"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt
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Montag, 28. März 2016

Höpfigheim - der Wilddieb

Wer kennt noch das Volkslied "Der Wilddieb" aus den 1930ern? Das dramatisch endende Lied mit dem sterbenden Förster hörten wir von der alten krächzenden Schelllackplatte bei Oma und Opa. Lieder vom Wilddieb, von der Försterliesel, von Wildbächen und Schwarzwaldmädeln waren damals "in".


Was schleicht dort im nächtlichen Walde so einsam wildernd umher?
Wer hält in seiner Rechten so krampfhaft fest sein Gewehr?
Wer hält in seiner Rechten so krampfhaft fest sein Gewehr?

Da tritt aus dem nahen Gebüsche ein stolzer Hirsch hervor!
Er wittert nach allen Seiten, hebt stolz sein Geweih empor.
Er wittert nach allen Seiten, hebt stolz sein Geweih empor.

"Halt, Schurke, die Büchse herunter!" So tönt es von drüben her.
"Dich, Wilddieb, dich such' ich schon lange, von der Stelle kommst du mir nicht mehr!"
"Dich, Wilddieb, dich such' ich schon lange, von der Stelle kommst du mir nicht mehr!"

Der Wilddieb, er gibt keine Antwort, er kennt seine sichere Hand.
Ein Knallen und gleich drauf ein Aufschrei, und der Förster lag sterbend im Sand. 
Ein Knallen und gleich drauf ein Aufschrei, und der Förster lag sterbend im Sand.

"Du bist heut' im Zweikampf gefallen", der Wilddieb drauf reumütig spricht:
"Du hast deine Pflicht treu erfüllet, doch das, was ich tat, weiß ich nicht."

"Du hast deine Pflicht treu erfüllet, doch das, was ich tat, weiß ich nicht."

Da drückte der Wilddieb dem Förster die gebrochen Augen zu
und flüsterte leise die Worte: "Gott schenke dir ewige Ruh'."

und flüsterte leise die Worte: "Gott schenke dir ewige Ruh'."

Er stellt sich im Ort dem Gendarmen, gepeinigt von Reue und Not.
"Gott schenk' meiner Seele Erbarmen, ich büß´ für des Försters Tod!"

"Gott schenk' meiner Seele Erbarmen, ich büß´ für des Försters Tod!"

Anders als in diesem Volkslied endete die Wilddieberei des siebzehnjährigen Johannes Wägerle aus Höpfigheim. Der Sohn des Bürgers, Soldaten und Webers Johann Christian Wägerle und seiner Ehefrau Christina Katharina Ruckwied ist am 15. Mai 1825 morgens um 4 Uhr verstorben. Im Totenregister ist unter der Rubrik "Krankheit oder zufällige Todesart" eingetragen: "wurde im Wald erschoßen ... vom Jäger ..."

Im Höpfigheimer Ortsarchiv befindet sich ein Gemeinderatsprotokoll von 1825 mit der Abschrift eines Urteils des Esslinger Kreisgerichts, das dem Schultheißenamt Höpfigheim vom Oberamtsgericht Marbach, zugestellt worden war.
„Im Namen des Königs: Zu der von dem Königl.O.Amtsgericht Marbach verhandelten Untersuchungssache gegen den Hofjäger Josef Berger von Murr erkennt der Criminal Senat des Gerichtshofs für den Neckarkreis, daß 1.) die gegen den angeschuldigten Berger erhobene Anklage der Tötung des Johannes Wägerle von Höpfigheim bis auf weiteres zu beruhen hat, und daß 2.) Christian Wägerle, Vater des Getöteten, wegen Wilderey-Versuchs neben der Verbindlichkeit zu Bezahlung seiner Arrest –und Untersuchungskosten zu einer 3-monatlichen Arbeitshausstrafe in Markgröningen verurteilt sein solle. So beschlossen im Criminal Senat des Königl.Gerichtshofs für den Neckarkreis Eßlingen, 25.Juni 1825“.

War es der Sammler- und Jägerinstinkt der junge Männer zur illegalen Wilddieberei animierte oder war es in den Hungerjahren einfach aus der Not heraus, im Wald illegal nach einem guten und großen Braten für die 10-köpfige Familie zu jagen?

 


Mittwoch, 3. September 2014

Vergesst die alten Mühlen nicht - Hankertsmühle en miniature

Überbleibsel der Hankertsmühle - Torbogen und Steinsäulen - findet man an ihrem ursprünglichen Platz im Rottal, dass es jedoch auch ein Holzmodell mit der Mühle meiner Vorfahren, der Familie Klenk, gibt, übertraf alle Erwartungen bei der Suche nach Informationen. Der Tipp dazu, von einem Bürgermeister aus dem Schwäbischen Wald, erwies sich als Volltreffer. 


Modell der Hankertsmühle




die Originalsäulen der Mühle liegen heute noch im Rottal


die "Müllers" aus dem Rottal


Holz für den Winter & Mühlräder ...



... Vogelhäuser


Treppe ins Wohnhaus der "Müllers"


Mühlrad & Sägemühle


"Vergesst die alten Mühlen nicht"

Die Hankertsmühle, 1371 erstmalig erwähnt, war eine der größten und bedeutendsten Anlagen im Schwäbischen Wald. Die Gebäude der Mühle bestanden aus Mahlmühle, Sägemühle, Wohngebäude, Scheune, Kellerhaus und einem Wasch- und Backhaus. 

Ein herzliches Dankeschön an den (bisher noch) unbekannten Modellbauer, der damit die Hankertsmühle nicht in Vergessenheit geraten lässt. 

Sonntag, 27. Oktober 2013

Waldglas - Glasmuseum Spiegelberg

Im Schwäbischen Wald, Heimat meiner Vorfahren, gab es einst Waldglashütten. Das reich bewaldete Gebiet der Löwensteiner Berge und des Mainhardter Waldes bot alles, was zum Betrieb der Waldglashütten nötig war: Holz, Quarzsand und Wasser.
Typisch für Waldglas ist die grüne Farbe, die durch das im Quarzsand enthaltene Eisenoxid zustande kommt. Obwohl die Waldgläser meist Gebrauchsgläser waren, besitzen sie eine große Formenvielfalt und reichhaltige Verzierungen.



Im Schwäbisch-Fränkischen Wald sind insgesamt 25 Hüttenstandorte nachgewiesen. Aus den meisten haben sich noch heute bestehende Ortschaften entwickelt. Die älteste urkundlich erwähnte Glashütte  ist Weihenbronn (1430), gefolgt von Altlautern (1488) und Stangenbach (1505). Die längste Bestandszeit hatte Neulautern (1530 - 1822). Als letzte Glashütte beendete Erlach 1865 die Produktion. Von besonderer Bedeutung war die Spiegelberger Manufaktur, die als einzige Spiegel herstellte. Sie wurde 1705 gegründet und bestand bis 1820.
Quelle: Glashaus Spiegelberg

Im Glasmuseum Spiegelberg kann man sich auf eine Reise in die Welt der Glas- und Spiegelmacher begeben. Produkte aus längst vergangenen Zeiten lassen erahnen, welche Glaskunst einst in unseren Wäldern gefertigt wurde. Die Ausstellung präsentiert Glas vom späten Mittelalter bis in die Gegenwart.


Spiegel der Glashütte Spiegelberg aus dem 18. Jahrhundert


Im Glasmuseum blätterte ich im "Heimatbuch Spiegelberg", fand zu meiner Überraschung einen Artikel über den Hetzelhof
Aus dem Heimatbuch: 1887 wurde die Scheune abgebrochen und kam nach Kleinaspach. Die Nassacher bedauerten es, dass der Hetzelhof aufgeforstet wurde. Der Boden soll dort ertragreicher gewesen sein als der größte Teil der Nassacher Sandböden. Fast alle Wiesen waren reich mit Obstbäumen bepflanzt. Später, als der Staat schon aufforstete, waren diese ein beliebtes Ziel für die Nassacher Kinder, da sich um das Obst, das die Bäume noch trugen, sonst niemand kümmerte. Eine besondere Pflaumenart, hier Hengst genannt, wurde vom Hetzelhof hierhergebracht. Die Nassacher Männer halfen beim Schlagen und Abtransport der Obstbäume.


Mittwoch, 28. August 2013

Hardtgericht - Hardtrichter - Hardtwald

Vorfahren aus Murr und Marbach waren "Hardtrichter". Was steckt jetzt aber hinter dieser "Berufsbezeichnung"?

In einem alten schwäbischen Wörterbuch steht dieser Satz: "das Hardtgericht in Murr bestand aus dem gewählten Hardtschultheißen und 15 Hardtrichtern"

Aus dem Geographisch Statistisch-Topographischen Lexikon von Schwaben (1791): Haardt = ein groser Wald, im Umfang des wirttembergschen Amts Marbach, zwischen Rielingshausen, Kleinaspach, Steinheim, und Kleinbottwar. Er enthält mit den anstossenden Herrschaft- und Kommunwaldungen, die mit ihm ein ganzes ausmachen, 3.000 Morgen, bestehet meist aus Eichen, dann Birken, Aspen, Buchen und den gewöhnlichen Gesträucharten. Er ist eine alte Stiftung, welche den 7 Orten Marbach, welches ein Fünftel des Ganzen besizt, Benningen, Pleidelsheim, Murr, Steinheim, Erdmannhausen und Beihingen, gemeinschaftlich gehört. Aus diesen Orten werden zwölf sogenannte Haardtrichter erwählt, deren Haupt ein Haardtschultheiß, und deren Aktuar (Schreiber) der jeweilige Klosterhofmeister zu Steinheim war. Diese Richter bilden das Hardtgericht, welches alle Jahre am Tage Georgi (23. April) frühe im Dorfe Murr zusammen kommt, und unter einer Linde, bei dem Dorfe Murr ein Haardtgericht hält, wobei die Angelegenheiten dieses Waldes in Berathschlagung genommen werden. 
Alle zwei Jahre werden den Bürgern dieser 7 Orte unentgeltlich 50 Büschel Holz ausgetheilt, oder ihnen ein gewisser Plaz angewiesen, wo sie das Buschholz selbst abholzen dürfen. Merkwürdig ist, dass jede Wöchnerinn eines ehlichen Kindes, ein solches Bürgerloos ausserordentlich erhält. 
Das Stammholz wird für eine geringe Abgabe, denjenigen Bürgern gegeben, die nothwendiges Holz zum Bauen gebrauchen. Es ist schon von selbst zu vermuthen, dass die Hardtrichter sich bei den Holzabgaben nicht werden vergessen haben. Es wurde bei dieser Selbstadministration lange Zeit tolle gewirthschaftet, bis von dem gegenwärtigen Klosters Hofmeister zu Steinheim eine bessere Oekonomie eingeführt, und der künftigen Verwüstung des Waldes, durch die Haardtrichter, die einen eigentlichen Handel mit Eichen bisher treiben, Grenze gesetzt wurden. Durch eine 1796 erschienene herzogliche Kommission wurde nun auch die Oberaufsicht des Waldes und das Präsidium bei dem Haardtgericht, dem Klosterhofsmeister zu Steinheim übergeben, welche vormals der Haardtschultheiß hatte.
Dieser große Wald, der in einer holzarmen Gegend liegt, ist ein theures Kleinod für diese Gegend, und verdient aus mehr als einer Rücksicht geschont zu werden. Der Ingenieur Lieutenant Haug zu Ludwigsburg hat diesen großen Wald aufgenommen, und auf einer großen Karte auf mehreren großen Bogen gezeichnet.