"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Montag, 21. Dezember 2015

Brimont, Frankreich - 13. Mai 1918 morgens um halb 11

Mein Urgroßvater Gottlob Albrecht aus Steinheim wurde im 1. Weltkrieg in Frankreich schwer verwundet. Außer einem Foto und seiner Taschenuhr gibt es keine Erinnerungsstücke von ihm. Seine Enkel haben weder Feldpostbriefe noch Soldatenbilder von ihm und sie wissen auch nichts über seinen Kriegseinsatz.
Die Suche im Hauptstaatsarchiv Stuttgart war erfolgreich. Laut dem Auszug der Kriegsstammrolle war er in der 6. Kompanie und später in der 12. Kompanie des Infanterieregiments 127.

 
 
Unter "Mitgemachte Gefechte" ist eingetragen:
- 9. Juni 17 bis 9. August 17 Stellungskämpfe bei Reims
- 26. August 17 bis 14. September 17 Abwehrschlacht bei Verdun
- 20. September 17 bis 24. März 18 Stellungskämpfe bei Reims
- 25. März 18 bis 5. April 18 Große Schlacht in Frankreich
- 30. März 18 bis 31. März 18 Verfolgungskämpfe bei Montdidier und Noyon
- 7. April 18 bis 28. April 18 Kämpfe an der Avre bei Montdidier und Noyon
- 1. Mai 18 bis 13. Mai 18 bei den bis 26. Mai andauernden Stellungskämpfe bei Reims
 
Bei Brimont (nördlich von Reims) traf ihn am 13. Mai 1918 um 10.30 Uhr ein Granatsplitter am rechten Unterschenkel. Sein ganzes Bein musste amputiert werden, ab 2. Juni 1918 war mein Urgroßvater im Lazarett Aschersleben (Sachsen-Anhalt), am 12. Dezember 1918 wurde er entlassen.
 
Am 22. Mai 1918 wurde ihm das Eiserne Kreuz II.Klasse (EK II) verliehen, am 20. August 1918 erhielt er das Verwundetenabzeichen in schwarz.
 
 
1. Weltkrieg - Verwundetenabzeichen schwarz
 
Im Jahr 1948 ist mein Urgroßvater verstorben. Dreißig Jahre von seinen 70 Lebensjahren musste er mit einer Holzprothese leben, musste seine Landwirtschaft betreiben und eine 6-köpfige Familie ernähren. Meine Oma war die Jüngste von 4 Töchtern und erst drei Jahre alt, als ihr Vater als Kriegsversehrter aus dem 1.Weltkrieg heimkehrte. Er musste auch erleben, dass drei von vier Schwiegersöhnen im 2. Weltkrieg in Russland gefallen sind und vermisst werden. Sieben Enkel wuchsen als Halbwaisen auf. Als dann noch seine Tochter Anna verstarb, war er für zwei Vollwaisenenkelkinder verantwortlich.
Eine starke Lebensleistung, die wir heute kaum nachvollziehen können. Seine Taschenuhr werde ich bis an mein Lebensende in Ehren halten!
 
 



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