Der erste in Großbottwar bekannte Volz ist Christian, er ist Mitte des 16.Jahrhunderts zugewandert, vermutlich aus Nordheim, wo er um 1530 geboren ist. Er war Weingärtner und auch Bürgermeister, von ihm sind zwei Söhne bekannt: Melchior und Johann (Hans).
Melchior, der wohl prominenteste Großbottwarer seiner Zeit, besuchte die Lateinschule seines Heimatortes, danach die Klosterschulen Anhausen, Adelberg und Bebenhausen. Sein Studium an der Universität Tübingen schloss er mit einer hervorragenden Magisterprüfung ab. Von 1587 bis 1605 war er im württembergischen Dienst tätig. Als Präzeptor an der Klosterschule Bebenhausen, als Diakon in Böblingen, als Pfarrer in Wangen bei Stuttgart und als Spezialsuperintendent in Blaubeuren.
Von seinem Herzog wurde er 1605 als Pfarrer und Senior in die konfessionell stark umkämpfte damalige Weltstadt Augsburg vorgeschlagen, er nahm die Stelle an und versah sie bis 1616. Gesundheitlich angegriffen kehrte er in den württembergischen Kirchendienst zurück und fand als Abt und Prälat an zwei Klosterschulen Verwendung, zuerst in Anhausen, dann in Maulbronn. Er wurde in den 8-köpfigen Ausschuss des Landtags gewählt. Gleichzeitig galt er als Berater des Herzogs. Er starb kurz vor Weihnachten 1625 und wurde in der Maulbronner Klosterkirche begraben. Dort steht auch heute noch sein Grabstein, der allerdings während der Gegenreformation stark beschädigt wurde und lange Zeit als verschollen galt.
Melchior war ein ausgezeichneter Prediger. Ein Teil seiner in Blaubeuren und Augsburg gehaltenen Predigten liegt auch heute noch gedruckt in der Stuttgarter Landesbibliothek vor. Seine in Augsburg 1614 gehaltenen "Sechs schöne Predigten von der Theurung" hat er unter anderem "der Stadt Grossen Bottwar im Herzothumb Württemberg, guten Freunden und Landsleuten" gewidmet. Seine Heimatstadt hatte er auch in der Ferne nicht vergessen.
In ganz Deutschland wurde er bekannt durch seine harten Predigten und Kampfschriften gegen seine konfessionellen Widersacher in Augsburg, insbesondere die Jesuiten. Die Sprache beider Parteien lässt an Bildhaftigkeit der zeitgemäßen gegenseitigen Beschimpfungen nichts zu wünschen übrig.
Dieses Porträt von Melchior Volz wurde vermutlich nach einem verlorenen gegangenen Wandbild im 20. Jahrhundert gefertigt.
Melchior Volz beantragte 1613 in Augsburg für sich, seinen Bruder Johann und alle Nachkommen die Verleihung eines Wappens. Das Wappen enthält eine Weintraube mit zwei Blättern , darüber einen Weingärtner mit Rebmesser und soll nach dem Wortlaut des Wappenbriefes einen "Geistlichen Weingartner in dem Weinberg deß Herrn" symbolisieren, nimmt aber auch Bezug auf den Beruf von Vater und Bruder.
Der 1613 ausgestellte Wappenbrief zeigt in der Mitte das Familienwappen.
Von den 12 Kindern der Eheleute Melchior Volz und Barbara Elenheinz, einer Pfarrerstochter aus Böblingen und Enkelin des Alpirsbacher Abts Balthasar Elenheinz, erreichten nur sechs das Erwachsenenalter. Drei Söhne studierten in Tübingen Theologie wie ihr Vater, zwei davon waren vorübergehend Diakone in Großbottwar. Der Jüngere, Christian, wurde später Pfarrer in Winzerhausen. Zwei Töchter Melchiors heirateten Pfarrer.
Sein Bruder Johann wurde 1567 in Großbottwar geboren, vermutlich besuchte er auch die Lateinschule, denn er konnte sich als Erwachsener bemerkenswert gewandt schriftlich ausdrücken. Auch erscheint der Besuch dieser Schulart eher dem Status seiner Familie zu entsprechen als jener der noch in bescheidenen Anfängen steckenden deutschen Schule. Johann wurde Weingärtner. Der Großbottwarer Vogt berief den Sohn der zur städtischen Ehrbarkeit zählenden Familie als Mitglied in "Rath und Gericht". Der "Rath" Johann Volz hat sich besonders bewährt, denn schon bald wählte ihn das Stadtgremium zu einem der beiden Bürgermeister. Er war Rechnungsbürgermeister, denn die Titelblätter etlicher städtischer Jahresabschluss-Rechnungsbücher weisen seinen Namen an jeweils erster Stelle aus. Die Schreibweisen wie "Hannß Volltz" oder "Johann Voltzen" entsprechen der damals noch ungezähmten deutschen Rechtschreibung.
Titelblätter der städtischen Rechnungsbücher von 1612 und 1638, auf denen der Bürgermeister Hannß Volltz bzw. Johann Voltzen genannt ist.
Den auf Initiative seines Bruders verliehenen Wappenbrief hat er angenommen und sorgfältig aufbewahrt. Sein persönliches Petschaft (ein Stempel aus aus einem harten Material, der geeignet ist, ein Siegel in eine Siegelmasse/Siegellack einzudrücken) - in Archivunterlagen mehrfach dokumentiert - zeigt den im Wappen abgebildeten Weingärtner mit dem Rebmesser in der Hand.
Wappen der Familie Volz
(aus dem Buch "Großbottwar - Beiträge zur Stadtgeschichte Band II")
Es gibt bei der Ahnenforschung immer wieder Überraschungen, man sucht hier und da nach Informationen. Setzt man die Puzzleteile zusammen, dann weiß man plötzlich sehr viel über den Urahn, dessen Namen man vor Wochen noch gar nicht kannte und der vor 200 oder 300 Hundert Jahren oder gar 450 Jahren, als sich Katholiken und Anhänger Martin Luthers gegenseitig "beschimpften", gelebt hat.
Im Jahr 2017 jährt sich der Tag an dem Martin Luther seine 95 Thesen - Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum - an die Schlosskirche in Wittenberg genagelt hat, zum 500. Male. Den 500. Jahrestag der Reformation hat die baden-württembergische Landesregierung zum Feiertag erklärt.
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