"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Sonntag, 21. Juli 2013

Stickmustertücher von 1886 & 1888



Stickmustertuch meiner Urgroßmutter Friederike (*1872) von 1886



Stickmustertuch meiner Urgroßmutter Emma (*1874) von 1888


Im Alter von 14 Jahren fertigten meine Urgroßmütter Friederike und Emma diese Stickmustertücher an - vermutlich im Handarbeitsunterricht an der Murrer Schule.

Diese Stickmustertücher hatten früher einen ganz praktischen Zweck: sie dienten jungen Mädchen als Mustervorlagen zum Kennzeichnen von Wäschestücken oder dem Verzieren von Kleidung. Häufig wurden die Tücher von einer auf die andere Generation vererbt und bildeten dann die Vorlagen für neue Stickereien. Jedes Tuch ist unterschiedlich, denn durch die Wahl der Farben und die Anordnung der einzelnen Bilder konnte jede Stickerin ihre eigenen Vorstellungen verwirklichen. 
Die große Zahl der heute noch erhaltenen Mustertücher zeigt, dass diese Leistungen auch von späteren Generationen gewürdigt wurden.  

Donnerstag, 18. Juli 2013

Murr - Barben, Forellen & Flusskrebse

Die Beschreibung des Oberamts Marbach von 1866 gibt auch Auskunft über die Fischerei und die Fischrechte:

Die Fischerei ist nur in einzelnen Orten von einigem Belang und nimmt überdies immer mehr ab, wozu die starke Flößerei, Wasserwerke und Fabriken viel beitragen. Es werden im Neckar hauptsächlich Weißfische, Schuppfische, Barben, Aale, Hechte, seltener Karpfen und Forellen gefangen, während in den Seitenzuflüssen des Neckars und in den Bächen des Bezirks neben den Weißfischen und Barben ziemlich viele Forellen wie auch Krebse vorkommen. Die Fische werden in die benachbarten Städte, namentlich nach Ludwigsburg zum Verkauf gebracht, was für einzelne Orte eine kleine Einnahmsquelle bildet. Am ausgedehntesten wird die Fischerei in Marbach, Mundelsheim, Murr und Schmidhausen getrieben. Das Fischrecht hat meist der Staat, der es verpachtet, theils gehört es den Gemeinden, theils Privaten; in Großbottwar und Oberstenfeld ist die Fischerei freigegeben, in Kleinaspach hat es der jeweilige Schultheiß und in Murr dürfen sämtliche Ortsbürger jeden Freitag fischen; in der übrigen Zeit gehört das Fischrecht theils der Gemeinde, theils dem jeweiligen Besitzer einer gewissen Wiese.



Dienstag, 16. Juli 2013

Pulver - Zunder - Feuerstein

Was hat es nun aber auf sich mit dem Mordanschlag auf das Leben Seiner königlichen Majestät in dessen Zusammenhang die Verleihung der goldenen Verdienstmedaille an Carl Pfuderer und die Beförderung zum Amtmann erfolgte?

Der "Aufrichtige und wohlerfahrene Schweizer-Bote" berichtete unter der Rubrik Wirtemberg:

Die Stuttgarter Zeitungen enthalten nachstehendes Publikandum: 
 "Stuttgart. In der Nacht vom 7. auf den 8. Jän. ist in dem Jagdstande, welcher für Seine königliche Majestät unfern der Straße zwischen Murr und Pleidelsheim, Oberamts Marbach, zu der auf den 8. angeordneten Jagd errichtet worden war, dasjenige Brett, worauf Seine königliche Majestät während des Abschießens sich befunden haben würden, losgerissen, und unter dasselbe ein länglichter mit Pulver gefüllter Sack, 4 1/4 Pfund schwer, nebst einem Feuerstahl, einem Stück länglicht geschnittenen Zunder, einem Feuerstein und einem Päckchen Werg (Hanf/Leinenfasern) gelegt worden.
Da nun aus diesem Vorfalle ein Mordanschlag auf das Leben Seiner königlichen Majestät unverkennbar hervorgeht so wird demjenigen, welcher den Thäter oder dessen Mitgehülfen entdeckt, neben Verschweigung seines Namens eine Belohnnng von tausend Dukaten, und wenn derselbe selbst ein Mitschuldiger sein sollte, und den Frevler oder einen andern Mitschuldigen entdecken, auch sichere Anzeigen über das ganze mörderische Komplott angeben würde, neben obiger Belohnung und Verschweigung seines Namens, noch völlige Straflosigkeit hierdurch zugesichert. Überhaupt wird jedem welcher Anzeigen an die Hand geben wird, die zu Entdeckung der Verbrecher führen, eine angemessene Belohnung zu Theil werden."
Den 17. Januar I813. Königliches Staatsministerium. 

Im Oberamt Marbach hatte der "Dicke Friedrich" nicht nur ihm wohlgesonnene Untertanen.

"Oesterreichischer Beobachter auf das Jahr 1813"

Im Zweyten Band des Oesterreichischen Beobachters auf das Jahr 1813 - gedruckt und im Verlage bey Anton Strauß, Wien - unter der Rubrik Rheinischer Bund findet man diese Zeilen:
Die Stuttgarter Hofzeitung enthält Folgendes: „Seine königl. Majestät haben allergnädigst geruht, dem Schultheißn Pfuderer zu Murr, Oberamts Marbach, wegen seines Benehmens bei einem auf das Leben Seiner königl. Majestät gerichteten Mordanschlag den Charakter als Amtmann zu ertheilen und die goldene Civil-Verdienstmedaille durch den Minister des Innern in der Section der innern Administration überreichen zu lassen. 
Stuttgart, den 12. Jän. 1813. Königliches Ministerium des Innern."




Seine königl. Majestät war damals Friedrich I. Wilhelm Karl von Württemberg, der ab 1797 als Friedrich II. Herzog und von 1806 bis 1816 als Friedrich I. der erste König von Württemberg, regierte. Wegen seiner Körpergröße und seiner gewaltigen Leibesfülle wurde er auch Dicker Friedrich genannt.

Auch der Schweizer-Bote berichtete von der Verleihung dieser Verdienstmedaille in Wirtemberg, aber mit einer zusätzlichen Information:
In den Stuttgarder Zeitungen lieset man folgenden Artikel: Stuttgard, den 10. Jan. Heute Vormittag wurde in allen Kirchen der hiesigen Residenz wegen der glücklich von seiner königlichen Majestät abgewandten drohenden Lebensgefahr Gott gedankt; ein Gleiches wird am künftigen Sonntag in allen übrigen Kirchen des Königreiches geschehen. 

Der mit der Civil-Verdienstmedaille ausgezeichnete Schultheißn zu Murr war Carl Pfuderer, der dieses Amt 50 Jahre ausübte.


Samstag, 13. Juli 2013

Carl Pfuderer - Ortsvorstand & Amtmann in Murr



Johannes Pfuderer (*1730 Murr) und Maria Katharina Motzer (*1738 Steinheim) sind die Eltern von Carl Pfuderer und sie sind meine Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßeltern. 
Unser gemeinsamer Vorfahre Johannes Pfuderer schien ein Multitalent zu sein, er war Ochsenwirt, Bürger, Bauer, Gerichtsverwalter, Hardtrichter und Schultheiß in Murr.

Im www findet man über Carl Pfuderer diesen Satz: Sohn des Ochsenwirts und Schultheißen in Murr, der dann auch das Rössle in Rielingshausen übernahm und es zu großem Wohlstand brachte. - Das ist aber nicht der Amtmann, sondern sein Sohn.


Murr - Alter Friedhof



Betritt man den Alten Friedhof in Murr von der Steinheimer Straße her, sind die auf der linken Seite stehenden uralten Grabsteine nicht zu übersehen. Gut 100 Jahre hat der Zahn der Zeit an den Steinen genagt, die Steine sind mit Flechten überzogen, teilweise wurden sie restauriert. Nur wenigen Friedhofsbesuchern dürften die in Stein gehauenen Namen bekannt sein.


Karoline Seidel geb. Pfuderer
11.10.1862  -  8.8.1917
Karl Seidel
Schultheiß
15.2.1858  -  12.4.1942



Carl Pfuderer
Anna Maria geb. Hirsch



Johannes Knorpp
Elisabeth Knorpp
Friederike Knorpp geb. Hürthle


Mittwoch, 10. Juli 2013

Die Kurzacher Madonna

Das Rätsel um die geheimnisvolle steinerne Dame auf dem Kurzacher Sattel ist gelüftet.


Von der Dorfgemeinschaft Kurzach erhielt 1989 der bekannte Steinmetz und Bildhauer Berthold Teske - heute wohnhaft in Kremmen (Brandenburg) - den Auftrag einen Dorfbrunnen für den Dorfplatz zu gestalten. Schnell wurde ein scheinbar geeigneter Steinbrocken (15 Tonnen) in einem nahen Steinbruch gefunden. Um den Stubensandstein auf seine Eignung für das Projekt zu prüfen, hat der Künstler vor Ort direkt im Steinbruch eine kunstvolle Probearbeit in den Fels gemeißelt. So entstand innerhalb weniger Stunden die sogenannte „Kurzacher Madonna". Durch das kleine Kunstwerk hat der Steinbruch eine mythische Ausstrahlung bekommen. Der Ort wird gerne auch zur stillen Meditation genutzt. Den Steinbruch finden Sie oberhalb von Kurzach, unweit der Kreuzung nach Prevorst und Altersberg. Er liegt rechts neben der Straße unmittelbar nach dem Kurzacher Sattel und vor der scharfen Linkskurve.

Quelle: Fremdenverkehrsverein Spiegelberg

Ein Sommertag im Wald - auf den Spuren der Schusters


Zu Beginn der Wanderung traf ich diese geheimnisvolle Dame. Wer diese Dame wann in den Fels geschlagen hat, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen. Und wie lange sie dort schon aushält, links von der Straße kurz vor dem Kurzacher Sattel, von der Bernhaldenmühle kommend, ist auch nicht bekannt.


Dieses Schild, der einzigste Hinweis auf den Hetzelhof, entdeckte ich erst am Ende meiner ersten Erkundungstour. Vielleicht finde ich heute doch noch andere Beweise für die Existenz des Schusterschen Gutshofes.


Den Saatschulweg entlang geht es in den Wald mit hohen Buchen, mit Beeren, Farnen und blühenden Waldpflanzen.


An der Saatschule traf ich vier Waldarbeiter. Wenn sich diese Herren hier nicht auskennen, wer dann? - Ich soll zurückgehen und rechts auf dem Waldweg etwa 500 Meter weitergehen, vor gut 10 Jahren hätte man dort noch Grundmauern gesehen, die inzwischen zusammengefallen und zugewachsen sind. 


Hier entlang ging es also zum Hetzelhof, hier entlang gingen also Generationen von Schusters nach Hause. Benützt wird dieser Weg wohl sehr selten, das Gras wurde immer höher und dichter, das Gelände plötzlich steil abfallend, mit Blick in die Wolfsklinge.



Zwischen Totholz, Baumstümpfen, Farn und Moos liegen große alte Sandsteine, einzelne kleine Steine sieht man zwischen dem Laub. Ob das die Reste des Hetzelhofes sind? Ich gehe einfach davon aus, dass es SO ist, es gibt ja keine Fakten die dagegen sprechen!


Der Weg zurück über die Wolfsklinge hinauf zum Fuchsbühlsträßchen war schweißtreibend, der Hetzelwald wird auch von der Zivilisation nicht verschont und der Becher am Waldesrand ließ noch mehr Durst aufkommen.


Auf der Heimfahrt noch schnell ein Umweg über den zu Kleinaspach gehörenden Weiler Einöd. Margaretha Schuster (*1798 Hetzelhof) - Enkelin von Johann Friedrich Schuster - heiratete Johannes Schöffler (*1797) aus Einöd. Die Enkelin dieses Ehepaares, Maria Magdalene Schöffler (*1864 Einöd) heiratete Ludwig Friedrich Bauer (*1849) aus Steinheim. Maria und  Ludwig sind meine Ur-Urgroßeltern.

Mein Vater würde jetzt sagen: "Berg und Tal kommen nicht zusammen, aber d'Leut!"


Dienstag, 9. Juli 2013

Landesarchiv Baden-Württemberg - Hetzelhof

Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart schlummert eine Akte der Herzoglichen Rentkammer Großbottwar aus dem Jahr 1757 mit dem Titel: Versteinung und Vermessung der Hezelhofgüter und Waldungen mit einem Grundriß über sämtliche Hezelberger Waldungen / 1757 -

Inhalt der Akte A 249: 
**1757 Juni 1 / "Carl Conrad Staudenmayer von Rieckberg, verpflichter Forstamt Reichenberger Feldmesser" / o. M. / Kartengröße 65,3 x 83,5 cm, Blattgröße 67,5 x 85,7 cm / o.Or.

Begrenzung: Wolffs Klingen - Altwürttenbergische Waldung - Kurtzacker Com. Wald - Hehrles Gehrn Klingen - Nassacher Vieh Mays - Fr. Schusters Wißen - deß Hetzel Bauren Friderich Schusters Räcker - des Bauren Wißen - Schusters Dubaccs Acker - Bronnen Klengens oder deß Bauer Wißen

Pap., 2 zusammengeklebte Blätter / kol. Federzeichnung / Situationsplan des Hetzelhofes und seiner Waldungen. Forstparzellen mit Grundstücksgrenzen (z.T. in Schlangenlinie) und nummerierten Grenzsteinen, Nennung der Besitzer, der Flurnamen und Flächeninhalte / In der Mitte der Hetzelhof mit 2 perspektivisch gezeichneten Häusern, davor Garten, darüber und knapp außerhalb des Forsts ein stilisierter Brunnen / oben links Titel mit Flächenberechnungen, eingerahmt von bunter Arabeske. Unten rechts Tafel mit Name des Geometers und Datum, darüber bekrönte, farbige Arabeske, Umrandung der Karte in den Landesfarben (gelb/schwarz) / Dorsal: "Lit. E" / Karte angefertigt anlässlich der Versteinung der an Friedrich Schuster verkauften Güter, beiliegend Vermessungsprotokoll und Auszüge aus den Lagerbüchern.**


Ein Besuch im Staatsarchiv ist also unumgänglich, um zu erfahren wie und wo genau die Urahnen lebten.


Sommer im Hetzelwald


Sonntag, 7. Juli 2013

Warthof - Kleinwartshoff dem von Pölnitz


Forstlagerbuch Andreas Kieser - 1686 (Landesarchiv)

Johann Friedrich Müller, letzter Eigentümer des Hetzelhofes aus der Familie Schuster, ist 1804 auf dem Warthof geboren. Im alten Gutshof Wart hat das staatliche Forstamt Backnang eine Forstdienststelle eingerichtet. 

Die Burg Wart wurde um das Jahr 1200 als Vor- oder Wartburg in Verbindung mit den größeren Anlagen wie Löwenstein, Reichenberg oder Lichtenberg von den Badischen Markgrafen gegründet. Durch Heirat einer Badischen Prinzessin kam die kleine "Dienstmannenburg" Wart mit der kleinen, dem heiligen Laurentius geweihten Kapelle 1297 an die Grafen von Württemberg
Die Burg wurde zu Lehen gegeben, um 1435 an Konrad von Stammheim verpfändet. In dieser Zeit wurde ein Bergwerk betrieben, geschürft wurde nach Augstein (schwarzer Bernstein), Silber und Gold.

Um 1509 wurde die Burg von Ritter Eitelhans Nothaft gekauft und 1524 an Trautwein Vaihinger von Schöntal weiter veräußert. 1525 haben aufständische Bauern, denen er zuvor in Weinsberg knapp entkommen war, die Burg geplündert und in Brand gesteckt. Danach wurde die Burg nicht mehr aufgebaut. 1559 kam die Ruine und die dazugehörigen Felder und Wälder durch Schenkung an Dietrich von Plieningen, der die Burg Schaubeck bewohnte. Bei dieser Burg blieb der Besitz Warthof bis 1862/63, nachdem die damals neuen Herren etwa 1650 dem Warthof sein heutiges Aussehen gegeben haben. 
1862 kaufte der Württembergische Staat das Gut Wart auf, um aus dem damaligen Bauernhaus eine Forstdienststelle zu machen.  - (Holzinfotafel Warthof)


GUcK - Tafel 24 Warthof
Geschichts-, Umwelt- und Kulturlehrpfad Aspach




Forstkarte Nr. 123 Klein-Assbach (Klein-Aspach)


Originalbeschreibung: „Ansicht einer Ruine auf dem Warthoff. 
Mit Altersberger Höff, Aynöth, Aynöther Mühl, Hetzelhof,
Hinder Ferenbergerhoff, Weiler Steinhausen.”

Sicht von Nord nach Süd, die Kieserschen Landkarten und Ansichten 
wurden mit Blickrichtung Süden gezeichnet,

Samstag, 6. Juli 2013

Beschreibung des Oberamts Marbach von 1866 - HÖPFIGHEIM

In der Beschreibung des Oberamts Marbach von 1866 wurde über die Höpfigheimer Bürger berichtet:

Die Einwohner sind im allgemeinen gesunde, kräftige Leute, die nicht selten ein hohes Alter erreichen; ihre Erwerbsmittel sind Feldbau, Weinbau und Viehzucht. Von den Gewerben, welche sich meist nur auf die gewöhnlichen beschränken, wird die Weberei schwunghaft betrieben; überdies bestehen zwei Zündhölzchenfabriken und eine Wattfabrik (?), in denen viele Kinder Beschäftigung und Verdienst finden. Als Nebengewerbe werden gute Strohgeflechte (Strohböden, Bienenkörbe, Brodkörbe) verfertigt. 
Die Vermögensumstände sind mittelmäßig und der vermöglichste Bürger besitzt nur 24 Morgen, der vorherrschende Mittelstand hat etwa durchschnittlich 7 Morgen und die ärmste Klasse 1/2 bis 3/4 Morgen Grundbesitz. Dessen ungeachtet bringen sich die Einwohner vermöge ihres Fleißes und ihrer Genügsamkeit so gut fort, daß sie nur in wenigen Fällen die öffentliche oder Privatfürsorge in Anspruch nehmen. Die Tracht ist vorherrschend noch die ländliche. 

Freitag, 5. Juli 2013

Forstkarte Nr. 128 Höpfigheim - mit einem Hochgericht


Originalbeschreibung: „Mit sehr schönem Prospekt von Schaubeck 
(b. Klein-Bottwar). Mit einem Bodwar Hochgericht sowie einem
Schützenhaus.  Ein Teil Freye Bürscht. Ortsvignette Klein-Bottwar fehlt.”



Andreas Kieser und die Forstlagerbücher



Herzog Friedrich Karl von Württemberg beauftragte den Herzoglich Württembergischen Kriegsrat und Oberstleutnant Andreas Kieser (1618–1688) sowie seine Mitarbeiter Johann Niclas Wittich und Johann Jakob Dobler mit der Kartierung der württembergischen Forste und der Anlage von Forstlagerbüchern. Das Werk entstand in den Jahren 1680 bis 1687. Zweck der topographischen Arbeit war die Wiederaufforstung der durch den Dreißigjährigen Krieg in Mitleidenschaft gezogenen Waldbestände des Landes.
Das unvollendete Kartenwerk im Maßstab 1:8256 umfasst ein Gebiet etwa zwischen Heilbronn und Reutlingen bzw. Herrenberg und Schwäbisch Gmünd und ist heute besonders durch die perspektivische Ansicht von Hunderten einzelner württembergischer Ortschaften und Bauwerke interessant. Oft sind Kiesers Abbildungen die ältesten überlieferten Bilder der Objekte überhaupt. Die Kartenabschnitte sind nach Süden ausgerichtet. 

** Bilder nach Forstgebieten sortiert **


Online-Ausstellung des Landesarchives Baden-Württemberg: 
Andreas Kieser und seine Forstkarten



Mittwoch, 3. Juli 2013

Von den Löwensteiner Bergen bis nach Arizona

Ahnenforschung ist wie eine Schatzsuche oder wie ein Kreuzworträtsel oder wie ein Puzzle oder wie ....  ?

In den Stammbäumen des Online-Mormonenarchives verfolgte ich die Nachfahren der Schusters vom Hetzelhof und bin über den kleinen Friedhof Schaubel Cemetery in Clay County, Kansas, bei dem Künstler Claude Shawbell in Flagstaff, Arizona "gelandet."



Caroline Strodtbeck (*1860 Kleinaspach), Urenkelin meines Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvaters Johann Georg Schuster (*1744 Hetzelhof) war mit William Schaubel (1859 Goshen, Kansas) verheiratet. Schaubel...  Kansas.... Goshen....?
Vor 31 Jahren war ich auf diesem Friedhof. An einer der vielen Feldwegkreuzungen, an der Ecke der ehemaligen Heimstätte der Familie Lang, in der unendlichen Weite der Prärie, gibt es den kleinen Friedhof Schaubel Cemetery auf dem das 1883 aus Steinheim ausgewanderte Ehepaar Jacob Bauer und Katharina Barbara Albrecht begraben sind. Dort sind auch die Alexanders und die Riechers, Nachfahren deutscher Auswanderer, beerdigt, die mit den Nachfahren der Bauers verheiratet waren. 

Beerdigt wurden dort auch Gottlob Immanuel Schaubel (*1822 Marbach/N) und seine 1836 in Hessen-Kassel geborene Ehefrau Elizabeth C. Heimreich. Gottlob und Elizabeth sind die Eltern von William Schaubel. 


Gottlob Immanuel Schaubel

Claude Shawbell, Nachfahre der großen Familie Schaubel/Shawbell/Chappelle wohnt in Flagstaff, Arizona. In den 1980ern arbeitete er bei Arizona Raft Adventures, fuhr mit Schlauchbooten auf dem wilden Colorado River durch den Grand Canyon. Vielleicht saß er in einem der Schlauchboote als ich im August 1982 die Hängebrücke des Colorado Rivers überquerte ^^

Claudes Vorfahren flüchteten mit dem Waldenserpfarrer Henri Arnaud von Frankreich nach Schönenberg, ließen sich dort, in Schmie und in Dürrmenz (Mühlacker) nieder. Diese Waldenserdörfer liegen wiederum nur 50 Kilometer vor meiner Haustüre und sind einen Besuch wert, ganz besonders das Waldensermuseum Henri-Arnaud-Haus Ötisheim-Schönenberg. 

Die Suche nach den Ahnen wandelt sich mehr und mehr zur Heimatkunde!





Dienstag, 2. Juli 2013

Über den Zustand der Schule - KLEINBOTTWAR


Über den Zustand der Schule im 18.Jahrhundert

"Alldieweilen die Schulmeisterbesoldung allhier zu Schaubeck gar gering, konnte ohne bessere Beihilfe kein taugentliches Subjekt gehalten werden." (Testament des Johann Sebastian von Gaisberg - 1713)

Jeder beliebige Weingärtner oder Handwerksmann konnte von der Herrschaft, geprüft oder ungeprüft, vielleicht nach einer kleinen Lehrzeit, zum Schulmeister gemacht werden. Unter täglicher Anleitung des Pfarrers arbeiteten sie sich ein, betrieben ihr Handwerk aber noch nebenher; auch waren sie bis 1795, wo dies abgestellt wurde, noch Heiligenpfleger, was jährlich 2 fl (Florin = Gulden), später 6 fl einbrachte,  bis ins zweite Jahrzehnt dieses Jahrhunderts Gerichts- und Ratsschreiber (mit zuletzt 16 fl), gewöhnlich auch vereidigte Feldmesser; immer Mesner. 1727 wurde ein herrschaftlicher Hausvogt angestellt; sein Sohn, welchen er als Provisor benützte, war Schreiner. Vor ihnen schwang ein kräftiger  Metzger den Schulstock, welchen er aus den Händen eines Weingärtners überkommen hatte. Immerhin heißt es 1763: Die Schule ist in ziemlichem Zustand. Die Kinder werden unterrichtet im Lesen, Schreiben und Memorieren, und machen nach ihrer Fähigkeit Fortschritte. Im Singen hätte man fleißiger sein können; diese Klage schlug indessen schon bald ins Gegenteil um: Schullehrer sei ein Musikus und kein Schulmeister; die Sangesfreudigkeit ist seither, gepflegt durch Männer- und Kinderchöre, hier erhalten geblieben. - Von vielen Eltern wurden die Kinder nicht im gehörigen Alter geschickt; bei 470 Einwohnern zählte man 24 Knaben und 33 Mädchen, diese kamen winters fleißig, sommers desto unfleißiger, nämlich nur 16 bis 20, obwohl winters nur 4, sommers 2 Stunden täglich gehalten wurden. Das Schulgeld für den Lehrer ging sehr schwer ein.