Nach dem Ende der Sträflingsverschickung 1853 hat die Kolonialregierung von Tasmanien ein Programm zu subventionierten Überfahrten aufgelegt. Die Einwanderer sollten lediglich 5 englische Pfund beisteuern. Besonders interessiert war man an Farmarbeitern, Handwerkern und Dienstmädchen. 1870 begann man auch die Einwanderung aus Deutschland zu fördern, indem kostenloses Farmland offeriert wurde.
Louis Knorr war als Agent für die australische Regierung tätig
Auch Steinheimer wanderten nach Australien aus, 1854 waren es 151 Personen. Ihnen folgten 1855 aus armen Familien 73 Personen, für deren Überfahrt die Gemeinde 4.000 Gulden bezahlte.
Für die mittellosen Auswanderer bezahlte die Gemeinde je Kopf 42 Gulden. Heiraten von armen Brautleuten wurden nur genehmigt, wenn sie tatsächlich auswanderten. Die Hochzeit durfte erst einen Tag vor der Abreise stattfinden. Die Gemeinde zahlte auch die amtsärztlichen Zeugnisse, die Pässe, für die Bedürftigsten die erforderlichen Kleider und den Transport "per Wagen" nach Heilbronn oder Bietigheim, der von mehreren Gemeinderäten begleitet werden musste. Unter den Auswanderern befanden sich Familien mit sechs, sieben oder acht Kindern.
Die Auswanderungsgruppe, die im April 1855 die Überfahrt bezahlt bekam, bestand aus fünf Bauern, vier Webern und Bauern, drei Zieglern und Bauern, einem Zimmermann und Bauer im Alter von 14 bis 45 Jahren, drei Ehefrauen mit zehn Kindern und sechs ledigen Frauen zwischen 19 und 36 Jahren mit fünf unehelichen Kindern. Sie durften auf Gemeindekosten auswandern, weil - wie es im Gemeinderatsprotokoll heißt - "die Armuth stets zunimmt und die Opfer hiefür nicht mehr aufzubringen sind.... in der That ist es auch nöthig, in hiesiger Gemeinde zu säubern, da leider durch Armuth und Verdienstlosigkeit der Bettel so um sich greift, daß der Ruf der Gemeinde ernstlich Noth leidet... "
Auch auf eigene Kosten gingen zahlreiche Steinheimer nach Australien. Nach Privatnachrichten soll Carl Friedrich Körner, ein Schlosser, der 1864 nach Australien auswanderte, 1882 in Cardwell gestorben sein. - Carl Friedrich ist der Enkel meiner 4-fachen Urgroßeltern Christian Körner und Elisabeth Friederike Baader.
Auf rootsweb schrieb eine Nachfahrin von C.F.Körner: "I am researching the family of Charles Frederick Korner und Sarah Elizabeth Prangley. They were married in Roma, QLD in 1871. They had five children: Mary Elizabeth, Edward Charles, Adeline Sophia, Ernest Victor (died as an Infant) and Charles Frederick (Junior) - all born in Roma or Cardwell. Charles Frederick (Senior) died in Cardwell in 1881. He emigrated from Stuttgardt in 1864 as Carl Friedrich Korner. I would love to hear from anyone with a connection".
Johannes Reif, geboren 1840 in Steinheim, schrieb am 6.November 1862 aus Hornetbank in Queensland in Australien an seinen Bruder: "Lieber Bruder, du schreibst mir, daß der Karl und du zu mir kommen willst und ich soll dir schreiben, wie es ist in diesem Lande. Das Land ist gut, aber es ist nicht wie in Deutschland, daß alles Ackerbau ist und daß man sich in das Federbett legen kann nachts! Es ist guter Lohn von 30 bis 50 bis 60 Pfund das Jahr. Wo ich wirklich bin, habe ich 65 Pfund das Jahr, aber ich muß manche Nacht unter einem Baum liegen mit einem Teppich für mein Bett. Man hat kein so gutes Leben als wie in Deutschland.
Es ist gutes Leben, so wie es ist. Man bekommt 8 Pfund Mehl, 2 Pfund Zucker, 1/4 Pfund Tee und so viel Fleisch, als man essen mag. Die Leute, die "schefern" (Schafe züchten), die halten sich gewöhnlich einen Garten, die haben es besser. Ich bin 300 Meilen von der Stadt. Bis Januar komme ich hin, dann will ich dem Karl das Geld schicken, daß er frei zu mir kommen kann. Dann will ich sehen, was ich für dich tun kann ...."
aus: Heimatbuch Steinheim an der Murr
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