"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt
Posts mit dem Label Auswanderung werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Auswanderung werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 1. Januar 2021

Karl Pfizer - Was wäre wenn ... ?

Am 22. März 1824 wurde Karl Pfizer als fünftes Kind einer gut situierten bürgerlichen Familie in Ludwigsburg im Gebäude Schloßstraße/Wilhelmstraße geboren. Sein Vater war Konditormeister und Kolonialwarenhändler. Pfizer machte eine kaufmännische Ausbildung und erlernte zusätzlich als Apothekerlehrling den Beruf eines Feinchemikers. Pfizer hatte sich einen Teil seines Erbes ausbezahlen lassen und zugleich einen Kredit über 5000 Gulden bei seinem Vater aufgenommen. Dann begab er sich zusammen mit seinem Cousin Karl Erhardt, einem gelernten Konditor, 1848 auf die sechswöchige Reise nach Amerika. - Die beiden Auswanderer gründeten 1949 in Williamsburg, Brooklyn den Pharmakonzern Pfizer. 



Chas. Pfizer & Co. in Brooklyn, New York


170 Jahre später steckt die ganze Welt in einer lebensbedrohlichen Krise, die eine wirtschaftliche Krise nach sich ziehen wird. 

„Science will win“ - die Wissenschaft wird die Ausbreitung des SARS-CoV-2-Virus stoppen – davon ist der Pfizerkonzern überzeugt: "Seit März arbeiten wir deshalb mit dem Unternehmen BioNTech an der Entwicklung eines mRNA-Impfstoffs." Seit dem 21. Dezember ist dieser Impfstoff in der EU zugelassen. Mit den Impfungen wurde begonnen. 

Die Meldung über die hohe Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs der deutschen Firma Biontech und des amerikanischen Pharmakonzerns Pfizer hat die Welt regelrecht euphorisiert. 


Was wäre wenn es diese mutigen Auswanderer aus Württemberg in die Neue Welt nicht gegeben hätte? Was wäre wenn die vielen kreativen, neugierigen und ehrgeizigen jungen Menschen das Risiko der Überfahrt auf übervollen Segelschiffen nicht auf sich genommen hätten? Zuhause, wo der größte Teil der Bevölkerung in Elend und Armut lebte, hätten sie nie diese Möglichkeiten gehabt die ihnen die Neue Welt geboten hat. - Danke für euren Mut!


Das Geburtshaus von Karl Pfizer wurde vor vielen Jahren durch einen Neubau ersetzt. Seit Jahrzehnten fahre ich auf meinem Weg in die Innenstadt von Ludwigsburg an dem Eckhaus vorbei. Wenn die Verkehrsampel dort rot zeigte warf ich hin und wieder einen Blick nach rechts auf das Haus, wusste aber bisher nicht, dass hier der Gründer des US-Pharmakonzerns Pfizer geboren ist. Pfizer gehört heute zu den größten Arzneimittelherstellern der Welt.



Alles Gute für das neue Jahr

und bleibt gesund!



.  M  .

Samstag, 11. Juli 2020

Fahr mal hin - Eberbach am Neckar

Wir bleiben wegen den Corona-Reise-Einschränkungen diesen Sommer im Ländle und erkunden unser Bundesland Baden-Württemberg. Genießen unterwegs die ess- und trinkbaren "Schätze" unseres Landes. Mit Registrierung und "gesetzlichem" Abstand zu andern Gästen löscht ein kühles Bier oder ein Gläschen Wein in einer Gartenwirtschaft den Durst.


Kenner trinken Württemberger
Samtrot Rosé, ein "Schätzchen" von den Hessigheimer Felsengärten

Die Sommertour begann bereits in Eberbach am Neckar. Das Städtchen wurde mit seiner Viktoria-
Torte weltberühmt. Anno 1958 rollte die Begum Aga Khan im Rolls Royce am Neckar entlang zum
damaligen Kurhaus. Sie schrieb sich auch in das Goldene Buch ein. Die dreifache Olympiasiegerin im Skirennlauf, Katja Seizinger, ist in Eberbach aufgewachsen.



Café Victoria in Eberbach

In den vergangenen Jahrhunderten verließen viele Eberbacher ihre Heimat und wanderten nach Nordamerika aus. Der berühmteste Auswanderer ist der Bäckermeister Konrad Beisel, dessen Familie heute noch eine Bäckerei mit Blick auf den Neckar betreibt.
Conrad Beissel, wie er sich später nannte, wanderte 1720 nach Pennsylvania aus und gründete im gelobten Land der religiösen Toleranz das Kloster Ephrata. Auf der History-Seite von Eberbach finde ich zu meiner Überraschung den Enkel meines 9-fachen Urgroßvaters Jacob Weiser (*um 1625), Schultheiß in Großaspach:
"Der Württemberger Conrad Weiser (1696-1760) kam schon als Jugendlicher nach Pennsylvania und wuchs eine Zeit lang beim Stamm der Mohawk aus dem Volk der Irokesen auf. Später war er Farmer, Soldat, Dolmetscher und geschätzter Diplomat in indianischen Angelegenheiten. In den Jahren 1735 bis 1743 lebte er als Bruder Enoch unter den Hausleuten in Ephrata."

Eberbacher Auswanderer gründeten zur Zeit des Eisenbahnbaus die Stadt Hebron in North Dakota. Sie warben in ihrer Heimat erfolgreich für das 'gelobte Land' an der kanadischen Grenze. Es folgten u.a. die Familien Krauth und Conrath.


der Eberbacher Eber auf dem Brotlaib der Bäckerei Beisel

Die Krauths und die Conraths waren der eigentliche Anlass nach Eberbach zu fahren und dort das Stadtarchiv zu besuchen. Der Uhrmacher Leonhard Krauth (1805 Eberbach - 1880 Sindelfingen) wird mich weiterhin beschäftigen. Zeitgleich macht sich ein Schriftsteller aus New York mit der Familie Conrath ans Werk. Für das Geschichtsblatt 2021 der Stadt Eberbach werden wir zwei Beiträge über die Familie Leonhard Krauth und über den Künstler Ted Conrath und seine Vorfahren schreiben. 


.  M  .


Samstag, 4. Januar 2020

Johannes 'John' Zundel - ein Komponist aus Schwaben

Was hat die Hochzeit von Prinz William mit Kate Middleton und dem 1815 geborenen Sohn eines armen Landschulmeisters aus dem Schwabenland zu tun?
Aus Kentucky kam eine Email eines Zundel-Nachfahren, dass er nach unendlich langer Suche seine Vorfahren väterlicherseits in Hessen gefunden hat. Seine Zunder-Arnold-Vorfahren mütterlicherseits aus Hochdorf/Enz und Heilbronn, die nach Indiana ausgewandert waren, sind mit Nachfahren meiner Vorfahren verbandelt.

Der kurze Blick in seinen ergänzten Stammbaum wurde zu einer interessanten Recherche, die etwas mehr Zeit in Anspruch nahm. Zeit die sich gelohnt hat. Wer kann schon von sich sagen, dass die Queen, die Familie Windsor, die Spencers, die Middletons, Sir Elton John und ein Teil des europäischen Hochadels in der Westminster Abbey ein Lied sangen, dessen Melodie der 4-fache Urgroßonkel komponiert hat?

"No! My 4th great uncle! So cool! Thank You!" kam von Lonnie aus Kentucky als er die Neuigkeiten las. In diesem Moment weiß er noch nicht, dass das Lied Love Divine, all Loves excelling eines von vier Liedern war, das anläßlich der Hochzeit von Kate & William gesungen wurde und sein Verwandter John Zundel komponiert hat. Aber er liest diesen Blog!



Johannes Zundel, im Jahre 1815 als Sohn des Schulmeisters Christoph Heinrich Zundel und seiner zweiten Ehefrau Heinrika Blankenhorn in dem schwäbischen Dorf Hochdorf an der Enz, das später durch den Fund eines Keltengrabes bekannt wurde, geboren.
Ein Multitalent mit eigener Wikipedia-Seite: Organist, Komponist und Pädagoge. Er studierte Orgelbau bei dem berühmten Orgelbauer Walcker in Ludwigsburg, reiste 1840 nach St.Petersburg
um ein Konzert auf einer Walcker-Orgel in der Lutherischen Kirche St. Peter und St. Paul zu geben. Es war das erste Orgelkonzert, das jemals auf russischem Boden gegeben wurde.
Zundel wurde Organist an der St.-Annen-Kirche in Sankt Petersburg und Kapellmeister der kaiserlichen Leibgarde. Er blieb sieben Jahre in St. Petersburg.


1815 - Johannes 'John' Zundel - 1882

In der Absicht, Orgelkonzerte zu geben, emigrierte Zundel 1847 in die USA. Da er keine geeigneten Instrumente für Konzerte fand, ließ er sich als Kirchenorganist nieder. Er war zunächst 1848 bei Reverend Farnley in der Unitarian Church in Brooklyn beschäftigt und wurde dann 1850 von Henry Ward Beecher als Musikdirektor und Organist für die Brooklyn's Plymouth Church engagiert. Zundel blieb insgesamt 28 Jahre in der Plymouth Church.
Unterbrochen wurde der Aufenthalt in den USA bei der Geburt seines Sohnes Johannes Alexander 1955, der in Stuttgart zur Welt kam. Seine Ehefrau Theresia, eine hervorragende Pianistin, verstarb 1856 in Stuttgart an Schwindsucht. Im Mai 1957 heiratete John die von einem Göppinger Papierfabrikanten geschiedene Frau, Maria Elisabeth Sapper, geboren 1819 in Heidenheim.
Im Oktober 1858 fuhr die Familie mit dem Dampfschiff Borussia von Hamburg nach New York.
Die Zundel-Kinder verheiraten sich in den USA, während Johannes im Alter von 62 Jahren nach Deutschland zurückkam, er verbrachte seinen Ruhestand in Stuttgart-Bad Cannstatt. Am 21. Mai 1882 ist Johannes 'John' Zundel in Kirchheim unter Teck verstorben und wurde dort begraben. Im Sterbebuch wurde 'Professor für Musik' vermerkt.


.  M  .


Donnerstag, 4. Juli 2019

Am Anfang war eine alte Uhr - England Sommer 2019

Am Anfang war eine alte Uhr bei einem befreundeten Uhrmacher zur Reparatur. Umfangreiche Recherchen über den Uhrmacher der zu reparierenden Uhr folgten. Anfang 2016 schrieb ich hier Leonhard Krauth - vom Odenwald zu Sotheby's New York.  
Die Recherche ist längst abgeschlossen und trotzdem lässt uns der alte Uhrmacher Krauth bis heute nicht los: Letzten Sommer kamen drei Generationen Krauth nach Stuttgart um bei einem Sammler die Kaminuhr ihres Vorfahren Leonhard zu bewundern.


Biedermeier-Skelett-Uhr von Leonhard Krauth

Wir, der Uhrmacher, meine Tochter und ich ließen uns weder den Besuch der drei Krauths noch die Skelett-Uhr entgehen. Wir trafen drei sehr sympathische Engländer mit deutschen Wurzeln, die schon viele Jahre immer wieder ins Ländle kommen um nach Spuren ihrer Vorfahren zu suchen. Die Kaminuhr im Original zu sehen war ein Highlight.
Meine Tochter und ihr Freund fahren in Kürze nach England und besuchen dort seine Schwester mit ihrer Familie. Der Zufall will es, dass die Schwester nur 20 Meilen von den Krauths entfernt wohnt. Der Besuch bei den Nachfahren des Uhrmachers ist ein MUSS. Tochter, Freund, seine Schwester und ihr Mann treffen sich zum Abendessen mit Familie Krauth. Und im August kommen die drei Krauths wieder nach Stuttgart, back to their roots.

Am Anfang war eine alte Uhr .... 


.  M  .


Montag, 13. Mai 2019

1866 - Steinheim, Ohio und wieder zurück - 2019

Im Jahr 1866 machte sich der 18-jährige Küfer Gottlieb Krautter aus Steinheim auf den Weg nach Nordamerika. Wie schon viele Steinheimer zuvor suchte er sein Glück in der Neuen Welt. Ein Teil der Auswanderer hielt schriftlichen Kontakt zu den Eltern und Geschwistern in der Heimat. Von anderen Auswanderern hat man nie wieder etwas gehört.
Und in dieser Woche, einhundertdreiundfünfzig Jahre nach Gottliebs Auswanderung, begibt sich seine Urenkelin von Ohio aus auf die Spuren ihrer Vorfahren nach Steinheim.
Seit 10 Jahren beschäftigt sie sich mit ihren Ahnen und suchte immer wieder nach Verwandtschaft, aber bisher leider ohne Ergebnis. Wenige Tage vor dem Abflug nach Deutschland kam der "Durchbruch" ganz unerwartet, denn alles sprach dafür, dass es mit der von ihr ausgekundschafteten Steinheimer Familie doch keine verwandtschaftlichen Beziehungen geben soll.
Da ich meinen Online-Stammbaum mit allem was so passt "füttere", also nicht nur mit meinen Vorfahren, war ich der Rettungsanker. Anhand von Familienregistern und der Hilfe meiner Mutter, die sich noch an die alten Familien in Steinheim erinnern kann, landete ich den Volltreffer. Einen? Nein, denn nicht nur die ausgekundschaftete Familie ist mir ihr verwandt, ich habe noch eine Familie gefunden, die von Wilhelm, dem Zwillingsbruder des Auswanderers abstammt.
Um so größer ist die Freude von Gottliebs Urenkelin. Sie reist nach Steinheim um den Ort zu besuchen wo Gottlieb seine Jugend zugebracht hat und jetzt werden ihre Erwartungen mehr als übertroffen. Zwei Steinheimer Familien bereiten sich auf ihren Besuch vor.
Bevor sie eintrifft, gehe ich noch in die Staatsarchive nach Ludwigsburg und Stuttgart um die Dokumente der Auswanderungen zu kopieren. Sie hat noch einen weiteren Auswanderer aus Rielingshausen im Stammbaum, der bereits 1832 mit seiner Familie und einem stattlichen Vermögen von 1.700 Gulden ausgewandert ist.


Gottlieb hat das Küferhandwerk gelernt und reiste 1866 mit einem Vermögen von 200 Gulden nach Hamburg. Er steht auf der Passagierliste des Schiffes Alemannia, mit dem er am 21. Juli 1866 in New York ankam.
Seine erste Ehefrau Mary Ann stammt ebenfalls aus Steinheim, ihr Großvater Johann Gottfried Baad wanderte mit seiner zweiten Ehefrau und seinen fünf Kindern aus der ersten Ehe 1846 aus, die Familie ließ sich in Coshocton County, Ohio nieder. Für einen Totengräber hatte er ein erstaunlich großes Vermögen von 6.700 Gulden, ein sehr guter Start für den Aufbau einer neuen Existenz in der Neuen Welt.

.  M  .


Samstag, 24. November 2018

Georg Friedrich Zundel - Clara Zetkin - Paula Bosch

Meist beginnt eine Recherche ganz 'harmlos' mit Geburtsort, Geburtsdatum, Heirat und Todestag. Hinzu kommt der Beruf und eventuell ein Amt innerhalb der Gemeinde und vielleicht gibt es noch Auswanderer innerhalb der Familie, das war es dann meist auch schon.
Man kann aber auch ganz unbeabsichtigt bei der Frauenrechtlerin Clara Zetkin und Paula Bosch, Tochter von Robert Bosch, und Lenin "landen".
Über die Auswanderung des Ehepaares Zundel-Arnold nach Nordamerika habe ich bereits berichtet. Vorfahre des Auswanderers Johann Friedrich Arnold ist der Murrer Ochsenwirt Hans Leonhard Pfuderer, mein 6-facher Urgroßvater

Die Familie Zundel, die Vorfahren seiner Ehefrau, hat ihre Wurzeln in der Schweiz. "Alt" Hans (Johannes) Zundel kam nach dem 30-jährigen Krieg und vor 1666 aus Sargans (Sankt Gallen, Schweiz) nach Wiernsheim im Heckengau. Er war Zimmermann und später Zunftmeister des Maulbronner Zimmerhandwerks. Nach der Herkunft dieser Einwandererfamilie wurde eine Wiernsheimer Straße in "Schweizer Straße" benannt. Der älteste namentlich bekannte Zundel ist Nicolaus, anno 1501 in Sargans geboren. 

Das Leben Georg Friedrich Zundels (*1875 Iptingen), Sohn des Wiernsheimer Löwenwirts und Bierbrauers, der mit 14 Jahren sein Elternhaus verließ und nie wieder betrat, ist sehr außergewöhnlich. Nach einer Malerlehre in Pforzheim war er Dekorationsmaler in Frankfurt, studierte Kunst in Frankfurt und Stuttgart. Zundel war in den Jahren des Studiums mit sozialistischen Ideen in Kontakt gekommen. Er lernte die in Stuttgart als Redakteurin der SPD-Frauenzeitung Die Gleichheit arbeitende sozialistische Politikerin und Frauenrechtlerin Clara Zetkin kennen. Er heiratete 1899 die achtzehn Jahre ältere Clara und lebte mit ihr von 1903 bis zur Scheidung 1926 in einem Landhaus in Sillenbuch (Stuttgart), das zu einem beliebten Aufenthaltsort für internationale Führer sozialistischer Organisationen wurde. Auch Lenin machte dort 1907 Station.

Nach der Scheidung von Clara Zetkin heiratete er 1927 Paula Bosch, die er schon gemalt hatte, als sie noch ein Kind gewesen war. Mit ihr zog er auf den von Robert Bosch für seine Töchter gebauten Berghof bei Tübingen, wo er sich neben der künstlerischen Tätigkeit auch der bäuerlichen Arbeit zuwandte.
Aus der Ehe mit Paula Bosch ging als einziges Kind der Sohn Georg Zundel hervor. Friedrich Georg Zundel erhielt ein Ehrengrab auf dem Tübinger Stadtfriedhof.


Paula Zundel-Bosch in der Tübinger Kunsthalle - 1972

Paula Zundel-Bosch und ihre Schwester Margarete Fischer-Bosch stifteten 1971 die Kunsthalle Tübingen, um eine dauerhafte Bleibe für Zundels Werke zu schaffen. Für die Verdienste um die Stadt Tübingen wurde Paula Zundel, wie auch ihre Mutter Anna Bosch, zur Ehrenbürgerin der Stadt Tübingen ernannt.


---->  Georg Friedrich Zundel   <----


.  M  .


Montag, 2. Juli 2018

Familie Bauer aus Steinheim - Auswanderung

Johann Jacob Bauer (1838-1917), Kind einer zwölfköpfigen Familie aus Steinheim, wanderte mit seiner Frau Katharina Barbara Albrecht (1841-1924) und vier Kindern im Alter von 14, 12, 9 und 3 Jahren nach Amerika aus. Sie erreichten ihr Zielland Kansas vermutlich nicht mehr mit einem der großen Trecks, sondern schon mit der Eisenbahn. Sie ließen sich in einem Landstrich nieder, der einstmals Indianervölkern den Kiowa, Cheyenne oder Ponca gehörte. Riesige Büffelherden zogen noch durch das Land und Dodge City wurde zur Cowboy-Stadt, die u. a. von den Revolverhelden Wyatt Earp und Doc Holliday besucht wurde. In Clay County konnte die Familie 320 acre Land erwerben (ca. 15 ha, 1 acre entspricht ca. 4047m2). Sein Sohn Wilhelm Jacob Bauer übernahm das Land nach dem Tod des Vaters und konnte weitere vier Farmflächen mit je 160 acres hinzukaufen. Unter äußerst schwierigen Bedingungen – sehr kalte Winter, heiße, trockene Sommer mit vielen Tornados – machten sie das Land urbar und wurden sesshaft. - Viele derer, die es ebenfalls versucht hatten, Schätzungen liegen bei 60%, mussten ihre hoffnungsvollen Pläne aufgeben.




Katharina Barbara und Johann Jacob Bauer 


Samstag, 25. November 2017

Nordamerika - German Bier & German Wurst

Wenn ich die Erfolgsgeschichten der Auswanderer lese, denke ich 'was Württemberg durch die Auswanderung an fleißigen und kreativen Menschen verloren hat'. Andererseits, hätten es die jungen Auswanderer, Söhne von Bauern, Weingärtnern oder einfachen Handwerkern damals in den beengten Verhältnissen im Königreich Württemberg so weit gebracht? Ich meine nein. - Sie haben ihre Heimat nie vergessen und, wie die beiden jungen Auswanderer aus Benningen und Kleiningersheim, ihren wirtschaftlichen Erfolg oftmals mit ihren Heimatgemeinden geteilt.

Von Benningen am Neckar wanderte 1870 über Nacht der junge Gottlieb Storz aus. Aus ärmlichen Verhältnissen kommend, arbeitete sich der Küfer zum Millionär hoch. Im Alter von 32 Jahren wurde er Besitzer einer Brauerei in Omaha. Storz galt als "giant in the brewing world", ein 'Riese in der Brauwelt'.
Er war in schweren Zeiten der Wohltäter für seine alte Heimatgemeinde, 1922 wurde er zum Benninger Ehrenbürger ernannt.



Der 1909 in Kleiningersheim geborene Karl Ehmer wurde zum "Wurstkönig von New York", seine Handelskette mit Wurst und Fleisch reichte bis nach Florida. Der Entschluss des Metzgers nach Amerika zu gehen, wurde in Kleiningersheim mehr als nur zur Kenntnis genommen. Zum Abschied spielte der Musikverein im Gasthaus "Rössle". Am 29. August 1930 ging Karl Ehmer in Hamburg an Bord des Schiffes "Hamburg" mit dem Ziel New York.


Ehmer-Wurst ist auch heute noch in den USA gefragt. Im Angebot sind All Beef Frankfurters, Bauernwurst, Chicken Bratwurst, Chicken Apple Sausage, Farmers Liverwurst, German Bratwurst, Gelbwurst, Leberkäse, Landjäger, Long Wieners, Blutwurst ... 

Per Testament vermachte Karl Ehmer nach seinem Tod 1998 seiner Heimatgemeinde eine Million Deutsche Mark, zweckgebunden für ein Pflegeheim, das seinen Namen trägt.



Mittwoch, 18. Oktober 2017

Von Hugenbeckenreute über Murr nach Buffalo

Hugenbeckenreute? Bis vor 10 Tagen noch nie gehört. Dabei war ich der Meinung, dass ich die Dörfer im  Schwäbischen Wald kenne, zumindest dem Namen nach.


Heute war ich also in Hugenbeckenreute und in Kirchenkirnberg zu dessen Pfarrei Hugenbeckenreute gehört. Unter dem großen Viadukt hindurch ging es weiter zur Laufenmühle, vorbei an rauschenden Wasserfällen, dann von der Landstraße rechts ab den schmalen Weg hinauf in den Weiler Steinbach ganz nah am Viadukt über das die Schwäbische Waldbahn fährt. Weiter ins Tal hinab nach Klaffenbach und weiter zur evangelischen Kirche nach Rudersberg. In diesem Teil des Schwäbischen Waldes scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, um so krasser war es wieder in meine dicht besiedelte Heimat zu kommen.


Pfarrhaus in Kirchenkirnberg

Zu Hugenbeckenreute: Vor 10 Tagen kam eine Message aus USA wegen Maria Magdalena Blank, geboren 1826 in Murr, die in meinem Online-Stammbaum steht, aber nicht zu meinen Vorfahren gehört. Und so machte ich mich auf die Spurensuche.


Klaffenbach anno 1686 - Forstlagerbuch Andreas Kieser

Maria Magdalena heiratete 1852 den aus Klaffenbach stammenden Zimmermann Jakob Mayle. Sein Vater Johann Georg ist 1791 in Steinbach geboren, mehr als 100 Jahre bevor dort das Viadukt über den Strümpfelbach gebaut wurde. Die Mutter von Jakob, Salome Frank, ist 1794 in 'Hugenb......' bei Kirchenkirnberg geboren. Den Geburtsort konnte ich im Familienregister nicht lesen, selbst raten blieb ohne Erfolg. Hier konnte nur der Wanderwalter (wanderwalter.de) weiterhelfen, denn dort ist jede Mühle, jeder Bach und auch jeder Weiler zu finden. Und tatsächlich fand ich auf einer Waldlichtung ein Gehöft mit dem Namen 'Hugenbeckenreute'.


Hugenbeckenreute auf einer Lichtung im Schwäbischen Wald

Im Staatsarchiv Ludwigsburg gibt es eine topographische Karte aus dem Jahr 1831 mit dem Wohnplatz 'Hugenbeckenreute', der damals aus 2 Gebäuden bestand und 1764 erstmals erwähnt wurde. Drumherum ist der Eulenwald und der Sandwald.
In der Beschreibung des Oberamts Gaildorf aus dem Jahr 1852 wird der Wohnplatz auch genannt: Hugenbeckenreute auch 'Drehershof' genannt, auf einem Hügel, ein ganz kleines vor etwa 80 Jahren angelegtes Gut, 10 Einwohner.

Huckenbeckenreute ist also in den waldreichen Bergen, wo sich, wie wir aus dem Flachland sagen: "Fuchs und Hase gute Nacht sagen." - Wie muss es dort vor 200 Jahren gewesen sein? Dichter Wald, wenig Felder, unbefestigte Straßen und die Waldbahn gab es noch nicht. Und trotzdem fand Salome, Tochter eines Bauern aus Hugenbeckenreute, in diesem dünn besiedelten Gebiet ihren Ehemann aus dem Weiler Steinbach.


Steinbach vor dem Viadukt der Schwäbischen Waldbahn


uralte Scheune in Steinbach

Man kann vermuten, dass der junge Zimmermann bei Holzfällarbeiten von Steinbach am Strümpfelbach nach Hugenbeckenreute hinauf gekommen ist. Seinen Sohn Jakob, ebenfalls Zimmermann von Beruf, zog es weiter weg nach Murr im Oberamt Marbach.
Die Handwerker gingen nach Abschluss der Lehrzeit auf Wanderschaft. "Auf der Walz" konnten die Gesellen neue Arbeitspraktiken, fremde Orte, Regionen und Länder kennenlernen und Lebenserfahrung sammeln. Und so mancher Handwerkergeselle hat sich "auf der Walz" verliebt. So könnte es auch bei Jakob Mayle (*1822) und Maria Magdalena Blank (*1826) gewesen sein. - Drei ihrer vier Kinder verließen den Heimatort Murr und wanderten nach Nordamerika aus. Die Nachfahren der ausgewanderten Tochter Magdalena Friederike (*1855), die wenige Wochen nach dem frühen Tod ihres Vaters geboren ist, leben heute in Buffalo.


Johanneskirche in Ruderberg
zu dessen Pfarrei auch die Einwohner von Steinbach gehörten



Samstag, 9. September 2017

Kommen-Gehen-Bleiben – 200 Jahre Migration in Württemberg

Die Ausstellung „Kommen-Gehen-Bleiben – 200 Jahre Migration in Württemberg“ ist vom 15. bis 24. September 2017 im Museum für Kloster- und Stadtgeschichte in Steinheim zu sehen.

Vor 200 Jahren begann die große Auswanderungswelle aus Württemberg. 
Der württembergische König Wilhelm I. ist im höchsten Maße beunruhigt. Immer mehr Menschen wollen sein Land verlassen und sich jenseits des Atlantiks in Amerika ansiedeln. Der Grund war der Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im Jahr 1815. Ungeheure Mengen an Asche und Gestein wurden in die Stratosphäre geschleudert. Eine dunkle Wolke hat sich um Teile der Erde gelegt. Süddeutschland und die Schweiz waren betroffen. Jahre ohne Sommer folgten, es war dunkel, nass und kalt. Ernteausfälle und große Hungersnot waren die Folge. 
Die ersten großen Migrationsbewegungen begannen 1817. Auch Steinheimer Bürger sind damals nach Amerika ausgewandert. Und Zar Alexander lockte die Leute mit Land und Steuervergünstigungen nach Russland.
Die Bücher "Just a Country Boy from Kansas" und "Time's Shadow", geschrieben von Nachfahren der Steinheimer Auswandererfamilie Johann Jacob Bauer, dienten der Vorbereitung für die Ausstellung und werden in der Ausstellung zu sehen sein. Im neuesten  Wochenblatt "Steinheimer Nachrichten" wird über die Familie Bauer berichtet. Sie machten sich 1883 mit vier Kindern auf die Reise in die Neue Welt.

Diese Ausstellung ist ein "Muss" und ich freue mich auch auf den Besuch eines Ur-Ur-Enkels der Bauers. Auf ihn wartet eine "Überraschung"  wenn er sich auf die Spuren seiner Steinheimer Vorfahren begibt.



1910 - Katharina und  Johann Jacob Bauer auf ihrer Farm in Kansas 





Mittwoch, 12. April 2017

Post aus Old Louisville Kentucky, USA

Im Jahr 1831 sind Johann Friedrich Arnold und seine Ehefrau Christina Philippina Zundel von Neckarwestheim über Frankreich nach Indiana, USA ausgewandert. 
John Friedrich ist der Ur-Urenkel vom Murrer Ochsenwirt Hans Leonhard Pfuderer (1687 Bartenbach - 1763 Murr).


Louisville, Kentucky anno 1876

In USA ist es weit verbreitet, dass die Nachfahren der Auswanderer nach ihren europäischen Wurzeln suchen. Auch Lonnie aus Old Louisville, ein Nachfahre der Neckarwestheimer Auswanderer, sucht seit vielen Jahren nach seinen Vorfahren in Good Old Germany.
Dass er bei der Suche auf meinen Online-Stammbaum traf und mir geschrieben hat war ein Glückstreffer, dadurch kann er seinen Stammbaum um einige Vorfahren ergänzen, zurück bis 1516 in die Hankertsmühle zu Leonhard Klenk.

Welcome in the family, Lonnie !

Samstag, 31. Dezember 2016

DJT fight for a better world

Mit dem letzten Sonnenuntergang des Jahres 2016 über meiner schwäbischen Heimat geht ein weiteres Bloggerjahr zu Ende. Ein Jahr das bei der Ahnenforschung immer wieder Überraschungen parat hatte. Ein Jahr in dem ich zum zweiten Mal dem französischen Staatspräsidenten und der deutschen Bundeskanzlerin begegnet bin. 'Small talks' mit Francois Hollande und Angela Merkel, mit Menschen die Geschichte 'schreiben',  wer kann das schon von sich erzählen?!
Die Reise nach Verdun und Romagne-sous-Montfaucon war das Highlight in diesem Jahr. Dort, wo sich vor 100 Jahren französische und deutsche Soldaten an der Front gegenüberstanden, spielte das deutsche Heeresmusikkorps aus Ulm die Totensignale "Aux Morts" und "Ich hatte einen Kameraden", sowie die französische Nationalhymne und die deutsche Nationalhymne. Beeindruckt hat mich an diesem Tag ein Amerikaner, der nach Verdun gereist war, um am Grab seines gefallenen Großvaters einen Blumenkranz niederzulegen.
Die europäische Einheit war aber noch nie so in Gefahr wie in diesem Jahr. Die politische Landschaft hat sich verändert, auch in den Vereinigten Staaten. Wir haben Verwandte und Freunde in Übersee, wir haben aber auch in den letzten Jahren Freundschaften mit Russen geschlossen. Ein Land das für mich im Alter meiner Tochter unerreichbar war. Darum freut es mich um so mehr, dass meine Tochter die russische Sprache erlernt hat, in Moskau studiert und in Sibirien gearbeitet hat.
An Weihnachten 1943 war mein Großvater als deutscher Soldat in Russland. An Weihnachten 2016 besuchten uns russische Freunde meiner Tochter aus Moskau. - What a change !

Barack Obama, der als Friedensnobelpreisträger gestartet war, hat die Hoffnungen der Amerikaner und der restlichen Welt nicht erfüllt, das Verhältnis zu Russland ist untragbar, um so ärgerlicher, dass die große Europäische Union kein Rückgrat zeigt und amerikahörig ist.

 DJ Trump: fight for a better world !
Ob DJT meinen Wunsch wohl erfüllen kann?




Sonnenuntergang an Silvester in den Kleinbottwarer Weinbergen


Das neue Ahnenforschungsjahr starte ich am 1. Januar mit der Besichtigung der Burg Lichtenberg in Oberstenfeld. Gleichzeitig stimmt sich mein Heimatdorf mit Glockengeläut auf ein Jahr ein, das für uns Protestanten eine ganz besondere Bedeutung hat: das Lutherjahr. Zahlreiche Veranstaltungen erinnern daran, dass Martin Luther im Jahr 1517 seine berühmten Thesen über den Ablasshandel veröffentlichte und damit die Reformation anstieß. Das Glockengeläut beginnt um 15.17 Uhr und wird 500 Sekunden lang dauern. - Das Lutherjahr beschert uns am 31. Oktober einen einmaligen Feiertag.




Dienstag, 7. Juni 2016

Ofterdingen - Hanss Georg Haldenwang - Murr

Hanss Georg Haldenwang, mein 8-facher Urgroßvater, geboren 1649 in Ofterdingen bei Tübingen, hat um 1672 eine Anna Sophia aus Murr geheiratet. Hanss Georg hatte das Küferhandwerk gelernt, vermutlich führten ihn seine Wanderjahre nach Abschluss der Lehrzeit nach Murr. Oder wie man im Schwäbischen sagt: er war uff dr' Walz.
Der Ofterdinger Johann Georg Haldenwang schrieb über das Leben in seinem Heimatdorf  um 1840: So sprach der Vater öfters: ‚Wir müssen fort von hier, die Not lässt sich nicht mehr bewältigen‘. Wir hatten Freunde in Amerika, die hatten im Staat Ohio eine Farm gekauft und schrieben uns öfters, wie gut es ihnen gehe. ‚Dahin wollen wir auch ziehen‘, sprach der Vater, ‚da werdet wenigstens ihr, ihr Kinder, euch ein sorgenfreies Leben schaffen können‘. (…)
Amerika war für uns kein unbekanntes Land. Seit langen Jahren wandten sich schon aus unserem Orte viele Auswanderer hin, ohne je wieder zu kommen. (…) Alljährlich kaufte sich mancher Geselle das blaue Hemd, zog es zum Schutze über sein Gewand, gürtete es, nahm für immer Abschied von Vater und Mutter, wanderte hinunter nach Heilbronn, schiffte sich den Neckar und Rhein hinab und segelte nach Amerika. Es war ein ewiges Gehen und nicht mehr Kommen und doch waren alle Häuser voller Leute.


Die Not dauerte schon sehr lange an in Ofterdingen, denn über Abraham Haldenwang (1643 - 1711), den Vetter meines Vorfahren Hanss Georg, findet man folgende Zeilen:

Sonntag Sexagesima 1687 ist der Kirchenkonvent wieder zusammen gekommen, da vorgebracht wurde:
Abraham Haldenwang und seine Schwieger (mutter) Ursula, Kasper Mayers selige Witwe, haben in ihrem Haus große Händel angefangen. Sind mit garstigen Worten ganz zornig aneinander geraten. Abraham H. soll zu seiner wohlverdienten Strafe ein Pfund Heller, die Schwieger Ursula aber 10 Schilling erlegen.

Anno 1696 in Feria Bartholomai ist verwilligt worden Abraham Haldenwangs Kindern, die neuen Katechismusbüchlein aus dem Heiligen zu bezahlen.

Actum, den 1.11.1696 muß Abraham 15 Schillinge Strafe zahlen, weil er an Simonis und Juda den ganzen Tag Kraut eingemacht hatte.
Er starb 1711 als ehrlicher, frommer, aber sehr armer und kraftloser Mann.

Dem hochfürstlichen, gnädigsten Befehl gemäß, zur Abstellung des Gassenbettelns, wird am 7.5.1713 eine Zusammenstellung der Hausarmen gemacht. Darunter ist Abraham H. Witwe Barbara (2. Ehefrau), 56 J., Witwe 2 Jahre lang, Schweizerin, hat keinen Taufschein. Kinder: Apollonia 13J., Barbara 10 J., beides Schulkinder. Vermögen: nichts. Vieh: Nichts als zwei Geißlein, nichts einzuschneiden. Arbeit: Zum Tagelöhnen nicht tüchtig, sucht mit spinnen und Bändel weben etwas zu verdienen, hilft die Gänse hüten. An Almosen erhält sie vom Kloster wöchentlich 6 Heller und vom Flecken 12 Kreuzer.



Samstag, 9. April 2016

Wanted - Family Allbright from Philadelphia

Im Oktober 2015 habe ich hier über die Glockenspende für die Steinheimer Martinskirche aus Philadelphia geschrieben. - Heute starte ich hier den Versuch, Nachfahren meines 4-fachen Urgroßvaters Georg Friedrich Albrecht (*1785 Steinheim) zu finden, der 1854 nach dem Tod seiner Ehefrau nach Philadelphia ausgewandert ist.

 
Der Stadtplan von Philadelphia schachbrettartig angelegt - Ausschnitt aus dem Plan of the City and Environs of Philadelphia aus dem Jahr 1777.
 
Er verließ Deutschland zusammen mit seinem Sohn Samuel Friedrich (*1828). Zwei seiner Kinder sind einige Jahre zuvor in die "Neue Welt" ausgewandert. Sein Sohn Gottfried Albrecht (*1815 Steinheim) ist 1842 ausgewandert und 1860 in Bridgeton, New Jersey verstorben. Seine Tochter Regina Catharina (*1825 Steinheim) folgte ihm 1847 in die "Neue Welt". Die Albrechts waren Metzger von Beruf, wie schon Generationen vor ihnen. Sie stammen aus Kuchen bei Göppingen, kamen durch Heirat 1699 nach Marbach am Neckar und später nach Steinheim an der Murr.
Samuel war in erster Ehe mit Christiana verheiratet, 1858 ist die Tochter Carolina geboren. Im Jahr 1897 heiratete Samuel die 31 Jahre jüngere Philippina Betz, verwitwete Mohl. Philippinas Söhne Harry (*1888) und Berthold (*1891) haben laut Census den Namen ihres Stiefvaters angenommen, der sich inzwischen "Allbright" nannte. Im Jahr 1900 lebte die Familie Allbright in Philadelphia, 2038 N 2d.

Zum Glück ist der Sohn Ludwig Friedrich (1801 - 1881) mit seiner Familie in Steinheim geblieben, sonst gäbe es mich nicht .... !

Mittwoch, 30. März 2016

Die Seelenverkäufer im Neckartal - historischer Roman

 Die Stimme des Redners überschlug sich. Zu Hunderten drängten sie sich um ihn. Sie alle wollten den Neuländer hören, den Mann, der aus den neuen Ländern jenseits des großen Meeres kam, der von Amerika berichtete, von den ungeahnten Reichtümern, die sich dort jedem boten, der ein bisschen Mumm aufbrachte, von den Möglichkeiten hier wegzukommen, wo die Menschen Hunger litten und die Verzweiflung Tag für Tag weiter um sich griff. ....
"Wer hier ein armer Bauer ist, lebt drüben als reicher Gutsherr mit Wiesen, Weiden und Feldern, so weit das Auge reicht, fährt mit Pferd und Wagen über Land und freut sich an seinem Wohlstand. Wer hier ein elendes Leben führt als Handwerker ohne Aufträge, ohne Zukunft, der ist drüben ein angesehener Geschäftsmann und wohnt im eigenen Haus in der Stadt, kann sich vor gut bezahlter Arbeit kaum retten. Seine Frau, die hier kaum weiß, wie sie ihren Mann und ihre Kinder satt kriegen soll, ist drüben die gnädige Madame und kommandiert ihre Mägde. Wer hier schuftet und doch nichts verdient, der scheffelt drüben gute Dollars."
So ein Aufschneider! Georg betrachtete die Menge, die den Werber fast an die Stadtmauer drückte. Tausend Augen waren auf ihn gerichtet. Ein bisschen Hoffnung wollten sie sich erhaschen. Abgehärmte Gesichter, magere Gestalten, Frauen, die ihre Kinder an sich pressten, Männer mit müdem Rücken, aber leuchtenden Augen. Sie träumten von einem Leben ohne Not, Entbehrung und Erniedrigung. - Aus dem historischen Roman: 
 

Heilbronn, Mannheim 1817: Tausende Badener und Württemberger strömen zu den Landeplätzen am Neckar, um aus ihrer Heimat zu fliehen, die sie nicht mehr ernähren kann. Seelenverkäufer haben den Armutsflüchtlingen das Blaue vom Himmel versprochen, wenn sie auf ihr Angebot zur Auswanderung nach Amerika eingehen. Ihr Weg führt flussabwärts zu den Auswandererhäfen in den Niederlanden. Unter ihnen sind Barbara und Georg, die sich im Auswandererlager in Heilbronn kennengelernt haben. Beide geraten in das Netz  von skrupellosen Seelenverkäufern und Deutschenhändlern. Während Georg in Mannheim nach den Mördern seines Vaters sucht, der einer Schleuserbande auf die Schliche gekommen war, fährt Barbara mit ihrer Familie auf einem überfüllten Auswandererschiff von Amsterdam nach Philadelphia. Trotz getrennter Wege können sie ihre Liebe nicht vergessen. Gibt es ein Wiedersehen im Land ihrer Träume und Hoffnungen?

Donnerstag, 17. März 2016

Peterskirche Murr - Glockenspende aus St. Louis

Der 1. Weltkrieg machte auch vor den Kirchen nicht Halt. Die Murrer durften auf Antrag die größte Glocke behalten: 'die große Glocke ist der Gemeinde besonders wert, und wir wären daher für ihre Befreiung von der Beschlagnahme durch Bestimmung zur Läuteglocke dankbar'. Das Königliche Oberamt hat dieser Bitte entsprochen. Die kleine und die mittlere Glocke wurden im Juli 1917 abgeliefert, aus Glocken wurden Kanonen .....

 
Peterskirche in Murr

Nach Kriegsende sollten neue Glocken beschafft werden. Aus Kostengründen entschieden sich die Murrer nur für die mittlere Glocke. Aber bald konnte die kleinere Glocke nachbestellt werden: 'durch Andeutungen ermuntert, richtete Pfarrer Kr. an nach Amerika ausgewanderte Verwandte der Familie J. die Bitte, im Gedenken an ihr Heimatdorf die Erfüllung des Wunsches nach einem vollständigen Geläute finanziell zu unterstützen. Der Bittbrief trägt das Datum 15. Jan 1921'. - Welcher Art diese Andeutungen waren ist nicht bekannt, vielleicht wurde der Gemeindepfarrer durch die Glockenspende für die benachbarte Kirche in Steinheim durch die nach Philadelphia ausgewanderte Familie Albrecht animiert.
Der Bittbrief hatte Erfolg, denn in St.Louis ging am 5. Febr. 1921 die Mitteilung ab, 'daß die Kirchengemeinde von Murr die beiden Kirchenglocken, die mit einem Kostenvoranschlag von 27.000 Mark berechnet sind, bestellen kann, da ich mich verbürge, daß das Geld binnen kurzer Zeit in Ihren Besitz gelangen wird'. - Im Spätherbst 1921 wurden die beiden Glocken feierlich eingeholt.

 
Turm der Peterskirche


Die mittlere Glocke B - 337 Kilogramm - trägt als Aufschrift:

Christian, Wilhelm u. August Jaudes
ihrem Geburtsort Murr zum Geschenk
Weihnachten 1921
Freude dieser Stadt bedeute - Friede sei ihr erst Geläute!
 
Die kleine Glocke D - 180 Kilogramm - trägt die Aufschrift:
 
Ehre sei Gott in der Höhe!
 
Am Christfest 1921 wurden sie im Festgottesdienst geweiht und wieder taten unsere Glocken ihren Dienst in Liebe zum Frieden. 20 Jahre lang .....
Schon im April 1940 mussten die Glocken wieder zur Abnahme gemeldet werden. Pfarrer R. bemühte sich in seiner Eingabe, die im 1.Weltkrieg zurückgestellte Glocke frei zu bekommen, da 'die zur Zurückstellung vorgesehene kleine Glocke für den 1,5 km langen Ort im Ton zu schwach ist'. - Dem Wunsch wurde nicht entsprochen. In einer Randbemerkung schreibt Pfarrer R. resigniert: 'Kleine bleibt'! Am 27. Januar 1942 wurde die große und mittlere Glocke abgenommen, wiederum wurden Glocken zu Kanonen .....
 
 
Eingang der Peterskirche
 
Fünf Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurden in der Glockengießerei Bachert in Heilbronn 2 Glocken bestellt. Der Glockensachverständige empfahl, die spätere Anschaffung einer 4. Glocke im Auge zu behalten. 'Der prächtige Kirchturm, der die ganze Gegend beherrscht, fordert ein einwandfrei disponiertes Vierer-Geläut, das seiner würdig ist'.
Es hat fast ein halbes Jahrhundert gedauert, bis die 4. Glocke in Auftrag gegeben wurde.  Durch eine großzügige Spende von Elise Pfuderer konnte das Vierer-Geläut endlich realisiert werden.

(Quelle: Geschichten vom Dorfbuchdoktor)

 
das alte Schulhaus gegenüber der Peterskirche
hier gingen die Brüder Jaudes zur Schule
 
Bei dieser Recherche stellte sich mir die Frage, ob es in St.Louis noch Nachfahren der spendablen Jaudes-Brüder gibt, die 1882 ausgewandert sind. Ja, es gibt in St.Louis heute noch Nachfahren von August Jaudes.  



Dienstag, 15. März 2016

Murr anno dazumal - Wetter & Mäuseplage

In den 1960ern stöberte ein Bürger unserer Gemeinde im Dorfarchiv und berichtete im wöchentlich erscheinenden Gemeindeblatt unter dem Pseudonym "Euer Dorfbuchdoktor" über Ereignisse aus den vergangenen Jahrhunderten.

1816, also vor genau 200 Jahren, gab es eine Mäuseplage: '1816 hat der Jahrgang so einen betrübten Anfang genommen, erstens so eine schreckliche Anzahl Feld Maus geben, das sie auf dem Feld alles Verfreßen haben und zu letzt das Samen Feld ganz durch bort und durch freßen und man glaubt hat, man werde von ihnen gar nicht los aber den Winder sind sie doch alle wegkommen. Es hat viel geschnien und recht gewindert.' - Mäsuejahre sind Trockenjahre, in solchen vermehren sie sich 'wie die Ratten'.
Er berichtet auch über das Hitzejahr 1822, das Gegenstück war die große Kälte des Winters 1827, wo das Thermometer am 18. Februar 22° Kälte anzeigte und am Lichtmeßtag (2. Februar) des Jahres 1830 fiel das Thermometer auf - 28 1/2°. Wassernot gab es in den Jahren 1824 und 1826. Extrem war das Hochwasser 1817, daß man gemeint hat 'die betrübte Sindflut komme'. Häufig waren schwere 'Donnerwetter' von Hagelschlag begleitet. Derjenige vom Jahr 1860 muß so stark und anhaltend gewesen sein, daß er auch im Jahre 1861 keinen Wein gab. Er wiederholte sich im Jahre 1862 und vernichtete die Traubenernte dieses und des nächsten Jahres. Das Unwetter des Jahres 1830 wurde durch übergroße Kälte, die dann bei Kältebruch am 6ten Februar zu einem großen Eisgang führte: 'daß man glaube, er nehme die Mühle weg. Auch in der Floß Brücke hat sich das Eis so gesteckt, daß man hat Männer an Sailen hinunder gelaßen hat und auch auf Feuer Leidern, um es loß zu hauen'.

(Anmerkung: der Text entspricht dem Beitrag des Dorfbuchdoktors im Gemeindeblatt aus dem Jahre 1968 und er entspricht nicht den gültigen Rechtschreibregeln.)

 
Landschaft (Nasses Wetter) von Richard Burnier - Ende 1870er


Diese extremen Wetterverhältnisse bescherten schlechte Ernten auf den Feldern und in den Weinbergen. Die Vorfahren im ländlichen Raum lebten fast ausschließlich von den eigenen Produkten. Oftmals, bedingt durch die Erbteilung, hatten sie wenig Äckerle und kleine Weinberge, bei Ernteausfällen musste die Familie hungern. - Vielen Familien blieb oft nur die Hoffnung, dass eine Auswanderung nach Nordamerika, Australien oder Russland ein besseres Leben ermöglichen wird.



Samstag, 5. März 2016

Leonhard Krauth - vom Odenwald zu Sotheby's New York

Leonhard Krauth stammt aus Eberbach im Odenwald, ist dort am 24. Januar 1805 als Sohn des Heubinders Daniel Krauth und seiner Ehefrau Esther Margarethe Stumpf geboren. Er erlernte das Schlosserhandwerk, arbeitete als Werkführer bei der Firma Vetter in Stuttgart, danach war er in Calmbach und Sindelfingen als Uhrmacher tätig. Aus dem Familienregister Sindelfingen geht hervor, dass er als Schlosser und Mechaniker nach Calmbach kam und 2 bis Jahre 3 später als Klein- und Großuhrmacher nach Sindelfingen umgezogen ist.
In der Stuttgarter Sankt Leonhardskirche heiratete Leonhard Krauth am 5. Februar 1837 die Stuttgarterin Margarete Friederike Schleehauf (*1806 – 1882 Birmingham). Vor der Heirat beantragte der Bürger Leonhard Krauth aus dem Großherzogtum Baden die Einbürgerung in das Königreich Württemberg. Darüber gibt es im Landesarchiv Ludwigsburg zwei Archivalien. Die beiden Büschel enthalten u.a. seine Arbeitszeugnisse vom Stuttgarter Hofschlosser Heinrich Loose und von der Stuttgarter Blechwaren- und Löffelfabrik Friedrich Vetter.
Die Kinder Gustav Adolph (1836), August Julius Ernst (1838) und Johann Christian Albert Rudolph (1840) sind in Stuttgart geboren. Von 1841 bis 1843 lebte die Familie Krauth in Calmbach, Oberamt Neuenbürg. Dort erblickte die Tochter Christiane Pauline 1842 das Licht der Welt. Ab 1843 lebte Krauth mit seiner Familie als Klein- und Großuhrmacher in Sindelfingen. Dort wurden die Söhne Christian Friedrich Albert (1845) und Christian Friedrich Theodor (1847) geboren. Am 1. Juni 1880 ist Leonhard Krauth in Sindelfingen verstorben, wenige Wochen später ist seine Witwe mit dem jüngsten Sohn nach Birmingham gereist und dort 1882 verstorben. (aus dem Familienregister Sindelfingen Band 24)
Wir wissen nicht wie viel Uhren Krauth hergestellt hat, drei Uhren sind in den letzten Jahren bei einem Uhrmacher zur Reparatur „gelandet“, zwei davon tauchten auch bei Auktionshäusern auf. Krauth ist in Uhrmacherkreisen ein Unbekannter. Weil er aber technisch aufwendige Klein- und Großuhren herstellte, hat er unsere Neugier geweckt und inzwischen habe ich seinen Ur-Ur-Ur-Urenkel aus England "online" kennengelernt. 
Seit einigen Jahren sind also nur eine Standuhr mit einem Präzisionspendelwerk, eine Biedermeier-Skelett-Uhr und eine Taschenuhr in einer Schnupftabakdose bekannt. Aber vor wenigen Tagen fand ich im Online-Auktionskatalog bei Sotheby’s New York eine weitere Uhr die 2013 versteigert wurde; sie ist der bereits bekannten Uhr in der Schnupftabakdose sehr ähnlich.
Die Standuhr mit dem Präzisionspendelwerk wurde 2011 vom Auktionshaus Crott in Frankfurt angeboten, Schätzpreis 20.000 – 25.000 Euro. Das Alter der Standuhr wurde (irrtümlicherweise) auf 1790 geschätzt: Aufgrund der konstruktiven Details und der räumlichen Nähe Sindelfingens zu Echterdingen kann man bei dieser Uhr davon ausgehen, dass eine enge Verbindung zu Philipp Matthäus Hahn in Echterdingen bestanden haben muss. Es ist zu vermuten, dass Krauth sein Handwerk bei Hahn erlernt hat. – Diese Annahme wird durch das Geburtsjahr 1805 widerlegt und der berühmte Philipp Matthäus Hahn lebte von 1739 bis 1790.

 

Auktionshaus Crott - Präzisionspendeluhr in Nußbaumgehäuse
- besitzt ein Sammler in Norddeutschland - 


Die Biedermeier-Skelett-Uhr unter Glassturz wurde 2004 im Auktionshaus Nagel in Stuttgart für 1.600 Euro versteigert. Die Beschreibung im Auktionskatalog lautete: lyraförmiger Messingfuß auf ovalem Sockel mit Scherenhemmung, großem Stiftenrad, eigenwilliger Schlagwerkskonstruktion mit Tonfeder im Sockel. Höhe 51 cm, Schätzpreis 1.400 Euro / deutsch, um 1830, Bez. „L.Krauth, Sindelfingen“



Auktionshaus Nagel - Biedermeier-Skelett-Uhr
- besitzt ein Sammler in Süddeutschland -

Sotheby’s in New York versteigerte im Jahr 2013 bei der Auktion „Important Watches and Clocks“ ein Konvolut mit two snuff boxes with concealed watches für 5.625 US-Dollar. Eine dieser in Schnupftabakdosen verborgenen Uhren ist von L. Krauth: silver gilt, late 19th century, of rectangular form, the lid opens to reveal the movement, lever escapement below a white enamel dial, Roman numerals, the plates engraved with scrolls all visible through a glazed shaped opening,  the box decorated  with scrolls over engine-turned ground, lenghts 70 mm.


Sotheby's New York: snuff box with a concealed watch
weitere Fotos zu dieser Uhr bei  1stdibs.com



Taschenuhr in einer Schnupftabakdose
- besitzt ein Sammler in Süddeutschland - 



Signatur "L. Krauth"


Leonhard Krauth war ein talentierter Uhrmacher und dennoch ist er in Fachkreisen ein Unbekannter. Einem seit über 4 Jahrzehnten tätigen Uhren-Auktionator ist Leonhard Krauth kein Begriff. Er erscheint auch nicht in dem Buch "Watchmakers & Clockmakers of the World", aber seine Söhne in Birmingham und Quebec/Montreal werden genannt. Auch die irrtümliche Verbindung zu Philipp Matthäus Hahn aufgrund der konstruktiven Details der Standuhr gibt Rätsel auf.
Möglich ist, dass Leonhard Krauth, der in seinen ersten Ehejahren in der Stuttgarter Torstraße wohnte, bei den Söhnen von Philipp Matthäus Hahn und/oder bei dem späteren Werkstattinhaber August Bacher gearbeitet und sich dort das Uhrmacherhandwerk angeeignet hat. Nach dem Tod des Vaters (1790) haben die Gebrüder Hahn in der benachbarten Eberhardstraße 37 (früher: Langer Graben 365) eine Uhrenwerkstatt eröffnet. Sie konzentrierten sich hauptsächlich auf die Konstruktion und Wartung von Uhren, vor allem von Taschenuhren. Uhrmacher August Bacher übernahm die Werkstatt nach dem Tod von Hahn im Jahr 1833. Aus einem Katalog des Auktionshauses Dr. Crott: We know of several high quality watches made by Bacher, some of which have been created in the tradition of Hahn. - Damit ist dann auch geklärt weshalb die Standuhr ursprünglich älter geschätzt wurde und eine enge Verbindung zu dem berühmten Philipp Matthäus Hahn angenommen wurde.
Die Recherchen zusammen mit einem Uhrmacher und einem Ur-Ur-Ur-Urenkel von Leonhard Krauth, der in England lebt, ergeben einen guten Einblick in das Leben und Wirken des Uhrmachers Leonhard Krauth.
Vielleicht ist Irgendjemand draußen in der Welt der auch nach Leonhard Krauth sucht, der mit Leonhard Krauth verwandt ist oder weiteres Wissen über den Uhrmacher hat; der/die möge sich doch bitte mit mir in Verbindung setzen.

Irgendwie beneide ich die Krauths (Ur-Ur-Ur-Enkel, Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel und Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel) wenn sie in Kürze nach Deutschland kommen um eine vor mehr als 150 Jahren angefertigte Kaminuhr ihres Vorfahren im Original bewundern zu können. - Für mich ist das dann der Tag wo ich sagen kann: Well done, eine wirklich gelungene Zusammenarbeit vom Badischen, über Württemberg bis nach England !

(aktualisiert Juli 2018)

Dienstag, 9. Februar 2016

Ablauf einer Auswanderung & Auswanderer 1816-1820

Wenn jemand mit offizieller Erlaubnis aus dem Königreich Württemberg auswandern wollte, musste gewährleistet sein, dass sämtliche Schulden bei den Gläubigern abbezahlt waren. Deshalb musste er entweder eine gewisse Frist abwarten oder einen Bürgen stellen. Die Erlaubnis zur Auswanderung wurde in den Jahren 1816 bis 1820 im „Königlich-Württembergischen Staats- und Regierungsblatt“ veröffentlicht. Wenn die auswanderungswillige Person keinen Bürgen stellen konnte, enthielt das „Staats und Regierungsblatt“ bis zu drei Aufrufe an eventuelle Gläubiger, ihre Forderungen anzumelden. Ansonsten konnte sich der Gläubiger an den Bürgen wenden. Sämtliche staatlichen Behörden bezogen das „Staats- und Regierungsblatt“ und ließen die Ausgaben jährlich zum Buch binden. Bereits 1820 erschienen die Auswanderungsanzeigen nicht mehr im „Staats- und Regierungsblatt“ selbst, sondern in einer eigenen Beilage, dem „Intelligenzblatt“.
Mit der Genehmigung zur Auswanderung konnte der Auswanderungswillige sein Bürgerrecht in Württemberg aufgeben und das Land verlassen. Selbstverständlich gab es auch Fälle, in denen Menschen ohne Genehmigung auswanderten. Diese Personen sind in den „Staats- und Regierungsblättern“ nicht erfasst. -
(Quelle: Archiv des Hauses Württemberg im Schloss Altshausen)


 
altes württembergisches Wappen über dem Eingang von Schloss Altshausen 
 

In den Jahren 1816 und 1817 erlebte das Königreich Württemberg die erste große Auswanderungswelle des 18. Jahrhunderts. Tausende von Menschen verließen die Heimat, um in fremden Ländern ihr Auskommen zu suchen. Ganz Mitteleuropa erlebte in diesen Jahren eine schwere Wirtschaftskrise, ausgelöst durch Missernten und Fehlherbste als Folge überaus regenreicher Jahre.
Die Namen der württembergischen Auswanderer aus den Jahren 1816 bis 1820, die in den Staats- und Regierungsblättern veröffentlicht wurden, hat das Archiv Altshausen auf der Webseite veröffenlicht: Archiv Altshausen.