Die Murr und die Bottwar, beide aus
bergigen Waldgegenden kommend, treten bei Schneeabgängen oder starken
Regengüssen öfters sehr schnell aus und überschwemmen nicht nur die ganze
Thalebene, sondern auch den untern Theil des Orts bis an die Hauptstraße. Im
Jahr 1741 waren die Überschwemmungen so häufig, daß den 25. Juni eine eigene
Wasserfluth-Predigt gehalten wurde, derer ungeachtet den 22. September die Murr
wieder so heftig austrat, daß sie nicht nur den Jahrmarkt verdarb, sondern
sogar die Krämerstände mit fort nahm. Damals wurde auch das sog. Fleckenschiff
angeschafft, das nun immer für solche Fälle bereit liegt; ein weiteres schaffte
man im Jahr 1825 an. Mit diesen Schiffen und Flößen fährt man bei Überschwemmungen
in den Straßen herum und Reisende werden, solange das Wasser nicht allzu
reißend ist, von einem Ende des Orts bis zum andern zu Schiffe geführt.
Besonders hoch giengen noch die Fluthen in den Jahren 1757, 1819, 1824 und
1851. Im allgemeinen ist die Gefahr der Überschwemmungen seit dem Jahr 1825
mittelst Anlegung eines Kanals, der die Gewässer der Bottwar schneller abführt,
vermindert worden.
Hochwassermarken am Steinheimer Rathaus
Die
Einwohner haben im allgemeinen weder körperliche Vorzüge noch Gebrechen und der
Gesundheitszustand ist befriedigend; die
häufigsten Krankheiten sind Fieber, auch herrscht namentlich unter den Kindern
eine größere Sterblichkeit als in den umliegenden Orten. Der Grund davon mag
darin liegen, daß der Ort hauptsächlich dem Südwestwind zugänglich ist, sodann
die häufigen Ueberschwemmungen, wobei das Wasser nicht nur in die Straßen und
Häuser eindringt und mit Schlamm erfüllt, sondern auch im Murrthal große,
schädlich ausdünstende Pfützen zurückläßt.
aus: Beschreibung Oberamt Marbach
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