"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Samstag, 19. März 2016

Was du ererbt von deinen Vätern ...

'Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen'Dieses Zitat stammt aus Goethes 'Faust'. In seinem zweiten großen Monolog spricht Faust angesichts des vom Vater hinterlassenen 'alt Geräte, das ich nicht gebraucht', diese berühmten Worte. Es sind Worte über die Aneignung überlieferter Dinge durch eigenen Einsatz, eigene Verdienste, Worte über die Möglichkeit, die der Mensch hat, sich ererbte Güter zu Eigen zu machen, indem er sie richtig nutzt. Die dem bekannten Zitat unmittelbar folgende Zeile, 'was man nicht nützt, ist eine schwere Last', ein gelegentlich auch allein zitiertes Wort, bringt die Weiterführung des Gedankens, dass nur wirklich Angeeignetes und Genutztes Nützliches bewirkt, das Ungenutzte hingegen nur zum überflüssigen Ballast werden kann.



Zu meinem Erbe gehören 23 alte Obstbäume, die dringend der Pflege bedurften. Das heißt radikaler Baumschnitt. Es gab Phasen wo ich am liebsten die Bäume über der Grasnarbe abgesägt hätte. Aber was würden Großväter und Urgroßväter dazu sagen? Sie brauchten mehr Kraft zum Bäume schneiden, zum mähen der Wiesen und zum ernten des Obstes. Sie fuhren mit oft störrischem Ochsen-, Kuh- oder Pferdegespann raus, schnitten in den frühen Morgenstunden das Gras mit der Sense, ernteten das Obst und trieben die Obstmühlen von Hand an. Der Most musste mit Eimern in die großen Eichenfässer im tiefen Keller gefüllt werden, die Ehefrauen gaben reichlich Wasser dazu, so dass das tägliche Getränk weniger Alkohol enthielt.

Wir brauchen also nicht klagen, denn der STIHL-Hochentaster schneidet die alten vermoosten Äste wie Butter. Das zerkleinern und aufsammeln der Äste ist etwas mühsam, dafür entschädigt die wärmende Frühlingssonne und der weite Blick über Murr und Steinheim bis zu den Burgen die schon seit Jahrhunderten über das Bottwartal wachen.


Blick nach Murr

Blick nach Steinheim

Berge und Burgen im Bottwartal

Abends ist man wirklich müde, spürt Muskeln die man bisher nicht kannte und man schläft mit dem Gedanken ein, wirklich etwas geleistet zu haben. Der Mühe Lohn muss bis zum Herbst warten, zuvor muss die Wiese aber noch zwei mal gemäht werden und man beobachtet die zu erwartende Ernte. Wie viel Äpfel wird es wohl im Herbst geben? Wir sammeln das Fallobst auf, bringen es zu der Sammelstelle eines Getränkekonzernes. Hoffen, dass die Ernte nicht zu groß ausfällt, denn dann gibt es Dumpingpreise. - Es ist kein lohnendes Geschäft, aber man ist mit der Natur verbunden, schützt mit dem Erhalt der Streuobstwiesen den immer weniger werdenden aber wichtigen Lebensraum für Insekten, Vögel, Hasen, Rehe und Greifvögel.


von Insekten auf einem Ast "gemalt"

Das Highlight des Herbstes ist seit einigen Jahren der Apfelsaft aus eigener Ernte. NATUR PUR, man weiß was man trinkt. Der naturtrübe Apfelsaft enthält weder Geschmacks- noch andere "Giftstoffe". Das Limit bei der mobilen Saftpresse für Privatverbraucher liegt bei 400 Kilogramm. Das ergibt rund 280 Liter und damit etwa 56 mal Apfelsaft Bag-in-Box. - Wir haben den bekannten Spruch "an apple a day keeps the doctor away" abgeändert in "a Glaserl a day...".  Und ein "Saftfässle" ist auch immer ein gesundes Geschenk, bei Kindern besonders beliebt.


Erntezeit - 5 Liter Bag-in-Box


homemade: Apfelgelee aus Streuobstwiesensaft

Die Vorfahren wären mit uns zufrieden, wir haben das Erbe also in Besitz genommen. Der Stamm eines morschen Birnbaums wurde nicht entsorgt, auf dem damit selbst gebauten Feierabendbänkle unter dem Apfelbaum gönnen wir uns ab und zu eine Pause.





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