"Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft." - Wilhelm von Humboldt

Dienstag, 31. März 2015

Hugo Pfuderer - der kostümierte Konditor

In dem markanten Fachwerkhaus am Marktplatz in Tübingen, dort wo heute das "Ranitzky" ist, befand sich einst mit dem Café Pfuderer ein typisch Tübinger Anziehungspunkt. Inhaber Hugo Pfuderer leitete das Café von 1919 an über 40 Jahre und machte sich mit seiner Spezialität, den berühmten Pfuderer-Pralinen, einen Namen. Doch Pfuderer war seinerzeit in Tübingen nicht nur bekannt wie "ein bunter Hund", manchmal machte er sich auch selbst zu einem - wenn er verkleidet im Café saß und ihn nicht jeder erkannte.



Nach seiner Ausbildung im Königin-Olga-Bau in Stuttgart legte der gebürtige Zuffenhausener bereits mit 21 Jahren seine Meisterprüfung ab. Er war damit der jüngste Konditormeister in Deutschland. Nicht nur deshalb - auch wegen seines Konfekts war er bekannt. Er gründete die Konditor-Innung Reutlingen, war dort 20 Jahre lang Mitglied der Lehrlings- und Prüfungskommission und war während des Ersten Weltkriegs Obermeister der Konditoren im Kreis Tübingen. Diese Verdienste um seinen Berufsstand würdigte der deutsche Konditorenverband mit der Verleihung der silbernen Ehrennadel.
"Im Pfuderer" gingen nicht nur angesehene Bürger der Stadt und Akademiker - vom Erstsemester bis zum Professor - ein und aus. Der Konditormeister war stolz darauf, insgesamt acht Tübinger Oberbürgermeister, den letzten württembergischen König Wilhelm II. und mit Konrad Adenauer auch den ersten deutschen Bundeskanzler in seinem Café empfangen zu haben. Adenauer, der noch als Kölner OB Tübingen besuchte, kaufte sich bei Pfuderer sogar Pralinen.


1931 - Hugo Pfuderer als verkleideter "Zaungast" auf der Ofenbank in seinem Café 


Sicherlich fiel den zahlreichen Gästen in dem Kaffeehaus ab und zu auch ein kostümierter Mann auf: mal mit Melone, mal mit Zipfelmütze oder als Clown geschminkt. Dass es sich dabei um Hugo Pfuderer persönlich gehandelt hat, wusste offenbar nicht jeder.

1965 übernahm Heinrich Gauker das Café am Marktplatz. Hugo Pfuderer starb wenige Jahre darauf, im August 1971, kurz vor seinem 80. Geburtstag. Seine Frau Emma starb ein Jahr später, kurz nachdem ihr Haus bei einem Großbrand fast vernichtet worden war. - (Quelle: Schwäbisches Tagblatt)

Der Murrer Ochsenwirt Johann Wilhelm Pfuderer (1762 - 1802) ist unser gemeinsamer Vorfahre. Er ist Hugo Pfuderers Ur-Urgroßvater und mein Ur-Ur-Ur-Urgroßvater.


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