Vorfahren aus Murr und Marbach waren "Hardtrichter". Was steckt jetzt aber hinter dieser "Berufsbezeichnung"?
In einem alten schwäbischen Wörterbuch steht dieser Satz: "das Hardtgericht in Murr bestand aus dem gewählten Hardtschultheißen und 15 Hardtrichtern"
Aus dem Geographisch Statistisch-Topographischen Lexikon von Schwaben (1791): Haardt = ein groser Wald, im Umfang des wirttembergschen Amts Marbach, zwischen Rielingshausen, Kleinaspach, Steinheim, und Kleinbottwar. Er enthält mit den anstossenden Herrschaft- und Kommunwaldungen, die mit ihm ein ganzes ausmachen, 3.000 Morgen, bestehet meist aus Eichen, dann Birken, Aspen, Buchen und den gewöhnlichen Gesträucharten. Er ist eine alte Stiftung, welche den 7 Orten Marbach, welches ein Fünftel des Ganzen besizt, Benningen, Pleidelsheim, Murr, Steinheim, Erdmannhausen und Beihingen, gemeinschaftlich gehört. Aus diesen Orten werden zwölf sogenannte Haardtrichter erwählt, deren Haupt ein Haardtschultheiß, und deren Aktuar (Schreiber) der jeweilige Klosterhofmeister zu Steinheim war. Diese Richter bilden das Hardtgericht, welches alle Jahre am Tage Georgi (23. April) frühe im Dorfe Murr zusammen kommt, und unter einer Linde, bei dem Dorfe Murr ein Haardtgericht hält, wobei die Angelegenheiten dieses Waldes in Berathschlagung genommen werden.
Alle zwei Jahre werden den Bürgern dieser 7 Orte unentgeltlich 50 Büschel Holz ausgetheilt, oder ihnen ein gewisser Plaz angewiesen, wo sie das Buschholz selbst abholzen dürfen. Merkwürdig ist, dass jede Wöchnerinn eines ehlichen Kindes, ein solches Bürgerloos ausserordentlich erhält.
Das Stammholz wird für eine geringe Abgabe, denjenigen Bürgern gegeben, die nothwendiges Holz zum Bauen gebrauchen. Es ist schon von selbst zu vermuthen, dass die Hardtrichter sich bei den Holzabgaben nicht werden vergessen haben. Es wurde bei dieser Selbstadministration lange Zeit tolle gewirthschaftet, bis von dem gegenwärtigen Klosters Hofmeister zu Steinheim eine bessere Oekonomie eingeführt, und der künftigen Verwüstung des Waldes, durch die Haardtrichter, die einen eigentlichen Handel mit Eichen bisher treiben, Grenze gesetzt wurden. Durch eine 1796 erschienene herzogliche Kommission wurde nun auch die Oberaufsicht des Waldes und das Präsidium bei dem Haardtgericht, dem Klosterhofsmeister zu Steinheim übergeben, welche vormals der Haardtschultheiß hatte.
Dieser große Wald, der in einer holzarmen Gegend liegt, ist ein theures Kleinod für diese Gegend, und verdient aus mehr als einer Rücksicht geschont zu werden. Der Ingenieur Lieutenant Haug zu Ludwigsburg hat diesen großen Wald aufgenommen, und auf einer großen Karte auf mehreren großen Bogen gezeichnet.
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