"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Mittwoch, 15. Mai 2019

Meier auf dem Einsiedel

Das Gut Einsiedel blickt auf eine lange württembergische Geschichte zurück. Graf Eberhard im Bart ließ im Jahr 1482 auf dem Einsiedel ein dreistöckiges Jagdschloss er­richten. Für die Brüder vom Gemeinsamen Leben, eine geistliche Gemeinschaft, gründete er das Stift St. Peter, in dem er nach seinem Tod 1496 beigesetzt wurde. Beide Gebäude, Stift und Jagdschloss, brannten ab. Her­zog Johann Friedrich ließ das Schloss teilweise wiederherstellen, so dass heute nur noch ein kleiner Rest des Schlösschens von Graf Eberhard erhalten ist. Die zum Schloss gehörende  Domäne wurde bis 1795 samt dem Gestüt Einsiedel vom Staat in Eigenregie bewirt­schaftet. Seit 1795 war sie verpachtet.
Stift St. Peter auf dem Einsiedler im Schönbuch bei Tübingen war ein Kloster


König Wilhelm I. von Württemberg kaufte das Gut Einsiedel im Jahr 1823 vom Staat und ließ es von der Hofdomänenkammer - als Behörde für die Verwaltung des Vermögens der Herrscherfamilie - verwalten. Ein Jahrhundert lang, von 1913 bis 2012, war die Domäne an die Firma Süddeutsche Zucker AG verpachtet, die großflächig Zuckerrüben anbaute.
Zum 1. Januar 2013 endete das Pachtverhältnis mit der Firma Südzucker AG. Die Hofkammer des Hauses Württemberg nahm den Einsiedel zurück und übertrug die Bewirtschaftung dem Gutsverwalter auf dem Betrieb Tiergarten. Seither bilden die beiden Betriebe Tiergarten und Einsiedel zusammen eine wirtschaftliche Einheit.

Der gesamte vom Tiergarten aus bewirtschaftete landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt ca. 1.030 Hektar. Der Gutsbetrieb Tiergarten mit etwa 730 Hektar Fläche liegt im Landkreis Ravensburg im Bereich der Gemeinden Ebersbach - Altshausen / Aulendorf und Ravensburg. Die Domäne Einsiedel mit knapp 300 Hektar Fläche liegt im Landkreis Tübingen, Gemeinde Kirchentellinsfurt. (Quelle: Hofkammer des Hauses Württemberg)

Meine Vorfahren aus Kirchentellinsfurt, Johannes Beck (1580 - 1630) und sein Schwiegersohn Martin Walker (1608 - 1662) waren Meier auf dem Einsiedel. - Meier ist Titel und Beruf eines mittelalterlichen Verwaltungsbeamten.


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Montag, 13. Mai 2019

1866 - Steinheim, Ohio und wieder zurück - 2019

Im Jahr 1866 machte sich der 18-jährige Küfer Gottlieb Krautter aus Steinheim auf den Weg nach Nordamerika. Wie schon viele Steinheimer zuvor suchte er sein Glück in der Neuen Welt. Ein Teil der Auswanderer hielt schriftlichen Kontakt zu den Eltern und Geschwistern in der Heimat. Von anderen Auswanderern hat man nie wieder etwas gehört.
Und in dieser Woche, einhundertdreiundfünfzig Jahre nach Gottliebs Auswanderung, begibt sich seine Urenkelin von Ohio aus auf die Spuren ihrer Vorfahren nach Steinheim.
Seit 10 Jahren beschäftigt sie sich mit ihren Ahnen und suchte immer wieder nach Verwandtschaft, aber bisher leider ohne Ergebnis. Wenige Tage vor dem Abflug nach Deutschland kam der "Durchbruch" ganz unerwartet, denn alles sprach dafür, dass es mit der von ihr ausgekundschafteten Steinheimer Familie doch keine verwandtschaftlichen Beziehungen geben soll.
Da ich meinen Online-Stammbaum mit allem was so passt "füttere", also nicht nur mit meinen Vorfahren, war ich der Rettungsanker. Anhand von Familienregistern und der Hilfe meiner Mutter, die sich noch an die alten Familien in Steinheim erinnern kann, landete ich den Volltreffer. Einen? Nein, denn nicht nur die ausgekundschaftete Familie ist mir ihr verwandt, ich habe noch eine Familie gefunden, die von Wilhelm, dem Zwillingsbruder des Auswanderers abstammt.
Um so größer ist die Freude von Gottliebs Urenkelin. Sie reist nach Steinheim um den Ort zu besuchen wo Gottlieb seine Jugend zugebracht hat und jetzt werden ihre Erwartungen mehr als übertroffen. Zwei Steinheimer Familien bereiten sich auf ihren Besuch vor.
Bevor sie eintrifft, gehe ich noch in die Staatsarchive nach Ludwigsburg und Stuttgart um die Dokumente der Auswanderungen zu kopieren. Sie hat noch einen weiteren Auswanderer aus Rielingshausen im Stammbaum, der bereits 1832 mit seiner Familie und einem stattlichen Vermögen von 1.700 Gulden ausgewandert ist.


Gottlieb hat das Küferhandwerk gelernt und reiste 1866 mit einem Vermögen von 200 Gulden nach Hamburg. Er steht auf der Passagierliste des Schiffes Alemannia, mit dem er am 21. Juli 1866 in New York ankam.
Seine erste Ehefrau Mary Ann stammt ebenfalls aus Steinheim, ihr Großvater Johann Gottfried Baad wanderte mit seiner zweiten Ehefrau und seinen fünf Kindern aus der ersten Ehe 1846 aus, die Familie ließ sich in Coshocton County, Ohio nieder. Für einen Totengräber hatte er ein erstaunlich großes Vermögen von 6.700 Gulden, ein sehr guter Start für den Aufbau einer neuen Existenz in der Neuen Welt.

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