"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Dienstag, 29. Dezember 2015

Familie Osiander

Der Familienname Osiander stammt aus dem süddeutschen Raum und ist vorwiegend in Franken und Württemberg anzutreffen. Schriftlich belegt ist der Name seit 1440.
Vor allem eine Vielzahl an Theologen hat das Geschlecht Osiander hervorgebracht, so stellte beispielsweise in der Württembergischen Kirche die Familie Osiander im Jahre 1720 über 30 Dekane. Am berühmtesten ist Andreas Osiander (1498 Gunzenhausen - 1552 Königsberg im Herzogtum Preußen), der deutsche Reformator und Stammvater der Familie Osiander. Im 17. und 18. Jahrhundert zählten auch Kanzler der Universität Tübingen, sowie im 18. und 19. Jahrhundert bedeutende Buchhändler dazu.

 
Theologe und Reformator Andreas Osiander

Christoph Caspar Osiander (1724 - 1798), der  Nachfahre von Andreas Osiander, war Chirurgus und Wundarzt in Steinheim. Er war auch Taufpate meiner 4-fachen Urgroßmutter Maria Magdalena Hay, geboren am 2. Juli 1765 in Steinheim. Christoph Caspars Onkel, Lukas Samuel Osiander (*1688) war von 1718 bis zu seinem Tod 1752 Klosterhofmeister in Steinheim.


Das Jahr ohne Sommer - 1816

Ein Vulkanausbruch wie ihn die Menschheit seit Jahrtausenden nicht erlebt hat: mit einer geschätzten Sprengkraft von etwa 170.000 Hiroshimabomben schleudert der Vulkan Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa tonnenweise Magma, Staub und Asche bis zu 15 Kilometer hoch in die Atmosphäre. Der Himmel verdunkelt. Die Folgen der riesigen Eruption im April 1815 sind verheerend: Ernten verderben, viele Nutztiere verenden, für die Menschen kommt es in den Jahren 1816/17 zur schlimmsten Hungersnot des 19.Jahrhunderts.
Der Hunger, die Verzweiflung der Menschen, die sprunghaft ansteigenden Lebensmittelpreise und die vielen Entlassungen in Betrieben haben für eine explosive Mischung gesorgt. Es stand schon länger schlecht um die Landwirtschaft im Schwabenland. Unstrukturiert, unterentwickelt und das Land geschwächt durch die Napoleonischen Kriege, konnte das Bevölkerungswachstum kaum ausgeglichen werden. Als dann noch der Tambora ausbrach und sich auch im 12.000 Kilometer entfernten Europa der Himmel verdunkelte, suchten viele Menschen ihre Rettung in der Flucht nach Russland oder in die Neue Welt.
Mit dieser sozialen Katastrophe war nun ein Königspaar konfrontiert, das erst gerade auf den Thron gelangt war: Wilhelm I. von Württemberg und Catharina Pawlowa. Catharina bot den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe an, anstatt sie nur mit Almosen abzuspeisen.
Sie gründete auch den Wohltätigkeitsverein (Vorläufer des heutigen Wohlfahrtswerks Baden-Württemberg), eine Armensparkasse (die heutige Landesbank Baden-Württemberg), ein Mädchen-Erziehungsinstitut (das heutige Königin-Katharinen-Stift) und sie plante die Gründung des späteren Katharinenhospitals. Sie wirkte auch bei der Einrichtung des Landwirtschaftlichen Vereins in Württemberg und bei der Gründung der landwirtschaftlichen Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt, der heutigen Universität Hohenheim mit. Auch eine Einrichtung zur Gewerbeförderung geht auf die Königin zurück.


Nur drei Jahre - bis zu ihrem Tod 1819 - regierte Catharina als Königin über Württemberg, doch ihr Einsatz in der Krise veränderte das Land maßgeblich. Die von ihr gegründeten oder erdachten Einrichtungen dauerten nicht nur bis zur Entspannung der Notlage mit der guten Ernte des Jahres 1817 an, sondern sind bis heute wirksam.



Im Spielhaus im Exotischen Garten der Uni Hohenheim erinnert die bis Oktober 2016 dauernde Ausstellung an Catharina Pawlowa: "Die Königin in Zeiten voller Nacht - Catharina und das Jahr ohne Sommer 1816".


Spielhaus im Exotischen Garten
 
 


Montag, 28. Dezember 2015

Johann Christian Ossmann & Dorothea Luise Storz

Von Schloss Hohenheim in die Prärie von Kansas verschlug es den 1841 in Untergruppenbach (Heilbronn) geborenen Johann Christian Ossmann zusammen mit seiner Ehefrau Dorothea Luise Storz (*1833) aus Steinheim und dem 1870 geborenen Sohn Carl Johann. Das Ehepaar Ossmann-Storz heiratete 1874 in Stuttgart-Birkach in der Nähe des Hohenheimer Schlosses wo Johann Christian als Kammerdiener beschäftigt war.
Nach der US-Volkszählung aus dem Jahre 1900 ist die Familie 1884 eingewandert, die Ossmanns lebten in Leavenworth wo Johann Christian als Gärtner gearbeitet hat.


Im Jahr 1903 ist Louise im Alter von 70 Jahren verstorben, Johann Christian erlebte noch wie seine Enkel Helen und Carl heranwuchsen. Sein Sohn Carl Johann lernte in St. Louis seine in Deutschland geborene Ehefrau Rosa Wurst kennen. Die Familie lebte in Concordia im County Cloud in Kansas.

Der Enkel Carl war über 60 Jahre als Architekt tätig. Er entwarf das Medical Center in Goodland, Altenheime, Boogarts Grocery Stores und das Fire Department 10 in Topeka. Carl züchtete mehr als 40 Jahre Angusrinder. Aus seinem Lebenslauf geht hervor, dass er während des Zweiten Weltkriegs bei der Marine gedient hat.


Carl G. Ossmanns Grabstein auf dem Mount Calvary Friedhof in Topeka
 
Auffallend ist, dass der Nachname nach der Einwanderung nicht amerikanisiert wurde, also die alte deutsche Schreibweise beibehalten wurde. C. William Ossmann, Richter im Shawnee County, Kansas und Urenkel der Auswanderer, hat heute noch die Namensendung "mann", an der sich seine deutsche Abstammung erkennen lässt.

Montag, 21. Dezember 2015

Brimont, Frankreich - 13. Mai 1918 morgens um halb 11

Mein Urgroßvater Gottlob Albrecht aus Steinheim wurde im 1. Weltkrieg in Frankreich schwer verwundet. Außer einem Foto und seiner Taschenuhr gibt es keine Erinnerungsstücke von ihm. Seine Enkel haben weder Feldpostbriefe noch Soldatenbilder von ihm und sie wissen auch nichts über seinen Kriegseinsatz.
Die Suche im Hauptstaatsarchiv Stuttgart war erfolgreich. Laut dem Auszug der Kriegsstammrolle war er in der 6. Kompanie und später in der 12. Kompanie des Infanterieregiments 127.

 
 
Unter "Mitgemachte Gefechte" ist eingetragen:
- 9. Juni 17 bis 9. August 17 Stellungskämpfe bei Reims
- 26. August 17 bis 14. September 17 Abwehrschlacht bei Verdun
- 20. September 17 bis 24. März 18 Stellungskämpfe bei Reims
- 25. März 18 bis 5. April 18 Große Schlacht in Frankreich
- 30. März 18 bis 31. März 18 Verfolgungskämpfe bei Montdidier und Noyon
- 7. April 18 bis 28. April 18 Kämpfe an der Avre bei Montdidier und Noyon
- 1. Mai 18 bis 13. Mai 18 bei den bis 26. Mai andauernden Stellungskämpfe bei Reims
 
Bei Brimont (nördlich von Reims) traf ihn am 13. Mai 1918 um 10.30 Uhr ein Granatsplitter am rechten Unterschenkel. Sein ganzes Bein musste amputiert werden, ab 2. Juni 1918 war mein Urgroßvater im Lazarett Aschersleben (Sachsen-Anhalt), am 12. Dezember 1918 wurde er entlassen.
 
Am 22. Mai 1918 wurde ihm das Eiserne Kreuz II.Klasse (EK II) verliehen, am 20. August 1918 erhielt er das Verwundetenabzeichen in schwarz.
 
 
1. Weltkrieg - Verwundetenabzeichen schwarz
 
Im Jahr 1948 ist mein Urgroßvater verstorben. Dreißig Jahre von seinen 70 Lebensjahren musste er mit einer Holzprothese leben, musste seine Landwirtschaft betreiben und eine 6-köpfige Familie ernähren. Meine Oma war die Jüngste von 4 Töchtern und erst drei Jahre alt, als ihr Vater als Kriegsversehrter aus dem 1.Weltkrieg heimkehrte. Er musste auch erleben, dass drei von vier Schwiegersöhnen im 2. Weltkrieg in Russland gefallen sind und vermisst werden. Sieben Enkel wuchsen als Halbwaisen auf. Als dann noch seine Tochter Anna verstarb, war er für zwei Vollwaisenenkelkinder verantwortlich.
Eine starke Lebensleistung, die wir heute kaum nachvollziehen können. Seine Taschenuhr werde ich bis an mein Lebensende in Ehren halten!
 
 



Donnerstag, 17. Dezember 2015

Weihnachten 2015

 
Liebe Leser,
 
ich wünsche Ihnen ein schönes Weihnachtsfest
und einen guten Start in das Jahr 2016 !!!
 
 
 
STePPi, der Steinheimer Steppenelefant im Weihnachtslook