"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Samstag, 23. Dezember 2017

Weihnachten 2017





Frohe Weihnachten
Merry Christmas
Joyeux Noel
Feliz Navidad 
с Рождеством
圣诞快乐


Mittwoch, 29. November 2017

Von der Alb raa auf den Stuttgarter Weihnachtsmarkt

Wir Schwaben können nicht nur Auto, also nicht nur Daimler und Porsche. Schwaben sind "Tüftele" (hochdeutsch: Tüftler). Das ist allgemein bekannt. Wer aber glaubt, dass Schwaben nur an Technik interessiert sind, der liegt falsch. Schwaben tüfteln genauso gern wenn es um Genuss geht. Und wenn sich gleich mehrere dieser "Tüftele" zusammentun, entsteht Einzigartiges.
Drei Genuss-Tüftler von der Schwäbischen Alb kamen diese Woche bei Nacht und Nebel mit ihrem gemeinsamen Projekt von der Alb raa (hochdeutsch: herunter). Der Schwertransporter mit einem "Flyingspace" der Firma SchwörerHaus aus Hohenstein nahm Kurs auf die Landeshauptstadt, stoppte genau vor dem Königsbau, mit Blick über den Stuttgarter Schloßplatz bis zum Neuen Schloß. Und bevor die Großstadt erwachte setzte der Schwerkran die aus heimischen Hölzern hergestellte Ladung ab. - Aber nach Weihnachtsmarkt sieht dieses moderne "Flyingspace", auf das ein weiteres "Flyingspace" gesetzt wurde, nicht gerade aus ... ?!


der Aromatresor entsteht vor dem Königsbau in Stuttgart

Aber um so mehr soll es in dem Aromatresor "Flyingspace" der Genuss-Tüftler nach Weihnachten duften. Dafür sorgen der neu erfundene Albstollen des BeckaBeck aus Römerstein und die Destillate und Süßweine der Manufaktur Jörg Geiger aus Schlat.


 Entwurf eines etwas anderen Weihnachtsmarktstandes

Die drei genannten schwäbischen Tüftler haben ihre Köpfe zusammengesteckt und etwas ganz Besonderes ausgetüftelt: einen eigenen Weihnachtsstollen für einen der schönsten Weihnachtsmärkte der Welt: den Albstollen für Stuttgart. Ein ganz besonderes Meisterstück mit original schwäbischem WiesenObst und den besten Zutaten, die unsere Heimat zu bieten hat. Gereift zu einem einzigartigen Genuss in einem speziell entwickelten Aroma-Tresor.


Video: Woher wir kommen

Für Johannes Schwörer, Heinrich Beck und Jörg Geiger war heute irgendwie schon Weihnachten und verständlich, dass die drei Älbler die Eröffnung des Stuttgarter Weihnachtsmarktes kaum erwarten konnten. Die Genuss-Tüftler & wir Schwaben freuen uns auf Ihren Besuch auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. 

Mehr über 



Samstag, 25. November 2017

Nordamerika - German Bier & German Wurst

Wenn ich die Erfolgsgeschichten der Auswanderer lese, denke ich 'was Württemberg durch die Auswanderung an fleißigen und kreativen Menschen verloren hat'. Andererseits, hätten es die jungen Auswanderer, Söhne von Bauern, Weingärtnern oder einfachen Handwerkern damals in den beengten Verhältnissen im Königreich Württemberg so weit gebracht? Ich meine nein. - Sie haben ihre Heimat nie vergessen und, wie die beiden jungen Auswanderer aus Benningen und Kleiningersheim, ihren wirtschaftlichen Erfolg oftmals mit ihren Heimatgemeinden geteilt.

Von Benningen am Neckar wanderte 1870 über Nacht der junge Gottlieb Storz aus. Aus ärmlichen Verhältnissen kommend, arbeitete sich der Küfer zum Millionär hoch. Im Alter von 32 Jahren wurde er Besitzer einer Brauerei in Omaha. Storz galt als "giant in the brewing world", ein 'Riese in der Brauwelt'.
Er war in schweren Zeiten der Wohltäter für seine alte Heimatgemeinde, 1922 wurde er zum Benninger Ehrenbürger ernannt.



Der 1909 in Kleiningersheim geborene Karl Ehmer wurde zum "Wurstkönig von New York", seine Handelskette mit Wurst und Fleisch reichte bis nach Florida. Der Entschluss des Metzgers nach Amerika zu gehen, wurde in Kleiningersheim mehr als nur zur Kenntnis genommen. Zum Abschied spielte der Musikverein im Gasthaus "Rössle". Am 29. August 1930 ging Karl Ehmer in Hamburg an Bord des Schiffes "Hamburg" mit dem Ziel New York.


Ehmer-Wurst ist auch heute noch in den USA gefragt. Im Angebot sind All Beef Frankfurters, Bauernwurst, Chicken Bratwurst, Chicken Apple Sausage, Farmers Liverwurst, German Bratwurst, Gelbwurst, Leberkäse, Landjäger, Long Wieners, Blutwurst ... 

Per Testament vermachte Karl Ehmer nach seinem Tod 1998 seiner Heimatgemeinde eine Million Deutsche Mark, zweckgebunden für ein Pflegeheim, das seinen Namen trägt.



Ein friedlicher Ort - Volkstrauertag in Sibirien

Dieser Post erzählt vom diesjährigen Volkstrauertag in Sibirien. Geschrieben hat diese Zeilen meine Tochter. Sie lebt ein Jahr in Novosibirsk und arbeitet dort an einer Universität.


Vereinzelte Schneeflocken fallen vom Himmel. Wie aus weiter Ferne dringt Verkehrsrauschen durch die umliegenden Bäume. Ansonsten ist es still im Wald. Schwarze Metallkreuze heben sich in scharfem Kontrast vom weißen Schnee ringsum ab. Wir stehen auf einem Friedhof im Nowosibirsker Stadtteil Perwomaiski, auf dem über 600 Kriegsgefangene aus 12 Ländern ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Anlässlich des Volkstrauertags hat das Deutsche Generalkonsulat Novosibirsk Mitglieder der russischen und deutschen Gemeinde vor Ort auf eine Fahrt zu zwei Gedenkorten eingeladen.
Faszinierenderweise verläuft quer über den schneebedeckten Friedhof eine Skiloipe. Während der Generalkonsul, der Militärattaché aus Moskau und weitere Vertreter von Kirche, deutscher und russischer Gemeinde ihre Worte am Kreuz sprechen, huscht im Hintergrund immer mal wieder ein von der ganzen Zeremonie völlig unbeeindruckter Langläufer durchs Bild. Als der Kranz niedergelegt wurde, die Gedenkminute vorbei ist und sich die Gruppe auf den Rückweg durch den Wald macht, fahren sogar zwei Kinder in bunten Skianzügen zwischen den Gedenksteinen hindurch.
Weiter geht die Fahrt in den westlich der Stadt gelegenen Bezirk Kotschenjowo. Sobald wir die Überlandstraße verlassen haben, scheint der Weg mit jedem Abzweig kleiner zu werden. Das vor uns fahrende Auto wirbelt den Schnee wie Staub auf. Obwohl wir nur etwa eine Stunde von Nowosibirsk entfernt sind, fahren wir durch so kleine Dörfer, dass man sich fragt, womit die Menschen im Winter hier wohl ihre Zeit verbringen. Das Lied, das im Radio auf Retro FM läuft, ist eine Mischung aus romantischem Kitsch („es sorgt sich das Herz, das Herz ist aufgeregt“) und nostalgischem Patriotismus („meine Adresse ist kein Haus und keine Straße, meine Adresse ist die Sowjetunion“).
Als vor lauter Schnee schon gar keine Straße mehr zu erkennen ist, erreichen wir schließlich den Dorffriedhof von Mirny. An diesem Ort wurden ebenfalls Kriegsgefangene verschiedener Nationen beerdigt, die hier von 1944 bis 1948 in der Landwirtschaft eingesetzt wurden. Obwohl es mit genau null Grad ein vergleichsweise warmer Volkstrauertag ist, trägt bereits der Wind dazu bei, dass man sich die Kälte eines sibirischen Kriegsgefangenenlagers vorstellen kann. Im Kontrast dazu steht der Name des Ortes, der mit „friedlich“ übersetzt werden kann. Die Dörfer in der Umgebung haben mit Drushny (freundschaftlich) und Swetly (hell, leuchtend) ähnlich beruhigend klingende Namen.
Zum Abschluss des Tages gibt es im Gemeindehaus in Kotschenjowo ein gemeinsames Mittagessen, das liebevoll vorbereitet wurde. - Dabei unterhalte ich mich auf Deutsch mit einer Studentin und einem Studenten, die vergangenen Sommer an einem Workcamp des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Nowosibirsk teilgenommen haben. Russen und Deutsche sitzen zusammen an einem Tisch und stoßen miteinander an. Als wäre es nie anders gewesen.

Freitag, 24. November 2017

Marbach - Rathmann & Rathmann

Der reiche Johann Sebastian Rathmann setzte sich und seinem Vater beim Bau seines Hauses Niklastorstraße 7 in Marbach ein Denkmal.
Sein Vater Johann Friedrich war von 1663 - 1688 Geistlicher Verwalter in Marbach. Er wurde 1624 in Göppingen als Sohn des königlichen Zollschreibers Bartholomäus Rathmann geboren und starb um Georgii 1688 in Marbach.
Die frei gewordene Stelle wurde an seinen Sohn Johann Sebastian vererbt, der nach dem Jurastudium Keller (Kellermeister) in Hoheneck gewesen war, er hatte die Stelle bis zu seinem Tod 1699 inne.


 Johann Sebastian Rathmann auf dem linken Konsolstein



Niklastorstraße 7 -  Baujahr 1699



Johann Friedrich Rathmann auf dem rechten Konsolstein




Möckmühl - Lebküchner Johann Jacob Kayser & Johann Gottlieb Kayser

Zur Vorweihnachtszeit passend tauchten zum ersten Mal Vorfahren auf, die den Beruf Lebküchner ausübten. - Der Beruf des Lebkuchenbäckers wird auch Lebküchner oder Lebzelter genannt. 
Nachdem die Bäcker im Spätmittelalter die Kunst des Brotbackens beherrschten, verfeinerten einige von ihnen die Teige mit Honig, Trockenfrüchten und Gewürzen. Im Nürnberger Raum wurde 1634 eine Lebkuchenzunft gegründet. Die Lebkuchenhersteller betrieben gleichzeitig mit dem Wachs, dem Nebenprodukt des Honigs, ein weiteres Gewerbe: die Wachszieherei. Sie belieferten Kirchen und Haushalte mit kunstvollen Kerzen, Wachsfiguren und Wachsbildern. Sie schnitzen selbst hölzerne Model, in denen sie das Wachs für die prachtvollen Wachsbilder gossen.
Aus den Lebküchnern entwickelten sich später die Zuckerbäcker und dann die Konditoren.


Lebzelter Hans Buel - um 1520
Pinselmalerei und Feder auf Pergament

Johann Jacob Kayser (1691-1758), Bürger und Ratsverwandter aus  Möckmühl (Landkreis Heilbronn), erlernte das Lebküchnerhandwerk. Da er auch als Handelsmann erwähnt wird, kann man annehmen, dass er seine Produkte weit über seine fränkische Heimatstadt hinaus verkauft hat.
Sein Sohn Johann Gottlieb (1720-1786), ebenfalls Lebküchner und Handelsmann, kam auf seinen Geschäftsreisen in das Haus des Meisterbäckers Staig in dem 40 km südlich gelegenen Weinstädtchen Beilstein am Fuße der Burg Hohenbeilstein. Er heiratete 1741 Maria Magdalena, Tochter des Meisterbäckers Johann Michael Staig.
Meine 6-fachen Urgroßeltern Kayser-Staig lebten mit ihren Kindern in Beilstein. Johann Gottlieb engagierte sich an seinem neuen Wohnort als Gerichtsverwandter, Amtspfleger und Waisenrichter.


Sonntag, 12. November 2017

Michel Schmid - Nunnenmacher aus Ofterdingen

Michel Schmid, mein 11-facher Urgroßvater war von Beruf Nunnenmacher. Was heute der Tierarzt macht, besorgte im Mittelalter ein Handwerker. Im Mittelhochdeutschen ist "nunne" die Bezeichnung für einen kastrierten Eber.
Bis Michel Schmid aus Ofterdingen (Landkreis Tübingen), geboren um 1555, verlängerte sich ein Zweig meines Stammbaumes gleich um 6 Generationen - dank eines Ahnenforschers auf gedbas.de, der den Ofterdinger Bürgern bis ins Mittelalter auf der Spur ist.


Ofterdingen anno 1683 - Forstlagerbuch Andreas Kieser


Beim Schuhmacher Martin Hartmayer und seiner Ehefrau Regina Händlin, beide ohne weitere Daten, endete dieser Familienzweig bisher. Der Sohn Johann Jacob ist 1749 in Großbottwar geboren. Aus Regina Händlin wurde durch aufmerksames lesen des Großbottwarer Kirchenbuches Maria Rosina Händle. Das Eheregister blätterte ich ab 1749 rückwärts und kam ganz schnell auf die Heirat am 29. August 1747 von "Martin Hartmayer, Sebastian Hartmayers, Bürger und Metzger zu Ofterdingen lediger Sohn" und "Maria Rosina Händlerin, Georg Händles Bürger und Weingärtner allhier ledige Tochter".
Martin starb mit 51 Jahren einen Tag vor Heilig Abend 1772, seine Witwe heiratete 6 Monate später den Witwer Johann Michael Trefz, Bauer auf dem Weiler Fürstenhof, Gemeinde Großaspach.

Die weitere Suche nach der Familie Hartmayer und weiteren Vorfahren aus Ofterdingen bei gedbas.de war ein voller Erfolg, mein Stammbaum vergrößerte sich um 65 (!) Vorfahren. Der Einsender vermerkt noch: "Konnte ich aufgrund dieser Daten-Einstellungen anderen Familienforschern zusätzliche oder gar neue Informationen zu bestimmten Personen und/oder Familien ermöglichen, so freut es mich!" - Die Freude ist ganz meinerseits und ein "Herzliches Dankeschön" geht per E-Mail nach Zimmern ob Rottweil.



Samstag, 4. November 2017

Werner & Pfleiderer - Bakery Technologies

Jeder oder fast jeder Schwabe hat in seinem Stammbaum einen "Pfleiderer". Und wer bei uns keinen Pfleiderer in der Familie hat kam wenigstens in den Genuss einer Brezel deren Teig in einer Knetmaschine von W&P zubereitet wurde.
Weltbekannt wurde der Name Pfleiderer durch die schwäbische Firma Werner & Pfleiderer aus Cannstatt in Württemberg, gegründet 1880. W&P besitzt bereits 10 Jahre nach der Gründung Niederlassungen in London, Paris, Wien, Moskau und Saginaw (Michigan), USA.

Cannstatter Misch- Knet-Maschinen und Dampf-Backofen-Fabrik
Werner und Pfleiderer Cannstatt (Württbg.)
Berlin, Köln, Wien, Paris, London, Moskau, Saginaw USA
Patente in allen Ländern
145 höchste Auszeichnugen



Elftausendsiebenhundertundneunzehn Verwandte und 833 Fotos der Großfamilie (Stand 2. November 2017) enthält der Online-Stammbaum Pfleiderer, Felder and others: von A wie Abbott bis Z wie Zwink. Machen Sie sich auf die Suche nach Ihren Vorfahren. Viel Erfolg!



Donnerstag, 19. Oktober 2017

Johannes Spring - Burg Stettenfels

Breit, mächtig und weithin sichtbar thront die Burg Stettenfels über Untergruppenbach. Keiner kann sie übersehen der auf der Autobahn von Stuttgart aus nach Norden fährt oder sich von Heilbronn aus ostwärts in Richtung Löwensteiner Berge begibt. 




Im 11. Jahrhundert erbaut, war sie wohl ein Sitz der Calw-Löwensteiner Grafen. Im Laufe der Jahrhunderte hatte Burg Stettenfels zahlreiche Besitzer, u.a. Ritter Burkhard von Sturmfeder, Herzog Ulrich von Württemberg, die Bankiersfamilie Anton Fugger von der Lilie, Siegfried Levi, ab 1945 die amerikanische Vermögensverwaltung und 1951 erhielt Siegfried Levi seinen Besitz zurück. 
Seit 1994 kümmert sich der jetzige Eigentümer Architekt Roland Weimer um die dringend gewordene Renovierung. Die Nutzung der Burg ist vielseitig: Biergarten, Konzerte, Theater und die Festsäle werden vielseitig genutzt. Stettenfels ist heute ein Ort mit Tradition und besonderem Charme.




Johannes Spring, mein 9-facher Urgroßvater, war von 1639 bis 1644 "Fuggerscher Präfekt" auf Burg Stettenfels. Er war Hauslehrer beim gräflich fuggerischem Nachwuchs. Danach war er 56 Jahre lang Pfarrer in Oberstenfeld und Murr. Im August 1700, nur wenige Monate nach Beginn des Ruhestandes verstarb er in Steinheim im Alter von 81Jahren und wurde


"auf dem Gottesacker nächst bey der Kirche christlich bestattet".




Gedenktafel für Johannes Spring an der Martinskirche in Steinheim

Mittwoch, 18. Oktober 2017

Von Hugenbeckenreute über Murr nach Buffalo

Hugenbeckenreute? Bis vor 10 Tagen noch nie gehört. Dabei war ich der Meinung, dass ich die Dörfer im  Schwäbischen Wald kenne, zumindest dem Namen nach.


Heute war ich also in Hugenbeckenreute und in Kirchenkirnberg zu dessen Pfarrei Hugenbeckenreute gehört. Unter dem großen Viadukt hindurch ging es weiter zur Laufenmühle, vorbei an rauschenden Wasserfällen, dann von der Landstraße rechts ab den schmalen Weg hinauf in den Weiler Steinbach ganz nah am Viadukt über das die Schwäbische Waldbahn fährt. Weiter ins Tal hinab nach Klaffenbach und weiter zur evangelischen Kirche nach Rudersberg. In diesem Teil des Schwäbischen Waldes scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, um so krasser war es wieder in meine dicht besiedelte Heimat zu kommen.


Pfarrhaus in Kirchenkirnberg

Zu Hugenbeckenreute: Vor 10 Tagen kam eine Message aus USA wegen Maria Magdalena Blank, geboren 1826 in Murr, die in meinem Online-Stammbaum steht, aber nicht zu meinen Vorfahren gehört. Und so machte ich mich auf die Spurensuche.


Klaffenbach anno 1686 - Forstlagerbuch Andreas Kieser

Maria Magdalena heiratete 1852 den aus Klaffenbach stammenden Zimmermann Jakob Mayle. Sein Vater Johann Georg ist 1791 in Steinbach geboren, mehr als 100 Jahre bevor dort das Viadukt über den Strümpfelbach gebaut wurde. Die Mutter von Jakob, Salome Frank, ist 1794 in 'Hugenb......' bei Kirchenkirnberg geboren. Den Geburtsort konnte ich im Familienregister nicht lesen, selbst raten blieb ohne Erfolg. Hier konnte nur der Wanderwalter (wanderwalter.de) weiterhelfen, denn dort ist jede Mühle, jeder Bach und auch jeder Weiler zu finden. Und tatsächlich fand ich auf einer Waldlichtung ein Gehöft mit dem Namen 'Hugenbeckenreute'.


Hugenbeckenreute auf einer Lichtung im Schwäbischen Wald

Im Staatsarchiv Ludwigsburg gibt es eine topographische Karte aus dem Jahr 1831 mit dem Wohnplatz 'Hugenbeckenreute', der damals aus 2 Gebäuden bestand und 1764 erstmals erwähnt wurde. Drumherum ist der Eulenwald und der Sandwald.
In der Beschreibung des Oberamts Gaildorf aus dem Jahr 1852 wird der Wohnplatz auch genannt: Hugenbeckenreute auch 'Drehershof' genannt, auf einem Hügel, ein ganz kleines vor etwa 80 Jahren angelegtes Gut, 10 Einwohner.

Huckenbeckenreute ist also in den waldreichen Bergen, wo sich, wie wir aus dem Flachland sagen: "Fuchs und Hase gute Nacht sagen." - Wie muss es dort vor 200 Jahren gewesen sein? Dichter Wald, wenig Felder, unbefestigte Straßen und die Waldbahn gab es noch nicht. Und trotzdem fand Salome, Tochter eines Bauern aus Hugenbeckenreute, in diesem dünn besiedelten Gebiet ihren Ehemann aus dem Weiler Steinbach.


Steinbach vor dem Viadukt der Schwäbischen Waldbahn


uralte Scheune in Steinbach

Man kann vermuten, dass der junge Zimmermann bei Holzfällarbeiten von Steinbach am Strümpfelbach nach Hugenbeckenreute hinauf gekommen ist. Seinen Sohn Jakob, ebenfalls Zimmermann von Beruf, zog es weiter weg nach Murr im Oberamt Marbach.
Die Handwerker gingen nach Abschluss der Lehrzeit auf Wanderschaft. "Auf der Walz" konnten die Gesellen neue Arbeitspraktiken, fremde Orte, Regionen und Länder kennenlernen und Lebenserfahrung sammeln. Und so mancher Handwerkergeselle hat sich "auf der Walz" verliebt. So könnte es auch bei Jakob Mayle (*1822) und Maria Magdalena Blank (*1826) gewesen sein. - Drei ihrer vier Kinder verließen den Heimatort Murr und wanderten nach Nordamerika aus. Die Nachfahren der ausgewanderten Tochter Magdalena Friederike (*1855), die wenige Wochen nach dem frühen Tod ihres Vaters geboren ist, leben heute in Buffalo.


Johanneskirche in Ruderberg
zu dessen Pfarrei auch die Einwohner von Steinbach gehörten



Sonntag, 15. Oktober 2017

Maulbronn - Hermann Hesse & Bäbber


Was man so alles im Kloster-Shop Maulbronn findet,
gleich neben den Werken von Hermann Hesse.



Volksfeschd, Flädle, Butterbrezla,
Kehrwoch, Sauerkraut und Spätzle,
Hightech, Riesling, s'beschde Bier,
des senn Schwabe, so senn mir !


So ganz richtig ist der Swabenslang nicht, aber Nicht-Schwaben fällt es halt nicht so auf. Der Kabarettist Christoph Sonntag sollte halt noch etwas üben.

Der Kloster-Shop bietet außer einer großen Auswahl an Postkarten und schwäbischen "Bäbbern" *) außergewöhnlich viel Werke von Hermann Hesse an. - Der Grund dafür ist, dass Hermann Hesse das evangelisch-theologische Seminar im Kloster Maulbronn besucht hat. - Aber dort zeigte sich im März 1892 der "rebellische" Charakter des Schülers. Er entwich aus dem Seminar weil er "entweder ein Dichter oder gar nichts" werden wollte und wurde einen Tag später auf dem freien Feld aufgegriffen.

In seiner 1909 erschienene Erzählung "Unterm Rad" verarbeitet Hesse seinen Aufenthalt in Maulbronn. 


*) Bäbber - deutsch: Aufkleber


Mittwoch, 13. September 2017

Verwandt & Verheiratet

Stellen Sie sich vor: Sie heiraten, fangen irgendwann an Ahnenforschung zu betreiben, Sie sind inzwischen 27 Jahre verheiratet und beginnen mit der Suche nach den Ahnen Ihres Mannes, dann finden Sie bei seinen Ahnen einige Namen die Sie bereits in Ihrem eigenen Stammbaum haben ...
Unsere Ahnenlinien treffen sich bei Bartholomäus Daubenthaler, geboren 1624 in Böhmen und Magdalena Keller, geboren 1618 in Eutendorf, Landkreis Schwäbisch Hall. Bartholomäus und Magdalena sind unsere 8- bzw. 10-fachen Urgroßeltern.
In seinem Stammbaum gibt's auch Banzhaf und Pfleiderer. Da ja alle Pfleiderer in Württemberg vom Degenhof abstammen, sind wir gleich nochmals verwandt und haben damit gemeinsame Vorfahren mit berühmten Württemberger Dichtern, Denkern und Tüftlern: Friedrich Schiller, Hermann Hesse, Robert Bosch, Artur Fischer und Paul Pfleiderer von Werner & Pfleiderer Baker Technologies.
Geboren sind wir, wie auch der Dichter Friedrich Schiller, in Marbach am Neckar. - Na wenn das keine guten Voraussetzungen für eine lange und gute Ehe sind ...

Die Stadt Marbach mit Schillers Geburtshaus, dem Goldenen Löwen, dem Schiller-Nationalmuseum und dem Literaturmuseum der Moderne ist allemal einen Besuch wert.
Selbst Königin Elisabeth II. war anläßlich ihres Staatsbesuches 1965 in der Schillerstadt Marbach.



Schillerdenkmal und Schiller-Nationalmuseum







Samstag, 9. September 2017

Kommen-Gehen-Bleiben – 200 Jahre Migration in Württemberg

Die Ausstellung „Kommen-Gehen-Bleiben – 200 Jahre Migration in Württemberg“ ist vom 15. bis 24. September 2017 im Museum für Kloster- und Stadtgeschichte in Steinheim zu sehen.

Vor 200 Jahren begann die große Auswanderungswelle aus Württemberg. 
Der württembergische König Wilhelm I. ist im höchsten Maße beunruhigt. Immer mehr Menschen wollen sein Land verlassen und sich jenseits des Atlantiks in Amerika ansiedeln. Der Grund war der Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im Jahr 1815. Ungeheure Mengen an Asche und Gestein wurden in die Stratosphäre geschleudert. Eine dunkle Wolke hat sich um Teile der Erde gelegt. Süddeutschland und die Schweiz waren betroffen. Jahre ohne Sommer folgten, es war dunkel, nass und kalt. Ernteausfälle und große Hungersnot waren die Folge. 
Die ersten großen Migrationsbewegungen begannen 1817. Auch Steinheimer Bürger sind damals nach Amerika ausgewandert. Und Zar Alexander lockte die Leute mit Land und Steuervergünstigungen nach Russland.
Die Bücher "Just a Country Boy from Kansas" und "Time's Shadow", geschrieben von Nachfahren der Steinheimer Auswandererfamilie Johann Jacob Bauer, dienten der Vorbereitung für die Ausstellung und werden in der Ausstellung zu sehen sein. Im neuesten  Wochenblatt "Steinheimer Nachrichten" wird über die Familie Bauer berichtet. Sie machten sich 1883 mit vier Kindern auf die Reise in die Neue Welt.

Diese Ausstellung ist ein "Muss" und ich freue mich auch auf den Besuch eines Ur-Ur-Enkels der Bauers. Auf ihn wartet eine "Überraschung"  wenn er sich auf die Spuren seiner Steinheimer Vorfahren begibt.



1910 - Katharina und  Johann Jacob Bauer auf ihrer Farm in Kansas 





Samstag, 15. Juli 2017

1940 - Grafeneck - 2017

Morgen ist der 77. Todestag vom Uropa meiner Tochter. Wir wissen erst seit vier Jahren, dass er am 16.Juli 1940 von den Nationalsozialisten in Grafeneck ermordet wurde. 


Gedenktafel 
Haus der Stadtgeschichte in Heilbronn


"Das Vergessen der Vernichtung ist Teil der Vernichtung selbst".


Deshalb wurden die Sterbeurkunden in den Standesämtern der Tötungsanstalten gefälscht. Der Todestag, der Todesort und die Todesursache stimmen nicht mit der Wirklichkeit überein. Jahrzehntelang wurde innerhalb der Familie geschwiegen. Völlig unerwartet bekam ich die Sterbeurkunde in die Hand. Innerhalb weniger Stunden wurde mir von der Gedenkstätte Hartheim in Österreich mitgeteilt, dass der Uropa laut Sterbeurkunde nicht in Hartheim verstorben ist, die Sterbeurkunde wurde gefälscht, er wurde in Grafeneck ermordet. Einen Tag später teilte mir die Gedenkstätte Grafeneck mit, dass der Uropa zu den 10.654 Menschen gehört, die im Jahr 1940 in Grafeneck ermordet wurden.

Wie geht man damit um? Weiterhin schweigen und untätig sein? Die Gedenkstätte Grafeneck besuchen oder alles auf sich beruhen lassen? Nach weiteren Spuren suchen? - Wir schweigen nicht. Wir haben erfolgreich nach Spuren gesucht. Wir besuchen mindestens einmal im Jahr die Gedenkstätte Grafeneck, legen Rosen auf dem Altar nieder, blättern im Namensbuch der Opfer, schreiben ins Gästebuch und gehen in das Haus der Stadtgeschichte wenn wir in seiner Geburtsstadt Heilbronn sind.
Wir schweigen nicht, denn damit hätten seine Mörder ihr Ziel "das Vergessen der Vernichtung ist Teil der Vernichtung selbst", erreicht.





Dienstag, 11. Juli 2017

Pfleiderer vom Degenhof

Pfleiderer, ein uralter schwäbischer Familienname. Hat man im Schwabenland keinen Pfleiderer in der Familie und auch keinen Nachbarn der Pfleiderer heißt, so kennt man wenigstens das Komiker-Duo Häberle & Pfleiderer alias Willy Reichert und Oscar Heiler.
Willy Reichert war der Pfleiderer, ein knitzer (schlauer) Schwabe, der oft das letzte Wort hatte. Häberle wurde von Oscar Heiler gespielt, eine Figur, die sich vornehmer gibt und meist versucht, Pfleiderer zu belehren. Themen waren schwäbische Charaktere, Philosophie im Allgemeinen, menschliche Schwächen, Schicksale und Landestypisches. Schwaben der älteren Generation haben noch das "jaa jaa - soo soo - jaa jaa ..." der beiden Komiker in den Ohren.
Die Häuser der Schwaben sind mit Pfleiderer-Ziegel aus Winnenden gedeckt und in jedem Häusle wird mit Fischer-Dübeln gschafft, denn Firmengründer Artur Fischer ist ebenfalls einer der vielen Tausend Pfleiderer-Nachfahren.
Der Schriftsteller, Dichter, Maler und Nobelpreisträger Hermann Hesse ist, wie auch der Dichter Friedrich Schiller, ein Nachfahre der Pfleiderers von der Ostalb. - Der älteste namentlich bekannte Pfleiderer (Pfleuderer) ist mein 12-facher Urgroßvater Sixt, geboren 1519 in Rauental ("in der Reute") bei Aalen, 1561 wurde er "entleibt".

Um 1575 kam sein Sohn Georg als Schäfer und Meier auf den Hof "zum Tegen" bei Hertmannsweiler (Winnenden). Der Schafhof, heute Scheurenrain 3, war seit dem Mittelalter in württembergischem Besitz und ist vermutlich das erste Wohngebäude des Ortes. Das historische Stammhaus der Pfleiderer steht unter Denkmalschutz, der Bauzustand lässt leider zu wünschen übrig.


Degenhof anno 1686
Forstlagerbuch Andreas Kieser

Ein Schäfer mit 11.000 Nachkommen schrieb der Reutlinger Generalanzeiger zum Familientreffen des Pfleidererverbandes im vergangenen Jahr.
Am Sonntag, 1. Oktober 2017, findet das nächste Familientreffen in Münsingen statt. "Wir freuen uns auf ein Wiedersehen" und auch bisher noch unbekannte Verwandte sind eingeladen.




Mittwoch, 28. Juni 2017

"Zum roten Ochsen" in Bad Herrenalb

Das Posthotel ist die älteste Beherbungsstätte in Bad Herrenalb außerhalb der Klostermauern und hieß einmal "Herberge vor dem Tor". Später nannte man die Herberge "Gasthaus zum roten Ochsen", später dann "Klosterschänke". Das Gebäude wurde 1898 um einen Hotelbau erweitert und "Mönch's Posthotel" genannt. Das imposante Wirtshausschild aus dem Jahr 1780 ist heute noch erhalten.

Johann Jacob Benckiser, geboren um 1640, war einst Gastgeber (Wirt) "Zum roten Ochsen" in Herrenalb. Johann Jacob ist mein 8-facher Urgroßvater. Seine Tochter Anna Rosina heiratete 1698 Johann Georg Hartmann (* um 1670), den Marbacher Metzgerzunftmeister, Hardtrichter und Gerichtsverwandten. Die gemeinsame Tochter Christina Catharina (1701 - 1754) heiratete im Alter von 18 Jahren den verwitweten und 14 Jahre älteren Ochsenwirt Hans Leonhard Pfuderer aus Murr.
Auch über größere Entfernungen hinweg funktionierte damals die Heiratspolitik der wohlhabenden Metzger und Gastwirte.


Posthotel vor etwa 100 Jahren

Das Hotel wurde 1939 beschlagnahmt, diente als Lazarett für deutsche Soldaten und später als Kaserne französischer Besatzungstruppen, zuletzt als Unterkunft für Verschleppte. Erst 1952 wurde das völlig heruntergekommene Haus freigegeben.
Werner Mönch wagte den Neuanfang und führte das Hotel samt Gasthaus zu ungeahnter Blüte. Von 1965 bis 1993 war die "Klosterschänke" mit einem Michelin-Stern dekoriert. 
Vor einigen Jahren erwarb eine sibirische Investorengruppe das Traditionshaus in Bad Herrenalb. Die Wiedereröffnung konnte bisher noch nicht erfolgen, es gibt wohl aufgrund der Sanktionen Schwierigkeiten mit dem Geldtransfer von Russland nach Deutschland. 



anno 1663 - Facebook 2017

Vor einigen Tagen wurde dieses alte Gedicht von Mönchs Posthotel auf Facebook gepostet. Ein Schild mit diesem Gedicht hing 1663 in der Gaststätte, also ungefähr zu der Zeit als mein Vorfahre Gastgeber im "Roten Ochsen" gewesen ist.

Zum schwarzen Walde vorzeiten
Da zogen der Mönche zwei
Gar müde des vielen Psalmierens
Und der ewigen "Ochserei".

Und mit den beiden Mönchen
Da zog die Freude ins Land,
Sie gründeten Kloster und Schänke,
Zum "Ochsen" ward sie genannt.

Und wo die frommen Seelen
Gar fröhlich einst gehaust
Da wird auch jetzt noch fröhlich
Gezechet und geschmaust.





Friedrich Schiller - unsere Vorfahren vom Röhrachhof

E oder O oder U ? An einem einzigen Buchstabe kann es scheitern, dass man seine Ahnenliste nicht vergrößern kann. - Anna Magdalena MENZ, eine meiner 5-fachen Urgroßmütter ist um 1734 auf dem Röhrachhof bei Kleinaspach geboren. Egal wo ich suchte, ihren Vater konnte ich nicht finden. Sie hieß auch einmal MONZ(in) und wiederum fand ich keinen Vater. Im Totenregister von Murr steht, dass sie im Alter von 67 Jahren 2 Monaten und 26 Tagen verstorben ist. Im Kirchenbuch der zuständigen Pfarrei Rietenau fand ich daraufhin ihren Geburtstag am 11. November 1734, ihre Eltern sind Johannes MUNZ und Ehefrau Agnes Traub. Mit viel Ausdauer führt die Puzzelei doch zum Erfolg. Bei Sixt Pfleiderer - geboren um 1519 in Rauental bei Aalen und 1561 "entleibt" - endete die Suche.

Zunächst fand ich heraus, dass Friedrich Schillers Großmutter mütterlicherseits auch Munz heißt und vom Röhrachhof stammt. Wie man auf der Zeichnung von Andreas Kieser sieht, bestand der Hof damals nur aus wenigen Häusern, also ist es naheliegend, dass wir irgendwie zusammengehören. Der berühmte Friedrich Schiller, mit dem ich bisher nur den Geburtsort Marbach gemeinsam hatte, samt seinen Vorfahren, ist bei den Familiendaten der Martinszeller Familienstiftung zu finden. Volltreffer, auch meine Vorfahren Johannes Munz und Ehefrau Agnes Traub gehören zu diesen Familiendaten. Die Eltern von Johannes Munz, Johannes Munz und Anna Katharina Pfleiderer(1672 - 1734)  sind die Urgroßeltern des Dichters Friedrich Schiller und meine 7-fachen Urgroßeltern.


Röhrachhof anno 1686 - Forstlagerbuch Andreas Kieser


Anna Katharina Pfleiderer stammt aus Oberschöntal bei Backnang. Ihr Vater Veit Pfleiderer, anno 1631 auf dem Ungeheuerhof geboren, war Schultheiß in Oberschöntal. Das Haus des Schultheißen Veit Pfleiderer ist das älteste Haus in Oberschöntal, stammt vermutlich aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.


Oberschöntal anno 1686 - Forstlagerbuch Andreas Kieser



Friedrich Schiller
1759 Marbach - 1805 Weimar




Sonntag, 18. Juni 2017

Liberté - Égalité - Fraternité

Da die Geschichte Deutschlands über Jahrhunderte mit der Geschichte Frankreichs eng verbunden ist, unsere Vorfahren in den vielen Kriegen zwischen beiden Ländern unendlich viel Leid erfahren haben und Emmanuel Macron bei den Parlamentswahlen heute die absolute Mehrheit erhielt und ich zur Zeit sein Buch Revolution - Wir kämpfen für Frankreich lese, wird es heute mal politisch. 
Sein Buch ist sehr empfehlenswert und ein MUSS für jeden deutschen Politiker. Danach kommt man sicher nicht mehr in Versuchung sich Martin Schulz als Bundeskanzler vorzustellen. Macron der ENA-Absolvent - Schulz der Schulabbrecher. 


"Unser Land kann sich nicht aufrecht halten und nicht mutig vorwärts gehen, wenn wir nicht wissen, woher wir kommen. Die Weitergabe unserer Traditionen ist eine nationale Aufgabe. So kann jedermann wissen, woher er kommt und wo er hingeht, heute, wo alles immer mehr beschleunigt wird, und es weniger feste Anhaltspunkte gibt als früher. Zum Vorteil aber auch zum Nachteil.
Man ist nichts und kann sich auch nicht entwickeln, wenn man nicht bereit ist, Dinge anzunehmen. Solange man nicht bereit ist, zu lernen, was andere vor einem gelernt haben. Man kann Frankreich nicht gestalten und nicht in unserer Gesellschaft aufgehen, wenn man sich nicht mit ihrer Geschichte beschäftigt, ihrer Kultur, ihren Wurzeln, ihren Persönlichkeiten: Chlodwig, Jeanne d'Arc, Heinrich IV., Danton, Napoleon, Gambetta, de Gaulle, den Soldaten aus dem Jahr II (des Revolutionskalenders), den Senegalschützen, den Kämpfern der Résistance, allen, die die Geschichte unseres Landes geprägt haben." (aus: Revolution )

Ganz unerwartet bin ich Francois Hollande, seinem Amtsvorgänger, im Schlosshof Ludwigsburg und in Verdun begegnet. Small talk und Hände schütteln. Ob Emmanuel Macron in den kommenden fünf Jahren wohl das Glück haben wird mit mir ein paar Worte zu wechseln ...  :-)





Sonntag, 11. Juni 2017

Metzger - Hirschwirt - Pfarrer - Zollverwalter

Die Vorfahren meiner Urgroßmutter Friederike Luise Rörich endeten mütterlicherseits bisher bei ihren Urgroßeltern, dem Kellereiküfer Johann Georg Eitel (*1741 Lomersheim) und Christina Dorothea Abele (*1748 Hessigheim).


Lomersheim anno 1684 - Forstlagerbuch Andreas Kieser

"Sieben auf einen Streich" war das Ergebnis der "tapferen Sucherin". Johann Georg und Christina sind meine 4-fachen Urgroßeltern, um sieben Generationen wurde dieser Zweig verlängert und endet jetzt bei Johann Spindler (*um 1470 Schwäbisch Gmünd) und Margarethe Blum (*um 1480 Göppingen). Dazwischen liegen 4 Metzger-Generationen der Familie Eitel in Lomersheim und Mühlhausen an der Enz. Johann Georgs Vater war außerdem noch Hirschwirt in Lomersheim. Der Schwiegervater des Mühlhausener Metzgers Johann Friedrich Eitel (*1682), Johann Georg Eichner (*1623 Esslingen), studierte in Tübingen und Straßburg Theologie und war Pfarrer in Grömbach, Grünwettersbach, Nußbaum und Lomersheim. 
Aber ein Pfarrer kommt selten allein. Im Pfarrerbuch Herzogtum Württemberg bei Württembergische Kirchengeschichte online findet man nach fast 400 Jahren den Lebenslauf von Johann Georg und den Hinweis auf seinen Schwiegervater, den Pfarrer Johann Spindler (*um 1590 in Holzheim, Göppingen). Johann war Pfarrer in Dürrmenz und verstarb dort am 31. Oktober 1635: "1635 starb Johann Spindler, Pf. Dürrmenz, welcher bei diesen elenden Kriegswirren, hernach nach Bretten, postea auf Vaihingen entwichen und zwar sich endlich wieder zu seiner Pfarre begeben, wegen des von denen Soldaten eingenommenen großen Schreckens in Melancholiae verfallen und daran gestorben".


Dürrmenz anno 1682 - Forstlagerbuch Andreas Kieser

Sein Vater Matthias (*1560 Göppingen) war nach seinem Theologiestudium in Tübingen Pfarrer in Winterbach, Holzheim (Göppingen), Linz an der Donau und Wurmberg, wo er um 1599 verstorben ist. Petrus (Peter) Spindler, der Vater von Matthias ist ebenfalls in Göppingen geboren. Er war württembergischer Zollverwalter: "schon vor 1568 war er 'Wirtembergischer Tributaris' = Zollverwalter, d.h. Einnehmer der kaiserlichen, aber an Württemberg verpfändeten Zölle"

Erstaunlich ist immer wieder, dass zu den vielen Pfarrern, Metzgern und Gastwirten in meinem Stammbaum immer wieder Pfarrer, Metzger und Gastwirte hinzukommen.
Vor 40 Jahren weilte ich zu einem Seminar im 1566 erbauten Schloss in Mühlhausen ohne zu wissen, dass dort schon vor Jahrhunderten meine Vorfahren in dem 892 erstmals erwähnten Dorf an der Enz 
lebten.


Mühlhausen anno 1682 - Forstlagerbuch Andreas Kieser



Samstag, 20. Mai 2017

Kriegsgefangenenakte aus Russland

Vor 4 Jahren begann ich diesen BLOG mit einem Beitrag über Leonhard Klenk aus der Hankertsmühle im Rottal. Ich schreibe heute den 338. Beitrag auf meinem BLOG und zum 4. BLOG-Geburtstag sollten die neuesten Fotos von der Hankertsmühle hier erscheinen.
Pläne sind dazu da, dass man sie ändert, denn heute kam Post vom Generalsekretariat Suchdienst des DRK München und der Inhalt des Briefes ist mir heute wichtiger als die Hankertsmühle.

Vor 3 Jahren machte ich mich auf die Suche nach den Vorfahren eines Freundes. Ich bekam einen Karton mit vielen alten Familienfotos, Feldpostbriefen und Totenzetteln seiner Urgroßeltern und seines Großvaters Hermann. Am Ende der Recherche entstand eine interessante und sehr weit zurückreichende Familiengeschichte mit Familienfotos, Totenzetteln, Feldpostbriefen und einer Kostenberechnung über 50 Pfund feine Leberwurst aus Hermanns Schulheft von der Meisterschule der Metzger.

"gestorben anfangs August 1944 im Lazarett in Russland" stand unter Hermanns Foto auf dem Totenzettel, er wurde nur 31 Jahre alt, hinterließ Eltern, seine junge Frau und zwei kleine Kinder. Mehr wusste die Familie nicht über seine Kriegsgefangenenzeit und wo er bestattet wurde.

Die Recherche ist für mich aber erst beendet, wenn das Schicksal eines Soldaten geklärt ist. Es ist einfach ein Muss, alle Suchmöglichkeiten zu nutzen. Das sind wir den Soldaten schuldig, die nach dem Krieg nicht mehr zu ihren Familien nach Hause gekommen sind. Die Onlinesuche beim Volksbund war erfolglos, deshalb stellte ich einen Suchantrag beim Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes. Heute kam also in einem großen Briefumschlag die ersehnte Antwort aus München. Wo sonst eine Briefmarke klebt war der Brief mit dem Vermerk gestempelt: SERVICE DES PRISONNIERS DE GUERRE - KRIEGSGEFANGENENPOST GEBÜHRENFREI

Der Brief enthielt Karteikarten aus dem Frontaufnahmelager und aus dem Lazarett. Die Kriegsgefangenenakte besteht aus einem Fragebogen des russischen Innenministeriums über die persönlichen Daten, über die Familie, die soziale Herkunft (Besitzstand der Eltern), Besitzstand des Kriegsgefangenen, schulische Bildung, berufliche Kenntnisse, Militärausbildung, Dienstgrad, Dienststelle, Fremdsprachenkenntnisse, Verwandtschaft in der UdSSR, Gerichtsverfolgung, Auszeichnungen, Datum und Ort der Gefangennahme. Der Obergefreite Hermann S. kam am 6. Oktober 1943 bei Newel (Gebiet Pskow) in russische Gefangenschaft. Am 27. Oktober 1943 hat Hermann im Frontaufnahemlager Nr. 41 den Fragebogen unterschrieben. Er kam am 5. Dezember 1943 aus Ostaschkow in das Lager 158 nach Tscherepowez. Die Akte enthält außerdem einen Totenschein vom 3.August 1944 mit der Todesursache "Dystrophie 3. Grades" und einen Bestattungsschein vom 5. August 1944 des städtischen Friedhofes Tscherepowez, im Gebiet Wologda, 500 km nördlich von Moskau.

Auf dem städtischen Friedhof im Südwesten der Stadt wurden die Kriegsgefangenen, die im Lager von Tscherepowez verstarben, beigesetzt. In der Nachkriegszeit wurde die Parzelle der Kriegsgefangenen durch Beisetzung von Ziviltoten vollständig überbettet. Auf dem Friedhof ruhten: 2.830 Deutsche, 26 Spanier, 109 Finnen, 7 Moldauer, 8 Italiener, 9 Litauer, 44 Polen, 76 Ukrainer, 152 Österreicher, 43 Letten, 13 Franzosen, 16 Jugoslawen, 434 Ungarn, 400 Rumänen, 23 Tschechen, 9 Japaner, je 1 Russe, Holländer, Este, Amerikaner, Luxemburger, Schweizer und Belgier. Insgesamt 4.206 Kriegsgefangene. - Freund und Feind im Tod vereint.
Im Jahr 2007 hat der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. einen Gedenkplatz für alle dort ruhenden Kriegsgefangenen gebaut.

Tod durch Verhungern wurde mit Dystrophie 3. Grades umschrieben. Der Lagerspiegel vom Lager Tscherepowez beschreibt die damaligen Verhältnisse: Unterkunft in Baracken, schlechte und vollkommen unzureichende Verpflegung, kaum Medikamente und Verbandszeug. Der Arbeitseinsatz ging über 10 Stunden täglich in der Holzverarbeitung, beim Torfstich, bei Erdarbeiten, in der Metallzeche, in der Kolchose und im Pferdelazarett.
90 % der Patienten starben an Fleckfieber, Ruhr, Typhus, Tbc, Dystrophie, Ödemen, Erfrierungen und Unfällen.

Die russischen Dokumente werden von meine Tochter für Hermanns Tochter Ursula übersetzt. Die Ungewissheit über sein Schicksal ist damit nach 73 Jahren beendet.


Montag, 1. Mai 2017

Schozach - Weingut Graf von Bentzel-Sturmfeder

Traumhaftes Cabrio-Frühlingswetter stellte sich zum Tag der offenen Weingüter ein. Mein Ziel war das Weingut Graf von Bentzel-Sturmfeder in Schozach.


Eingang zum Weingut Graf von Bentzel-Sturmfeder

Am Tag der offenen Weingüter habe ich mich für dieses Weingut mit der interessanten und uralten Familiengeschichte der Sturmfeder entschieden, auf deren Untertanen man bei der Ahnenforschung immer wieder trifft. - Der aus Jagsthausen stammende Bildweber Simon Breuninger war laut Taufeintrag seiner Tochter Margarethe im Jahr 1762 "von sturmfederischer Schultheiß". Die Schultheißentochter Margarethe heiratete mit nicht ganz 18 Jahren Johann Wolfgang Friedrich Möbius, den Ochsenwirt aus Kaltenwesten (Neckarwestheim). Seine Mutter Maria Elisabetha ist die Tochter des Murrer Ochsenwirts Hans Leonhard Pfuderer, der mein 6-facher Urgroßvater ist.


Schozach im Heilbronner Land
im Spiegel die 1960 erbaute evangelische Leonhardskirche
zuvor gingen die Schozacher in die Bartholomäuskirche in Ilsfeld

Am Tor zum alten Felsenkeller traf ich den sympathischen Weingutbesitzer Kilian Graf von Bentzel-Sturmfeder. Seine Einladung zu einer Weinprobe nahm ich nicht an, für einen ungeübten Weintrinker ist eine Weinprobe um 11 Uhr doch noch zu früh. Der Sturmfedersche Keller verströmt den typischen Geruch alter Weinkeller, in dem seit Jahrhunderten die edlen Tropfen ausgebaut und gelagert werden. Die großen alten Weinfässer mussten zum Glück noch nicht den modernen weniger Behaglichkeit verströmenden glänzenden Stahltanks weichen.


anno 1396 erhielt der Ritter Friedrich Sturmfeder
von Graf Eberhard von Württemberg wegen seiner treuen Dienste
ein Stück Land im Schozacher Holz als Lehen

Ein Weinkeller wie ich ihn liebe und seit Kindertagen kenne: gewölbtes Mauerwerk an dessen Wänden sich feuchte Luft niederschlägt, vermischt mit dem Geruch nach Holz, dem Duft und den Aromen jahrhundertealter Weinlagerung gepaart mit der Faszination der mächtigen Eichenholzfässer.


der 2015-er Spätburgunder wird im Barriquefass ausgebaut

Schon wegen meiner Vorfahren hat es mir der Roséwein "Ritter Georg" und der Tresterbrand "Foltertrunk" beim Einkauf besonders angetan. Auch auf den edlen Flaschenetiketten ist das Familienwappen mit den beiden mittelalterlichen Streitäxten.
Die sturmfederschen Weine, Sekte und Destillate können auch online erworben werden.


in und um die Gebäude trifft man immer wieder
 auf die mittelalterliche Streitaxt


stolz trägt das Weingut das Wappen mit den Streitäxten, 
die im Mittelalter Sturmfedern  genannt wurden


Zeit, Geduld, Sorgfalt und Tradition
geprägt von Respekt gegenüber Natur und Umwelt.
- Philosophie des Hauses Sturmfeder -


Zum Familienbetrieb Bentzel-Sturmfeder-Horneck gehört auch das benachbarte Gästehaus und das Schloss Thurn mit Erlebnispark in Heroldsbach im bayrischen Oberfranken.