"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Freitag, 31. Januar 2014

Wasserfluth-Predigt in Steinheim

Die Murr und die Bottwar, beide aus bergigen Waldgegenden kommend, treten bei Schneeabgängen oder starken Regengüssen öfters sehr schnell aus und überschwemmen nicht nur die ganze Thalebene, sondern auch den untern Theil des Orts bis an die Hauptstraße. Im Jahr 1741 waren die Überschwemmungen so häufig, daß den 25. Juni eine eigene Wasserfluth-Predigt gehalten wurde, derer ungeachtet den 22. September die Murr wieder so heftig austrat, daß sie nicht nur den Jahrmarkt verdarb, sondern sogar die Krämerstände mit fort nahm. Damals wurde auch das sog. Fleckenschiff angeschafft, das nun immer für solche Fälle bereit liegt; ein weiteres schaffte man im Jahr 1825 an. Mit diesen Schiffen und Flößen fährt man bei Überschwemmungen in den Straßen herum und Reisende werden, solange das Wasser nicht allzu reißend ist, von einem Ende des Orts bis zum andern zu Schiffe geführt. Besonders hoch giengen noch die Fluthen in den Jahren 1757, 1819, 1824 und 1851. Im allgemeinen ist die Gefahr der Überschwemmungen seit dem Jahr 1825 mittelst Anlegung eines Kanals, der die Gewässer der Bottwar schneller abführt, vermindert worden.


Hochwassermarken am Steinheimer Rathaus

Die Einwohner haben im allgemeinen weder körperliche Vorzüge noch Gebrechen und der Gesundheitszustand ist befriedigend;  die häufigsten Krankheiten sind Fieber, auch herrscht namentlich unter den Kindern eine größere Sterblichkeit als in den umliegenden Orten. Der Grund davon mag darin liegen, daß der Ort hauptsächlich dem Südwestwind zugänglich ist, sodann die häufigen Ueberschwemmungen, wobei das Wasser nicht nur in die Straßen und Häuser eindringt und mit Schlamm erfüllt, sondern auch im Murrthal große, schädlich ausdünstende Pfützen zurückläßt. 

aus: Beschreibung Oberamt Marbach


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen