Wer kennt noch das Volkslied "Der Wilddieb" aus den 1930ern? Das dramatisch endende Lied mit dem sterbenden Förster hörten wir von der alten krächzenden Schelllackplatte bei Oma und Opa. Lieder vom Wilddieb, von der Försterliesel, von Wildbächen und Schwarzwaldmädeln waren damals "in".
Was schleicht dort im nächtlichen Walde so einsam wildernd umher?
Wer hält in seiner Rechten so krampfhaft fest sein Gewehr?
Wer hält in seiner Rechten so krampfhaft fest sein Gewehr?
Da tritt aus dem nahen Gebüsche ein stolzer Hirsch hervor!
Er wittert nach allen Seiten, hebt stolz sein Geweih empor.
Er wittert nach allen Seiten, hebt stolz sein Geweih empor.
"Halt, Schurke, die Büchse herunter!" So tönt es von drüben her.
"Dich, Wilddieb, dich such' ich schon lange, von der Stelle kommst du mir nicht mehr!"
"Dich, Wilddieb, dich such' ich schon lange, von der Stelle kommst du mir nicht mehr!"
Der Wilddieb, er gibt keine Antwort, er kennt seine sichere Hand.
Ein Knallen und gleich drauf ein Aufschrei, und der Förster lag sterbend im Sand.
Ein Knallen und gleich drauf ein Aufschrei, und der Förster lag sterbend im Sand.
"Du bist heut' im Zweikampf gefallen", der Wilddieb drauf reumütig spricht:
"Du hast deine Pflicht treu erfüllet, doch das, was ich tat, weiß ich nicht."
"Du hast deine Pflicht treu erfüllet, doch das, was ich tat, weiß ich nicht."
Da drückte der Wilddieb dem Förster die gebrochen Augen zu
und flüsterte leise die Worte: "Gott schenke dir ewige Ruh'."
und flüsterte leise die Worte: "Gott schenke dir ewige Ruh'."
Er stellt sich im Ort dem Gendarmen, gepeinigt von Reue und Not.
"Gott schenk' meiner Seele Erbarmen, ich büß´ für des Försters Tod!"
"Gott schenk' meiner Seele Erbarmen, ich büß´ für des Försters Tod!"
Anders als in diesem Volkslied endete die Wilddieberei des siebzehnjährigen Johannes Wägerle aus Höpfigheim. Der Sohn des Bürgers, Soldaten und Webers Johann Christian Wägerle und seiner Ehefrau Christina Katharina Ruckwied ist am 15. Mai 1825 morgens um 4 Uhr verstorben. Im Totenregister ist unter der Rubrik "Krankheit oder zufällige Todesart" eingetragen: "wurde im Wald erschoßen ... vom Jäger ..."
Im Höpfigheimer Ortsarchiv befindet sich ein Gemeinderatsprotokoll von 1825 mit der Abschrift eines
Urteils des Esslinger Kreisgerichts, das dem Schultheißenamt Höpfigheim vom
Oberamtsgericht Marbach, zugestellt worden war.
„Im Namen des Königs: Zu der von
dem Königl.O.Amtsgericht Marbach verhandelten Untersuchungssache gegen den
Hofjäger Josef Berger von Murr erkennt der Criminal Senat des Gerichtshofs für
den Neckarkreis, daß 1.) die gegen den angeschuldigten Berger erhobene Anklage
der Tötung des Johannes Wägerle von Höpfigheim bis auf weiteres zu beruhen hat,
und daß 2.) Christian Wägerle, Vater des Getöteten, wegen Wilderey-Versuchs
neben der Verbindlichkeit zu Bezahlung seiner Arrest –und Untersuchungskosten zu
einer 3-monatlichen Arbeitshausstrafe in Markgröningen verurteilt sein solle. So
beschlossen im Criminal Senat des Königl.Gerichtshofs für den Neckarkreis
Eßlingen, 25.Juni 1825“.
War es der Sammler- und Jägerinstinkt der junge Männer zur illegalen Wilddieberei animierte oder war es in den Hungerjahren einfach aus der Not heraus, im Wald illegal nach einem guten und großen Braten für die 10-köpfige Familie zu jagen?
Das ist sehr interessant, Johann Christian Wägerle war der Bruder meiner UrUrUrUrGroßmutter und tatsächlich steht im Familienbuch "Im Wald erschossen" .....
AntwortenLöschenMutter des Wilderers Christian Wägerle war übrigens eine Ruckwied und ein Christian Friedrich Ruckwied, war auch mit einer Nafzger verheiratet, so dass sich hier die Familiennamen unserer beiden Ahnen kreuzen.
AntwortenLöschenDas ist eine tragische Geschichte, das Strafmaß für den Vater nach dem Tod seines Sohnes total überzogen. - Auf den Dörfern sind die Familien oft mehrmals verwandt und die Ehe Nafzger-Ruckwied ist typisch für meist nicht unvermögenden Gastwirte die ihre Kinder miteinander verheiratet haben, so blieb das Geld beieinander! Über welche Zeit ist das Familienbuch?
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