeten Vorbereitungen so treffen, dass alles das Ansehen eines wirklich beabsichtigten Mordanschlags auf Eure. k. M. allerhöchstes Leben in einem solchen Grade erhielt, dass jeder, nur nicht das unbegrenzte Vertrauen Eurer k. M. in die Treue und Liebe Allerhöchstdero Untertanen, getäuscht werden musste. Briegel, um seinerseits ganz unbefangen erscheinen zu können, und jeden Verdacht zu beseitigen, entfernte sich an eben diesem Tage schon frühmorgens von seinem Wohnort und Hause. Er besorgte mehrere Geschäfte in verschiedenen benachbarten Orten, verweilte überall, um sich nötigenfalls über sein Tun und Lassen ausweisen zu können, trat aber dann am Abend seinen Rückweg nach Murr auf jener Straße an, welche nicht weit an dem königlichen Jagdstande vorbeiführt. Durch diese Vorkehrungen machte Briegel es unzweifelhaft, dass er den Vorfall im königlichen Jagdstande habe bemerken können, und setzte sich in den Fall behaupten zu können, dass er die vorgegangenen und von ihm dem Schultheißenamt in Murr angezeigten Unordnungen in demselben gesehen und vorgefunden habe, gab aber seiner Anzeige das Gepräge der redlichen Erfüllung der einem treuen Untertan aufliegenden Pflichten. So fest die Täter sich überzeugt hielten, dass ihr mit so vieler Vorsicht vorbereiteter und ausgeführter Plan sie vor jeder Entdeckung sicherstellen und ihnen die bezweckte Auszeichnung und Geldbelohnung zuführen werde, so konnten sie dennoch denselben dem Auge der Gerechtigkeit nicht entziehen. Überführt, gestanden sie ihre Verschuldungen. Aufrichtig und wahr erscheint aber durch alle vorliegende und über jeden Zweifel erhobene Umstände ihre Versicherung, dass nur Ehr- und Gewinnsucht sie geleitet, und dass sie nie, auch nur entfernt, die Absicht gehabt hätten, das Leben ihres Regenten und Landesvaters auf irgendeine Art gefährden zu wollen. Ich habe nicht gesäumt, die sämtlichen Untersuchungsakten, nebst einer das Ganze umfassenden ausführlichen Relation, der von Eurer k. M. niedergesetzten Staatsministerial-Kommission vorzulegen, damit diese die Sache der richterlichen Behörde zur rechtlichen Würdigung übergeben könne. - Ich ersterbe in tiefster Ehrfurcht, Eurer k. M. alleruntertänigst treugehorsamster Staats - und Polizeiminister, Graf v. Taube -


Nach einer Bekanntmachung der Polizeidirektion von Karlsruhe ist der Johann Georg Briegel am 28. Februar abends um 9 Uhr zu Frauenzimmern, königl. württembergischen Oberamts Brackenheim, verhaftet worden.



Vorgetäuschtes Attentat auf König Friedrich bei Marbach

„Seine königl. Majestät haben allergnädigst geruht, dem Schultheißn Pfuderer zu Murr, Oberamts Marbach, wegen seines Benehmens bei einem auf das Leben Seiner königl. Majestät gerichteten Mordanschlag den Charakter als Amtmann zu ertheilen und die goldene Civil-Verdienstmedaille durch den Minister des Innern in der Section der innern Administration überreichen zu lassen. 
Stuttgart, den 12. Jän. 1813. Königliches Ministerium des Innern."

Es kursieren jedoch Gerüchte, dass es ein fingierter Anschlag gewesen sein soll. Kann der wirkliche Tathergang nach 200 Jahren noch ermittelt werden?

Im Landesarchiv Baden-Württemberg schlummert ein Aktenpaket (auch Büschel genannt) mit folgendem Titel: Vorgetäuschtes Attentat auf König Friedrich bei Marbach am Neckar (Lkr. Ludwigsburg) durch Johann Georg Briegel und Johann Georg Wahl von Murr (Lkr. Ludwigsburg) am 07.01.1813. 
Das Aktenpaket enthält eine Entschädigungsforderung des zu Unrecht festgesetzten Joseph Berthold aus Neckarsulm: Belohnung des Kronenwirts Sausenbacher von Rielingshausen zur Ermittlung der Täter.

Also sind es doch keine Gerüchte, ein Besuch im Landesarchiv wird zeigen was es mit dem Attentat und der Verdienstmedaille auf sich hat.

Der Bestand "E31 - Geheimer Rat I" besteht aus 1717 Büscheln (Akten) mit 38 laufenden Metern, Büschel 3 enthält die o.g. Entschädigungsforderung.