"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Mittwoch, 28. Juni 2017

"Zum roten Ochsen" in Bad Herrenalb

Das Posthotel ist die älteste Beherbungsstätte in Bad Herrenalb außerhalb der Klostermauern und hieß einmal "Herberge vor dem Tor". Später nannte man die Herberge "Gasthaus zum roten Ochsen", später dann "Klosterschänke". Das Gebäude wurde 1898 um einen Hotelbau erweitert und "Mönch's Posthotel" genannt. Das imposante Wirtshausschild aus dem Jahr 1780 ist heute noch erhalten.

Johann Jacob Benckiser, geboren um 1640, war einst Gastgeber (Wirt) "Zum roten Ochsen" in Herrenalb. Johann Jacob ist mein 8-facher Urgroßvater. Seine Tochter Anna Rosina heiratete 1698 Johann Georg Hartmann (* um 1670), den Marbacher Metzgerzunftmeister, Hardtrichter und Gerichtsverwandten. Die gemeinsame Tochter Christina Catharina (1701 - 1754) heiratete im Alter von 18 Jahren den verwitweten und 14 Jahre älteren Ochsenwirt Hans Leonhard Pfuderer aus Murr.
Auch über größere Entfernungen hinweg funktionierte damals die Heiratspolitik der wohlhabenden Metzger und Gastwirte.


Posthotel vor etwa 100 Jahren

Das Hotel wurde 1939 beschlagnahmt, diente als Lazarett für deutsche Soldaten und später als Kaserne französischer Besatzungstruppen, zuletzt als Unterkunft für Verschleppte. Erst 1952 wurde das völlig heruntergekommene Haus freigegeben.
Werner Mönch wagte den Neuanfang und führte das Hotel samt Gasthaus zu ungeahnter Blüte. Von 1965 bis 1993 war die "Klosterschänke" mit einem Michelin-Stern dekoriert. 
Vor einigen Jahren erwarb eine sibirische Investorengruppe das Traditionshaus in Bad Herrenalb. Die Wiedereröffnung konnte bisher noch nicht erfolgen, es gibt wohl aufgrund der Sanktionen Schwierigkeiten mit dem Geldtransfer von Russland nach Deutschland. 



anno 1663 - Facebook 2017

Vor einigen Tagen wurde dieses alte Gedicht von Mönchs Posthotel auf Facebook gepostet. Ein Schild mit diesem Gedicht hing 1663 in der Gaststätte, also ungefähr zu der Zeit als mein Vorfahre Gastgeber im "Roten Ochsen" gewesen ist.

Zum schwarzen Walde vorzeiten
Da zogen der Mönche zwei
Gar müde des vielen Psalmierens
Und der ewigen "Ochserei".

Und mit den beiden Mönchen
Da zog die Freude ins Land,
Sie gründeten Kloster und Schänke,
Zum "Ochsen" ward sie genannt.

Und wo die frommen Seelen
Gar fröhlich einst gehaust
Da wird auch jetzt noch fröhlich
Gezechet und geschmaust.





Friedrich Schiller - unsere Vorfahren vom Röhrachhof

E oder O oder U ? An einem einzigen Buchstabe kann es scheitern, dass man seine Ahnenliste nicht vergrößern kann. - Anna Magdalena MENZ, eine meiner 5-fachen Urgroßmütter ist um 1734 auf dem Röhrachhof bei Kleinaspach geboren. Egal wo ich suchte, ihren Vater konnte ich nicht finden. Sie hieß auch einmal MONZ(in) und wiederum fand ich keinen Vater. Im Totenregister von Murr steht, dass sie im Alter von 67 Jahren 2 Monaten und 26 Tagen verstorben ist. Im Kirchenbuch der zuständigen Pfarrei Rietenau fand ich daraufhin ihren Geburtstag am 11. November 1734, ihre Eltern sind Johannes MUNZ und Ehefrau Agnes Traub. Mit viel Ausdauer führt die Puzzelei doch zum Erfolg. Bei Sixt Pfleiderer - geboren um 1519 in Rauental bei Aalen und 1561 "entleibt" - endete die Suche.

Zunächst fand ich heraus, dass Friedrich Schillers Großmutter mütterlicherseits auch Munz heißt und vom Röhrachhof stammt. Wie man auf der Zeichnung von Andreas Kieser sieht, bestand der Hof damals nur aus wenigen Häusern, also ist es naheliegend, dass wir irgendwie zusammengehören. Der berühmte Friedrich Schiller, mit dem ich bisher nur den Geburtsort Marbach gemeinsam hatte, samt seinen Vorfahren, ist bei den Familiendaten der Martinszeller Familienstiftung zu finden. Volltreffer, auch meine Vorfahren Johannes Munz und Ehefrau Agnes Traub gehören zu diesen Familiendaten. Die Eltern von Johannes Munz, Johannes Munz und Anna Katharina Pfleiderer(1672 - 1734)  sind die Urgroßeltern des Dichters Friedrich Schiller und meine 7-fachen Urgroßeltern.


Röhrachhof anno 1686 - Forstlagerbuch Andreas Kieser


Anna Katharina Pfleiderer stammt aus Oberschöntal bei Backnang. Ihr Vater Veit Pfleiderer, anno 1631 auf dem Ungeheuerhof geboren, war Schultheiß in Oberschöntal. Das Haus des Schultheißen Veit Pfleiderer ist das älteste Haus in Oberschöntal, stammt vermutlich aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.


Oberschöntal anno 1686 - Forstlagerbuch Andreas Kieser



Friedrich Schiller
1759 Marbach - 1805 Weimar




Sonntag, 18. Juni 2017

Liberté - Égalité - Fraternité

Da die Geschichte Deutschlands über Jahrhunderte mit der Geschichte Frankreichs eng verbunden ist, unsere Vorfahren in den vielen Kriegen zwischen beiden Ländern unendlich viel Leid erfahren haben und Emmanuel Macron bei den Parlamentswahlen heute die absolute Mehrheit erhielt und ich zur Zeit sein Buch Revolution - Wir kämpfen für Frankreich lese, wird es heute mal politisch. 
Sein Buch ist sehr empfehlenswert und ein MUSS für jeden deutschen Politiker. Danach kommt man sicher nicht mehr in Versuchung sich Martin Schulz als Bundeskanzler vorzustellen. Macron der ENA-Absolvent - Schulz der Schulabbrecher. 


"Unser Land kann sich nicht aufrecht halten und nicht mutig vorwärts gehen, wenn wir nicht wissen, woher wir kommen. Die Weitergabe unserer Traditionen ist eine nationale Aufgabe. So kann jedermann wissen, woher er kommt und wo er hingeht, heute, wo alles immer mehr beschleunigt wird, und es weniger feste Anhaltspunkte gibt als früher. Zum Vorteil aber auch zum Nachteil.
Man ist nichts und kann sich auch nicht entwickeln, wenn man nicht bereit ist, Dinge anzunehmen. Solange man nicht bereit ist, zu lernen, was andere vor einem gelernt haben. Man kann Frankreich nicht gestalten und nicht in unserer Gesellschaft aufgehen, wenn man sich nicht mit ihrer Geschichte beschäftigt, ihrer Kultur, ihren Wurzeln, ihren Persönlichkeiten: Chlodwig, Jeanne d'Arc, Heinrich IV., Danton, Napoleon, Gambetta, de Gaulle, den Soldaten aus dem Jahr II (des Revolutionskalenders), den Senegalschützen, den Kämpfern der Résistance, allen, die die Geschichte unseres Landes geprägt haben." (aus: Revolution )

Ganz unerwartet bin ich Francois Hollande, seinem Amtsvorgänger, im Schlosshof Ludwigsburg und in Verdun begegnet. Small talk und Hände schütteln. Ob Emmanuel Macron in den kommenden fünf Jahren wohl das Glück haben wird mit mir ein paar Worte zu wechseln ...  :-)





Sonntag, 11. Juni 2017

Metzger - Hirschwirt - Pfarrer - Zollverwalter

Die Vorfahren meiner Urgroßmutter Friederike Luise Rörich endeten mütterlicherseits bisher bei ihren Urgroßeltern, dem Kellereiküfer Johann Georg Eitel (*1741 Lomersheim) und Christina Dorothea Abele (*1748 Hessigheim).


Lomersheim anno 1684 - Forstlagerbuch Andreas Kieser

"Sieben auf einen Streich" war das Ergebnis der "tapferen Sucherin". Johann Georg und Christina sind meine 4-fachen Urgroßeltern, um sieben Generationen wurde dieser Zweig verlängert und endet jetzt bei Johann Spindler (*um 1470 Schwäbisch Gmünd) und Margarethe Blum (*um 1480 Göppingen). Dazwischen liegen 4 Metzger-Generationen der Familie Eitel in Lomersheim und Mühlhausen an der Enz. Johann Georgs Vater war außerdem noch Hirschwirt in Lomersheim. Der Schwiegervater des Mühlhausener Metzgers Johann Friedrich Eitel (*1682), Johann Georg Eichner (*1623 Esslingen), studierte in Tübingen und Straßburg Theologie und war Pfarrer in Grömbach, Grünwettersbach, Nußbaum und Lomersheim. 
Aber ein Pfarrer kommt selten allein. Im Pfarrerbuch Herzogtum Württemberg bei Württembergische Kirchengeschichte online findet man nach fast 400 Jahren den Lebenslauf von Johann Georg und den Hinweis auf seinen Schwiegervater, den Pfarrer Johann Spindler (*um 1590 in Holzheim, Göppingen). Johann war Pfarrer in Dürrmenz und verstarb dort am 31. Oktober 1635: "1635 starb Johann Spindler, Pf. Dürrmenz, welcher bei diesen elenden Kriegswirren, hernach nach Bretten, postea auf Vaihingen entwichen und zwar sich endlich wieder zu seiner Pfarre begeben, wegen des von denen Soldaten eingenommenen großen Schreckens in Melancholiae verfallen und daran gestorben".


Dürrmenz anno 1682 - Forstlagerbuch Andreas Kieser

Sein Vater Matthias (*1560 Göppingen) war nach seinem Theologiestudium in Tübingen Pfarrer in Winterbach, Holzheim (Göppingen), Linz an der Donau und Wurmberg, wo er um 1599 verstorben ist. Petrus (Peter) Spindler, der Vater von Matthias ist ebenfalls in Göppingen geboren. Er war württembergischer Zollverwalter: "schon vor 1568 war er 'Wirtembergischer Tributaris' = Zollverwalter, d.h. Einnehmer der kaiserlichen, aber an Württemberg verpfändeten Zölle"

Erstaunlich ist immer wieder, dass zu den vielen Pfarrern, Metzgern und Gastwirten in meinem Stammbaum immer wieder Pfarrer, Metzger und Gastwirte hinzukommen.
Vor 40 Jahren weilte ich zu einem Seminar im 1566 erbauten Schloss in Mühlhausen ohne zu wissen, dass dort schon vor Jahrhunderten meine Vorfahren in dem 892 erstmals erwähnten Dorf an der Enz 
lebten.


Mühlhausen anno 1682 - Forstlagerbuch Andreas Kieser