"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Mittwoch, 29. November 2017

Von der Alb raa auf den Stuttgarter Weihnachtsmarkt

Wir Schwaben können nicht nur Auto, also nicht nur Daimler und Porsche. Schwaben sind "Tüftele" (hochdeutsch: Tüftler). Das ist allgemein bekannt. Wer aber glaubt, dass Schwaben nur an Technik interessiert sind, der liegt falsch. Schwaben tüfteln genauso gern wenn es um Genuss geht. Und wenn sich gleich mehrere dieser "Tüftele" zusammentun, entsteht Einzigartiges.
Drei Genuss-Tüftler von der Schwäbischen Alb kamen diese Woche bei Nacht und Nebel mit ihrem gemeinsamen Projekt von der Alb raa (hochdeutsch: herunter). Der Schwertransporter mit einem "Flyingspace" der Firma SchwörerHaus aus Hohenstein nahm Kurs auf die Landeshauptstadt, stoppte genau vor dem Königsbau, mit Blick über den Stuttgarter Schloßplatz bis zum Neuen Schloß. Und bevor die Großstadt erwachte setzte der Schwerkran die aus heimischen Hölzern hergestellte Ladung ab. - Aber nach Weihnachtsmarkt sieht dieses moderne "Flyingspace", auf das ein weiteres "Flyingspace" gesetzt wurde, nicht gerade aus ... ?!


der Aromatresor entsteht vor dem Königsbau in Stuttgart

Aber um so mehr soll es in dem Aromatresor "Flyingspace" der Genuss-Tüftler nach Weihnachten duften. Dafür sorgen der neu erfundene Albstollen des BeckaBeck aus Römerstein und die Destillate und Süßweine der Manufaktur Jörg Geiger aus Schlat.


 Entwurf eines etwas anderen Weihnachtsmarktstandes

Die drei genannten schwäbischen Tüftler haben ihre Köpfe zusammengesteckt und etwas ganz Besonderes ausgetüftelt: einen eigenen Weihnachtsstollen für einen der schönsten Weihnachtsmärkte der Welt: den Albstollen für Stuttgart. Ein ganz besonderes Meisterstück mit original schwäbischem WiesenObst und den besten Zutaten, die unsere Heimat zu bieten hat. Gereift zu einem einzigartigen Genuss in einem speziell entwickelten Aroma-Tresor.


Video: Woher wir kommen

Für Johannes Schwörer, Heinrich Beck und Jörg Geiger war heute irgendwie schon Weihnachten und verständlich, dass die drei Älbler die Eröffnung des Stuttgarter Weihnachtsmarktes kaum erwarten konnten. Die Genuss-Tüftler & wir Schwaben freuen uns auf Ihren Besuch auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. 

Mehr über 



Samstag, 25. November 2017

Nordamerika - German Bier & German Wurst

Wenn ich die Erfolgsgeschichten der Auswanderer lese, denke ich 'was Württemberg durch die Auswanderung an fleißigen und kreativen Menschen verloren hat'. Andererseits, hätten es die jungen Auswanderer, Söhne von Bauern, Weingärtnern oder einfachen Handwerkern damals in den beengten Verhältnissen im Königreich Württemberg so weit gebracht? Ich meine nein. - Sie haben ihre Heimat nie vergessen und, wie die beiden jungen Auswanderer aus Benningen und Kleiningersheim, ihren wirtschaftlichen Erfolg oftmals mit ihren Heimatgemeinden geteilt.

Von Benningen am Neckar wanderte 1870 über Nacht der junge Gottlieb Storz aus. Aus ärmlichen Verhältnissen kommend, arbeitete sich der Küfer zum Millionär hoch. Im Alter von 32 Jahren wurde er Besitzer einer Brauerei in Omaha. Storz galt als "giant in the brewing world", ein 'Riese in der Brauwelt'.
Er war in schweren Zeiten der Wohltäter für seine alte Heimatgemeinde, 1922 wurde er zum Benninger Ehrenbürger ernannt.



Der 1909 in Kleiningersheim geborene Karl Ehmer wurde zum "Wurstkönig von New York", seine Handelskette mit Wurst und Fleisch reichte bis nach Florida. Der Entschluss des Metzgers nach Amerika zu gehen, wurde in Kleiningersheim mehr als nur zur Kenntnis genommen. Zum Abschied spielte der Musikverein im Gasthaus "Rössle". Am 29. August 1930 ging Karl Ehmer in Hamburg an Bord des Schiffes "Hamburg" mit dem Ziel New York.


Ehmer-Wurst ist auch heute noch in den USA gefragt. Im Angebot sind All Beef Frankfurters, Bauernwurst, Chicken Bratwurst, Chicken Apple Sausage, Farmers Liverwurst, German Bratwurst, Gelbwurst, Leberkäse, Landjäger, Long Wieners, Blutwurst ... 

Per Testament vermachte Karl Ehmer nach seinem Tod 1998 seiner Heimatgemeinde eine Million Deutsche Mark, zweckgebunden für ein Pflegeheim, das seinen Namen trägt.



Ein friedlicher Ort - Volkstrauertag in Sibirien

Dieser Post erzählt vom diesjährigen Volkstrauertag in Sibirien. Geschrieben hat diese Zeilen meine Tochter. Sie lebt ein Jahr in Novosibirsk und arbeitet dort an einer Universität.


Vereinzelte Schneeflocken fallen vom Himmel. Wie aus weiter Ferne dringt Verkehrsrauschen durch die umliegenden Bäume. Ansonsten ist es still im Wald. Schwarze Metallkreuze heben sich in scharfem Kontrast vom weißen Schnee ringsum ab. Wir stehen auf einem Friedhof im Nowosibirsker Stadtteil Perwomaiski, auf dem über 600 Kriegsgefangene aus 12 Ländern ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Anlässlich des Volkstrauertags hat das Deutsche Generalkonsulat Novosibirsk Mitglieder der russischen und deutschen Gemeinde vor Ort auf eine Fahrt zu zwei Gedenkorten eingeladen.
Faszinierenderweise verläuft quer über den schneebedeckten Friedhof eine Skiloipe. Während der Generalkonsul, der Militärattaché aus Moskau und weitere Vertreter von Kirche, deutscher und russischer Gemeinde ihre Worte am Kreuz sprechen, huscht im Hintergrund immer mal wieder ein von der ganzen Zeremonie völlig unbeeindruckter Langläufer durchs Bild. Als der Kranz niedergelegt wurde, die Gedenkminute vorbei ist und sich die Gruppe auf den Rückweg durch den Wald macht, fahren sogar zwei Kinder in bunten Skianzügen zwischen den Gedenksteinen hindurch.
Weiter geht die Fahrt in den westlich der Stadt gelegenen Bezirk Kotschenjowo. Sobald wir die Überlandstraße verlassen haben, scheint der Weg mit jedem Abzweig kleiner zu werden. Das vor uns fahrende Auto wirbelt den Schnee wie Staub auf. Obwohl wir nur etwa eine Stunde von Nowosibirsk entfernt sind, fahren wir durch so kleine Dörfer, dass man sich fragt, womit die Menschen im Winter hier wohl ihre Zeit verbringen. Das Lied, das im Radio auf Retro FM läuft, ist eine Mischung aus romantischem Kitsch („es sorgt sich das Herz, das Herz ist aufgeregt“) und nostalgischem Patriotismus („meine Adresse ist kein Haus und keine Straße, meine Adresse ist die Sowjetunion“).
Als vor lauter Schnee schon gar keine Straße mehr zu erkennen ist, erreichen wir schließlich den Dorffriedhof von Mirny. An diesem Ort wurden ebenfalls Kriegsgefangene verschiedener Nationen beerdigt, die hier von 1944 bis 1948 in der Landwirtschaft eingesetzt wurden. Obwohl es mit genau null Grad ein vergleichsweise warmer Volkstrauertag ist, trägt bereits der Wind dazu bei, dass man sich die Kälte eines sibirischen Kriegsgefangenenlagers vorstellen kann. Im Kontrast dazu steht der Name des Ortes, der mit „friedlich“ übersetzt werden kann. Die Dörfer in der Umgebung haben mit Drushny (freundschaftlich) und Swetly (hell, leuchtend) ähnlich beruhigend klingende Namen.
Zum Abschluss des Tages gibt es im Gemeindehaus in Kotschenjowo ein gemeinsames Mittagessen, das liebevoll vorbereitet wurde. - Dabei unterhalte ich mich auf Deutsch mit einer Studentin und einem Studenten, die vergangenen Sommer an einem Workcamp des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Nowosibirsk teilgenommen haben. Russen und Deutsche sitzen zusammen an einem Tisch und stoßen miteinander an. Als wäre es nie anders gewesen.

Freitag, 24. November 2017

Marbach - Rathmann & Rathmann

Der reiche Johann Sebastian Rathmann setzte sich und seinem Vater beim Bau seines Hauses Niklastorstraße 7 in Marbach ein Denkmal.
Sein Vater Johann Friedrich war von 1663 - 1688 Geistlicher Verwalter in Marbach. Er wurde 1624 in Göppingen als Sohn des königlichen Zollschreibers Bartholomäus Rathmann geboren und starb um Georgii 1688 in Marbach.
Die frei gewordene Stelle wurde an seinen Sohn Johann Sebastian vererbt, der nach dem Jurastudium Keller (Kellermeister) in Hoheneck gewesen war, er hatte die Stelle bis zu seinem Tod 1699 inne.


 Johann Sebastian Rathmann auf dem linken Konsolstein



Niklastorstraße 7 -  Baujahr 1699



Johann Friedrich Rathmann auf dem rechten Konsolstein




Möckmühl - Lebküchner Johann Jacob Kayser & Johann Gottlieb Kayser

Zur Vorweihnachtszeit passend tauchten zum ersten Mal Vorfahren auf, die den Beruf Lebküchner ausübten. - Der Beruf des Lebkuchenbäckers wird auch Lebküchner oder Lebzelter genannt. 
Nachdem die Bäcker im Spätmittelalter die Kunst des Brotbackens beherrschten, verfeinerten einige von ihnen die Teige mit Honig, Trockenfrüchten und Gewürzen. Im Nürnberger Raum wurde 1634 eine Lebkuchenzunft gegründet. Die Lebkuchenhersteller betrieben gleichzeitig mit dem Wachs, dem Nebenprodukt des Honigs, ein weiteres Gewerbe: die Wachszieherei. Sie belieferten Kirchen und Haushalte mit kunstvollen Kerzen, Wachsfiguren und Wachsbildern. Sie schnitzen selbst hölzerne Model, in denen sie das Wachs für die prachtvollen Wachsbilder gossen.
Aus den Lebküchnern entwickelten sich später die Zuckerbäcker und dann die Konditoren.


Lebzelter Hans Buel - um 1520
Pinselmalerei und Feder auf Pergament

Johann Jacob Kayser (1691-1758), Bürger und Ratsverwandter aus  Möckmühl (Landkreis Heilbronn), erlernte das Lebküchnerhandwerk. Da er auch als Handelsmann erwähnt wird, kann man annehmen, dass er seine Produkte weit über seine fränkische Heimatstadt hinaus verkauft hat.
Sein Sohn Johann Gottlieb (1720-1786), ebenfalls Lebküchner und Handelsmann, kam auf seinen Geschäftsreisen in das Haus des Meisterbäckers Staig in dem 40 km südlich gelegenen Weinstädtchen Beilstein am Fuße der Burg Hohenbeilstein. Er heiratete 1741 Maria Magdalena, Tochter des Meisterbäckers Johann Michael Staig.
Meine 6-fachen Urgroßeltern Kayser-Staig lebten mit ihren Kindern in Beilstein. Johann Gottlieb engagierte sich an seinem neuen Wohnort als Gerichtsverwandter, Amtspfleger und Waisenrichter.


Sonntag, 12. November 2017

Michel Schmid - Nunnenmacher aus Ofterdingen

Michel Schmid, mein 11-facher Urgroßvater war von Beruf Nunnenmacher. Was heute der Tierarzt macht, besorgte im Mittelalter ein Handwerker. Im Mittelhochdeutschen ist "nunne" die Bezeichnung für einen kastrierten Eber.
Bis Michel Schmid aus Ofterdingen (Landkreis Tübingen), geboren um 1555, verlängerte sich ein Zweig meines Stammbaumes gleich um 6 Generationen - dank eines Ahnenforschers auf gedbas.de, der den Ofterdinger Bürgern bis ins Mittelalter auf der Spur ist.


Ofterdingen anno 1683 - Forstlagerbuch Andreas Kieser


Beim Schuhmacher Martin Hartmayer und seiner Ehefrau Regina Händlin, beide ohne weitere Daten, endete dieser Familienzweig bisher. Der Sohn Johann Jacob ist 1749 in Großbottwar geboren. Aus Regina Händlin wurde durch aufmerksames lesen des Großbottwarer Kirchenbuches Maria Rosina Händle. Das Eheregister blätterte ich ab 1749 rückwärts und kam ganz schnell auf die Heirat am 29. August 1747 von "Martin Hartmayer, Sebastian Hartmayers, Bürger und Metzger zu Ofterdingen lediger Sohn" und "Maria Rosina Händlerin, Georg Händles Bürger und Weingärtner allhier ledige Tochter".
Martin starb mit 51 Jahren einen Tag vor Heilig Abend 1772, seine Witwe heiratete 6 Monate später den Witwer Johann Michael Trefz, Bauer auf dem Weiler Fürstenhof, Gemeinde Großaspach.

Die weitere Suche nach der Familie Hartmayer und weiteren Vorfahren aus Ofterdingen bei gedbas.de war ein voller Erfolg, mein Stammbaum vergrößerte sich um 65 (!) Vorfahren. Der Einsender vermerkt noch: "Konnte ich aufgrund dieser Daten-Einstellungen anderen Familienforschern zusätzliche oder gar neue Informationen zu bestimmten Personen und/oder Familien ermöglichen, so freut es mich!" - Die Freude ist ganz meinerseits und ein "Herzliches Dankeschön" geht per E-Mail nach Zimmern ob Rottweil.



Samstag, 4. November 2017

Werner & Pfleiderer - Bakery Technologies

Jeder oder fast jeder Schwabe hat in seinem Stammbaum einen "Pfleiderer". Und wer bei uns keinen Pfleiderer in der Familie hat kam wenigstens in den Genuss einer Brezel deren Teig in einer Knetmaschine von W&P zubereitet wurde.
Weltbekannt wurde der Name Pfleiderer durch die schwäbische Firma Werner & Pfleiderer aus Cannstatt in Württemberg, gegründet 1880. W&P besitzt bereits 10 Jahre nach der Gründung Niederlassungen in London, Paris, Wien, Moskau und Saginaw (Michigan), USA.

Cannstatter Misch- Knet-Maschinen und Dampf-Backofen-Fabrik
Werner und Pfleiderer Cannstatt (Württbg.)
Berlin, Köln, Wien, Paris, London, Moskau, Saginaw USA
Patente in allen Ländern
145 höchste Auszeichnugen



Elftausendsiebenhundertundneunzehn Verwandte und 833 Fotos der Großfamilie (Stand 2. November 2017) enthält der Online-Stammbaum Pfleiderer, Felder and others: von A wie Abbott bis Z wie Zwink. Machen Sie sich auf die Suche nach Ihren Vorfahren. Viel Erfolg!